"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Freitag, 28. Januar 2022
Sonntag, 23. Januar 2022
Zum Tod von Thich Nhat Hanh
Im Augenblick, in dem ich sterbe,
will ich versuchen, zu dir
so schnell ich kann zurückzukehren.
Ich verspreche, es dauert nicht lang.
Stimmt es nicht,
dass ich bereits jetzt bei dir bin,
da ich jeden Augenblick sterbe?
Jeden Moment kehre ich zu dir zurück.
Schau nur hin
und fühle meine Anwesenheit.
Wenn du weinen möchtest,
so weine nur.
Und du sollst wissen,
ich weine mit dir.
Die Tränen, die du vergießt,
werden uns beide heilen.
Deine Tränen sind auch meine.
Die Erde, auf der ich heute morgen gehe,
transzendiert die Geschichte.
Frühling und Winter sind beide da in diesem Augenblick.
Das junge und das abgestorbene Blatt sind wirklich eins.
Meine Füße berühren Todlosigkeit,
und meine Füße gehören dir.
Geht jetzt mit mir.
Laß uns eintreten in die Dimension des Einsseins
und den Kirschenbaum im Winter blühen sehen.
Warum sollten wir über den Tod sprechen?
Ich brauche nicht zu sterben,
um wieder mit dir zusammenzusein.
Thich Nhat Hanh
May he rest in Peace 💫💫💫💫
Mittwoch, 19. Januar 2022
Manchmal geschieht es ...
Manchmal geschieht es in tiefer Nacht,
dass der Wind wie ein Kind erwacht,
und er kommt die Alleen allein
leise, leise ins Dorf herein.
Und er tastet bis an den Teich,
und dann horcht er herum:
Und die Häuser sind alle bleich,
und die Eichen sind stumm...
Rainer Maria Rilke, 3.2.1898, Berlin
Montag, 17. Januar 2022
Samstag, 15. Januar 2022
I've often lost myself
I've often lost myself, in order to find
— Federico García Lorca
Freitag, 14. Januar 2022
DIE MUSCHEL DES MONDES
In die Muschel
des Mondes
ablegen die Fragen
der Nacht
zuwarten
bis er sich
rundet
zur Antwort
Annemarie Schnitt
Mittwoch, 12. Januar 2022
Wie wenig nütze ich bin
Wie wenig nütze ich bin,
ich hebe den Finger und hinterlasse
nicht den kleinsten Strich
in der Luft.
Die Zeit verwischt mein Gesicht,
sie hat schon begonnen.
Hinter meinen Schritten im Staub
wäscht der Regen die Straße blank
wie eine Hausfrau.
Ich war hier.
Ich gehe vorüber
ohne Spur.
Die Ulmen am Weg
winken mir zu wie ich komme,
grün blau goldener Gruß,
und vergessen mich,
eh ich vorbei bin.
Ich gehe vorüber -
aber ich lasse vielleicht
den kleinen Ton meiner Stimme,
mein Lachen und meine Tränen
und auch den Gruß der Bäume im Abend
auf einem Stückchen Papier.
Und im Vorbeigehn,
ganz absichtslos,
zünde ich die ein oder andere
Laterne an
Hilde Domin
Sonntag, 9. Januar 2022
Freitag, 7. Januar 2022
Dienstag, 4. Januar 2022
Im Heute ist Leben
Danke, lieber Werner, für die schöne grafische Gestaltung einiger Texte von Annemarie Schnitt. Könnten wir sie dazu fragen, sie wäre sicherlich sehr angetan.
Gabriele
Sonntag, 2. Januar 2022
Ich danke allen
Sie haben meine Phantasie beflügelt.
Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten.
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.
Ich danke allen, die mich belogen haben.
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben.
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben.
Sie haben meinen Trotz geschürt.
Ich danke allen, die mich verlassen haben.
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.
Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben.
Sie haben mich erwachsen werden lassen.
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben.
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.
Ich danke allen, die mich verwirrt haben.
Sie haben mir meinen Standpunkt klar gemacht.
Vor allem aber danke ich all denen,
die mich lieben, so wie ich bin.
Sie geben mir die Kraft zum Leben!
Danke.
(Paulo Coelho)
Samstag, 1. Januar 2022
Im neuen Jahr