"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Samstag, 27. März 2021
Aller Anfang
Freitag, 26. März 2021
Verehrter Gott
Montag, 22. März 2021
Meine Heimat ist klein
Geht von Ort zu Ort,
Nimmt mein Herz mit sich fort,
Gibt mir Weh, gibt mir Ruh;
Meine Heimat bist du.
Hermann Hesse
💙💙💙💙
Freitag, 19. März 2021
Ich muss nicht mehr reisen
Ich muss nicht mehr reisen.
An manchen Tagen ist der Gang
vom Schlafzimmer durchs Wohnzimmer
in die gemütliche Küche und dann
eine Etage tiefer in mein Arbeitszimmer genug.
Unterwegs begegnen mir Tragödien und Komödien.
Ich spiele in ihnen allen mit –
kleine aber wichtge Rollen, aus meiner Sicht.
Manchmal ducke ich mich auf meinem Gang,
um nicht von streunenden Gedanken
genau zwischen die Augen getroffen zu werden.
Komme ich erst in mein Arbeitszimmer
bricht das Reich der Gedanken über mich herein.
Ich kann plötzlich bis Kassiopeia sehen,
einem Virus meine Hand geben,
in eine kleinen unscheinbaen Cafe in Kopenhagen
mit Kierkegaard gemeinsam Kaffee trinken,
und sehen, wie dieser Planet unbewohnbar wird.
Mein blauer Schreibtischstuhl
wird die Schaltzentrale eines Raumschiffs,
das zwischen Zellen verkehrt.
Es ist innen größer als außen,
eine Tardis, time and relative dimension in space.
Andererseits würde ich gerne doch noch
einige von euch treffen,
die, mit dem ganz eigenen Helm des Glaubens,
dann die Experten für Notlösungen
und die, die nichts mehr lösen brauchen.
Auch die Verwitterten, die gerade dabei sind
sich radikal zu erneuern. Ich würde gern
einen Moment lang ewig mit euch sein,
dabei den gegenseitigen Himmel spüren
und den letzten Stand eurer Herzen.
Ich würde gern mit euch versinken, immer höher,
bis wir uns selbst abholen, um ganz bewusst
in dieser Welt zu lieben.
Ulrich Schaffer
13. März 2021
Sonntag, 14. März 2021
Das Schwere
Die Landschaft sehen
und die Landschaft hören
und nicht nur hören und sehen
die eigenen Gedanken
die kommen und gehen
beim Denken an die Landschaft
an die Landschaft ohne dich
oder an dich in der Landschaft
Vögel die steigen
hinauf in den Morgenhimmel
sind keine Raumschiffe
keine singenden Skalpelle
Nicht einmal Kinderdrachen sind sie
denn die gehören
nur dann zur Landschaft
wenn wirkliche Kinder
wirkliche Drachen steigen lassen im Wind
Und das Grau
unter den Bäumen
an einem verregneten Mittag
ist keine Höhle
für lauernde Meerungeheuer
sondern es ist nur das Grau unter den Bäumen
die vielleicht Unterschlupf sein können
vor dem Regen
Und auch die Sonne hat
keine rotblonden Haare
und der Mond hat auch ohne dich
keinen wehenden weißen Bart
Und der Abend ist der Abend
und die Nacht ist die Nacht
und Spätherbst ist immer die Zeit
zwischen Ernte und Sterben
Erich Fried
Bild: Victor Vasnetso