Samstag, 30. April 2011

Spirit


Spirit
is Life.
It flows thru
the death of me
endlessly
like a river
unafraid
of becoming
the sea

Gregory Corso

Foto: Irland 2010

Freitag, 29. April 2011

Down by the river


Heute bin ich im Konzert - und freue mich sehr darauf!
Immerhin leben wir am Fluß....

http://www.youtube.com/watch?v=vjncyiuwwXQ


Down by the river by the boats
Where everybody goes to be alone
Where you wont see any rising sun
Down to the river we will run

When by the water we drink to the dregs
Look at the stones on the river bed
I can tell from your eyes
You've never been by the riverside

Down by the water the riverbed
Somebody calls you somebody says
swim with the current and float away
Down by the river everyday

Oh my God I see how everything is torn in the river deep
And I don't know why I go the way
Down by the riverside

When that old river runs pass your eyes
To wash off the dirt on the riverside
Go to the water so very near
The river will be your eyes and ears

I walk to the borders on my own
To fall in the water just like a stone
Chilled to the marrow in them bones
Why do I go here all alone

Oh my God I see how everything is torn in the river deep
And I don't know why I go the way
Down by the riverside

Donnerstag, 28. April 2011

Schöner

Schöner sind die Gedichte des Glücks.
Wie die Blüte schöner ist als der Stengel
der sie doch treibt
sind schöner die Gedichte des Glücks.
Wie der Vogel schöner ist als das Ei
wie es schön ist wenn Licht wird
ist schöner das Glück.
Und sind schöner die Gedichte
die ich nicht schreiben werde.

Hilde Domin

Bild August Macke

Mittwoch, 27. April 2011

stunning

stunning.
about confusion.
about wondering why everything that seems so good can turn out to be so bad.
about losing something.
about being lost.
simply stunning.

(Kommentar bei youtube) Danke Olivia!

Dienstag, 26. April 2011

Dieses Leben...

Dieses Leben, sollst du wissen,
ist ein kleiner Platscher
eines Regentropfens.
Eine Sache von unendlicher Schönheit,
die im gleichen Moment,
in den sie geschaffen wird,
auch wieder verschwindet.
Daher stecke dir ein Ziel.
Nutze jeden Tag und jede Nacht.

Tsongkapa

Danke für den schönen Text, liebe Susanne!
Bild: Street Art von Bansky

Montag, 25. April 2011

In The Sun

http://www.youtube.com/watch?v=Bj3ibm95zzc

Für Olivia im Gedenken an Gunnar

I picture you in the sun wondering what went wrong
And falling down on your knees asking for sympathy
And being caught in between all you wish for and all you seen
And trying to find anything you can feel that you can believe in

May god’s love be with you
Always
May god’s love be with you

I know I would apologize if I could see your eyes
cause when you showed me myself I became someone else
But I was caught in between all you wish for and all you need
I picture you fast asleep
A nightmare comes
You can’t keep awake

May god’s love be with you
Always

’cause if I find
If I find my own way
How much will I find
If I find
If I find my own way
How much will I find
You

I don’t know anymore
What it’s for
I’m not even sure
If there is anyone who is in the sun
Will you help me to understand
’cause I been caught in between all I wish for and all I need
Maybe you’re not even sure what it’s for
Any more than me

Olivials Seite:
http://www.winter-kind.de/

For Freedom - Benedictus -


As the embrace of the earth
Welcomes all we call death,
Taking deep into itself
The tight solitude of a seed,
Allowing it time
To shed the grip of former form
And give way to a deeper generosity
That will one day send it forth,
A tree into springtime,
May all that holds you
Fall from its hungry ledge
Into the fecund surge of your heart.

John O'Donohue
from “For Freedom” – Benedictus

Sonntag, 24. April 2011

Ostern


Mit diesem Foto aus dem Garten - Florians Apfelbeere  - grüße ich Euch/Sie herzlich zum Osterfest und wünsche Euch/Ihnen ein gesegnetes, lichtvolles und sonniges Ostern!

Gabriele
mit Florian im Licht

Dir, liebe Andrea, danke ich für diesen wundervollen Tulpengruß zu Florians Geburtstag im vergangenen Jahr. Nun entfalten sie ihre ganze Schönheit und Pracht. Sie leuchten, als trüge jede Blüte ein kleines Licht!


Danke!

Auferstehung


Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,
So trag hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,
Dass ernst und still es sich mit dir ergehe
Im Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.
Da fühlst du bald, dass jener, der geschieden,
Lebendig dir im Herzen auferstehe;
In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,
Und aus den Tränen blüht ein tiefer Frieden.
Ja, schöner muss der Tote dich begleiten,
Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,
Und treuer - denn du hast ihn alle Zeiten.
Das Herz auch hat sein Ostern, wo der Stein
Vom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten;
Und was du ewig liebst, ist ewig dein.

Emanuel Geibel (1815-1884)

Samstag, 23. April 2011

Osterspaziergang

Ein etwas anderes Gedicht - auch zu Ostern....
Ganz unter uns: Noch ist es nicht so weit.
Noch blüht kein Flieder hinterm Heckenzaune.
Doch immerhin: Ich hab ein neues Kleid,
Bürofrei und ein bisschen Frühlingslaune.

Was hilft uns schon das ganze Trübsalblasen –
Da weiß ich mir ein bessres Instrument.
Ich pfeife drauf... Mich freut selbst kahler Rasen
Und auf das Frohsein gibt es kein Patent.

Mich fährt die Stadtbahn auch ins freie Feld,
Mir weht der Märzwind gleich den Weitgereisten
Ich hab mein’ Sach’ auf nichts gestellt.
- Das kann man sich noch leisten.

Blau ist der Himmel wie im Bilderbuch.
Die Vögel zwitschern wie in Frühlingsträumen.
Herb mischt die Waldluft sich mit Erdgeruch
Und frühem Duft von knospig reifen Bäumen.

Die Sonne blickt schon ziemlich interessiert.
Und wärmt beinah. - Doch, während ich sie lobe,
Verschwindet sie, von Wolken wegradiert.
Es scheint, sie scheint nur Probe.

Ganz unter uns: Noch kam der Lenz nicht an,
Obgleich schon Dichter Frühlingslieder schrieben.
- Erst wenn man frei auf Bänken sitzen kann,
Dann wird es Zeit, sich ernstlich zu verlieben...

Mascha Kaléko: Das lyrische Stenogrammheft.
Rororo

Ostererwachen


Und wenn die Zeit
von Auferstehung träumt
träumen auch wir
von einem ewigen Leben.
Und wenn sich die Trauer
nach Hoffnungszeichen sehnt
wird der Himmel
lichtgefüllte Sternenblüten
auf die Ostergräber säen.
Und wenn sich der erste Schmetterling
auf seine engelhaften Flügel besinnt
stirbt auch der letzte Zweifel
dass unsere Toten
zeitlebens geborgen sind.

© Ute Leser

Freitag, 22. April 2011

Karfreitag


http://www.youtube.com/watch?v=3OPsIl-bfXw&feature=list_related&playnext=1&list=MLGxdCwVVULXd5yrYdEV37L-cZmjnt6ZGH

Verhangener Tag,im Wald noch Schnee,
Im kahlen Holz die Amsel singt:
Des Frühlings Atem ängstlich schwingt,
Von Lust geschwellt,beschwert von Weh.

So schweigsam steht und klein im Gras
Das Krokusvolk,das Veilchennest,
Es duftet scheu und weiß nicht was,
Es duftet Tod und duftet Fest.

Baumknospen stehn von Tränen blind,
Der Himmel hängt so bang und nah,
und alle Gärten,Hügel sind
Gethsemane und Golgatha.

Hermann Hesse

Donnerstag, 21. April 2011

Time stands still...

Time stands still with gazing on his face,
Stand still and gaze for minutes, hours, and years to him give place.
All other things shall change, but he remains the same,
Till heavens changed have their course and time hath lost his name.


Zeit steht still, schau ich in sein Gesicht,
Steh still und schau, Minute, Stund und Jahr, er schwindet nicht.
Wenn alles auch vergeht, bleibt er doch ewiglich,
Bis der Planeten Lauf sich kehrt und Zeit heißt nicht mehr Zeit.


(Aus Richard Powers „Der Klang der Zeit“)

Mittwoch, 20. April 2011

aus einer Gedenkanzeige


Es sprieszen immerfort die sanften
Toten aus Blume, Baum, Gebüsch und Wald
bald
meinen Schatten wirft ein Fliederbaum.

Friederike Mayröcker

Dienstag, 19. April 2011

Manchmal

Manchmal scheint uns alles falsch und traurig,
Wenn wir schwach und müd in Schmerzen liegen,
Jede Regung will zur Trauer werden,
Jede Freude hat gebrochne Flügel,
Und wir lauschen sehnlich in die Weiten
Ob von dorther neue Freude käme.

Aber keine Freude kommt, kein Schicksal
Je von außen uns. Ins eigene Wesen
Müssen wir, vorsichtige Gärtner, lauschen,
Bis von dort mit Blumenangesichtern
Neue Freuden wachsen, neue Kräfte.


Hermann Hesse

Montag, 18. April 2011

Diese Sehnsucht


Dieser Traum den ich lebe,
diese Sehnsucht mit Vor- und Zunamen
dieser Wirbelstrom, gefangen in meinen bebenden Knochen
der heulend seinen Weg durch mein Blut beklagt ....

Ich kann die Zeit nicht verlassen und ihre Verstecke,
das Tal meiner Tage
ist voll namenloser Schatten,
ich gehe in die Einsamkeit wie eine arme Seele
bar aller Vernunft,
Heldin verlorener Schlachten
und wasserloser Krüge.
Ich sinke ein in meinen Körper,
verblute mich in die Venen,
ich kämpfe gegen den Wind,
gegen die Haut, die an meiner klebt.

Was soll ich tun mit meinem Geisterschloß
mit den Sternschnuppen, die mich belagern
da die Sonne mich blendet-
ich sehe nur ihre gelbe Scheibe -
und ihr goldener Schweif mir die Hand leckt
mir die Nächte durchpflügt,
mich entlebt
und mir Unheil bringt
..Ich werde mich den Wirbelstürmen ausliefern
und so weit fort wie möglich
dies brennende Licht durchqueren.
Ich komme um vor Kälte.

Giaconda Belli

Für René G. und alle, die mit ihm um sein Leben bangen! Für Dich, liebe Andrea!

Sonntag, 17. April 2011

Ich habe Dich geliebt und liebe dich noch



Ich habe Dich geliebt und liebe dich noch!
Und fiele die Welt zusammen,
Aus ihren Trümmern stiegen doch
Hervor meiner Liebe Flammen.

Heinrich Heine

Samstag, 16. April 2011

Abwesenheit

Mögest du erkennen, dass Abwesenheit erfüllt ist von verborgener Gegenwart, dass nichts je verloren ist oder je vergessen.

Mögen die Abwesenden in deinem Leben sich mit dem Widerhall der Ewigkeit füllen.
Mögest du um dich herum das geheime Anderswo spüren,
wo die Gegenwarten derer wohnen, die dahingegangen.

Mögest du großzügig sein in deinem Annehmen von Verlust.

Möge der wunde Quell des Kummers sich in ein stetiges Fließen von Gegenwart verwandeln.

Möge dein Mitgefühl bis zu jenen reichen, von denen wir niemals erfahren.

Mögest du den Mut haben, für die Ausgeschlossenen zu sprechen.

Mögest du zum gnädigen und leidenschaftlichen Ich deines eigenen Lebens werden.

Mögest du dein Geheimnis nicht entwürdigen durch dürre Worte oder falsche Zugehörigkeit.

Mögest du umfasst werden von Gott, in dem Morgen- und Abenrot eins sind.
Möge deine Sehnsucht ihre Träume bewohnen im Großen Zugehören.

John o´Donohue Benedictus: das Buch der irischen Segenswünsche

Freitag, 15. April 2011

Nicht alle Schmerzen sind heilbar


Nicht alle Schmerzen sind heilbar,
manche schleichen sich tiefer und tiefer ins Herz hinein
und während Tage und Jahre verstreichen
werden sie zu Stein

Du sprichst und lachst, als wenn nichts wäre
sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
bis in den Traum

Der Frühling kommt mit Wärme und Helle
die Welt wird ein Blütenmeer
aber in meinem Herzen ist eine Stelle
da blüht nichts mehr

Ricarda Huch

Donnerstag, 14. April 2011

"Die hellen Tage"


Ein ganz warme Buchempfehlung von mir.
Ich habe das Buch im Urlaub auf Zypern gelesen mich täglich auf meine Lesestunden abends gefreut! Es hat mich gefesselt, fasziniert und nicht losgelassenm denn selten habe ich ein Buch gelesen, das mich so deutlich den Wert einer guten und wunderbaren Freundschaft hat erkennen lassen. Einer Freundschaft, von der es nicht heißt: drei ist einer zuviel, sondern die ohne auch nur einem einzigen von ihnen, nie das geworden wäre, was sie ist. Freundschaft, die in Mitgefühl, Herzenswärme und Loyalität gründet, bei den Kindern und auch den starken Müttern, die eine tragende Rolle in diesem Buch spielen und ihren Kindern viel mitgeben in ihr späteres Leben.


http://www.wdr2.de/kultur/buecher/buecher_die_hellen_tage100.html

"In einer süddeutschen Kleinstadt erlebt das Mädchen Seri helle Tage der Kindheit: Tage, die sie im Garten ihrer Freundin Aja verbringt, die aus einer ungarischen Artistenfamilie stammt und mit ihrer Mutter in einer Baracke am Stadtrand wohnt.

Aber schon die scheinbar heile Welt ihrer Kindheit in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hat einen unsichtbaren Sprung: Seris Vater starb kurz nach ihrer Geburt, und Ajas Vater, der als Trapezkünstler in einem Zirkus arbeitet, kommt nur einmal im Jahr zu Besuch. Karl, der gemeinsame Freund der Mädchen, hat seinen jüngeren Bruder verloren, der an einem hellblauen Frühlingstag in ein fremdes Auto gestiegen und nie wieder gekommen ist.
Es sind die Mütter, die Karl und die Mädchen durch die Strömungen und Untiefen ihrer Kindheit lotsen und die ihnen beibringen, keine Angst vor dem Leben haben zu müssen und sich in seine Mitte zu begeben."

Zsuzsa Bánk erzählt die Geschichte dreier Familien und begleitet ihre jungen Helden durch ein halbes Leben: Als Seri, Karl und Aja zum Studium nach Rom gehen, wird die Stadt zum Wendepunkt ihrer Biographien – und zur Zerreißprobe für eine Freundschaft zwischen Liebe und Verrat, Schuld und Vergebung.

Wachsen


Aus den Wurzeln
das Wachsende
zwischen Gestein und Grün

Auch Menschen wachsen
und spiegeln sich
in ihren Wünschen

Schwer tragen sie
ihre Verluste

Die Liebe
lassen sie wachsen
ein Vers
der nicht
untergehen soll

Rose Ausländer

Mittwoch, 13. April 2011

Wo du geliebt wirst...

Wo du geliebt wirst,
kannst du getrost alle Masken ablegen,
darfst du dich frei und ganz offen bewegen.
Wo du geliebt wirst,
zählst du nicht nur als Artist,
wo du geliebt wirst,
darfst du so sein, wie du bist.
Wo du geliebt wirst,
musst du nicht immer nur lachen,
darfst du es wagen, auch traurig zu sein.
Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Fehler machen
und du bist trotzdem nicht hässlich und klein.
Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Schwächen zeigen
oder den fehlenden Mut,
brauchst du die Ängste nicht zu verschweigen,
wie das der Furchtsame tut.
Wo du geliebt wirst,
darfst du auch Sehnsüchte haben,
manchmal ein Träumender sein,
und für Versäumnisse, fehlende Gaben
räumt man dir mildernde Umstände ein.
Wo du geliebt wirst,
brauchst du nicht ständig zu fragen
nach dem vermeintlichen Preis.
Du wirst von der Liebe getragen,
wenn auch unmerklich und leis.

Elli Michler


aus Elli Michler: Ich wünsche dir Zeit, Die schönsten Gedichte von Elli Michler © Don Bosco Verlag
http://www.ellimichler.de/
Bild: Chagall

Dienstag, 12. April 2011

Der Weg unterm Schritt


Der Weg unterm Schritt
und die Erde unterm Fuß,
auf die du jetzt trittst,
das wäre ein Ziel,
und das Leben, das du lebst
das wäre ein Ziel.

Nicht das Leben
das du leben möchtest
und nicht der Tag,
der einst kommen wird.

DENN ES IST TAG!

Thomas Rother



Montag, 11. April 2011

Wunder heute


wo sind heute die Blinden die sehen
wo sind heute die Lahmen die gehen
wo sind heute die Aussätzigen
die rein werden
wo sind heute die Tauben die hören
wo sind heute die Toten die aufstehen
plötzlich fängt einer an
deutlicher zu sehen
plötzlich fängt einer an
aus dem Trott zu gehen
plötzlich fängt einer an sich zu häuten
plötzlich fängt einer an hinzuhören
plötzlich fängt einer an aufzustehen
um neu zu verstehen
und jedesmal
ist ein Wunder geschehen

Annemarie Schnitt

Sonntag, 10. April 2011

Die schwersten Wege

Die schwersten Wege
werden alleine gegangen,
Die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer,
sind einsam.
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.

Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehenbleiben und sich Umdrehn
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus

Wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen -
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen.

Hilde Domin

Samstag, 9. April 2011

Frühling

Jeder kommende Frühling, der die Sprösslinge der Pflanzen aus dem Schoße der Erde treibt, gibt mir Erläuterung über das bange Rätsel des Todes und widerlegt meine ängstliche Besorgnis eines ewigen Schlafs.

Friedrich Schiller

Am Strande


Vorüber die Flut.

Noch braust es fern.
Wild Wasser und oben
Stern an Stern.

Wer sah es wohl,
O selig Land,
Wie dich die Welle
Überwand.

Noch braust es fern.
Der Nachtwind bringt
Erinnerung und eine Welle
Verlief im Sand.

Rainer Maria Rilke

Freitag, 8. April 2011

Lied des Regens


Ich bin die silbernen Fäden, welche die Götter zur Erde senden;
die Natur fängt sie auf und schmückt sich mit ihnen.

Ich bin die kostbaren Perlen aus der Krone der Astarte;
die Tochter des Morgens raubte sie mir heimlich,
um die Felder zu zieren.

Ich weine, und es lächeln die Hügel, ich falle hinab,
und die Blumen richten sich auf.
Feld und Wolke sind Liebende, und ich bin ihr Bote,
bald lindere ich den Durst des einen, bald heile ich die Krankheit des anderen.

Die Stimme des Donners und das Schwert des Blitzes künden mein Kommen an,
aber am Ende meiner Reise erstrahlt am Himmel der Regenbogen.

So ist das irdische Leben; unter den Füßen der Materie beginnt es seinen auf,
und in den sanften Händen des Todes endet es.

Aus dem Herzen des Sees steige ich auf,
schwebe auf den Flügeln der Luft, bis ich meinen Garten entdecke,
dann falle ich herab, küsse die Lippen der Blüten
und umarme die Zweige.

Mit meinen Fingerspitzen klopfe ich sanft an die Fensterscheiben;
einfühlsame Geister lauschen vergnügt dieser geheimnisvollen Musik.

Ich vertreibe die warme Luft, der ich mein Leben verdanke, wie eine Frau,
die den Mann beherrscht, durch die Kraft, die sie von ihm empfing.

Ich bin ein Seufzer des Meeres, eine Träne des Himmels,
ein Lächeln des Feldes, ebenso wie die Liebe,
die ein Seufzer aus dem Meer der Gefühle ist,
eine Träne vom Himmel der Gedanken
und ein Lächeln vom Felde der Seele.

Khalil Gibran

Foto: Regenbogen am Tag des Abschieds

Donnerstag, 7. April 2011

Von der Freude und dem Leid

Eure Freude ist euer Leid ohne Maske.
Und derselbe Brunnen, aus dem euer Lachen aufsteigt,
war oft von euren Tränen erfüllt.
Und wie könnte es anders sein?
je tiefer sich das Leid in euer Sein eingräbt,
desto mehr Freude könnt ihr erfassen.
Ist nicht der Becher, der euren Wein enthält,
dasselbe Gefäß, das im Ofen des Töpfers gebrannt wurde?
Und ist nicht die Laute, die euren Geist besänftigt,
dasselbe Holz, das mit Messern ausgehöhlt wurde?
Wenn ihr fröhlich seid, schaut tief in eure Herzen,
und ihr werdet finden, daß nur das,
was euch Leid bereitet hat, euch auch Freude gibt.
Wenn ihr traurig seid, schaut wieder in eure Herzen,
und ihr werdet sehen, daß die Wahrheit um das weint,
was euch Vergnügen bereitet hat.
einige von euch sagen:"Freude ist größer als Leid".
Und andere sagen:"Nein, Leid ist größer".
Aber ich sage euch, sie sind untrennbar.
Sie kommen zusammen, und wenn einer alleine mit euch am Tisch sitzt,
denkt daran, daß der andere auf eurem Bett schläft.
Wahrhaftig, wie die Schalen einer Waage
hängt ihr zwischen eurem Leid und eurer Freude.
Nur wenn ihr leer seid, steht ihr still und im Gleichgewicht.
Wenn der Schatzhalter euch hochhebt, um sein Gold und sein Silber zu wiegen,
muß entweder eure Freude oder euer Leid steigen oder fallen.

Khalil Gibran

Mittwoch, 6. April 2011

Philosophie der Liebe


Philosophie der Liebe

Quelle eint sich mit dem Strome,
Dass der Strom ins Meer vertauche;
Wind und Wind am blauen Dome
Mischen sich mit sanftem Hauche.

Nichts auf weiter Welt ist einsam,
Jedes folgt und weiht sich hier
Einem andern allgemeinsam -
Warum denn nicht wir?

Sieh den Berg gen Himmel streben,
Well in Welle sieh zerfließen;
Keiner Blume wird vergeben,
Wollte sie den Kelch verschließen,

Und der Himmel küsst die Erd,
Und das Mondenlicht den Fluss -
Was sind all die Küsse wert,
Weigerst du den Kuss?

Percy Bysshe Shelley (1792-1822)






Zurück aus Zypern. Zurück aus der Sonne und aus unbeschwerten Frühlingstagen! Zurück auch mit der erneut gemachten Erfahrung, Florian auch im Glück nah bei mir zu haben! Die Nähe und Liebe ist an keinen Ort mehr gebunden. Die Zeichen, die wir erhalten sind unübersehbar und wir danken es mit vielen Kerzen in kleinen Kapellen am Rand unserer Wege durch die blühende, duftende Natur.
Meine Gedanken waren auch bei denen, deren Leben und Schicksal ich begleiten darf und auch für Euch und Eure Verstorbenen brannten diese Kerzen.
Oft hat uns Zypern auf unseren langen Wanderungen auch an Irland erinnert: das Grün, saftig frisch und die Wiesen wechselten in diesen Wochen die Farbe von Gelb nach Weiss. Der Duft der Zitrusbäume begleitete uns und die Glocken der Ziegen an den steilen Wänden und der Wind bildeten unsere Geräuschkulisse.


Solltet Ihr vielleicht irgendwann einmal diese wunderschöne Insel besuchen wollen:
Wir haben eine kleine Wohnung direkt am Meer, die wir in diesen Wochen bezogen haben. Ab nächstes Jahr stellen wir sie auch Euch gerne zur Verfügung.

Arsinoe