Samstag, 11. März 2023

I am no bird


 ......wenn auch nur für eine kleine Weile!

Der Winter drückt aufs Gemüt und wir ziehen vogelgleich - in die ☀ 
Herzlichst
Gabriele

Donnerstag, 9. März 2023

Das Leben ist wundersam


Das Leben ist wundersam und zaubervoll
und hinreißend und in Schönheit strahlend
und selig und magisch und gaukelnd und unergründlich.
Es duftet die Blume Jelängerjelieber, und in
Italien wächst die Zypresse, und in Potsdam
lehnt ein Mädchen über eine Balustrade,
mit wehendem Haar. Sie ist das Glück.
 
Du wirst verwehen und vergehen,
wie diese schweren, lauen Regentropfen,
die in das Wasser vor uns fallen.
Ich selber muss verwehen und vergehen.
 
Und lange vor uns wird diese Liebe verweht sein
und vergangen sein.
Aber sie ist doch einmal dann in der Welt gewesen –
wenn die Büsche duften, die Junierde dampft
Und die Sterne singen.
 
Alfed Kerr 
 

Mittwoch, 8. März 2023

Internationaler ♀ Frauentag




"Within you
is the light of
a thousand suns."
 
~Robert Adams
 

💜💜💜

Erlaube mir traurig zu sein


Erlaube mir traurig zu sein
unter deinen Augen, den Sternen.
Vielleicht sehen sie nicht, daß ich traurig bin,
denn die Muschel des Mondes ist abgewandt
und hört nicht auf meine Gespräche.
Bei Tag denkt sicher die Sonnenstirne
niemals über mich Dämmernde nach –
erlaube mir, gänzlich verloren zu gehen
in den Büschen der Schwermut.


CHRISTINE LAVANT

 



Samstag, 4. März 2023

Jeder Tod

Jeder Tod

ein kleiner Weltuntergang
ein Stillstand der Zeit
eine Sonnenfinsternis:
das Erlöschen eines Blicks
das Verstummen einer Stimme 
der Stillstand eines Herzens
das Erkalten eines Körpers
ein kleiner Weltuntergung
ein Stillstand der Zeit
im Wolkenbruch der Trauer   im Adieu
im Weitergehen den Namen festhalten
ihn zum Rückruf gegen den Himmel werfen
Wieder auftauen aus der Kälte der Trauer
das Schwarz löschen aus dem Bild des Tages
dir Trost zu zaubern   eine Kette aufziehen
aus Perlen kostbarer Erinnerung   aus Tränen 
sich anvertrauen dem warmen Wind
des Neuanfangs

                                                Weidensärge in Irland


Donnerstag, 2. März 2023

IN SAND GESCHRIEBEN



Dass das Schöne und Berückende
Nur ein Hauch und Schauer sei,
Dass das Köstliche, Entzückende,
Holde ohne Dauer sei:
Wolke, Blume, Seifenblase,
Feuerwerk und Kinderlachen,
Frauenblick im Spiegelglase
Und viel andre wunderbare Sachen,
Dass sie, kaum entdeckt, vergehen,
Nur von Augenblickes Dauer,
Nur ein Duft und Windeswehen,
Ach, wir wissen es mit Trauer,
Und das Dauerhafte, Starre
Ist uns nicht so innig teuer:
Edelstein mit kühlem Feuer,
Glänzendschwere Goldesbarre;
Selbst die Sterne, nicht zu zählen,
Bleiben fern und fremd, sie gleichen
Uns Vergänglichen nicht, erreichen
Nicht das Innerste der Seelen.
Nein, es scheint das innigst Schöne,
Liebenswerte dem Verderben
Zugeneigt, stets nah dem Sterben,
Und das Köstlichste: die Töne
Der Musik, die im Entstehen
Schon enteilen, schon vergehen,
Sind nur Wehen, Strömen, Jagen
Und umweht von leiser Trauer,
Denn auch nicht auf Herzschlags Dauer
Lassen sie sich halten, bannen;
Ton um Ton, kaum angeschlagen,
Schwindet schon und rinnt von dannen.
So ist unser Herz dem Flüchtigen,
Ist dem Fließenden, dem Leben
Treu und brüderlich ergeben,
Nicht dem Festen, Dauertüchtigen.
Bald ermüdet uns das Bleibende,
Fels und Sternwelt und Juwelen,
Uns in ewigem Wandel treibende
Wind- und Seifenblasenseelen,
Zeitvermählte, Dauerlose,
Denen Tau am Blatt der Rose,
Denen eines Vogels Werben,
Eines Wolkenspieles Sterben,
Schneegeflimmer, Regenbogen,
Falter, schon hinweg geflogen,
Denen eines Lachens Läuten,
Das uns im Vorübergehen
Kaum gestreift, ein Fest bedeuten
Oder wehtun kann. Wir lieben,
Was uns gleich ist, und verstehen,
Was der Wind in Sand geschrieben.
 
HERMANN HESSE
 
Bild: Pinterest