Freitag, 9. Mai 2014

Wenn ich wüsste...


Wenn ich wüsste, dass dies das letzte Mal ist,
dass ich Dich einschlafen sehe,
würde ich Dich fester zudecken
und Gott bitten, sich Deiner Seele anzunehmen.



Wenn ich wüsste, dass dies das letzte Mal ist,
dass ich Dich zur Tür hinausgehen sehe,
würde ich Dich in meine Arme nehmen und küssen
und Dich dann zurückrufen, um dies zu wiederholen.

Wenn ich wüsste, dass dies das letzte Mal ist,
dass ich Deine Stimme sich zum Lobe aufschwingen höre,
ich würde jede Geste und jedes Wort auf Video bannen,
um sie Tag für Tag wiedergeben zu können.

Wenn ich wüsste, dass dies das letzte Mal ist,
würde ich einen Augenblick lang innehalten,
und „Ich liebe Dich“ sagen, anstatt zu vermuten,
dass Du dies ohnehin schon weißt.

Wenn ich wüsste, dass dies das letzte Mal ist,
wäre ich da, um Deinen Tag mit Dir zu teilen,
selbst wenn ich gewiss bin, dass Du noch so viele erleben wirst,
und ich diesen einen verstreichen lassen kann.

Sicher, es gibt stets ein Morgen, um ein Versehen wettzumachen,
und wir erhalten immer eine zweite Chance,
um alles wieder auszugleichen.

Es wird immer einen anderen Tag geben,
um „Ich liebe Dich“ zu sagen,
und gewiss gibt es eine weitere Möglichkeit
zu fragen: „Kann ich etwas für Dich tun?“

Doch nur für den Fall, dass ich mich irren würde
und es nur noch den heutigen Tag gäbe,
möchte ich Dir sagen, wie sehr ich Dich liebe,
und hoffen, dass wir dies nie vergessen.

Ein „Morgen“ ist niemandem versprochen,
weder Jung noch Alt,
und jetzt könnte die letzte Gelegenheit sein,
Deine Liebe festzuhalten.
Also: Wenn Du auf Morgen wartest,
wieso tust Du` s [sic] dann nicht schon heute?
Denn wenn das „Morgen“ niemals kommt,
wirst Du es mit Sicherheit bereuen,
dass Du Dir nicht viel mehr Zeit genommen hast,
für ein Lächeln, eine Umarmung oder einen Kuss,
und Du zu beschäftigt warst, jemandem das zuzugestehen,
was sich als sein letzter Wunsch herausstellte.
Halte Deine Lieben deshalb nun ganz fest
und flüstere ihnen ins Ohr,
sag´ ihnen, wie sehr Du sie liebst
und dass sie immer bei Dir sind.
Nimm Dir die Zeit zu sagen: „Es tut mir leid“,
„Bitte verzeih mir“,
„Danke“
oder „Es ist in Ordnung“.

Und wenn das „Morgen“ niemals kommt,
musst Du das „Heute“ nicht bereuen.“

Dr. H. Solomon ~ im Gedenken an die Opfer des 11. September 2001
Foto: Christiane Gérard, Irland 2009

2 Kommentare:

Nobody hat gesagt…

Ein sehr schoenes Gedicht, vielen Dank. Liebe Gruesse aus Dublin. Dirk

Anonym hat gesagt…

Hallo

Das Gediht finde ich auch wunderschön, ich habe es schon lange auf meinen Blog gestellt.
Anmerkung dazu:
Es ist von Dr. H. Solomon ~ im Gedenken an die Opfer des 11. September 2001.

Lieebn Gruss, Elisabeth