Sonntag, 5. Februar 2017

Venedig


"....Venedig ist eine Stadt der Zwiespalte, vergänglich, wie ein Traum – genau der Ort, an dem unsere ewig suchende Seele leben und gesunden kann. Oder aufgeben für immer...."


Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, 
ist dem Tode schon anheimgegeben.
Venedig und Tod – wie oft fallen diese beiden Worte zusammen, nicht nur im Titel von Thomas Manns berühmter Erzählung. Wasser ist Ursprung allen Lebens, aber Wasser ist auch Fäulnis und Tod. Millionen Eichenpfähle modern seit Jahrhunderten unter den Häusern, und der Verfall ist sichtbar.
Wie unser eigener – in Venedig begreifen wir mehr als irgendwo sonst, wie endlich, wie vergänglich wir sind. Wie stark die Leidenschaften sind und wie schwach die Vernunft. Es ist ja nicht wirklich vernünftig, eine Stadt ins Wasser zu bauen – mag es auch damals Gründe dafür gegeben haben. Aber mit Vernunft läßt sich nicht immer argumentieren.
Aus den Sümpfen wuchs vor Jahrhunderten nach und nach das mächtige Venedig, mit Kunstsinn und Leidenschaft erbaut. So ist das mit den Leidenschaften. Man darf, wenn man etwas wirklich will, nicht zögern. Man muß es einfach tun. Das ist wie mit manchen Lieben. Irgendwann gibt es nichts mehr zu bedenken. Man muß es wagen.
Text von Elke Heidenreich+



Du lautlos dunkler Kanal, 
Verlassene Bucht, 
Uralter Häuser graue Flucht, 
Gotische Fenster und maurisch 
verziertes Portal! 
Von tiefem Traum besiegt, 
Vom Tode eingewiegt 
Schläft hier die Zeit 
Und alles Leben scheint so weit, so weit! 
Hier will ich ganz allein 
Durch alte Gassen gehn, 
Bei Fackelschein 
An Gondeltreppen stehn, 
In blinde Fenster sehn, 
Bang-glücklich wie ein Kind im 
Dunkeln sein.


Hermann Hese



Und noch einmal Elke Heidenreich:
"...Venedig sieht man immer mit dem Blick der Liebe, auch seinen Verfall sieht man so, wie man im Spiegel das Altwerden des eigenen Gesichts sieht: wehmütig, aber mit Liebe. Hell und Dunkel, Leben und Tod, Liebe und Leid, Himmel und Erde, Wasser und Luft. Die Gegensätze liegen hier in jeder Sekunde sichtbar, spürbar nebeneinander, für ewig unauflösbar. Und dadurch versöhnlich.
Das aufgewühlte Herz kommt ausgerechnet in Venedig zur Ruhe, weil es auf sanfte Weise resigniert. Auflehnung ist sinnlos. Man muß sich hinsetzen und so viel Schönheit in sich aufnehmen, wie nur möglich ist. Hier darf man sich Ängste und Wünsche einmal wirklich eingestehen, denn hier begegnet man ihnen an jeder Ecke – den Träumen der Menschen, verwirklicht in grandiosen Prachtbauten, ihren Ängsten auf der Seufzerbrücke.
Alles Zersplitterte fügt sich an diesem unwirklichen Ort zur Einheit. Und wenn man das zuläßt, dann fährt man aus Venedig mit einem anderen Gesicht heim als mit dem, das man bei der Ankunft hatte. Und dann, und nur dann, kann man von Venedig Photos machen wie die in diesem Buch – erstaunlich anders, weit weg vom tausendfach Gesehenen.
  Ich freue mich sehr auf 3 Tage Venedig :)

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