"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Mittwoch, 30. November 2022
Letzter Montag im November
Mittwoch, 23. November 2022
Tröstung - Für Peter
Das blasse
beschädigte Herz
wird aufgenommen
und in die frühe Sonne gelegt
auf den Brustfedern
kleiner Vögel.
Morgenlotionen
aus Blau
werden täglich erneut
bis die Tränenkrusten
weggeschwemmt sind
und das Herz
schwer wird von Süße
wie eine gezuckerte Frucht.
Dann wird es eingepflanzt
wie Saatkorn aus Gräbern
in die schmerzende Furche
und die Wunde wird mit dem Speichel
sanfter Küsse verheilt.
Und das Korn
totes Glück
schlägt Wurzel und keimt.
Alle Adern schmecken danach
bis meine Fingerspitzen
rosig sind
wie die eines Kinds.
In: Hilde Domin. Gesammelte Gedichte, 1987.
Dienstag, 15. November 2022
Blogpause
Es zieht uns - wie immer im November auf die "Insel der Götter" und wir freuen uns auf eine Auszeit in unserem "Nest" auf Zypern.
Das "Nest" kann gemietet werden 💙
Mittwoch, 9. November 2022
Unterricht
Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar
wie ein See nach großem Regen,
ehe der durstige Tag
die Bilder wieder verwischt.
Nur einmal sterben wir für uns,
nie wieder.
Was wüssten wir je
ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen
auf die wir gelegt sind
wenn wir verlassen werden.
Diese Waage, ohne die nichts
sein Gewicht hat.
Wir, deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es.
Und sie?
Sie können die Lehre nicht wiederholen.
Dein Tod oder meiner
der nächste Unterricht:
So hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.
(Hilde Domin)
Dienstag, 8. November 2022
Denk an mich - für Lukas
Denk an mich, denk an mich zärtlich,
wie an einen Traum.
Erinnere Dich! Keine Macht trennt uns,
außer Zeit und Raum.
An den Tag wann er auch kommen mag,
an dem Du Abschied nimmst von mir.
Lass das Gestern weiter leben.
Schließ es ein in Dir.
Natürlich war von allem Anfang klar,
daß ich dich irgendwann verlier
Aber wenn Du dich zurücksehnst,
such mein Bild in Dir.
Denk an unsre Zeit im Sonnenschein,
denk nicht an das, was nicht hat sollen sein.
Denk an mich, sieh meine Zeichen,
wenn Du dich verirrst.
Versuch für mich, Stärke zu zeigen,
wenn du müde wirst.
Dann denk an mich und quälen Sorgen dich
dann träum dich heimlich her zu mir
und wo immer Du auch sein magst,
such mein Bild in Dir.
Was entsteht, auf dieser Welt vergeht.
Und eines Tages gehen auch wir.
Doch Gefühle sind unsterblich.
Ich bleib ja bei dir.
💫💫💫💫💫💫💫
Liebe Andrea, seit vielen Jahren begleite ich Dich durch Deine Trauer um den Verlust von Lukas. Wir wurden Schwestern im Leid und ich bin dankbar, Dir begegnet zu sein.
Heute ist der Tag, an dem Ihr Euren geliebten Lukas 2008 gehen lassen mußtet in die Anderwelt. 💫💔 Ich habe mir immer gewünscht, dass Florian dagewesen sein möge für ihn 😇😇 und unsere Menschenfischer den Kontakt zwischen uns herstellten...
"I still cry"
Ich habe Dir ein Lied ausgesucht, das ich Dir - hier bei Flori - schon 2009 geschenkt habe. Es ist eine andere Version. Ich habe sie mir gerade mit viel Ruhe angehört und an Lukas und Euch, die Ihr heute so traurig und verloren seid, gedacht.
Meine Gedanken begleiten Euch heute ganz besonders.
Seid umarmt in großer Verbundenheit
Gabi
Sonntag, 6. November 2022
„Ein blauer Tag“
Nichts Böses kann dir kommen
an einem blauen Tag.
Ein blauer Tag
die Kriegserklärung.
Die Blumen öffneten ihr Nein,
Die Vögel sangen Nein,
ein König weinte.
Niemand konnte es glauben.
Ein blauer Tag
und doch war Krieg.
Gestorben wird auch an blauen Tagen,
bei jedem Wetter.
Auch an blauen Tagen wirst du verlassen
und verläßt du,
begnadigst nicht
und wirst nicht begnadigt,
Auch an blauen Tagen
wird nichts zurückgenommen.
Niemand kann es glauben:
Auch an blauen Tagen
bricht das Herz.
HILDE DOMIN
Freitag, 4. November 2022
Ich hab' im Traum geweinet
Ich hab' im Traum geweinet, Mir träumte, du lägest im Grab. Ich wachte auf, und die Träne Floß noch von der Wange herab. Ich hab' im Traum geweinet, Mir träumt', du verließest mich. Ich wachte auf, und ich weinte Noch lange bitterlich. Ich hab' im Traum geweinet, Mir träumte, du wär'st mir noch gut. Ich wachte auf, und noch immer Strömt meine Tränenflut.
Heinrich Heine
Herbst (von Florian)
„Mittlerweile hat der Herbst Einzug gehalten. Er kam schnell und ohne Vorwarnung, aber man kann seine Spuren nicht übersehen – die Bäume verlieren langsam ihr saftiges Grün, welches braun den Boden bedeckt. Das schönste an dieser Jahreszeit ist das außergewöhnliche einzigartige Licht, dieses extrem helle, grelle Gelb, was die Natur so anstrahlt, als wäre sie die Quelle des Strahlens.“
(Florian 1998)
Mittwoch, 2. November 2022
Ein Riss durch alles hindurch (für Kai)
Ein Riss durch alles hindurch,
immer wieder dieser Riss.
Und unter einem zerfetzten Himmel
den aufgerissenen Boden unter den Füßen,
nehme ich mich zusammen,
wie man die vier Enden eines Bündels knüpft
und trage geborstenes Vertrauen,
Brocken von Angst,
Bilder und Gedankensplitter,
trage mich weiter
von Ort zu Ort,
mich und das Unerträgliche.
aus dem Buch "Marisa" von Erika Pluhar
💫💫💫💫
Im Gedenken an Kai zu seinem Geburtstag im Licht! 💔💓
Dir, liebe Claudia und allen, die heute um Kai trauern und denen er am Tag seiner Geburt besonders fehlt, wünsche ich, dass das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält, Euch auf Eurem Weg weiterträgt und behütet!