Daß das Schöne und Berückende Nur ein Hauch und Schauer sei, Daß das
Köstliche, Entzückende, Holde ohne Dauer sei: Wolke, Blume, Seifenblase,
Feuerwerk und Kinderlachen, Frauenblick im Spiegelglase Und viel andre
wunderbare Sachen, Daß sie, kaum entdeckt, vergehen, Nur von Augenblickes Dauer,
Nur ein Duft und Windeswehen, Ach, wir wissen es mit Trauer, Und das Dauerhafte,
Starre Ist uns nicht so innig teuer: Edelstein mit kühlem Feuer, Glänzendschwere
Goldesbarre; Selbst die Sterne, nicht zu zählen, Bleiben fern und fremd, sie
gleichen Uns Vergänglichen nicht, erreichen Nicht das Innerste der Seelen. Nein,
es scheint das innigst Schöne, Liebenswerte dem Verderben Zugeneigt, stets nah
dem Sterben, Und das Köstlichste: die Töne Der Musik, die im Entstehen Schon
enteilen, schon vergehen, Sind nur Wehen, Strömen, Jagen Und umweht von leiser
Trauer, Denn auch nicht auf Herzschlags Dauer Lassen sie sich halten, bannen;
Ton um Ton, kaum angeschlagen, Schwindet schon und rinnt von dannen. So ist
unser Herz dem Flüchtigen, Ist dem Fließenden, dem Leben Treu und brüderlich
ergeben, Nicht dem Festen, Dauertüchtigen. Bald ermüdet uns das Bleibende, Fels
und Sternwelt und Juwelen, Uns in ewigem Wandel treibende Wind- und
Seifenblasenseelen, Zeitvermählte, Dauerlose, Denen Tau am Blatt der Rose, Denen
eines Vogels Werben, Eines Wolkenspieles Sterben, Schneegeflimmer, Regenbogen,
Falter, schon hinweg geflogen, Denen eines Lachens Läuten, Das uns im
Vorübergehen Kaum gestreift, ein Fest bedeuten Oder wehtun kann. Wir lieben, Was
uns gleich ist, und verstehen, Was der Wind in Sand geschrieben.
Hermann Hesse
3 Kommentare:
Ich möchte nicht gehen ohne Dir Grüsse dazulassen.
alles Liebe
Elisabeth
Seit Jahren verfolge ich schon diesen Blog, immer wieder gefesselt von Gedanken, Texten und Bildern. Besonders das neue Design finde ich gelungen und angemessen...!
Aus Neuseeland grüßt eine bisher stille Mitleserin.
Ich danke Ihnen beiden für das den Gruß und grüße herzlich zurück!
Gabriele
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