Ich
tage dein Herz
Ich
trage es in meinen Herzen
Edward Estlin Cummings
1891-1962
15.10.2019
Liebster Florian, geliebter Sohn,
aus dem Fenster schaue ich auf
Deinen Baum im Garten, dessen Krone von Tag zu Tag bunter wurde und nun schon beginnt, sein Laub abzuwerfen! .. Es ist Herbst geworden
und Dein Geburtstag steht vor der Tür. Schon
zum 19 Mal werden wir diesen Tag als Tag des Gedenkens und Erinnerns an
Dich begehen und ich durchlaufe erneut eine
Zeit des Rückzuges und der Einkehr… eine Zeit der Sehnsucht und der inneren
Bilder, die ich nicht mehr verdränge.
So viele fröhliche Augenblicke gehen
mir durch den Kopf – lassen mich Dein kurzes Leben freudig spüren. So soll es sein und kein Abstand zwischen
uns.
Wir werden mit unserer Geburt wie
kleine Inseln aus dem großen Meer erhoben und dann versinken diese Inseln, aber
hinterlassen Spuren der Erinnerung.
Niemand nimmt mir diese Erinnerung an dich, so lange ich lebe. Ich
breite meine Arme aus und Du kommst auf mich zugelaufen und wir drehen uns
aneinandergeschmiegt im Kreis.
In meinen Erinnerungen ist alles möglich. Dort kann ich Zeit und
Raum überspringen, dort kann ich Dich lebendig sein lassen, kann ich die
Realität verleugnen – so lange, bis
sie mich wieder einholt
und mich Deine Abwesenheit schmerzlich spüren lässt.
In meinem Kopf, Florian dreht sich ein Kaleidoskop der
Bilder und ich halte es hin und wieder an – und betrachte das eine oder andere
länger und versenke mich in meine Gedanken.
Nach Deiner Geburt hielt ich Dich in
meinen Armen, staunend über die Kraft
des Lebens, über das Wunder einer Geburt, über mich selbst, die ich Mutter
geworden war und nicht ahnte, welches Maß an Liebe und Geduld, an dieses neue Leben mir abverlangen würde..
niemals aber kam ich auf den Gedanken, Dich verlieren zu können – obwohl die
Geburt doch schon den Keim des Todes in sich trägt.
Dein Bogen des Lebens war kurz nach
unseren menschlichen Vorstellungen und Dein früher Tod hat alles auf den Kopf
gestellt und bedeutet die größten und schwersten Herausforderungen an mich –
als Mutter.. Es ist mein kleiner, großer Kampf, den Alltag mit seinen vielen
Nichtigkeiten zu gewinnen – hin zum Erträglichen und zunehmend auch zum Guten - mit viel Demut und optimistischer
Gelassenheit. Ich bin es Dir schuldig!
Menschen fragen mich in diesen
Tagen noch immer, ob ich – im Wissen auf eine zerbrochene Zukunft – auf meine Rolle als Mutter, Deine Mutter
verzichten würde, könnte ich erneut entscheiden und meine Antwort ist klar:
Jede Sekunde, die Du mir geschenkt hast würde ich gegen kein Glücksversprechen
dieser Welt eintauschen und selbst die Trauer um Dich ist „lebenswert“. Ein
unzerstörbares Gefühl der Liebe. Unsere Seelen führen ihr ganz eigenes
Gespräch, das keiner Worte bedarf!
In eternal love!
Mom
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