Donnerstag, 17. Oktober 2019

Brücke


Lange stand ich vor der schmalen Holzbrücke,
die sich mit ihrem sanften Bogen spiegelte.
Es war eine Brücke zum Hin- und Hergehen,
hinüber und herüber. Einfach so,
des Gehens wegen und der Spiegelungen.   

Die Trauer ist ein Gang hinüber und herüber.
Hinüber, dorthin, wo der andere ging.
Und zurück, dorthin, wo man mit ihm war
Alle die Jahre des gemeinsamen Lebens.
Und dieses Hin- und Hergehen ist wichtig. 
Denn da ist etwas abgerissen.
Die Erinnerung fügt es zusammen, immer wieder.
Da ist etwas verloren gegangen.
Die Erinnerung sucht es auf und findet es.
Da ist etwas von einem selbst weggegangen.
Man braucht es. Man geht ihm nach. 

Man muss es wiedergewinnen, wenn man leben will.
Man muss das Land der Vergangenheit erwandern,
hin und her, bis der Gang über die Brücke
auf einen neuen Weg führt. 
Jörg Zink 

in "Trauer hat heilende Kraft", Kreuz Verlag, Freiburg i.Br., zuletzt 2010

Bild:  Ben Gossens 




 Sind diese Tage um die Geburtstage unserer unserer Toten nicht eben diese Tage, in denen wir die Brücke zwischen unseren Welten ständig zu überschreiten versuchen - hin- und hergerissen in der Welt der Erinnerung und der nicht endenden Flut der Bilder - und dem Wissen um den Tod, um den anderen Lebensraum, in dem ihre Seelen nun weiterleben. 

Da ist etwas abgerissen, die Erinnerung fügt es zusammen - wieder und wieder.
Das ist der einzige Trost der uns bleibt.  

Florian würde heute 43 Jahre alt werden und wird doch immer 23 bleiben!

Ich vermisse ihn jeden Tag - jeden Tag! 



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