Kinder knüpfen das Band zur Mutter, in dem sie die banalsten
Fragen stellen und die obskursten Dinge wissen wollen. Ihre ganze Kindheit
hindurch fragen sie, ohne zu ahnen, was sie einmal mit dem ganzen Wissen
anfangen werden, ohne zu ahnen, dass jedes Wort, jede Erinnerung, die sie sich
von ihrer Mutter holen, ein Glied der Brücke ist, die sie unbewusst bauen.
Durch Jahre der Trennung und der Not, während der gesamten Jugend und darüber
hinaus steht die unsichtbare Brücke, wird immer länger, je weiter das Kind
reist, bis es eines Tages inne hält, die Jahre zählt und erkennt, dass es zum
Mann/zur Frau geworden ist, doch nur die in der Kindheit gebaute Brücke aus
Worten und Erinnerungen zu überqueren braucht, um zur Mutter zurückzukehren.
Ich hatte meinem Kind eine Geschichte zu erzählen. Ich hatte
meine Geschichte vorbereitet. Und dann musste ich erleben, dass sie sich wie
eine endlose Ödnis um mich herum ausbreitete, die zu nicht weiter dient, als
mich daran zu erinnern, dass es meinen Sohn nicht mehr gibt.
(aus: die Schlangenprinzessen, Gina B. Nahai)
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