Sonntag, 25. April 2021

Abschied



Schau, wie leicht der Staub des Lebens
schimmernd zu den Sternen steigt.
Sterbend hoffte ich vergebens
auf ein Wunder, das mir bleibt.

Und es trug mich, denn ich sank
körperlos in Licht und Sternen,
trug mich fort und ich ertrank
still in himmelweiten Fernen.

Und in tausend Kreisen schwebe
ich durch absichtslose Zeit.
War mein Tod nicht. Denn ich lebe
und mein Herz wird mir so weit.

Lieben kann ich dich und sehen.
Jetzt da ich dein Engel bin,
streife ich mit zartem Wehen
deiner Trauer tiefsten Sinn.

Jaqueline Conrad
Foto: G. Gérard
 
 
🌟🌟🌟
 
Vielen Dank, liebe Jacqueline, dass ich Deinen neuen berührenden Text hier bei Florian einstellen darf!

 

Samstag, 17. April 2021

Ziehende Landschaft



Man muss weggehen können
und doch sein wie ein Baum:
als bliebe die Wurzel im Boden,
als zöge die Landschaft und wir ständen fest.
Man muss den Atem anhalten,
bis der Wind nachlässt
und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt,
bis das Spiel von Licht und Schatten,
von Grün und Blau,
die alten Muster zeigt
und wir zuhause sind,
wo es auch sei,
und niedersitzen können und uns anlehnen,
als sei es an das Grab
unserer Mütter.

 Hilde Domin
 
Bild: Pinterest


Freitag, 16. April 2021

Und sind wir gleich nicht mehr so stark


Und sind wir gleich nicht mehr so stark wie einst,

da wir die Erde und den Himmel fassten, so sind

wir doch noch immer, die wir sind:

Ein Bündnis heißer, gleichgestimmter Herzen,

zwar schwach durch Alter und durch manchen Schlag,

doch stark in einem ungebeugten Willen, zu streben,

suchen, finden und nicht weichen….

 NN

Mittwoch, 14. April 2021

Die Nacht ist so dunkel


Ich verknote  
die roten Fäden meines Lebens
zu einem Seil und fange mir
ein paar Sterne
 
wenn ihr Licht näher 
an der Erde ist,
wird vielleicht alles
einfacher ....
 
Cornelia Elke Schray

Donnerstag, 8. April 2021

Mir ist, als ob ich alles Licht verlöre



Mir ist, als ob ich alles Licht verlöre.
Der Abend naht und heimlich wird das Haus;
ich breite einsam beide Arme aus,
und keiner sagt mir, wo ich hingehöre.

Wozu hab ich am Tage alle Pracht
gesammelt in den Gärten und den Gassen,
kann ich dir zeigen nicht in meiner Nacht,
wie mich der neue Reichtum größer macht
und wie mir alle Kronen passen?

Rainer Maria Rilke

 

Mittwoch, 7. April 2021

Regen


Da draußen regnet es weit und breit.
Es regnet graugraue Verlassenheit.
Es plaudern tausend flüsternde Zungen.
Es regnet tausend Erinnerungen.
Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.
Die Seele gern dem Regen lauscht.

Der Regen hält dich im Haus gefangen.
Die Seele ist hinter ihm hergegangen.
Die Insichgekehrte ist still erwacht,
Im Regen sie weiteste Wege macht.
Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,
Empfängst den Besuch der Regengespenster.
 

 Max Dauthendey, 1867 - 1918

Sonntag, 4. April 2021

Dem Licht entgegen

 

Vom Frühling lernen
sich nicht unterkriegen lassen
vom frostigen Intermezzo
einer Vollmondnacht
beharrlich bunte Blüten treiben 
mit dem ersten Schmetterling
über die Liebe sprechen

Gesegnet mit Sehnsucht
dem Licht entgegenwachsen

Cornelia Elke Schray
 

🌼🌼🌼🌼🌼
 


 
Ich wünsche Euch allen ein gesundes, ruhigesOsterfest 🔅🔅 
 
 
Foto: Gestern bei Florian 

Samstag, 3. April 2021

Zu neuen Ufern



Späte wilde Winterstürme
jagen über graues Land.
Träume, fern wie Wolkentürme.
Meine Hand in deiner Hand.

Zwischen zeitenlosen Sternen
gingst Du hin. Ich sah es schon,
dass in himmelweiten Fernen,
trug dein Engel dich davon.

Kommst zurück an stillen Tagen
wenn die Schleier dünner sind,
dann will ich dir wieder sagen
wer wir füreinander sind.

Nun, in unser beider Wunde,
schlägt dasselbe warme Herz.
Es gab nie die letzte Stunde,
es gab nie nur tiefen Schmerz.

Denn aus der Liebe, die mich hält,
und den Worten die verschwanden,
fallen Blüten in die Welt
die an grünen Ufern stranden.
 

Jaqueline Conrad 

 

Danke, liebe Jaqueline, dass ich auch dieses Gedicht von Dir teilen darf! 💚