Dienstag, 6. März 2012

Trail of Tears

„Wenn dich plötzlich das starke Gefühl erfasst, der, den du geliebt hast und liebst, sei dir nahe, er habe dir ein Zeichen gegeben, dann lass dich nicht irremachen: Nimm es an!
Ich bin überzeugt, dass es mehr Verbindungen gibt zwischen denen Drüben und uns Hier, als die meisten von uns heute meinen.“

Jörg Zink

Ích möchte heute ein Erlebnis erzählen, das mich noch immer bewegt:

Durch den Vorhang fiel Sonne als ich die Augen öffnete und es zog mich - nach einem kurzen Frühstück - an den Strand. Endlich wieder Sonne und der kalte Wind hat eine Gegenspielerin.
Ich war ein kurzes Stück am beinahe leeren Strand gegangen als vor meinen Füßen eine gelbe Rose lag.
Rosen am Strand, das habe ich noch nicht erlebt. Vielleicht eine Hochzeit, eine Braut, die ihr Bouquet hier hinter sich in die wartenden Freunde warf..  oder ein Zeichen von dir, Florian?  Rosen am Strand- das ist besonders...
Ich grübelte ein wenig und ging weiter..Es lagen in größeren Abständen weitere gelbe Rosen im Sand und ich sah aufs Meer, denn nun wurde mir bewußt, dass die Wellen diese Blumen angespült haben.


Ganz langsam begann ich zu ahnen und meine Schritte wurden langsamer und schwerer als ich im Sand diesen Kranz entdeckte,  zur Hälfte von Sand bedeckt.
.

Ich war erschüttert, kniete nieder und schrieb "Love" in den Sand - und ich schickte meine Liebe zu diesem unbekannten Menschen, der hier irgendwo auf See bestattet worden war.
Ich fühlte aber auch, dass dieses "Grab im Sand" wie eine Brücke wirkte, nicht nur zu Florian, sondern auch zu all den jungen Gestorbenen, die ich über Euch kennenlernen durfte. 
Zum ersten Mal, seit ich hier bin, liefen die Tränen und ich konnte und wollte sie nicht aufhalten. So viel Trauer, so viel Sehnsucht umfing mich in diesem Moment. Trauer um mein eigenes Schicksal, Trauer aber auch um all die Vorausgegangenen, die - wie dieser Mensch, dem diese Blumen galten, mir fremd und doch so nah waren.

Lange war ich unterwegs, überall am Strand lagen Blumen und immer mehr Menschen, die inzwischen spazieren gingen, blieben stehen, wie ich.
Ich hob einen schweren HERZ-Stein auf meinem Rückweg auf und legte ihn, als ich wieder an diesem "Grab" stand zu den Blumen und ergänzte meine Schrift mit R.I.P. und ich dachte, dass dieser Mensch, der nie einen Grabstein haben würde, nun - für ein paar Stunden - an diesem Ort ein Gedenken bekommen hat..


Heute Nacht werden die Wellen die Blumen wieder mitnehmen und hinaustragen und die Schrift wird gelöscht. Aber für ein paar Stunden haben Menschen an diesem Ort verweilt und vielleicht auch an ihre eigenen Toten gedacht. Das würde mich sehr freuen!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Ich bin deine Mutter,
du mein verlorener Sohn.
Ein Teil von mir, kostbarer als Gold und Geld
und nun fehlst du in meiner Welt.

Du bist mein Bruder,
die Stätte, an der ich Heimat fand,
Ein treuer Gefährte, der unermüdlich Wache hält
und nun fehlst du in meiner Welt.

Nun bin ich schon so lange fort
und doch verhangen im Gestern,
bis aus dem Morgen die Sehnsucht fällt-
fehle ich der Welt."

(©Nafke)

Herzliche Grüße!

Gabriela hat gesagt…

so wunderschön!

Gabriele hat gesagt…

Danke, lieber unbekannte(r) Leser(in) für diesen schönen Text. Wäre schön, wenn Ihr Eure Vornamen nennen würdet.. Das "verrät" doch gar nichts :) Herzlichen Gruß Gabriele