Donnerstag, 23. Mai 2013

Man muss sich hüten..



Man muss sich hüten,
in den Erinnerungen zu wühlen,
sich ihnen auszuliefern,
wie man auch ein kostbares Geschenk
nicht immerfort betrachtet,
sondern nur zu besonderen Stunden
und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz,
dessen man sich gewiss ist, besitzt;
dann geht eine dauernde Freude und Kraft
von dem Vergangenen aus.


Dietrich Bonhoeffer
Foto: Birgit Botschen-Mehler

Ich weiß nicht, ob ich diese Gedanken von Bonhoeffer so teilen mag.
Alles hat seine Zeit in der Trauer und es gibt Zeiten,
in denen wir den einzigen Trost im "Wühlen in den Erinnerungen"
finden.... und dann kommt eine andere Zeit.
Wunderbar die letzten Zeilen:
"Dann geht eine dauernde Freude und Kraft
von dem Vergangenen aus..."     

5 Kommentare:

Uschi hat gesagt…

Liebe Gabi,
..Wenn "es" pötzlich da ist, dann ist es einfach da, und ich denke, wir tun gut daran, ihm nachzugeben und es zuzulassen. Bonhoeffers Aussagen, die Du heute in Deinem Blog hast, sind mir - wie soviele andere Statements zur Trauer - zu pauschal und auch zu "beratend". Nein, auch ich will mich nicht hüten, "in Erinnerungen zu wühlen", denn wir haben doch nur noch Erinnerungen, in denen wir unsere Heimat haben, was unsere toten Söhne anbelangt. Mir geht es jedenfalls so, daß ich mir nicht vornehme, mich zu erinnern, sondern die Erinnerungen sind einfach da. Und dann nehme ich sie, trauere, daß es nur Erinnerungen sind, bin dankbar, daß es diese Erinnerungen gibt und fühle auch das Trauerglück (ein so wunderbarere Ausdruck von Dir!), denn die Erinnerungen sind wundervoll und gleichzeitig voller Wehmut und Schmerz. Ja, ich bin dankbar, daß ich nichts wegdrücken muß und will, daß ich mich, wann auch immer, auf alles einlassen kann, wenn es sich bei mir meldet..

...
Deine Uschi

Gabi hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Gabi hat gesagt…

Danke, liebe Uschi, für diesen Kommentar, den ich vollkommen teile!
Trauer macht was sie will.. das spüren wir noch nach vielen Jahren.
In Verbundenheit!
Deine Gabi

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

Ich habe Dein Post nun öfter gelesen und bin doch für mich anderer Meinung. Ich will und kann mich nicht hüten. Es kommt von allein, das Erinnern, das traurig werden. Manchmal kommt ja auch Erinnerung die lächeln lässt ....
Es gibt Tage da denke ich an alle die gehen mussten. Mein Bruder mit 45 Jahren, die Freundin mit 37 Jahren, der Enkel gleich nach seiner Geburt ... und noch so viele mehr.
Dann gibt es wieder Tage die ich für nur einen der schon vorging lebe ... in Erinnerung ganz fest für diesen Tag. Oft ist das meine Mama, die ALS hatte und sehr leiden musste bis sie mit erst 59 Jahren erlöst wurde.
Nein, ich will mich wirklich nicht hüten, denke aber viel darüber nach ob er es so gemeint hat wie ich es verstehe ...
herzliche Grüsse
Elisabeth

Gabriele hat gesagt…

Liebe Elisabeth, danke für Deine traurigen Zeilen! Nein, das Schicksal macht vor nichts halt! Es tut mir unendlich leid, von so viel Verlust und Trauer zu lesen.
Nein, "hüten" sollten wir uns sicher nicht vor dem Erinnern - ich denke, wenn wir die die Trauer zulassen, das Erinnern zulassen, dann läuft es durch uns hindurch - und findet auch wieder einen Weg "hinaus".. und zurück..
Mit lieben Gedanken an Sie.
Gabriele