Montag, 28. Mai 2012

Zwischen den Gezeiten O'Donohue



"...Zwischen den Gezeiten wirkt dieses zerklüftete Ufer verletzlich, als sei es in einer Pose erstarrt, aus der es sich nicht mehr zu lösen vermag.
Dies erinnert an Uferlinien in unserem Leben, wo alles ins Stocken gerät. In solchen Zeiten emotionaler Verzweiflung ist das Innere verletzt und zerrissen, die Seele nackt und preisgegeben. Der natürliche Rhythmus vermag nicht mehr zu fließen. Man muß sich zu jeder Gebärde, jedem Gedanken, zu jeder Handlung zwingen. Alles wird furchtbar schwierig. Dinge, die man zuvor ohne großes Nachdenken erledigt hätte, werden zu scheinbar unüberwindlichen Hindernissen.
Doch die Hoffnung flüstert einem zu dass die Flut immer wiederkehrt. Ganz allmählich vollzieht sich die Verwandlung. Wir waren preisgegeben und abgezehrt, erstarrt in den Klauen des Schmerzes; selbst der Boden unter unsern Füßen war nackt und zerklüftet.,
Und nun kommt alles wieder in Fluss. Wir gewinnen unsere Spontaneität zurück und unser Herz ist froh und erleichtert, wenn das Meer wieder zum Ufer zurückströmt und sich alles im spielerischen Tanz der jungen Wellen vereint....."

John O'Donohue
 Foto: Irland 2007

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