Erwachen aus der Verzweiflung
Aus Leidestrunkenheit
emporgetaumelt seh ich
durch Tränen zitternd die erneute Welt.
Schon duftet Sommer an den Wäldern hin –
o Abende voll grünem Schmelz, Sternhimmel du,
schon nah dem hohem Sommergewölk!
Freunde lebt ihr noch? Wein, glühst du noch?
Bist du noch mein, verzauberte Welt,
die ich durch Tränen nur und von Ferne
wandeln sehe, wo lang ich nur Leere sah?
Hebt noch einmal der alte Reigen an,
zieht den Gestorbenen noch einmal der süße
Sommerzauber zurück?
Noch mißtraut dem Wunder die Seele,
noch ist Sommer und Wald nicht wieder mein.
Aber heiliger glühen und klarer die Sterne,
schweigend horche ich hinan: Ihr Weltgeläut,
das so lang mir geschwiegen,
tönt mir ehern das Lied meines Schicksals,
und mein Herz tönt zagenden Widerhall.
Hermann Hesse
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