"Wäre es uns möglich, weiter zu sehen, als unser Wissen
reicht...Vielleicht würden wir dann unsere Traurigkeiten mit größerem Vertrauen
ertragen als unsere Freuden.
Denn sie sind die Augenblicke, da etwas Neues in uns
eingetreten ist, etwas Unbekanntes, unsere Gefühle verstummen in scheuer
Befangenheit, alles in uns tritt zurück, es entsteht eine Stille, und das Neue,
das niemand kennt, steht mitten drin und schweigt.
Wir haben uns
verwandelt, wie ein Haus sich verwandelt, in welches ein Gast eingetreten ist.
Wir können nicht sagen, wer gekommen ist, wir werden es vielleicht nie wissen,
aber es sprechen viele Anzeichen dafür, dass die Zukunft in solcher Weise in
uns eintritt, ums ich in uns zu verwandeln, lange bevor sie geschieht. Und
darum ist es so wichtig, einsam und aufmerksam zu sein, wenn man traurig ist:
Weil der scheinbar ereignislose und starre Augenblick, da
unsere Zukunft uns betritt, dem Leben so viel näher steht, als jener andere
laute und zufällige Zeitpunkt, da sie uns, wie von außer her, geschieht. Je
stiller, geduldiger und offener wir sind als Traurige, um so tiefer und umso
unbeirrter geht das Neue in uns ein, um so besser erwerben wir es, umso mehr
wird es unser Schicksal sein, und wir werden uns ihm, wenn es eines späteren
Tages geschieht (das heißt: aus uns heraus zu dem anderen tritt), im Innersten
verwandelt und nahe fühlen. Und das ist nötig...."
Rainer Maria Rilke
Du hast Rilke geliebt! Noch vor kurzem schriebst Du mir, dass Du ihn wieder einmal lesen würdest.. Ich hatte Dir einmal die Duineser Elegien geschenkt...
Dieser Text fiel mir gerade in die Hände... Dir gewidmet in großer Trauer!
Dieser Text fiel mir gerade in die Hände... Dir gewidmet in großer Trauer!
Deine Gabi / Maude
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