"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Donnerstag, 20. August 2009
Time out!
And I shall have
Some peace there
For Peace comes
Dropping slow
W.B. Yeates
Ich wünsche Euch/Ihnen allen eine friedvolle, erfüllte Zeit und ich freue mich, wenn ich den blog weiterführen kann.
Jetzt aber ruft Irland - und wenn ich mich einlasse auf dieses wundervolle Land, werde ich das kleine "Irland-Wunder" erleben: die eigenen Maßstäbe zu verlieren, die Welt nicht mehr nach groß und klein zu ordnen und einer anderen, universellen Wirklichkeit auf die Spur zu kommen.
Das größte Geschenk aber wir eine größere Nähe zu Florian sein - eine Nähe, die nicht in erster Linie mit Trauer - sondern auch mit Glück und Dankbarkeit verbunden ist.
Slàn!
Mittwoch, 19. August 2009
For my beloved son
http://www.youtube.com/watch?v=UxcinkMh4Qg&feature=related
Hope is your survivalA captive path I lead
No matter where you go
I will find you
If it takes a long long time
No matter where you go
I will find you
If it takes a thousand years
(Mohican)
Nachgochema
Anetaha
Anachemowagan
No matter where you go
I will find you
In the place with no frontiers
No matter where you go
I will find you
If it takes a thousand years
(Cherokee)
Hale wú yu ga I sv
Do na dio sv I
Wi ja lo sv
Ha le wú yu
Do na dlo sv
No matter where you go
I will find you
If it takes a long long time
No matter where you go
I will find you
If it takes a thousand years
No matter where you go
I will find you
In the place with no frontiers
No matter where you go
I will find you
If it takes a thousand years
No matter where you go
I will find you
Foto: "Memory Stone" an einem unserer Strände, Irland 2007
Echo der Seele
...Trauer ist die Erfahrung, sich im leergewordenen Raum wiederzufinden, allein und mit bloßliegenden wunden Gefühlsbahnen...In dieser Zeit wird von uns verlangt, gegen den Gezeitenstrom unseres Lebens anzuschwimmen....Unsere Seele kreist
friedlos um diesen inneren Tempel, in dem jetzt nichts mehr verbleibt als das traurige Echo des Verlustes....“
...Von ihrer Seite aus halten unsere Freunde (Kinder) in der unsichtbaren Welt uns in der Umarmung ihrer neuen lichten Zugehörigkeit, auch ohne dass wir es merken. Wir sind stets in der schützenden Geborgenheit ihrer heimlichen Umarmung aufgehoben..
...Das Universum lädt uns förmlich von Natur aus dazu ein, uns auf die Reise zu begeben und es zu entdecken. Die Erde will, dass unser Geist aufmerksam zuhört und wachsam um sich blickt, damit wir ihre Geheimnisse erkennen und sie benennen können. Wir sind die Echo-Spiegel der kontemplativen Natur. Es ist eine unserer heiligsten Pflichten, offen zu sein für die feinen Stimmen des Universums, die in unserer Sehnsucht zum Leben erweckt werden. Aristoteles sagte, der Grund dafür, dass wir überhaupt etwas erkennen können, sei die -- innige und exakte -- formale Affinität, die zwischen uns und der Natur besteht.
....Es ist eine verlassene Erkenntnis, dass einzig das Leiden uns bestimmte Dinge lehren kann. Leiden.... hat teil am Wesen des Unendlichen.....Das Licht, das der Schmerz hinterlässt, ist ein kostbares Licht.
John O'Donohue "Echo der Seele"
Foto: "Memory Stone" für Florian, Irland 2007
Dienstag, 18. August 2009
Über die Schönheit
„Zu unseren wundervollsten Erinnerungen zählen die Erinnerungen an schöne Orte, an denen wir uns sofort heimisch fühlten. Warum? Weil wir uns in der Gegenwart des Schönen am lebendigsten fühlen, denn es kommt den Bedürfnissen unserer Seele entgegen.
Für eine Weile wird die Anstrengung des Kämpfens und Duldens gelindert und unsere Zerbrechlichkeit wird durch ein anderes Licht erhellt; ein Licht, in dem es uns gelingt, hinter dem Schauer der Erscheinungen einen flüchtigen Blick auf die verlässliche Form der Dinge zu werfen. Wenn wir Schönheit erfahren, geschieht beides im selben Akt: Wir erwachen und geben uns hin. Die Schönheit vermittelt ein Gefühl der Vollendung und Verlässlichkeit.“..
John O'Donohue
Foto: Irland 2007, Aran Islands
Montag, 17. August 2009
Ins Leere fallen...
Ins Leere fallen und merken,
dass es kein Halten gibt und kein Ankommen
am Grund, weil die Leere keinen Grund hat.
In Trauer versinken und spüren,
wie man untergeht und immer tiefer sinkt
ins Unermessliche, weil die Trauer keine Grenzen kennt.
Die Ohnmacht spüren und wissen,
dass nichts zu machen ist und nichts ankäme gegen sie,
weil die Ohnmacht übermächtig ist.
Am Ende sein und sehen,
dass es keinen Ausweg gibt und keinen Weg zurück,
weil das Ende unumsößlich ist.
Keine Hoffnung mehr kennen und glauben,
dass sie verloren bleibt und nicht wiederkehrt
später einmal, weil selbst die Hoffnung gestorben ist
irgendwann zuletzt.
Die Erinnerung zulassen und aushalten,
dass es unendlich wehtut und doch auch guttut manchmal,
weil die Erinnerung in schöne Zeiten führt.
Den Schmerz ertragen und dulden,
dass er mitklingt als Grundton der Erinnerung für immer,
weil dieser Schmerz die Melodie des Lebens prägt.
Den Blick nach vorne richten und wollen,
dass es weitergeht in diesem Leben irgendwie,
auch wenn der Blick tränenverhangen ist.
An Leben denken und ahnen,
dass es doch noch möglich ist hier in dieser Welt
und dort in jener andern,
wo LEBEN verheißen ist
FÜR IMMER – irgendwann zuletzt.
(Ursula Schauber)
Dank von Herzen, liebe Beate für dies ergreifende Gedicht. Es hat eine große durchlebte Wahrhaftigkeit.
Foto: Achill Island, Irland
Sonntag, 16. August 2009
Ireland is waiting
"Kommt nach Irland, ihr Alle die ihr ein Herz habt, das von den Schlägen des Geschickes wund ward; kommt her, hier könnt ihr es pflegen und heilen."
Jakob Venedey
Liebe LeserInnen des blogs,
ich nähere mich Irland - und möchte ich dies bereits ankündigen: vom 21.8.-10.9.09 sind wir in Connemara und der blog ruht!
Schickt mir gerne Eure Gedanken, gedankliche Schätze, Gedichte und Texte für die "Zeit danach". Ich freue mich sehr darüber!
Gabriele
Samstag, 15. August 2009
Rilke Briefe (1904)
Man muß nie verzweifeln, wenn einem etwas verloren geht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß,fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken,an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünfte, denen gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.
Rainer Maria Rilke
Bild: J. W. Waterhouse
Freitag, 14. August 2009
Vor lauter Lauschen
Vor lauter Lauschen und Staunen sei still
Du mein tieftiefes Leben;
Daß Du weißt, was der Wind dir will,
eh noch die Birken beben.
Und wenn dir einmal das Schweigen sprach,
laß deine Sinne besiegen.
Jedem Hauche gib dich, gib nach,
er wird dich lieben und wiegen.
Und dann, meine Seele sei weit, sei weit,
dass dir das Leben gelinge,
breite dich wie ein Federkleid
über die sinnenden Dinge.
Rainer Maria Rilke
Bild: Monet "Frau mit Schirm"
Donnerstag, 13. August 2009
Everybody hurts
Beloved Florian,
I know, you're a part of me
And it's your song that sets me free
I sing tonight cause it comforts me...
Vielleicht, liebster Florian, ist dies das Lied, an das Du mich heute erinnern würdest!
When your day is long and the night, the night is yours alone
When youre sure youve had enough of this life, well hang on
Dont let yourself go, cause everybody cries and everybody hurts sometimes
Sometimes everything is wrong, now its time to sing along
When your day is night alone (hold on, hold on)
If you feel like letting go (hold on)
If you think youve had too much of this life, well hang on
Cause everybody hurts, take comfort in your friends
Everybody hurts, dont throw your hands, oh now, dont throw your hands
If you feel like youre alone, no, no, no, youre not alone
If youre on your own in this life, the days and nights are long
When you think youve had too much, with this life, to hang on
Well everybody hurts, sometimes
Everybody cries, and everybody hurts, sometimes
But everybody hurts sometimes so hold on, hold on, hold on,
Hold on, hold on, hold on, hold on, hold on,
Everybody hurts
You are not alone
Das Loslassen von unerfüllbaren Träumen
und das Freigeben von Menschen,
an denen dein Herz hängt,
ist wohl das Schwerste
was es im Leben gibt.
Aber so, wie du nicht nur einatmen
und die Luft in dir behalten kannst,
sondern wieder ausatmen,
gleichsam freigeben musst, um leben zu können,
so kannst du dich neuen Begegnungen nur öffnen,
wenn du die Hoffnungen aufgeben kannst,
die sich verbraucht haben.
Denn alles hat seine Zeit,
einatmen und ausatmen,
halten und hergeben,
binden und lösen,
Abschied nehmen und neu beginnen.
Christa Spilling-Nöker
Mittwoch, 12. August 2009
Rudolf Steiner
Colourblind
Florians Song
http://www.youtube.com/watch?v=09CbvAiPdOw&feature=fvw
Gestern auf dem Weg zur Osteopathie hörte ich im Auto eine Cassette, die ich in den ersten Monaten nach Florians Tod mit songs aufgenommen habe, die ich mit ihm verbinde - die uns beide verbinden, die die tiefsten Erinnerungen in sich bergen... und da hörte ich dieses Lied und brach in Tränen aus: Florians Lied! Tausende von Bildern - wie ein Kaleidoskop - drehten sich in meinem Kopf... Ich schicke es Dir, Florian heute und es wird immer und für alle, die Dich kannten und liebten, mit Dir verbunden sein - mit Deiner Lebensfreude, mit Deinem Lachen - Deinem unvergleichlichen Lachen, dem sich niemand entziehen konnte.. wie sehr fehlt es uns - wie sehr vermissen wir Dich!
Deine Mom
Dienstag, 11. August 2009
Ich trage dich wie eine Wunde
Montag, 10. August 2009
Heute bei Florian
„ Diese Türen sind Tore zu einer anderen Welt. Du trittst ein und plötzlich ist aller Lärm der Welt nur noch Hintergrundmusik der gegenwärtigen Friedhofsstille. Dieser Ort, er ist das Brennglas für die Strahlen der Vergangenheit und Gegenwart. Er fängt sie auf und bündelt sie in Dir dass sie beginnen, in dir zu brennen: eine Glut, die wärmt oder eine Glut, die verbrennt? Du selbst es in der Hand, aus der nährenden Wärme der gegenwärtigen Vergangenheit Zukunft werden zu lassen: Deine Zukunft.
Die Zukunft des Toten ist seine Zukunft. Du hast keinen Einfluß darauf, du kannst sie diesem Menschen weder geben noch nehmen. Jetzt ist deine Zeit der Zukunft. Es ist an dir, sie zu gestalten und zu leben. Die Begegnung mit der Vergangenheit des Grabes kann dir mit seiner wärmenden Glut der Gegenwart Kraft verleihen.....“ schrieb ein junger Geistlicher, der – wie Florian – einen plötzlichen Herztod starb. Seine Mutter schenkte mir die Zeilen. Und: „vieles ist unsicher; sicher ist, dass du zurückkehren kannst an diesen Ort, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so lebendig werden lässt, um dir Kraft zu holen für das Morgen. ...
Allnächtlich im Traume
Und sehe dich freundlich grüßen,
Und lautaufweinend stürz ich mich
Zu deinen süßen Füßen.
Du siehst mich an wehmütiglich,
Und schüttelst das blonde Köpfchen;
Aus deinen Augen schleichen sich
Die Perlentränentröpfchen.
Du sagst mir heimlich ein leises Wort,
Und gibst mir den Strauß von Zypressen,
Ich wache auf, und der Strauß ist fort,
Und das Wort hab ich vergessen.
Heinrich Heine
Sonntag, 9. August 2009
Einmal nur
nur einmal
in diesem Leben.
Zwei Gesichter
unter einer zerbrechlichen
Seele bewegen.
Tränen der Trauer fließend mit
Glücksmomenten vermischen.
Ohne ein einziges Gefühl davon
verschämt zu verwischen.
Im Lachen Wunden zeigen
und im Weinen sogar
Freudentränen vergießen.
Sterben auch Clowns
am gebrochenen Herzen?
Einmal nur mich
auf dieses grenzenlose
Lebensgefühl einlassen.
Um meiner wahren
Sehnsucht für immer
Platz zu machen.
©Ute Leser
Mir fiel sofort ein Foto ein, das wir in Venedig gemacht haben in einem der zahllosen Masken-
Life out of life
Samstag, 8. August 2009
Ein Erwachen
Wieder hat ein Morgen sich erhoben;
Wieder ist der Träume Schwarm zerstoben –
Alles wieder, wie es gestern war!
Aber wie sie stumm vorüberziehen,
Wie sie schweben, schwanken, schwinden, fliehen,
Löst sich los ein Traum aus ihrer Schar.
Und er gaukelt vor den wachen Sinnen.
Und ich bange: was wird er beginnen?
Wird er immer näher mich umziehn?
Wird ihn nicht die kühle Morgenhelle
Treiben von des müden Herzens Schwelle?
Wird er bleiben? Wird auch er entfliehn?
Will die Mutter Nacht ihr Kind mir lassen?
Ach, ich kann das lustige nicht fassen,
Und ich habe nicht nach ihm verlangt.
Nimm es fort – so wie du einst die Stunden,
Da es sich zuerst zu mir gefunden,
Mit mir nahmst, vor deren mir noch bangt.
Alles starb! – Was will ein Traum noch leben?
Um dem Schmerze neue Kraft zu geben!
Besser, auch das letzte Denken stirbt!
Wie die Blume stirbt, wenn sie verblühte,
Wie Begeisterung stirbt, wenn sie verglühte,
Sterbe dieser Traum, der um mich wirbt!
Er vermag dies Herz aus seinem Schweigen
Nicht zu rütteln – mag er ihm auch zeigen
Tage – Nächte, die vergangen sind.
Tage, wo die Leidenschaft mich stählte,
Nächte, wo die Liebe mich vermählte –
Mutter Nacht, nimm hin dein dreistes Kind!
Denn es wird mir lästig! – Überschritten
Habe ich das Leben, und gelitten
Habe ich – da frommt kein Träumen mehr.
In die Welt warf ich mein freies Denken.
Willst du mich aus meinen Bahnen lenken,
Sende stärkere Kämpfer zu mir her!
Die Vergangenheit bezwingt mich nimmer,
Und Erinnerung mit ihrem Schimmer
Zeigt mir neu des Lebens Tiefen nur.
Wozu nutzlos in die dunklen tauchen?
Wozu Wort in die Lüfte hauchen?
Die im Äther lassen keine Spur?
Und der Traum zerweht – – –
– – – Da plötzlich langen
Fühle ich nach mir die Sehnsucht . . . Bangen
Und das längstverlorene packt mich an.
Wollte ich mit kühlen, starren Lügen
Eben nicht mein armes Herz betrügen?
Und zerstören einen süßen Bann?
Was mich eben mitleidvoll umwoben
Stieß ich von mir – und nun ist zerstoben
Auch das Glück mit dieser Träume Schar . . .
Und der ganze Jammer fasst mich wieder –
Und ich stürze weh aufschreiend nieder – –
Alles wieder, wie es gestern war!
John Henry Mackay, 1864-1933
Care-charming Sleep
Brother to Death, sweetly thyself dispose
On this afflicted prince ; fall like a cloud
In gentle showers; give nothing that is loud,
Or painful to his slumbers; easy, sweet,
And as a purling stream, thou son of Night,
Pass by his troubled senses; sing his pain,
Like hollow murmuring wind or silver rain;
Into this prince gently, oh, gently slide,
And kiss him into slumbers like a bride.
from ´ The Tragedy of Valentinian`
John Fletcher, 1579-1625
Freitag, 7. August 2009
Das Schwere lieben...
Denken Sie: ist die Kindheit nicht schwer in all ihrem unerklärten Zusammenhang?
Sind die Mädchenjahre nicht schwer, - ziehen sie nicht wie langes schweres Haar das Haupt in die Tiefe großer Traurigkeit? Und es soll nicht anders werden; wenn für viele das Leben auf einmal leichter wird, leichtsinniger und froher, so ist es nur, weil sie aufgehört haben, es ernst zu nehmen, es in Wirklichkeit zu tragen und mit ihrem eigensten Wesen zu fühlen und zu erfüllen.
Das ist kein Fortschritt im Sinne des Lebens. Das ist eine Absage aller seiner Weiten und Möglichkeiten.
Was von uns verlangt wird, ist, daß wir das Schwere lieben und mit dem Schwere umgehen lernen. Im Schweren sind die freundlichen Kräfte, die Hände, die an uns arbeiten. Mitten im Schweren sollen wir unsere Freuden haben, unser Glück, unsere Träume: da; vor der Tiefe dieses Hintergrunds, heben sie sich ab, da sehen wir erst, wie schön sie sind.
Und nur im Dunkel der Schwere hat unser kostbares Lächeln einen Sinn; da leuchtet es erst meint seinem tiefen, träumenden Licht, und in der Helligkeit, die es für einen Augenblick verbreitet, sehen wir Wunder und Schätze, von denen wir umgeben sind.
Rainer Maria Rilke
Briefe 1904
Foto: Aran Islands/Irland 2007
Donnerstag, 6. August 2009
Wer ohne Kinder lebt
Blaue Hortensie
So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rau
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.
Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau.
Verwaschnes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.
Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.
Rilke
Dienstag, 4. August 2009
Wenn es gelingt
Montag, 3. August 2009
Engel der Sehnsucht
Öffne deinem Engel
ein kleines Flügelfenster
durch das er dir ein Zeichen
seiner Liebe reichen kann.
Auch er sehnt sich danach
deine Seele zu berühren
und seinen Lebensatem
deinem einzuhauchen.
Vielleicht sind jenseitige Wesen
uns viel näher, als wir glauben
und vielleicht ist der Raum
zwischen den Welten
viel kleiner, als er scheint.
Je weiter du das Fenster öffnest
desto eher berühren sich
auch Himmel und Erde.
Je mehr Licht dein Herz in
seine dunklen Kammern lässt
desto näher rückt auch dein Engel.
Ute
Foto: Wien, Zentralfriedhof
Sonntag, 2. August 2009
Als mein Schatz gegangen
Mein Zimmer hat nur Wände,
Und Fenster hat es keine,
Denn als mein Schatz gegangen,
Saß ich mit nassen Wangen,
Fand, daß die Sonne blende.
Ich schickte meine Hände,
Sie schleppten Mauersteine.
Sie bauten auf der Stelle
Mit Mörtel und mit Kelle
Für meine Seelenruh
Die lauten Fenster zu.
Niemand sieht's, wenn ich weine.
Statt Licht sind um mich Steine,
Und tröstend dunkle Wände.
Die Trän' findet allein
Den Weg in meine Hände.
Max Dauthendey
Samstag, 1. August 2009
Ich liebe dich
Ich liebe dich,
weil ich dich lieben muß;
ich liebe dich,
weil ich nicht anders kann;
ich liebe dich
nach einem Himmelsschluß;
ich liebe dich
durch einen Zauberbann.
Dich lieb ich
wie die Rose ihren Strauch;
dich lieb ich
wie die Sonne ihren Schein;
dich lieb ich,
weil du bist mein Lebenshauch;
dich lieb ich,
weil dich liebe ist mein Sein.
Friedrich Rückert
Bild: Paula Modersohn-Becker