Samstag, 15. August 2009

Rilke Briefe (1904)



Man muß nie verzweifeln, wenn einem etwas verloren geht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß,fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer als unsere Einsicht sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken,an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünfte, denen gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.

Rainer Maria Rilke

Bild: J. W. Waterhouse

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Und zwischendurch schaue ich auf
unsere ersten Lampionblumen.
Mit der Frage, ob sie ein Zeichen
für das noch Schönere sind.
Ja, aus jeder abgefallenen Blüte
entsteht etwas noch Größeres.
Und unfassbar Leuchtendes.
Aber wenn ein Menschenleben fällt?
Ich weiß nicht. Hat Rilke Schicksal
jemals durchlebt? Hautnah erfahren?
Seine Worte klingen wunder-bar.
Doch mitten im Unglück kann man sie
nur zögernd als Glück empfinden.

Ute

Ja, liebe Ute, Dir muß dieser Brief wie Hohn erscheinen in diesen Tagen. Hab Dank für Deine lyrische Reaktion! Ich denke, es gibt "sensiblere" Texte von Rilke und darüber nach, weshalb ich ihn wählte...
G.