Freitag, 6. November 2009

aus Liebessonette Neruda



Meine Liebe, wenn ich sterbe und du nicht stirbst,
meine Liebe, wenn du stirbst und ich nicht sterbe,
lass uns dem Schmerz nicht noch mehr Raum geben,
es gibt keine größere Weite als die, die wir leben.

Staub auf dem Weizen, und Sand in der wüste,
das umherirrende Wasser, die Zeit, der vagabundierende Wind,
rissen uns fort wie segelndes Korn.
Wir hätten uns nicht treffen können in jener Zeit.

Diese Wiese auf der wir uns trafen,
du kleine Unendlichkeit! Geben wir zurück.
Aber diese Liebe, Liebe ist nicht zu Ende,

und so wie sie nie geboren wurde,
wird sie auch nicht sterben, sie ist wie ein langer Fluss,
sie geht nur von Land zu Land, von Lippe zu Lippe


Pablo Neruda
Hundert Liebessonette


Foto: Uwe: Schattenspiele auf unserer Treppe

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