"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Dienstag, 23. Juni 2009
Finale Con Moto
Du hast in mir viel Lichter angezündet
Mit blauen Träumen mir den Tag erfüllt,
Und alles Blühen, alles Leuchten mündet
Nach im Erlöschen hin zu deinem Bild.
Du kamst: Zum Garten ward das Grau der Straßen.
Du kamst nicht, und der Tag hat nicht gezählt.
Wie hat, allein das Leben mich gequält.
Der große Trug, den wir zu zweit vergaßen.
Es war der gleiche Sog in unserem Blut,
Die gleiche Saite, jäh entzweigerissen.
Ein müder Klang, um den wir selbst kaum wissen,
Jahrtausendalte, halberstorbene Glut.
Verwehter Ton, der noch im Klingen schweigt,
Gesumm, das ohne Anfang ist und Ende.
Da sich der Schatten deines Ahns dir neigt
Umfängt auch mich der Segen seiner Hände.
Stumm zu verlöschen ist der letzte Sinn,
Still fortzugehen, eh das Feuer schwindet.
Du hast mir viel Lichter angezündet...
Du sollst nicht wissen, daß ich einsam bin.
Mascha Kaléko
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