Freitag, 24. Dezember 2010

Letter from Florian

21.12.01

Good night sweet prince,
And flights of angels sing Thee to Thy rest
(Shakespeare)

Geliebter Sohn,

eine ruhige Feierlichkeit legt sich über das Haus – ich erinnere mich an das letzte Jahr, wo ich es ähnlich erlebte. Damals dachte ich, nun seiest Du angekommen. Nun hättest Du Dein Versprechen, Weihnachten bei uns zu sein, eingelöst. Deine Anwesenheit war spürbar, ein tiefer Friede legte sich über meine verletzte Seele.

Draußen hat der Winter eine weiße Decke über die Natur gebreitet – ich sehe hinaus, schau dem Treiben der Schneeflocken zu und erinnere mich an Deinen Brief, Deine Schilderung des seltenen Ereignisses von Schnee in Irland. Du schriebst:

....."Vor meinem Fenster tobt wieder einmal der Wind. Wie so häufig in den letzten zwei Wochen! Die kahlen Baumkronen tanzen in seinem Rhythmus. An den Bäumen und der Mauer vor dem Haus vorbei werden große, weiße Schneeflocken getrieben. Sie tanzen im selben Takt wie die Baumwipfel, nur daß sie wild durcheinander schweben. Einige dieser Flocken erinnern mich sehr an die Feder vom Anfang des „Forrest Gump“-Films. Sie fallen runter, werden aber kurz vor dem Boden wieder vom Wind erfaßt und in die Höhe getrieben, wo sie wieder ein Teil des Ganzen werden und vom Wind weiter getrieben werden: zum nächsten Baum, der nächsten Mauer, dem nächsten Hof.... bis der Wind seine Krallen von ihr läßt und sie seicht auf den Boden schwebt.


Unbeeindruckt von diesem Schneeflockenschauspiel wanken die Bäume gleichmäßig von rechts nach links, wieder nach links und rechts usw.
Es ist schon interessant, wie zwei Machenschaften der Natur den selben Konditionen ausgesetzt sind, aber so unterschiedlich darauf reagieren! Die einen treiben ohne Halt und Ziel durch die Lüfte, bis sie ihr Ende auf der Erde finden; während gerade diese Erde für die anderen die Sicherheit und der Halt bedeutet. Verliert der Baum diesen Halt, stirbt er, da er seine Nahrung aus dem Boden bekommt..."

Durch diese Briefe weiß ich: es hat Dich gegeben, Florian, wir haben eine Weile zusammen leben dürfen, als Mutter und Sohn. Ich bin so stolz, Deine Mutter zu sein – und die Liebe ist meine Brücke zu der Welt, in der Du nun weiter lebst.
Du bist nur vorausgegangen: Ich lebe noch ein bißchen, dann komme ich auch.

Deine Mom

Vorgestern sah ich "Forrest Gump" und ich erinnerte diesen schönen Brief von Florian.

Wish you a heavenly Christmas, Florian!



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