Montag, 31. Januar 2011

Ins Gedächtnis geschrieben

Heute bei Florian
Vieles, was an Zeit gebunden,
flüchtig, lange schon verjährt,
hat es einmal stattgefunden,
kehrt zurück in manchen Stunden
dunkel oder lichtverklärt.

Blicke sehn uns an,
und aus der Ferne winken Hände,
Menschen sprechen mit vertrautenStimmen -
so, als wär die Zeit mit ihnen nicht zu Ende.
Traum und Wirklichkeit verschwimmen

Lebt doch alles, was da je gewesen,
in uns weiter, nur ub einer tiefren Schicht,
im Gedächtnis nachzulesen,
und zu sterben braucht es nicht.

Elli Michler
"Ich wünsche dir Zeit"
Don Bosco Verlag

Die Vögel ernten


orangefarbene Beeren,
befreien die Büsche
von ihrer fruchtigen Last,
an einem sonnigen Morgen
gingen wir über die Felder spazieren,
du ließt
glänzende Spinnfäden
schweben wie Kinderdrachen
durch die milde Luft,
und ich will jetzt von den Bäumen lernen,
Kräfte zu sammeln
in meinem Kern,
um mich in einem
neuen Frühjahr dann
weiter auszudehnen,
neue Räume zu öffnen
für meinen Fuß.

Sigrid Lemke-Westermeier

Sonntag, 30. Januar 2011

Das Unendliche


"Das Unendliche liegt nicht jenseits des Endlichen, sondern im Endlichen.
Das Ewige liegt nicht jenseits des Zeitlichen, sondern im Zeitlichen.
Das Unsterbliche liegt nicht jenseits des Sterblichen, sondern es ist das Sterbliche.
Das Unsterbliche, das Ewige, das Unendliche bist du selbst."

(Krishnamurti)

Samstag, 29. Januar 2011

Eine Weile



Eine Weile
werden wir uns
aufhalten
in dieser Welt
im aufrechten Gang
wenn er gelingt
kopfgetragen
solange der Kopf trägt
herzgebeutelt
solange das Herz schlägt
im Rhythmus
der ureigenen Uhr
eine Weile
werden wir bleiben
um weiter zu gehen
zu gesicherten Ufern

Annemarie Schnitt

Freitag, 28. Januar 2011

Ach, könnte ich bei dir sein

Im Flüstern des Windes
höre ich dich.
Im Schatten der jungen Birken
sehe ich dich.
In meinem Herzen
fühle ich dich.
Ach, könnte ich
nur bei dir sein.

Annegret Kronenberg

Donnerstag, 27. Januar 2011

Heute glaubt man...

Heute glaubt man:
Wenn der Mensch durch die Pforte des Todes gegangen ist,
hört seine Tätigkeit in Bezug auf die physische Welt auf.
Nein, sie hört nicht auf.
Ein fortwährender reger Verkehr findet statt
zwischen den sogenannten Toten und den sogenannten Lebenden.
Und wir können sagen:
Diejenigen, die durch die Pforte des Todes gegangen sind,
sie haben nicht aufgehört,
da zu sein,
nur unsere Augen haben aufgehört,
sie zu sehen;
sie aber sind da.
Unsere Gedanken, unsere Gefühle, unsere Willensimpulse,
sie stehen mit ihnen in Verbindung.

Rudolf Steiner
Der Tod als Lebenswandlung
Nürnberg, 10. Februar 1918

Foto: Tor zum Alten St.-Matthäus-Kirchhof

Mittwoch, 26. Januar 2011

Für Julia


Die klare frische Rosenblüte streichelt
mein geschlossenes Auge leicht,
als legte sie noch tausend kühle Lider,
eines auf das andere, über
mein heißes Lid. Und tausend Schlummer
breitet sie dann über meine Täuschung hin,
darunter streif ich selbst umher
im Duft des Labyrinths.

R.M. Rilke

Für Dich, liebe Gudrun und für alle, die heute, an Julias erstem Geburtstag im Licht, ohne Trost sind.

Veränderung

Der Garten in seiner höchsten Blütenpracht.
Schmetterlinge tanzten ihren Blütentraum,
tranken sich satt an den süßen Düften.
Doch als die dunkle Wolke kam, wurde es still.
Die Vögel hatten ihre Lieder verschluckt,
die Blumen ihren Duft verweht
und die Schmetterlinge mochten
nicht mehr tanzen.
Lange deckte uns die Wolke zu.
Als sie ging, war alles anders,
als es vorher war.

Annegret Kronenberg

Dienstag, 25. Januar 2011

Full Circle

For you Florian

http://www.youtube.com/watch?v=vJ4XGYyhlj0

Stars were falling deep in the darkness
as prayers rose softly, petals at dawn
And as I listened, your voice seemed so clear
so calmly you were calling your god

Somewhere the sun rose, o'er dunes in the desert
such was the stillness, I ne'er felt before
Was this the question, pulling, pulling, pulling you
in your heart, in your soul, did you find rest there?

Elsewhere a snowfall, the first in the winter
covered the ground as the bells filled the air
You in your robes sang, calling, calling, calling him
in your heart, in your soul, did you find peace there?

Gewagt...

..Nun habe ich es doch geschafft und das Aussehen des blogs verändert. Bin gespannt auf Euer feed-back!

Veränderungen
Im Leben wird es auf Dauer nicht so sein
Wie es im Leben, eine zeitlang gewesen war

Manfred Wrobel

Tiefe Schatten

Mitunter weicht von meiner Brust,
Was sie bedrückt seit deinem Sterben;
Es drängt mich, wie in Jugendlust,
Noch einmal um das Glück zu werben.

Doch frag ich dann: Was ist das Glück?
So kann ich keine Antwort geben
Als die, daß du mir kämst zurück,
Um so wie einst mit mir zu leben.

Dann seh ich jenen Morgenschein,
Da wir dich hin zur Gruft getragen;
Und lautlos schlafen die Wünsche ein,
Und nicht mehr will ich das Glück erjagen.

Theodor Storm

Foto: Stefanie Rabenschlag
http://mitbergblick.blogspot.com/

Montag, 24. Januar 2011

Du kommst nicht

Du kommst nicht.
Ich decke dir keinen Tisch,
schneide dir kein Brot.
Dein Platz bleibt leer.
Beim Tischgebet
haftet dort mein Blick.
Du bist mein Kind,
auch heute noch.
Immer!

von Annegret Kronenberg

Foto: Heute bei Florian

Sonntag, 23. Januar 2011

Einem fernen Freunde

Mit dem ´Du` im Herzen darf man schweigen,
Um so tiefer dann sein Innres zeigen,
Wenn die Stunde kommt, da ganz allein
Leben sich dem Leben drängt zu weihn...
Und es ist ein still beständig Wissen,
Und es ist ein ruhiges Vertrauen:
Unser Freundeskranz wird unzerrissen

Schweben in Maienlüften wie in rauhen
Sturmesnächten schlimmeren Geschicks...
Nein, es ist kein Rausch des Augenblicks,
Wie ihn rasches Jugendblut verdampft,
Keine Traumsaat, die der Tag zerstampft —
Wir belauschen unser altes Spiel
Und gedenken und besinnen viel...

Karl Henckell, 1864-1929

Für meine bekannten und unbekannten Freunde!  Ich danke Euch für Eure Rückmeldungen, Texte und die Zeit, die Ihr hier verbringt!
Gabriele

Samstag, 22. Januar 2011

In der Nacht

Ich bin dir nah, nur eine dünne Mauer
Trennt mich von dir.
Du träumst wohl schon im sanften Schlummerschauer,
Vielleicht von mir.

Auf diesem Pfühl, der oft in heil'ge Weihe
Dich eingewiegt,
Ruht jetzt dies Herz, das dir voll Mut und Treue
Entgegenfliegt.

Mir ist's, als blühten aller Sehnsucht Keime
Melodisch auf,
Als fliegen geisterflüsternd deine Träume
Zu mir herauf.

Ich fühle plötzlich in den dunklen Locken
Ein leises Wehn;
Die Ahnung ruft, die vollen Adern stocken,
Die Pulse stehn. -

Es war dein Geist, und heilig auf der Wange
Fühlt' ich den Kuß;
An deiner Lippen küssendem Gesange
Kannt' ich den Gruß.

Es war dein Geist! Es war der Hauch der Liebe!
Hast mein gedacht!
O, daß sie ewig, ewig, ewig bliebe
Die schöne Nacht!

Theodor Körner, 1791-1813

Freitag, 21. Januar 2011

Fäden der Sehnsucht


Die Fäden der Sehnsucht
habe ich in mein Kleid gesponnen.
Als du gingst, habe ich damit begonnen.
Die Jahre, die Zeit –
haben das Kleid zerschlissen,
doch in meinem Herzen
werd’ ich dich ewig vermissen.

Annegret Kronenberg

Bild: August Macke

Schwebt ein Lied...


...schwebt ein Lied
über dem Wasser
seine Melodie
ein sehnendes Warten
singt von Heimkehr
und Geborgenheit...

NN

http://www.youtube.com/watch?gl=DE&feature=related&hl=de&v=VpXAtVLuw1E
The Corrs

Foto: Irland 2009, Strand von Stradbally

Donnerstag, 20. Januar 2011

Im Gedenken an Lilli

Im Gedenken an Lilli Esmeralda
geboren 20.1.2009
gestorben 21.1.2009
und in Gedanken an Kathrin


Dies Lied, liebe Kathrin, wird für immer mit Euch beiden verbunden sein!

Da neigt sich die Stunde und rührt mich an



Da neigt sich die Stunde und rührt mich an
mit klarem, metallenem Schlag:
mir zittern die Sinne. Ich fühle: ich kann -
und ich fasse den plastischen Tag.

Nichts war noch vollendet, eh ich es erschaut,
ein jedes Werden stand still.
Meine Blicke sind reif, und wie eine Braut
kommt jedem das Ding, das er will.

Nichts ist mir zu klein, und ich lieb es trotzdem
und mal es auf Goldgrund und groß
und halte es hoch, und ich weiß nicht wem
löst es die Seele los...

Rainer Maria Rilke
20.9.1899, Berlin-Schmargendorf

Mittwoch, 19. Januar 2011

Seine Hände blieben wie blinde Vögel


Seine Hände blieben wie blinde
Vögel, die, um Sonne betrogen,
wenn die andern über die Wogen
zu den währenden Lenzen zogen,
in der leeren, entlaubten Linde
wehren müssen dem Winterwinde.

Auf seinen Wangen war die Scham
der Bräute, die über der Seele Schrecken
dunkle Purpurdecken
breiten dem Bräutigam.

Und in den Augen lag
Glanz von dem ersten Tag, -
aber weit über allem war
ragend das tragende Flügelpaar...

Rainer Maria Rilke, 6.2.1898, Berlin

Dienstag, 18. Januar 2011

Wintergarten


Deinen Briefumschlag
mit den zwei gelben und roten Marken
habe ich eingepflanzt
in den Blumentopf
Ich will ihn
täglich begießen
dann wachsen mir
deine Briefe
Schöne
und traurige Briefe
und Briefe
die nach dir riechen
Ich hätte das
früher tun sollen
nicht erst
so spät im Jahr

Erich Fried

Sich finden...


Wie schön das klingt "Sich finden", richtig nach Erfüllung. Und was da alles mitklingt: "Suchet, so werdet ihr finden. Klopfet an, so wird euch aufgetan." Und so weiter.
Aber wie ist es wirklich für den, der sucht? Er findet sich. Ja, er findet sich, er findet sich immer wieder und wieder und wieder, auch wenn er einmal rasten möchte., auch wenn er endlich aufhören oder auch nur unterbrechen möchte. Und wie er sich findet? Meistens in Stücken oder in Bruchstücken oder in zerbröckelnden Stücken, oder in Stücken, die sich faulig zersetzen oder doch so aussehen, als werde die Zersetzung gleich anfangen.
Und wenn er sich ganz findet, dann weiß er nicht mehr, wer er ist, er oder das, was er da gefunden hat. Und was heißt ganz? Ganz, aber tot. Ganz, aber in einem Zustand der Dumpfheit, aus dem der Gefundene nicht zu erwecken ist. Ganz aber ganz zum Tier geworden, oder zu etwas Ärgerem, denn wenn wir sagen "tierisch", tun wir den Tieren damit Unrecht. Ganz, und vielleicht sogar auch ganz bei Sinnen, aber bei Sinnen, die keinen Sinn mehr finden können, oder vielleicht nur den Sinn noch nicht finden können, aber was hilft das? Wenn man vergeht, ehe man ihn finden konnte, dann war es fast ganz, als hätte man ihn nicht mehr finden können. Und das ärgste ist, daß man, wenn man erst angefangen hat zu suchen, nicht mehr aufhören kann, auch nicht, wenn man längst weiß, daß die Worte "Suchet, so werdet ihr finden" eigentlich eine Warnung waren oder gewesen sein könnten.

Quelle: Erich Fried "Das Unmaß aller Dinge. Erzählungen."
Berlin 1990.

Montag, 17. Januar 2011

Ach, den Wolken gleich...


Ach, den Wolken gleich treiben wir durch Geburten und Tode!
Den Pfad des Unwissens und den Pfad der Erleuchtung - wir wandeln sie träumend.
In meinem Gedächtnis haftet nur eins, auch nach dem Erwachen:
Des Regens Rauschen, dem einst des Nachts in der Hütte ich lauschte.

Dogen (1200-1253)

Papa sit down + hear my song

http://www.youtube.com/watch?v=RbqF6Xv1mNU
O, Papa sit down, and hear my song.
O, and if you feel like it then please sing along
No nothing that I wanna say, I haven’t said before
But to use your words, you can never be to sure

See, even though. I don’t always show.. I’m glad that you’re along.
Said I’m glad that your're around

O sonny, so strange, to hear and see
That someone so different is, a soul like me.
You may have gone right, where I would have gone left.
But son, that’s alright. I will always have your back
See even though. I don’t always show.
I’m proud of you, my son.

Old days, and all of the new wanting to be like you.

[Chorus]
Every time I look at you. I see myself. I’m so proud of you.
For you help make me what I am.
A better man.
I’m just so proud of you.

Alain: O dad, your views in life. Tell me how they came to be.
Well see, I didn’t know my father like the way that you know me.
Dane: Son, life is just too short. For us to never be in touch.
That’s why I Want to tell you that I love you very much.
Oh even though, I don’t always show. You know
And I want you to know that.

[Chorus]
Every time I look at you. I see myself. I’m so proud of you.
For you help make me what I am.
A better man.
I’m just so proud of you.

I’m here and I’ll be if I can A father and a friend.

Every time I look at you.

[Chorus]
Every time I look at you. I see myself. I’m so proud of you.
For you help make me what I am.
A better man.
I’m just so proud of you.
You know that one day too I ll be walking in your shoes
Yeah and I know that you'll do fine cause you're a son of mine
Oh Hey papa tell me what you've learned so that I don't get my fingers burned
Son you'll see that as you go you'll make mistakes of your own
But that's oke man see you live and you learn
You live and you learn

Für alle Väter + Söhne!
Danke, liebe Andrea

Sonntag, 16. Januar 2011

Die Zeit geht nicht...


Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist ein Karavanserai,
Wir sind die Pilger drin.

Ein Etwas, form- und farbenlos,
Das nur Gestalt gewinnt,
Wo ihr drin auf und nieder taucht,
Bis wieder ihr zerrinnt.

Es blitzt ein Tropfen Morgentau
Im Strahl des Sonnenlichts;
Ein Tag kann eine Perle sein
Und ein Jahrhundert nichts.

Es ist ein weißes Pergament
Die Zeit und Jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf
Bis ihn der Strom vertreibt.

An dich, du wunderbare Welt,
Du Schönheit ohne End',
Auch ich schreib meinen Liebesbrief
Auf dieses Pergament.

Froh bin ich, daß ich aufgeblüht
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb' ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz!

Gottfried Keller, 1819-1890

Samstag, 15. Januar 2011

Trotz allem

Trotz allem kann es sein,
dass dich aus dem Himmelsgrau ein Sonnenstrahl trifft,
dich Worte berühren wie aus einem Gedicht.
Dass dir ein lieber Gruß in den Briefkasten fällt,
einer daherkommt, der die Hand dir hält.

Trotz allem kann es sein,
dass vor deinem Fenster ein Vogel singt,
dass seine Melodie dich erreicht,
dir etwas Neues gelingt.

Trotz allem kann es sein,
dass Hoffnung in dir wächst
und so etwas wie ein Engel sich neben dich setzt.
Dass dein Glaube an die Zukunft zunimmt und nicht ab,
weil dir ein Mensch begegnete, der ihn dir wieder gab.

trotz allem.

Carola Merkel

Foto: Spreewald, Februar 2008

Freitag, 14. Januar 2011

Sterbe ich....


Sterbe ich, will ich deine Hände auf meinen Augen:
Ich will das Licht und den Weizen deiner geliebten Hände,
einmal mehr sollen sie mit ihrer Kühle über mich streichen:
spüren will ich die Sanftheit, die mein Schicksal änderte.

Ich will, daß du lebst, indes ich schlafend warte,
ich will, daß deine Ohren noch immer Wind hören,
daß du den Geruch des Meeres riechst, das wir geliebt,
und daß dein Fuß den Sand betritt, den wir betreten.

Das, was ich liebe, soll am Leben bleiben,
und dich hab ich geliebt und besungen über alles,
deshalb, Blütenreiche, blühe weiter,

auf daß dir alles werde, was meine Liebe dir aufgibt,
damit mein Schatten berühre dein Haar,
damit jeder meines Liedes Grund erkennen kann.

Pablo Neruda aus seinen Liebes-Sonetten
Bild: Edward Hopper

Donnerstag, 13. Januar 2011

Sieben Septillionen Jahre...

Sieben Septillionen Jahre
zählte ich die Meilensteine am Rande der Milchstraße.

Sie endeten nicht.

Myriaden Äonen
versank ich in die Wunder eines einzigen Tautröpfchens.

Es erschlossen sich immer neue.

Mein Herz erzitterte!

Selig ins Moos
streckte ich mich und wurde Erde.

Jetzt ranken Brombeeren
über mir,
auf einem sich wiegenden Schlehdornzweig
zwitschert ein Rotkehlchen.

Aus meiner Brust
springt fröhlich ein Quell,
aus meinem Schädel
wachsen Blumen.

Arno Holz (1863-1929)

Mittwoch, 12. Januar 2011

Über Sein und Nichtsein

Über Sein und Nichtsein sei
Kummerlos und sorgenfrei;
Denn von jedem Sein, wie hoch,
ist Nichtsein das Ende doch.



Muhammad Schams ad-Din Hafis (um 1320-1390)
aus dem Persischen von Friedrich Rückert

Dienstag, 11. Januar 2011

Unwichtig

Wolken
Blumen
Stunden des Glücks
zählen zu wollen
Wolken ziehen weiter
Blumen verblühen
Stunden des Glücks vergehen
wichtig aber
sie überhaupt
zu sehen
zu erkennen zu genießen
sie in den Gedanken
zu bewahren

(Margot Bickel)

Montag, 10. Januar 2011

Medtiation III

http://www.youtube.com/watch?v=se9Efb8apjg&feature=player_embedded

Für Einen
von Mascha Kalèko

Ich finde mich in dir


Ich trage deine Gedanken in mir
und wiege sie sanft wie ein Kind.
Daraus wächst und entwickelt sich unser Wir,
das uns traumhaft und selig umspinnt.

Mit deinen Augen betrachte ich staunend das Meer,
mit deinen Ohren lausch' ich dem Wind.
Und mit all meinen Sinnen spür ich so sehr,
dass ich ohne dich taub bin und blind.

Ich taste mich mit deinen Händen zum Licht.
Mit deinen Füßen gelingt es mir, Wege zu wagen.
Und im Spiegel erkenne ich, dass mein Gesicht
und das deine gemeinsame Züge tragen.

Elli Michler

Aus: Elli Michler: Ich wünsche dir Zeit, Die schönsten Gedichte von Elli Michler,© Don Bosco Verlag, München, 5. Aufl. 2010
http://www.ellimichler.de/

Foto: Irland 2009

Sonntag, 9. Januar 2011

Über dem Meer die bunte Wolke


Über dem Meer die bunte Wolke
Darauf das silberne Schiff
Darinnen der gelbe Fisch
In der Tiefe blauer Tang
An der Küste ein nackter Mann
Der steht da und überlegt
Soll ich die Wolke sein?
Oder das Schiff ?
Oder der Fisch ?
Oder vielleicht der Tang ?
Weder noch !
Das Meer musst du sein,
mein Sohn!
Mit ihrer Wolke,
Mit ihrem Schiff,
Mit ihrem Fisch,
Mit ihrem Tang

Nazim Hikmet

Foto: Irland, Connemara 2006

Samstag, 8. Januar 2011

Ich und du


Wir träumten von einander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.

Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.

Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.

Friedrich Hebbel

Danke, liebe Irene!

Freitag, 7. Januar 2011

Irgendwer


Einer ist da, der mich denkt.
Der mich atmet. der mich lenkt.
Der mich schafft und meine Welt.
Der mich trägt und der mich hält.
Wer ist dieser Irgendwer?
Ist er ich? Und bin ich Er?

Mascha Kaléko

Donnerstag, 6. Januar 2011

Meditation II


http://www.youtube.com/watch?v=093WLFjUHtA

Du bist die Welt -
Eine philosophische Wanderung von Krishnamurti zu "Siddharta"
Lasst Euch entführen...

Oft denk' ich...

Oft denk’ ich, sie sind nur ausgegangen,
Bald werden sie wieder nach Hause gelangen,
Der Tag ist schön, o sei nicht bang,
Sie machen nur einen weiten Gang.

Jawohl, sie sind nur ausgegangen,
Und werden jetzt nach Hause gelangen;
O sei nicht bang, der Tag ist schön,
Sie machen nur den Gang zu jenen Höh’n.

Sie sind uns nur voraus gegangen,
Und werden nicht hier nach Haus verlangen,
Wir holen sie ein auf jenen Höh'n
Im Sonnenschein, der Tag ist schön.

Rückert

Mittwoch, 5. Januar 2011

Ein neues Buch...

Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?
Ich möchte leben, bis all dies Glüh'n
Rückläßt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.

Theodor Fontane

Im Gedenken an Lucas


Wir wären eigentlich drei
Und sind doch nur zwei
denn es fehlt einer
und dennoch fehlt keiner
denn einer ist immer dabei.

Wir wären eigentlich drei
drei Freunde und Geschwister, die durchs Leben gingen
drei, die gemeinsam Lieder singen
drei Kinder, die zusammen lachten
drei waren's, die oft Späße machten
aber wir sind nur zwei
denn es fehlt einer
und dennoch fehlt keiner
denn einer ist immer dabei.

Dabei, wo zwei gehen
dabei, wo zwei lachen und Späße machen.
In Wirklichkeit kann uns niemand trennen:
auch wenn es so aussieht, als wär'n wir nur zwei...
denn - einer ist immer mit dabei.

nach: Jutta Klinkhammer-Hubo

Und für Dich, liebe Birgit, an Luus 19. Geburtstag im Licht
http://www.youtube.com/watch?v=1gOk7EhZq_U&feature=related

Dienstag, 4. Januar 2011

Neujahr


Altes Jahr, du ruhst in Frieden,
Deine Augen sind geschlossen;
Bist von uns so still geschieden
Hin zu himmlischen Genossen,
Und die neuen Jahre kommen,
Werden auch wie du vergehen,
Bis wir alle aufgenommen
Uns im letzten wiedersehen.
Wenn dies letzte angefangen,
Deutet sich dies Neujahrgrüßen,
Denn erkannt ist dies Verlangen,
Nach dem Wiedersehn und Küssen.

Achim von Arnim (1781-1831)

Montag, 3. Januar 2011

Meditation


http://www.youtube.com/watch?v=kiMh1W5AjlQ&NR=1

Nehmt Euch ein wenig Zeit - es ist eine wirklich schöne Meditation für den Tag!

Sonntag, 2. Januar 2011

So, wie die Sonne


So, wie die Sonne
ganz vorsichtig ihre
Strahlen durch die
dunkle Wolkendecke schickt,
so dringt das Licht der Liebe
ganz vorsichtig in die
Dunkelheit der Menschen.

Annegret Kronenberg

Everything's gonna be alright

Für Dich Florian. Erinnerst Du Dich? Es war "unser Lied"...Für Dich zum neuen Jahr!

http://www.youtube.com/watch?v=lNyjkRlgO5s&feature=related

Who ever thought
The sun would come crashing down
My life in flames
My tears concrete the pain
We fear the end
The darkest deepest river bed
My book of life incomplete
Without you here
Alone I sit
And reminisce sometimes
I miss your touch, your kiss, your smile
And meanwhile
You know I never cried
Cause deep down inside
He know our love will never ever die

Everything's gonna be alright
Together we can take this one day out of time
Can you take my breath away (yeah)
Can you give him life today (no doubt)
Is everything gonna be o.k.?
(I'll be your strength
I'll be her when you wake up)
Take your time
And I'll be here when you wake up

I never thought
My heart would miss a single beat
Caress your hand
As I watch you while you sleep
So sweet I weap as I search within
To find a cure
To bring you back again

And the sun will rise open up your eyes
Surprise just a blink of an eye
I tried, I tried to be positive
You're a fighter so fight wake up and live

I'd give my life
To only see you breathe again
Hand in hand as we walk on the white sands
To hear your voice, rejoice
As you'd rise and say
this is the day that I wait
And pray o.k.
Today silence as time just moves on
You can't hear it though
But I'm playing my favourite songs
I miss you much
I wish you'd come back to me
You see I wait a lifetime
Cause you're my destiny

Samstag, 1. Januar 2011

Von guten Mächten


Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Laß warm und still die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer