"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Freitag, 27. Mai 2011
Florians words...
Aus Florians Brief vom 23.11.1997
..... "Ich habe mir das Bild gemalt, daß es so ist, als würde man auf einem Schiff die Welt umsegeln. Man befindet sich die ganze Zeit auf dem Ozean und kann in jede Richtung segeln, keiner gibt die Richtung vor und man sieht bis an den Horizont nur Wasser. Wasser steht hierbei für mich für das Leben. Zwar möchte man die Welt umsegeln, aber trotzdem freut man sich, von Zeit zu Zeit einen Fuß aufs Festland zu setzen – als Sicherheit und Orientierung, um zu sehen, wo man sich eigentlich befindet. Kirche kann manchen Leuten beides geben, aber genau so können dies auch Menschen, Freunde und Familie. Welche anderen Sicherheiten hat man denn sonst? So wichtig materielle Dinge in unserem Leben geworden sind, trotzdem können sie uns diese Dinge nicht geben. Wie ich bereits in einem anderen Brief geschrieben habe, bist vor allem Du und danach die Familie, Freunde mein Festland. Man braucht einfach diesen Kontakt.
Um das Festland zu erreichen, muß man sich allerdings für eine Richtung entscheiden und diese auch mit aller Kraft verfolgen, denn wenn man die Richtung häufig ändert und sich unsicher fühlt, segelt man womöglich im Kreis und erreicht nie das rettende Ufer.
Ich denke, es ist enorm wichtig, zu wissen, wo man im Leben steht, doch dazu braucht man Hilfe. Zum einen können Mitmenschen durch Aussagen helfen, zum anderen kann ihre Sicherheit einem helfen, sich selbst zu betrachten. Dies heißt aber auch, daß man sich nicht nur auf dem Festland bewegen muß/sollte, sondern auch sein Ziel, die Weltumsegelung, nicht aus den Augen verlieren. Da ich Dich und eine tolle Familie habe, brauche ich (!) die Religion oder Kirche nicht als rettendes Ufer Ich kann sie als Hilfe benutzen, bin aber nicht auf sie angewiesen, wie es viele andere Menschen zu sein scheinen.“
Bild: Edward Hopper - das Lieblingsbild von Florian, das immer wieder als Karte zwischen uns beiden kreuzte und eine immer wiederkehrende Metapher in seinen Briefen. Oh Gott, wie vermisse ich diese Briefe...
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