Montag, 7. Juli 2008

Der achte Todestag



Steine aus Irland, an irgendeiner Küste, einem Strand gefunden und im Rucksack mitgenommen... Steine umgeben mich. Nie sah ich früher, wie schön sie sind, wie abwechslungsreich; sie tragen Buchstaben, sie haben so vielfältige Farben und Formen, ich sammle "Herz"Steine.. Herzsteine aus Irland.


Gerade war Florians 8. Todestag. Über ihn schreiben kann ich heute (noch) nicht. Aber über dies Gefühl heute: das Gefühl der Leere, der Schwere, der Sehnsucht und der Resignation. Ich vermeide heute die Blicke zu den Fotos... fühle mich, als habe ich eine schwere Krankheit gerade überstanden.. versuche nach vorn zu blicken - und will doch das, was dort in der Vergangenheit liegt, nicht "hinter" mir lassen.. Es ist wohl unsere Natur als Mutter, dass wir die Beschützerinnen unserer Kinder bleiben, ob sie leben oder ob sie gestorben sind. Diesen Verlust genau zu erspüren - es ist das einzige was uns bleibt - und wir haben es nie gewollt.


Einer von zweien

In meinem Gedächtnis wohnst du

Mein Leib ist dein Haus

Mir aus den Augen siehst du den Frühling

Noch immer die rote Kastanie.
Auf dem Fluss jedes Tages

Kommst du geschwommen

Steigst mit jeder Sonne

Mir über den Hügel.

Hände hab ich
Zehn Finger und flinke Füße

Näher kommst du
Ich fasse dich nicht.

Ihr sollt in mir sehen

Einen von zweien

Und hinter meinen Worten

Unruhig horchen

Auf die andere Stimme.

Ihr sollt sehen wie meine Wunde

Zu glühen beginnt

Wenn die Welle kommt

Der Muschelgeruch der Häfen

Wenn im Buchenwald unsichtbar

Maisingen die Vögel.


Marie Luise Kaschnitz (1901-1974)

Heute helfen Gedichte, Worte, die andere fanden für das, wofür ich heute selbst keine Worte habe. Der erste Schritt zurück ins Leben - er ist immer der schwerste.

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