Montag, 21. Juli 2008

Seele - Anam


Der Körper wohnt in der Seele (John O’Donohue, „Landschaft der Seele“)

Wir müssen lernen, der indirekten Seite unserer selbst zu vertrauen. Unsere Seele ist die versteckte Seite unseres Geistes und unseres Körpers. Die abendländische Kultur hat seit Jahrhunderten immer wieder versucht, uns weiszumachen, die Seele wohne im Leib.
Man dachte früher, sie sitze in einem kleinen, besonders „verfeinerten“ Bereich des Körpers.
Vielfach stelle man sie sich als weiss vor. Wenn ein Mensch starb, flog die Seele, wie man glaubte, davon, und der leere Körper fiel in sich zusammen.
Diese Auffassung von der Seele scheint absolut falsch zu sein. Tatsächlich ist das Verhältnis von Körper und Seele gemäß der älteren und archaischen Anschauung genau umgekehrt:
Der Körper wohnt in der Seele. Unsere Seele reicht weiter in die Welt hinein als der Körper, und gleichzeitig durchdringt sie unseren Körper und unseren Geist. Unsere Seele besitzt weit empfindlichere Antennen als unser Verstand und unser Ich. Das Vertrauen in diese halbschattige Dimension bringt uns zu neuen Orten im menschlichen Abenteuer. Aber wir müssen loslassen, um zu sein., Wir müssen aufhören, uns zu zwingen, oder wir werden niemals unsere Bestimmung erreichen. Etwas Archaisches in uns arbeitet daran, Neues zu erschaffen. Tatsächlich bedarf es nur wenig, um ein wahres Gefühl für unsere spirituelle Individualität zu entwickeln. Eine der wenigen absolut unerlässlichen Bedingungen ist Stille; die andere ist Einsamkeit. Einsamkeit ist eines der kostbarsten Dinge, die sich im menschlichen Geist befinden. Einsamkeit bedeutet nicht, sich einsam zu fühlen. Wenn wir uns einsam fühlen, sind wir uns unserer Abgesondertheit, unseres Getrenntseins, sehr bewusst.Wahre Einsamkeit aber kann eine Heimkehr zu unseren eigentlichen Zugehörigkeit sein.

Keine Kommentare: