Samstag, 31. Juli 2010

Die Liebe...




"Die Liebe ist nicht im anderen, sie ist in uns selbst: wir erwecken sie.
Aber für dieses Erwecken brauchen wir andere."


Paulo Coelho

Freitag, 30. Juli 2010

Inschrift



Sag in was
schneide ich
deinen Namen?
In den Himmel?
Der ist zu hoch
In die Wolken?
Die sind zu flüchtig
In den Baum
der gefällt und verbrannt wird?
Ins Wasser
das alles fortschwemmt?
In die Erde
die man zertritt
und in der nur
die Toten liegen?
Sag
in was
schneide ich
deinen Namen?
In mich
und in mich
und immer tiefer
in mich.

Erich Fried

Donnerstag, 29. Juli 2010

Treibholz


Du glaubst, es hätte sich
für immer aufgegeben?
Treibt ziellos vor sich hin?
Hat keine Poren mehr
zum Atmen und zweifelt
am wahren Lebenssinn?
Dann kehr noch einmal um
und lass dich von seiner
lebendigen Sehnsucht berühren.

Hörst du den schlagenden
Rhythmus des Schicksals
unter dieser schutzlosen Haut?
Spürst du die reißende Flut
in ihren gebrochenen Adern?
Siehst du wie unendlich tief
sich der trauernde Schmerz
in diese verwaiste Seele
eingegraben hat?

Und wenn du dich traust
nur für einen einzigen Atemzug
ihre offenen Wunden zu berühren
wird sie dich für eine kleine Ewigkeit
in das beseelte Land
der Hoffnung mitnehmen.

© Ute Leser Text und Foto

Mittwoch, 28. Juli 2010

Engel der Heilung





Gehe vorwärts in Gedanken, und stelle dir vor,
du gingest in einer großen Lagune, nahe am Meer ,
spazieren.

Das Wasser umspült deine Füße.
Spürst du den sanften Wind?

Blicke in diesen wunderschönen blauen Himmel
mit den Wolken, die aussehen wie ein Gemälde.

Stelle dir goldenes Licht vor,
das dich sanft wie ein Nieselregen umgibt.

manchmal wiegt alles so schwer in deinen Händen -
lass die Last abfallen wie einen schweren Mantel.

Spüre den Sand unter deinen Füßen,
lass deine Kraft wieder ins Fließen kommen.

Fühle dich geborgen im Rhytmus des Lebens,
der dich langsam wieder umspült, wie Wellen den Strand.

Schöpfe diesen Tag wie frisches, klares Wasser,
entdecke wieder die Liebe zum Leben.

Nimm nun den Mut zurück in deine Hände.


Heidi Woweries

Bild: Maurizio Motariello

Dienstag, 27. Juli 2010

In der Tiefe eurer Hoffnungen...



In der Tiefe eurer Hoffnungen und Wünsche
liegt euer stilles Wissen um das Jenseits;
Und wie Samen, der unter dem Schnee träumt,
träumt euer Herz vom Frühling.
Traut den Träumen,
denn in ihnen ist das Tor zur Ewigkeit verborgen.

Khalil Gibran

Montag, 26. Juli 2010

Die schwersten Wege



Die schwersten Wege
werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer,
sind einsam.
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehenbleiben und sich Umdrehn
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen -
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen.

Hilde Domin

Sonntag, 25. Juli 2010

Beloved!


Beloved! amid the earnest woes
That crowd around my earthly path -
(Drear path, alas! where grows
Not even one lonely rose) -
My soul at least a solace hath
In dreams of thee, and therein knows
An Eden of bland repose.
And thus thy memory is to me
Like some enchanted far-off isle
In some tumultuous sea -
Some ocean throbbing far and free
With storms - but where meanwhile
Serenest skies continually
Just o’er that one bright island smile.


Edgar Allan Poe (1835)


Geliebte! während bitt’rer Schmerz
Jetzt meinen Lebenspfad umstellt
(Elender Pfad, an dessen Rand
Nicht eine einz’ge Rose blüht!),
Gibt es darin doch einen Trost:
Von dir zu träumen und im Traum
Ein Friedensbild von dir zu schau’n.
So ist dein Andenken für mich
Wie eine Zauberinsel fern,
Umgeben von zerwühlter See
Mit Sturm und Gischt und Wellenwut,
Wo über einem Erdenfleck
Inmitten drohender Gewalt
Der Himmel hell und heiter strahlt.

Übersetzung: Sylvia Börgens

Samstag, 24. Juli 2010

Du hast mir schon Fragen gestellt

http://www.youtube.com/watch?v=zPr5xR5DPN4

Du hast mir schon Fragen gestellt
Über „Gott und die Welt“,
Und meist konnt‘ ich dir Antwort geben.
Doch jetzt bringst du mich aus dem Lot
Mit deiner Frage nach dem Tod
Und „was ist, wenn wir nicht mehr leben?“
Da muß ich passen, tut mir leid,
Niemand weiß da so recht Bescheid,
Solang es Menschen gibt auf Erden.
Ich stelle mir das Sterben vor
So wie ein großes, helles Tor,
Durch das wir einmal gehen werden.

Dahinter liegt der Quell des Lichts,
Oder das Meer, vielleicht auch nichts,
Vielleicht ein Park mit grünen Bänken,
Doch eh‘ nicht jemand wiederkehrt
Und mich eines Bess‘ren belehrt,
Möcht‘ ich mir dort den Himmel denken.
Höher, als Wolkentürme steh‘n,
Höher noch, als Luftstraßen geh‘n,
Jets ihre weißen Bahnen schreiben
Jenseits der Grenzen unsrer Zeit,
Ein Raum der Schwerelosigkeit,
Ein guter Platz, um dort zu bleiben.

Fernab von Zwietracht, Angst und Leid,
In Frieden und Gelassenheit,
Weil wir nichts brauchen, nichts vermissen.
Und es ist tröstlich, wie ich find‘,
Die uns vorangegangen sind,
Und die wir lieben, dort zu wissen.
Und der Gedanke, irgendwann
Auch durch dies Tor zu geh‘n, hat dann
Nichts Drohendes, er mahnt uns eben,
Jede Minute bis dahin,
Wie ein Geschenk, mit wachem Sinn,
In tiefen Zügen zu erleben.

Reinhard Mey
Danke, liebe Carmen!

Das Leben ein Traum



Denn in den Räumen
Dieser Wunderwelt ist eben
Nur ein Traum das ganze Leben;
Und der Mensch, das seh ich nun
Träumt sein ganzes Sein und Tun,
Bis zuletzt die Träum'entschweben.

Calderon de la Barca

Freitag, 23. Juli 2010

Abschied


http://www.youtube.com/watch?v=Zi8vJ_lMxQI

Abschied

Wie hab ich gefühlt, was Abschied heißt.
Wie weiß ich`s noch: ein dunkles, unverwundnes
Grausames Etwas, das ein Schönverbundenes
Noch einmal zeigt und hinhält und zerreißt.
(...)

(Rainer Maria Rilke)

Mittwoch, 21. Juli 2010

Es ist nur natürlich zu sterben...




" Es ist nur natürlich zu sterben", sagte er noch einmal.
..."Alles, was geboren wird, stirbt."
"..., jetzt erzähl' ich dir was über den Vorteil, den wir haben. Über den Punkt, in dem wir uns tatsächlich von all den wunderbaren Pflanzen und Tieren unterscheiden.
Solange wir einander lieben können und uns an dieses Gefühl dere Liebe erinnern können, können wir sterben, ohne jemals wirklich fortzugehen. All die Liebe, die du geschaffen hast, ist noch immer da. Alle Erinnerungen sind noch immer da. Du lebst weiter - in den Herzen aller Menschen, die du berührt hast und denen du Gutes getan hast, während du hier warst."
..."Der Tod beendet dein Leben, nicht eine Beziehung."

aus: Mitch Albom
"Dienstags bei Morrie"

Foto: "Himmelsfeder", Ahrenshoop 2008

Dienstag, 20. Juli 2010

Calm under the waves




http://www.mojvideo.com/video-maria-mena-calm-under-the-waves/f821db5140a2b1cdf261

I walk barefoot where the water drowns the sand
with you no longer here to hold my hand
I let go

The ocean makes my swelling heart feel small
With the sounds it makes you won't hear it if I call
I let go

There's a breeze in the air
There's a boat anchored out here
There's a calm under the waves as I choose to sink

Your skin protected me from sunbeams
Your hands made sure I'd stay intact
I let go

You were always there to walk me home
With you not here, the streets I roam
I let go

There's a breeze in the air
There's a boat passing over there
There's a calm under the waves as I choose to sink
With your voice in my head
I could fall here instead
But there's a calm under the waves
So I choose to sink

I'm tired now
I'll see you when I wake up
I've heard it's pretty where you are
I let go

Maria Mena

Donnerstag früh fliegen wir zum Begräbnis meiner Mutter. Ich wünsche ihr den Himmel.
May she rest in peace.

Montag, 19. Juli 2010

Aus der Bahn geworfen


18.7.2010

Aus der Bahn geworfen
Mitten hinein in den nächsten Tag:
Blank der Himmel,
weggefegt die düsteren Wolken,
klar die Luft,
tief geht der Atem,
Farben dringen durch neue offene Poren,
erfrischen, wecken, stärken.
Verwundert stehe ich mitten auf dem Marktplatz:
Wieviele Leben es gibt:
Junge, alte, fremde, einheimische,
schnelle, schleppende...
Zwischen eintönigen Konzertbesuchern
greift ein bunter Straßenfeger
Weggeworfenes zwischen den Sektkelchen auf.
In der Mitte sprudelt
Ein ewiger Brunnen....


Ein Tag nach dem Tod meiner Schwiegermutter
Christiane Gérard

Himmelszeichen



Frag nicht nach dem Warum
wenn die wahre Antwort
im Verborgenen liegt.
Klag nicht den Himmel an
wenn sich die Zeit
nach Frieden sehnt.
Wieder und wieder
träumt er davon
sich mit dir zu versöhnen.
Dich mitzunehmen
in eine andere Welt
die jenseitige Gesetze schreibt
zarte Trostgemälde
aus Hoffnungsfarben malt.
Manchmal, wenn sich
das gebrochene Schwarz
an untröstlichen Tagen
in pures Licht auflöst
kannst du gewiss sein
dass es dir gewidmet ist.

© Ute Leser

Samstag, 17. Juli 2010

Tief in uns drin



Niemand kennt das Schicksal eines Menschen. Warum ist er diesen Weg gegangen, zum Licht, durch Nacht wie schwarzer Samt.
Woher kommen wir, wo gehen wir hin?
Gib es denn etwas, was wir von uns nicht wissen? Spüren wir manchmal mehr, geheimnisvoll und schwer, mehr als unsere Augen sehen?
Woher kommen wir, wo gehen wir hin?
Warum erleben wir nur Träume, Stimmen, fremd im Wind und spüren zart den Schlag der Zeit, mal Ebbe und dann wieder Flut?
Woher kommen wir, wo gehen wir hin?
Wir fühlen doch die andere Welt, die unser Blick nicht sehen kann. Das Fremde lacht vertraut, als kennen wir uns schon.
Liegt an diesem Ende vielleicht der Beginn?

Foto: Maren Besle

Die Seele

http://www.youtube.com/watch?v=thL8N-MKxnw
DIE SEELE

Wenn Nacht begräbt des Staubes Schmerzen,
Wohin wird, ach die Seele fliehn?
Sie stirbt nicht - aus erloschnem Herzen
Muss sie zu anderen Reichen ziehn.
Wird sie entkörpert dann auf Sternen
Und Schritt um Schritt zum Himmel gehn?
Wird sie sogleich des Weltalls Fernen,
Ein lebend Aug´entschleiert sehn?
Unendlich, ewig, nie verwesend,
Allsehend aber unsichtbar,
Das Buch der Erd´und Himmel lesend,
Schaut sie im Geist, was ist und war;
Die schwächste Spur aus grauen Jahren;
Die im Gedächtnis dämmern mag,
Das Bild der Dinge, welche waren,
Steht wieder da wie heller Tag.
Zurück ins gärende Gewimmel
Des Chaos taucht sie, und hinauf
Bis zur Geburt der letzten Himmel
Sucht sie der Dinge grossen Lauf.
Durch künft´ges Werden und Verderben
Umspannt ihr Blick den Flug der Zeit,
Ob Sonn´erlischt und Welten sterben
Reglos in seiner Ewigkeit.
Hoch über Lieb´und Hass und Trauer
Lebt sie in reiner, tiefer Ruh´;
Äonen fliehn wie Jahresdauer,
Und Erdenjahre wie ein Nu.
Weit, weiter schwebet ohne Schwinge,
Ein ew´ger namenloser Geist,
durchs All und übers All der Dinge,
Und weiss nicht mehr, was Sterben heisst.

Lord Byron

Für meine Mutter


Das Lied von der Anderwelt

Es gibt einen See in der Anderwelt,
drin sind alle Tränen vereint,
die irgendjemand hätt’ weinen sollen
und hat sie nicht geweint.
Es gibt ein Tal in der Anderwelt,
da geh’n die Gelächter um,
die irgendjemand hätt’ lachen sollen
und blieb statt dessen stumm.
Es gibt ein Haus in der Anderwelt,
da wohnen die Kinder beinand
Gedanken, die wir hätten denken sollen
und waren’s nicht imstand.
Und Blumen blüh’n in der Anderwelt,
die sind aus Liebe gemacht,
die wir uns hätten geben sollen
und habens nicht vollbracht.
Und kommen wir einst in die Anderwelt,
viel Dunkles wird sonnenklar,
denn alles wartet dort auf uns,
was hier nicht möglich war.

Michael Ende

Heute morgen ist meine Mutter eingeschlafen.

Donnerstag, 15. Juli 2010

Man weiß...



Man weiß, daß die akute Trauer nach einem solchen Verlust ablaufen wird, aber man wird ungetröstet bleiben, nie einen Ersatz finden. Alles, was an die Stelle rückt, und wenn es sie auch ganz ausfüllen sollte, bleibt doch etwas anderes.
Und eigentlich ist es recht so. Es ist die einzige Art, die Liebe fortzusetzen.

Siegmund Freud

Moment der Ewigkeit


Ein Hauch nur noch
von deinem Leben.
Ein geatmeter Rest
von deinem Sein.
Und dennoch geben
ungeahnte Kräfte
uns genügend Raum
zum Abschiednehmen.

Raum
in dem die Minuten
zu Stunden werden.
Und die Stunden
zu ganzen Tagen.
Eine grenzenlos
scheinende Zeit
in der wir
keinen Moment
nach Weltenuhren
fragen.

Denn sie halten
für uns
die Zeiger an
um deinen
warmen Atem
noch zu spüren.
Und schenken
dir und mir
eine unfassbare
Ewigkeit
bevor wir uns
zeitlebens
verlieren.

Ist es der Tod
der diesen Moment
des Lebens
so grenzenlos
wachsen lässt?
Oder ist es
die Liebe
die über
alle Grenzen
des Todes
hinauswächst?

© Ute Leser

Danke, liebe Ute, für diesen wunderschönen Text, heute meiner Mutter gewidmet.
Ein "Lebensrest" nannte mein Bruder ihren Zustand, als wir sie nach ihrem 90igsten Geburtstag verliessen. Möge sie einen sanften Übergang haben und Florian dort sein, um sie zu empfangen!

Mittwoch, 14. Juli 2010

Die länger tot sind blicken voraus



Die länger tot sind blicken voraus
Auf die neuen Toten
Sie gehen auf sie zu

Da ist ein sanfter Herzschlag
Wenn die Toten jene
Die länger tot sind umarmen
Und von den neuen Toten
Jene die auf sie zugehn

Sie küssen einander und weinen
Beim großen Wiedersehn
Zum ersten und letzten Mal

Harold Pinter

Dienstag, 13. Juli 2010

Kreislauf des Lebens



Das Jahr ist ein Kreis. Der Winter geht in den Frühling über; aus dem Frühling geht der Sommer hervor, und im Herbst gelangt das Jahr zu seiner eigenen Vollendung.
Der Kreislauf der Zeit wird niemals unterbrochen.
Derselbe Rhythmus manifestiert sich im Tag: Auch er ist ein Kreis. Zuerst entsteigt der Finsternis der Nacht der neue Morgen, dann erstarkt er zum Mittag, senkt sich gen Abend und taucht zuletzt abermals in die Nacht ein.
Da wir in der Zeit existieren, ist auch unser Leben ein Kreis. Wir gehen aus dem Unbekannten hervor. Wir erscheinen auf der Erde, leben auf ihr, beziehen unsere Nahrung von ihr und kehren zu guter Letzt zu ihr, ins Unbekannte zurück.
Auch die Ozeane folgen diesem Rhythmus: Die Flut steigt und steigt, erreicht ihren Höhepunkt und wendet sich dann wieder zur Ebbe. Der ewige Wechsel der Gezeiten ähnelt dem Rhythmus unseres Atems: Auch er steigt in uns, bis wir vollkommen ausgefüllt sind, und fließt dann wieder ab ins große Luftmeer.

Das Bild des Kreises verleiht dem Alterungsprozess eine neue, schöne Perspektive. Mit dem Älterwerden wirkt die Zeit auf unseren Körper, auf unsere Erfahrung und vor allen Dingen auf unsere Seele. Altern ist einerseits ein schmerzlicher Prozess. Wenn unser Körper altert, verlieren wir nach und nach die natürliche Spannkraft und Vitalität der Jugend. Wie eine unerbittliche Tide beginnt die Zeit, unmerklich erst, an der Membran unserer Kraft zu nagen.Sie wird ihr Erosionswerk immer weiter fortsetzen, bis unser Leben schließlich vollkommen abgetragen ist.

John O’Donohue „Anam Cara“

Meine Mutter liegt im Sterben. Vielleicht noch ein paar Tage.. vielleicht wenige Wochen? Bei Florian brennt ein Licht für sie. Wird er da sein, wird er sie abholen?
Ich bin einfach traurig!

Erinnerung an die Zukunft



Möchte dir das Lied
des Lebens zurückgeben.
Heute hier und jetzt.
Das erloschene Leuchten
deiner Seele anzünden
wo immer es geborgen ist.


Weiß, dass sich jede Seele nach Licht sehnt.
Deine Augen spiegeln noch den alten Glanz.
Weiß auch, dass jeder Morgen zum Gestern gehört
und jede Zukunft ihre Vergangenheit hat.


Wer oder was hat sie so jäh zerbrochen?
Nahm dir alle Lebensenergie?
Hörte im Traum dein lebendiges Lachen
doch traumlos schläfst du im Nie.


Möchte dich ins Alles holen
weil du alles bist.
Glaub mir, unsere Vergangenheit
ist viel - doch niemals
nimmer nichts.


Gewiss lähmt sie
für eine Weile
alle Gegenwartsträume
und verharrt im lichtlosen Raum.
Doch jedes unbenannte Gestern
hat auch die heilende Kraft
ins unernannte Morgen zu schauen.

Weiß, es bewegt sich gnadenlos
im Hier und Jetzt
doch hält uns niemals nimmer
im Immer fest.

©Ute Leser
Text + Foto

Montag, 12. Juli 2010

Eines Tages


Eines Tages werde ich
aus den Gedankensträngen
meines Lebens,
auch den wirrsten,
und dem vielfarbigen Geflecht
meines Herzens
einen Teppich knüpfen
mit dem roten Faden
meiner Dankbarkeit
für so vieles -
und nicht zuletzt für Dich.

Isabella Schneider

Sonntag, 11. Juli 2010

Ich gehe den Strand entlang..



Ich gehe den Strand entlang und spüre den Sand zwischen den Zehen und betrachte die Sterne. Sie leuchten zwar weit weg, aber trotzdem ganz nah bei mir. Mir ist warm.Das Meer rauscht friedlich und scheint leise zu lachen. Und ich weiß,Irgendwo dort oben ist er. Mein Sohn.Irgendwo dort oben leucht er und das macht mich glücklich.Er ist etwas ganz besonderes.Weil er zu uns gehört, weil ich ihn liebeUnd weil er uns Längen voraus ist.Und weil ich als seine Mutter stolz auf ihn bin. Ich sehe nach oben und beginne zu tanzen, ganz frei, ganz weit, ganz glücklich....

Aus Anja Wiese
Um Kinder trauern
Foto: Connemara 2009

Samstag, 10. Juli 2010

Ship Song

http://www.youtube.com/watch?v=rKlaV-9Vzsk

Come sail your ships around me
And burn your bridges down
We make a little history, baby
Every time you come around

Come loose your dogs upon me
And let your hair hang down
You are a little mystery to me
Every time you come around

We talk about it all night long
We define our moral ground
But when I crawl into your arms
Everything comes tumbling down

Come sail your ships around me
And burn your bridges down
We make a little history, baby
Every time you come around

Your face has fallen sad now
For you know the time is nigh
When I must remove your wings
And you, you must try to fly

Come sail your ships around me
And burn your bridges down
We make a little history, baby
Every time you come around

Come loose your dogs upon me
And let your hair hang down
You are a little mystery to me
Every time you come around

Für Hans-Jürgen

Am Strande


Am Strande

Vorüber die Flut.
Noch braust es fern.
Wild Wasser und oben
Stern an Stern.

Wer sah es wohl,
O selig Land,
Wie dich die Welle
Überwand.

Noch braust es fern.
Der Nachtwind bringt
Erinnerung und eine Welle
Verlief im Sand.

Rainer Maria Rilke

Freitag, 9. Juli 2010

Nichts bleibt


Nichts bleibt

Tage kommen und gehen
alles bleibt wie es ist

Nichts bleibt wie es ist
es zerbricht wie Porzellan

Du bemühst dich
die Scherben zu kleben
zu einem Gefäß
und weinst
weil es nicht glückt

Rose Ausländer

Die Nacht



Die Nacht
In der
Das Fürchten
Wohnt

Hat auch
Die Sterne
Und den
Mond

Mascha Kaléko

Foto: Ute Leser

Donnerstag, 8. Juli 2010

Ich habe dich geliebt..


Ich habe Dich geliebt und liebe dich noch

Ich habe Dich geliebt und liebe dich noch!
Und fiele die Welt zusammen,
Aus ihren Trümmern stiegen doch
Hervor meiner Liebe Flammen.

(Heinrich Heine)

Mittwoch, 7. Juli 2010

Heute vor 10 Jahren....


....haben wir Florian zu Grabe getragen. Heute vor 10 Jahren habe ich meinen Sohn zum letzten Mal gesehen, seine kalte Haut gestreichelt und ihn geküßt. Dann schloß sich der Sarg über ihm und wir mußten ihn gehen lassen..
Heute vor 10 Jahren standen wir an einem offenen Grab, in das ein meerblauer Sarg versenkt wurde... ich habe nichts gespürt.. ich war betäubt - völlig betäubt.
Ich stand im Mittelpunkt eines Bildes, das ich wahrnahm, aber zu dem ich keinen Zugang hatte..Ich sah all die Menschen, die am offenen Grab Abschied nahmen und weinten - nur ich weinte nicht!
Heute vor 10 Jahren habe ich Menschen getröstet, im Arm gehalten, war entsetzt darüber, wie blaß und verstört sie waren.. Nur ich nicht!
Auf der Trauerschleife unseres großen Wiesenstraußes stand:
"Nichts wird jemals wieder so sein wie es war"...

Heute vor 10 Jahren hatte ich keine Ahnung, was kommen würde... nachdem die letzten Besucher gegangen waren und die Türen sich hinter ihnen schlossen..

Morgen vor 10 Jahren begann meine Trauer - die mich wie ein riesiges Erdbeben verschlang, mir den Boden unter den Füßen entriss - und mich über Monate nicht mehr frei gab... morgen vor 10 Jahren!


Go to sleep my lovely boy
You will never come to harm
You are safe while mother holds you;
Gently rest in peace and calm

Ein irisches Wiegenlied für Florian - heute, nach 10 Jahren!

...Denke dran..



"Vergiß nicht das Süße und vergiß nicht das Schwere.
Wenn Dich eine Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit ankommen will, so spanne Dein Gedächtnis an und denke an all das Schöne, denke an all das Schwere. Denke, daß es ein Leben gibt, und daß es einen Tod gibt, und daß es Gräber gibt. Sei nicht vergesslich, sondern denke dran"

Robert Walser

Dienstag, 6. Juli 2010

Schöner



Schöner sind die Gedichte des Glücks.

Wie die Blüte schöner ist als der Stengel
der sie doch treibt
sind schöner die Gedichte des Glücks.

Wie der Vogel schöner ist als das Ei
wie es schön ist wenn Licht wird
ist schöner das Glück.

Und sind schöner die Gedichte
die ich nicht schreiben werde.

(Hilde Domin)

Montag, 5. Juli 2010

Wieder auftauen


Wieder auftauen
aus der Kälte der Trauer
das Schwarz löschen
aus dem Bild des Tages
aus Perlen kostbarer Erinnerung
eine Kette aufziehen
dir Trost zu zaubern aus Tränen
sich anvertrauen
dem warmen Wind des Neuanfangs

Annemarie Schnitt

Foto: Geburtstag in Irland - 2009

Sonntag, 4. Juli 2010

Windflüchter


Sag, ehrfürchtiger Baum
fühlt sich Schicksal
leichter an,
wenn wir uns nicht gegen
den Himmel auflehnen?
Schweigend in die Tiefe
unserer Wurzeln zurückziehen
um gebrochen zu überleben?
Sag, furchtloser Baum
trägt sich Schicksal leichter
wenn wir uns getragen fühlen?
Selbst in leblosen Zeiten
noch atmen können
und niemals aufhören zu sein?
Sag, verwundeter Baum
woher nimmst du diese
unbeirrbare Kraft
dich fallend
wieder aufzurichten
um deine gebrochenen Zweige
fest verwurzelt
nach oben zu flechten?

© Ute Leser

Samstag, 3. Juli 2010

Die Tage danach...



Wenn der Sturm sich gelegt hat
Die Gewitterwolken weitergezogen sind
Vom Regen der Boden noch naß ist
Die ersten Sonnenstrahlen wieder durchbrechen
Riecht alles nach Leben
Nach Neubeginn und Wachsen
Atmet jeder Halm und Strauch
Und die Luft ist kristallklar
Die Äste der Bäume richten sich auf
Zersaustes Haar legt sich wieder
Und eine Ruhe kehrt zurück
Die der Ruhe vor dem Sturm
In nichts mehr gleicht.

- Margot Bickel -

Freitag, 2. Juli 2010

Werden - leben - vergehen


Werden - leben - vergehen -
Einatem - Ausatem - Atemruhe -
Vergehen ist Ruhe,
möchte ich wünschen
für Florian
und für uns alle,
eines Tages,
vereint

Rainer von Harnack

Hab Dank, lieber Rainer!

Vor mir ein Weg


Vor mir ein Weg,
ich will ihn gehen.
Spüren will ich,
wie weich das Moos,
hören will ich
das Sterben und Wachsen,
riechen will ich,
das Feuchte des Mooses,
danken will ich für alles,
was mir begegnet,
vor mir ein Weg,
ICH WILL IHN GEHEN!!!

Danke, liebe Dorothea!
Foto: B. Rahmati

Abendempfindung


http://www.youtube.com/watch?v=g9GGLAYNGOc
W.A. Mozart

Abendempfindung

Abend ists, die Sonne ist verschwunden,
Und der Mond strahlt Silberglanz;
So entfliehn des Lebens schönste Stunden,
Fliehn vorüber wie im Tanz.

Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
Und der Vorhang rollt herab;
Aus ist unser Spiel, des Freundes Träne
Fließet schon auf unser Grab.

Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
Eine stille Ahnung zu),
Schließ ich dieses Lebens Pilgerreise,
Fliege in das Land der Ruh.

Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen,
Trauernd meine Asche sehn,
Dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
Und will himmelauf euch wehn.

Schenk auch du ein Tränchen mir
Und pflücke mir ein Veilchen auf mein Grab,
Und mit deinem seelenvollen Blicke
Sieh dann sanft auf mich herab.

Weih mir eine Träne, und ach! Schäme
dich nur nicht, sie mir zu weihn;
Oh, sie wird in meinem Diademe
Dann die schönste Perle sein!

Hast du Angst vor dem Tod





Hast du Angst vor demTod?" fragte der kleinePrinz die Rose.
Darauf antwortete sie:
"Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht
und meine Kräfte eingesetzt soviel ich konnte.
Und Liebe, 1000fach verschenkt, kehrt wieder
zurück zu dem, der sie gegeben.
So will ich warten
auf das neue Leben
und ohne Angst und Verzagen verblühen".
Antoine de Saint-Exupéry
Florians little garden am 1. Juli

Vermächtnis

1. Juli 2010

Meine Trauer wird zu Dankbarkeit werden,
und die Liebe wird mich eine andere,
ganz neue Nähe erfahren lassen,
die keiner Worte und keiner Berührungen mehr bedarf;
eine Nähe, für die Zeit und Raum keine Bedeutung
mehr haben werden,
weil sie aus dem erwächst, was wir einander sein durften.
Und vielleicht wird mich eines Tages gerade diese Nähe,
die mir nichts und niemand mehr nehmen kann,
die Kraft finden lassen, den Menschen,
die nun den Weg mit mir weitergehen,
etwas vom Reichtum meiner schmerzlichen Erfahrungen
zu schenken.

(Irmgard Ehrat)

Die Tage danach...


Ganz weit draußen
am Ende des Regenbogens
werde ich auf dich warten,
und wenn du dann endlich kommst,
werde ich sitzen bleiben
mit verschränkten Armen
über den Knien
damit du nicht zu früh erfährst
mit welcher Sehnsucht
ich dich erwartet habe.

NN

Heute danke ich Euch allen aus tiefstem Herzen für Eure Begleitung, Eure tröstenden und mitfühlenden Worte, Eure zahllosen Kerzen und Briefe. Ich trage jedes Eurer Worte im Herzen!
Laßt uns niemals den Glauben verlieren, denn das ist, was uns noch bleibt, wenn der Schmerz uns betäubt und die Hoffnung uns verlässt: Den Glauben an ein Wiedersehen, in der anderen Welt... den Glauben, dass unsere Vorausgegangen bei uns sind - immer.
Am Ende unserer Kraft steht immer die Liebe und fängt uns auf.

Foto: Gedenkfeier um Florians Todesstunde hier im Garten mit unseren engsten Freunden.

Donnerstag, 1. Juli 2010

Im Gedenken..


"Ich flog, natürlich, flog ich
Große Flügel verlieh mir das Glück,
Zuwenig Zeit hat das Leben gegeben,
Unterbrach diesen wundervollen Ritt ..."

Dascha Koslowa am 8.April 2002,
nun in Ihren Grabstein graviert.

71 Menschen fanden in der Nacht vom 1. auf 2. Juli 2003 den Tod im Himmel über Überlingen
und Owingen am Bodensee.

Passagiere der Tupoljew TU-154
45 Kinder und Jugendlichen aus Baschkirien
4 Jugendbegleiter und Eltern aus Baschkirien
13 Personen Flugpersonal der Baschkirien Airlines. 2 davon aus Moskau
7 Personen sind in Moskau zugestiegen, darunter 4 Kinder und Jugendliche
2 Boing Piloten

Jedes Jahr lege ich eine laminierte Karte mit diesem wunderschönen, weitsichtigen Text an Florians Grab und auch für diese Menschen brennt heute die Kerze bei Florian!

Ich denke auch an Dich heute, Katha - die Du so weit bist - und mit Deiner Trauer allein!

Sonnet for Florian





Ich trage dein Herz bei mir

Ich trage Dein Herz bei mir - ich trage es in meinem Herzen.

Ich bin nie ohne es. Wohin ich auch gehe, gehst Du meine Liebe.
Und was ich tue, ist Dein Werk, mein Liebling.
Ich fürchte kein Schicksal, denn Du bist mein Schicksal, mein Schatz.
Ich suche keine Welt, denn wunderbar bist Du, meine Welt, meine wahre Liebe.
Und Du bist, was ein Mond immer bedeutet hat,
und was eine Sonne immer singt bist Du.
Hier ist das tiefste Geheimnis, das niemand kennt.
Hier ist die Wurzel der Wurzel und die Knospe der Knospe.
Und der Himmel vom Himmel eines Baumes, der Leben heißt.
Der höher wächst als die Seele hoffen oder der Verstand verbergen kann.
Und dies ist das Wunder, das die Sterne umeinander kreisen lässt.

Ich trage Dein Herz - ich trage es in meinem Herzen.
Schlaf, mein geliebter Florian, schlaf Deinen ewigen Schlaf.
Eines Tages werden wir uns wiedersehen - bis dahin lebe ich noch ein wenig!
Ich liebe Dich von ganzem Herzen - mehr geht nicht!
Deine Mom

In Memoriam Florian

Deine Stimme ist hörbar,
wenn ich sie laut
nachspreche:
erinnerte Sätze,
die uns gehören.

Seit der letzten Umarmung
nimmt die Entfernung
täglich zu.

Auch im Traum
bist du jetzt nicht einzuholen.

Vergiss nicht, wie kurz
der Abschied war
und dass ein Wind
genügt:

Ich werde dich sofort
erkennen.

Richard Exner