"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Samstag, 17. Juli 2010
Für meine Mutter
Das Lied von der Anderwelt
Es gibt einen See in der Anderwelt,
drin sind alle Tränen vereint,
die irgendjemand hätt’ weinen sollen
und hat sie nicht geweint.
Es gibt ein Tal in der Anderwelt,
da geh’n die Gelächter um,
die irgendjemand hätt’ lachen sollen
und blieb statt dessen stumm.
Es gibt ein Haus in der Anderwelt,
da wohnen die Kinder beinand
Gedanken, die wir hätten denken sollen
und waren’s nicht imstand.
Und Blumen blüh’n in der Anderwelt,
die sind aus Liebe gemacht,
die wir uns hätten geben sollen
und habens nicht vollbracht.
Und kommen wir einst in die Anderwelt,
viel Dunkles wird sonnenklar,
denn alles wartet dort auf uns,
was hier nicht möglich war.
Michael Ende
Heute morgen ist meine Mutter eingeschlafen.
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