Dienstag, 13. Juli 2010

Kreislauf des Lebens



Das Jahr ist ein Kreis. Der Winter geht in den Frühling über; aus dem Frühling geht der Sommer hervor, und im Herbst gelangt das Jahr zu seiner eigenen Vollendung.
Der Kreislauf der Zeit wird niemals unterbrochen.
Derselbe Rhythmus manifestiert sich im Tag: Auch er ist ein Kreis. Zuerst entsteigt der Finsternis der Nacht der neue Morgen, dann erstarkt er zum Mittag, senkt sich gen Abend und taucht zuletzt abermals in die Nacht ein.
Da wir in der Zeit existieren, ist auch unser Leben ein Kreis. Wir gehen aus dem Unbekannten hervor. Wir erscheinen auf der Erde, leben auf ihr, beziehen unsere Nahrung von ihr und kehren zu guter Letzt zu ihr, ins Unbekannte zurück.
Auch die Ozeane folgen diesem Rhythmus: Die Flut steigt und steigt, erreicht ihren Höhepunkt und wendet sich dann wieder zur Ebbe. Der ewige Wechsel der Gezeiten ähnelt dem Rhythmus unseres Atems: Auch er steigt in uns, bis wir vollkommen ausgefüllt sind, und fließt dann wieder ab ins große Luftmeer.

Das Bild des Kreises verleiht dem Alterungsprozess eine neue, schöne Perspektive. Mit dem Älterwerden wirkt die Zeit auf unseren Körper, auf unsere Erfahrung und vor allen Dingen auf unsere Seele. Altern ist einerseits ein schmerzlicher Prozess. Wenn unser Körper altert, verlieren wir nach und nach die natürliche Spannkraft und Vitalität der Jugend. Wie eine unerbittliche Tide beginnt die Zeit, unmerklich erst, an der Membran unserer Kraft zu nagen.Sie wird ihr Erosionswerk immer weiter fortsetzen, bis unser Leben schließlich vollkommen abgetragen ist.

John O’Donohue „Anam Cara“

Meine Mutter liegt im Sterben. Vielleicht noch ein paar Tage.. vielleicht wenige Wochen? Bei Florian brennt ein Licht für sie. Wird er da sein, wird er sie abholen?
Ich bin einfach traurig!

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich will dir sagen, was dir hilft:
Weinen, weil du verlassen bist, denn du bist es.
Weil dir kalt ist. Es ist wirklich kalt.
Weil dir das Weh das Herz zusammenzieht,
mehr, als irgendeiner von uns ermisst.
Du brauchst nicht unter der Eisdecke zu leben.

Schreien. Auch wenn es jemand hört.
Ich verstehe es, wenn du zornig bist
über das Unrecht, das dich getroffen hat.
Wenn du wütend bist auch auf Gott,
der das zugelassen oder gar gewollt hat.
Auch Hiob klagte Gott mit harten Worten an.

Verstummen, wenn du das Gefühl hast,
der andere könne dich nicht verstehen.
Wenn du zu müde bist, zu reden,

..........

Eines Tages wird es nicht mehr so wichtig sein,
zu weinen oder zu schreien. Aber jetzt ist es gut.
Und jetzt soll es dir niemand verwehren.

Jörg Zink

Es mag durchaus sein,
dass dir auf dieser Erde
noch mehr zugedacht ist,
Neues und anderes, als du jetzt siehst.
Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist,
dass du nicht meinst, die Sonne sei untergegangen.
Sie leuchtet nur anders und in einem anderen Raum.

Wenn du so in das schneebedeckte Tal schaust,
kannst du dir kaum vorstellen,
dass um diese Hütte her in wenigen Monaten
ein Meer von Blumen wogen wird.

Wichtig ist, was in dir selbst geschieht.
Denn die Liebe will das Tägliche stärker prägen,
nicht schwächer als früher,
so, dass du das Leid der Menschen besser verstehst
und ein neues, warmes Leben für dich beginnt.

Wichtig ist, dass du nicht karg wirst.
Viele brauchen deine Erfahrung und deinen Frieden
und alles, was in dir an Trost und Hilfe wächst.
Denn die Erde, die durch das Leiden Christus
erlöst wurde, braucht den Trost,
der von den Trauernden ausgeht.

Jörg Zink

Liebe Gabi,
heute möchte ich dir mit den Worten Jörg Zinks Mut machen und dir ganz herzlich sagen, dass mein mitfühlendes Herz bei dir ist.

Deine
Anna Maria