Freitag, 20. August 2010

It could be worse

Herzsteine Austern, frisch aus dem Meer
Kunst im Sand ...." das wär's doch... "


Dirlaught, 6.9.2006

Es ist Vollmond. Er ließ sich durch einen Wolkenspalt sehen – um gleich wieder zu verschwinden.

Hans-Jürgen hat sich in die Sauna, die neben dem Haus im Garten steht, mit einem Buch zurückgezogen; ich sitze am großen Tisch im Cottage und schaue in die irische Nacht. Vor Florians Foto brennt eine Licht, seine warmen, milden Augen scheinen mir beim Schreiben zuzusehen.

„Geliebter Florian, wie sehr du mir fehlst. Oft sind meine Wangen nass, empfinde ich ein solches Verlangen, dich hier haben zu wollen, mit dir diese wundervollen Tage teilen zu können“… Es ist ein Schmerz, der nie enden wird, der nie enden soll!

I would love to liveLike a river flows,
Carried by the surprise
Of its own unfolding.


John O' Donohue

Es war nicht leicht, mich auf ein neues Stück Irland einzulassen – auf einen Landstrich, den wir früher mit Florian nicht bereist haben, über den wir aber sprachen und in unsere Planung aufgenommen hatten..Unsere Zeit reichte nicht aus. Es ist so schmerzlich, Neues zu sehen, zu entdecken; leichter, sich Landschaften und Orten zuzuwenden, die Florians Augen sahen.

Viele Friedhöfe haben wir besucht, an vielen Gräbern junger Menschen gestanden und immer entsteht dieses Entsetzen, die Unfassbarkeit.

Täglich begeistert uns Donegal auf Neue, wir sind angekommen!
Das Wetter spielt ganz gut mit; es ist unser unbeständiger Begleiter, an den man sich jedoch gewöhnen kann; keine Vohersage ist möglich und haben wir uns gerade auf Regen eingestellt, reißt es auf und die Sonne taucht alle um uns herum in ein wundervoll warmes, mildes Licht – unbeschreiblich diese Farben.

„O’ the rain, the wary, dreary rain
How it plashes on the window-sill


(Mangan)

Leider ist es eben auch umgekehrt: Unsere langen Strandspaziergänge, bei Sonne begonnen, enden öfter im Anorak und mit nassen Hosenbeinen.
Um so gemütlicher ist es dann im warmen Cottage, wo wir uns unter die dicken, schweren Bettdecken flüchten um – mit etwas Glück – wieder Sonne nach einem kurzen, erholsamen Schlaf zu finden!

Nie haben wir so schnelle Wetterwechsel erlebt, selten so dramatische Wolkenhimmel. Ein Schauspiel für sich.

Jedes Frühstück bietet ein anderes Bild, das das Wetter über der morgens leer gelaufenen Bucht inszeniert. Oft geht die Sonne auf der anderen Seite der Bucht auf den sanften Hügeln spazieren. Sie erleuchtet zunächst einen Teil des kargen grünen Hügels – um dann weiter zu ziehen und den soeben noch beschieinenen im Schatten zurück zu lassen, um den nächsten Flecken Erde anzustrahlen.
Wir folgen diesem Schauspiel mit unseren Blicken und wenn es sich am Abend
wiederholt, ist es, als küsse die Sonne die Natur zum Abschied, bevor sie sich zur Ruhe neigt.

Die spektakulären Sonnenuntergänge erleben wir in diesem Jahr nicht, so wir Irland überhaupt in „anderem Licht“ erleben.

Gestern war unser erster Schlechtwettertag in Donegal und Conn, der 76jährige Nachbar, der uns einen Besuch abstattet, da er gerne ein wenig Unterhaltung hat, meinte es „terrible“ – aber er versprach zugleich Besserung für den morgigen Tag. Vielleicht hat er einen Fernseher, vielleicht haben die Menschen hier die Fähigkeit, einen Wetterwechsel vorherzusagen… Unser Baromether jedenfalls, auf das wir täglich schauen, hinkt regelmäßig hinterher.

Unser Abend endete gestern in „Leo’s Tavern“ – einem der berühmtesten Pubs Irlands. Hier sangen ENYA, hier traten CLANNAD zum ersten Mal auf, bevor sie über Irlands Grenzen hinaus bekannt wurden. Hier ist täglich life music und wir werden von einem Ansturm von Teenies überrascht, die das Pub um 22 Uhr zu einem wahren Lautstärkeinferno machen… und wir wundern uns, woher hier – in the middle of nowhere – so viele junge Menschen kommen.. Einer der Reichtümer dieses Landes, vielleicht der wichtigste: unendlich viele junge Menschen!

Keine Kommentare: