Mittwoch, 6. Juli 2011

The last crossing

http://www.youtube.com/watch?v=1H6-OrLpiPk&feature=related
"My youngest son came home today"  Mary Black



Gerade stand ich im kleinen Haus - noch immer brennt dort das Licht, noch immer verströmen die Blumen einen wunderbaren Duft - noch immer ist es dort still und feierlich: noch immer ist es Florians Haus! Noch... und dann wird es wieder Garten- und Gästehaus..


Heute vor 11 Jahren kam Florian zurück. Heute vor 11 Jahren war es der einzige Gedanke, den ich fassen konnte: Florian kommt nach Hause! Fast war ich "froh" - endlich! Ich hatte eine Woche lang alles vorbereitet für diese Rückkehr - für die Beerdigung am nächsten Tag.. Mein Sohn kam heim...nur diesen einen Gedanken konnte ich fassen.. nicht weiter denken - noch nicht weiterdenken!

Es waren keine zwei Wochen vergangen, seit wir ihn verabschiedet hatten und nun standen wir wieder am Flughafen... es war so grausam...Als ich fragte, wo die "Luftfracht" ankäme, versagten meine Beine.. und ich drohte ohnmächtig zu werden.. Es war dieses Wort.."Fracht".. Mein Sohn war zur "Fracht" geworden für die Fluggesellschaft!

Dann wurde die Landung bekannt gegeben und ich erinnere wie Eimear durch die Sperre rante, auf uns zu. Sie trug einen viel zu großen Pullover von Florian. Sie war so unglaublich schmal und klein und jung ... viel jünger als das letzte mal, als wir sie sahen. Sie brach in meinen Armen fast zusammen.. sie schluchzte und tröstete sie und wir hielten uns an einander fest..Nein, das war alles nicht wahr. Ich war in einem Traum - und ich würde aufwachen. Ganz sicher würde ich wach werden und dann würde Florian hinter ihr durch die Sperre kommen... Aber er kam nicht. Eimear Eltern und ihre Schwester kamen - Florian kam nicht!

Wir sahen den grauen Lieferwagen, der den Sarg aufgenommen hatte und uns ein Zeichen gab, ihm zu folgen. So hatten wir das mit dem Bestatter besprochen. Wir wollten diesen Weg begleiten; nicht hinter einem grauen Lieferwagen - es war so pietätlos, so grausam...und als wir in dem Krankenhaus, in dem Florian über Nacht "abgestellt" werden sollte, ankamen, lies man uns nicht einmal einen Moment mit seinem Sarg, der voller Blumenstäuße lag, allein.. Man riß ihn fort.. und er verschwand aus unserem Blick.

Nein, das war nicht mein Sohn in diesem häßlchen braunen Sarg.. Das konnte er nicht sein. Ich wollten einen meerblauen Sarg für ihn.. einen, der wie ein Boot sei - für seine letzte Reise...

Ich erinnere die Fahrt nach Hause nicht mehr.. Wir schwiegen, es war alles nicht real. Mir war, als habe ich mein Leben verlassen und befand mich in einem Leben, in dem ich - wie in einem Film - eine Rolle spielte. Abgeschnitten von mir selbst, von meinen Gefühlen.... Die"Erleichterung" über Florians Heimkehr, die ich noch vorher verspürt hatte, wich dem Entsetzen, dem Grauen...Ich war zu Stein geworden.

Nur an dem Gedanken "Florian ist zu Hause" konnte ich mich fest- und aufrecht halten, wie an einem unsichtbaren Faden, wissend, wie schnell er jederzeit reißen kann... Ich brauchte den Selbstbetrug um zu überleben. Ich hatte noch eine einzige, letzte Verabredung mit meinem Sohn... am nächsten Tag, an seinem offenen Sarg! Dafür mußte ich alle Kraft mobilisieren... Keinen Augenblick länger konnte ich denken und ich lies mich - wie in all den Tagen seit dem 1. Juli in die Nacht fallen....

Heute vor 11 Jahren ....

1 Kommentar:

Gabriela hat gesagt…

Ich weine.