"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Freitag, 30. April 2010
O'Donohue II
Donnerstag, 29. April 2010
O'Donohue
Die Seele ist immer klüger als der Verstand, auch wenn wir darauf angewiesen sind, dass der Verstand uns ihre Worte übersetzt. So langsam wir auf der Trauerreise auch vorankommen - früher oder später werden wir den Ausgang des düsteren Tals erreichen und auf die offene Wiese treten, wo uns Licht, Farbe und neue Verheißung erwarten....."
John O’Donohue
Mittwoch, 28. April 2010
Wir haben uns verwandelt
weil der scheinbar ereignislose und starre Augenblick, da unsere Zukunft uns betritt, dem Leben so viel näher steht, als jener andere laute und zufällige Zeitpunkt, da sie uns, wie von außer her, geschieht. Je stiller, geduldiger und offener wir sind als Traurige, um so tiefer und umso unbeirrter geht das Neue in uns ein, um so besser erwerben wir es, umso mehr wird es unser Schicksal sein, und wir werden uns ihm, wenn es eines späteren Tages geschieht (das heißt: aus uns heraus zu dem anderen tritt), im Innersten verwandelt und nahe fühlen. Und das ist nötig...."
Rainer Maria Rilke
Montag, 26. April 2010
Die Unendlichkeit des Sein
Die Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis, sondern ein dauernder Vorgang.
Do not stand at my grave and weep
When there is piece
Sonntag, 25. April 2010
Kinder der Ewigkeit
Im Herzen der Kinder der Ewigkeit ruht die Saat,
die sie vor langer Zeit für sich selbst gepflanzt haben;
eine geschenkte Wahrheit.
Sie ruht...
Wenn die Saat erwacht, wird mit ihr auch eine alte Verheißung erweckt,
hinterlassen von jenen, die uns vorausgegangen sind:
die Verheißung, dass jede Seele den "dunkelsten" Moment des Lebens
überlebt,
und wieder heimkehrt, wohlbehalten und unversehrt.
Diese Verheißung ist die Saat der Wahrheit die wir heute Mitgefühl nennen.
Ihr seid die Kinder der Ewigkeit.
Greg Braden
Danke, liebe Susanne, für diesen schönen Text!
Samstag, 24. April 2010
Nicht wichtig...
"Es ist für mich nicht wichtig, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.
Ich möchte wissen, wonach du innerlich schreist
und ob du zu träumen wagst, der Sehnsucht deines Herzens zu begegnen.
Es ist für mich nicht wichtig, wie alt du bist.
Ich möchte wissen, ob du es riskierst, wie ein Narr auszusehen,
um deiner Liebe willen, um deiner Träume willen und für das Abenteuer des Lebendigseins.
Es ist für mich nicht wichtig, welche Planeten im Quadrat zu deinem Mond stehen.
Ich möchte wissen, ob du den tiefsten Punkt deines Lebens berührt hast, ob du geöffnet worden bist von all dem Verrat, oder ob du zusammengezogen und verschlossen bist aus Angst vor weiterer Qual.
Ich möchte wissen, ob du mit dem Schmerz - meinem oder deinem - da sitzen kannst, ohne zu versuchen, ihn zu verbergen oder zu mindern oder ihn zu beseitigen.
Ich möchte wissen, ob du mit der Freude - meiner oder deiner - da sein kannst, ob du mit Wildheit tanzen kannst, von den Fingerspitzen bis zu den Zehenspitzen erfüllt mit Begeisterung, ohne uns zur Vorsicht zu ermahnen, zur Vernunft, oder die Grenzen des Menschseins zu bedenken.
Es ist für mich nicht wichtig, ob die Geschichte, die du erzählst, wahr ist.
Ich möchte wissen, ob du jemanden enttäuschen kannst, um dir selber treu zu sein. Ob du den Vorwurf des Verrats ertragen kannst und nicht deine eigene Seele verrätst.
Ich möchte wissen, ob du vertrauensvoll sein kannst und von daher vertrauenswürdig.
Ich möchte wissen, ob du die Schönheit sehen kannst, auch wenn es nicht jeden Tag schön ist, und ob du Dein Leben aus der Kraft des Universums speisen kannst.
Ich möchte wissen, ob du mit dem Scheitern - meinem und deinem - leben kannst und trotzdem am Rande des Sees stehen bleibst und zu dem Silber des Vollmonds rufst: - Ja! -
Es ist für mich nicht wichtig, zu erfahren, wo du lebst und wie viel Geld du hast.
Ich möchte wissen, ob du aufstehen kannst nach einer Nacht der Trauer und der Verzweiflung, erschöpft, und bis auf die Knochen zerschlagen, und tust, was für die Kinder getan werden muss.
Es ist für mich nicht wichtig, wer du bist und wie du hergekommen bist.
Ich möchte wissen, ob du mit mir in der Mitte des Feuers stehen wirst und nicht zurückschreckst.
Es ist für mich nicht wichtig, wo oder was oder mit wem du gelernt hast.
Ich möchte wissen, ob du allein sein kannst und in den leeren Momenten wirklich gern mit dir zusammen bist.
Ich möchte wissen, was dich von innen hält, wenn sonst alles wegfällt. "
(Oriah Mountain Dreamer, indianische Heilerin aus Kanada)
Freitag, 23. April 2010
Achte gut auf DIESEN Tag
Achte gut auf DIESEN Tag,
denn er ist das Leben -
das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Herrlichkeit der Kraft
Denn das Gestern
ist nichts als ein Traum
und das Morgen nur eine Vision.
Das heute jedoch - recht gelebt -
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und das Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Darum achte gut auf DIESEN Tag
Aus dem Sanskrit
Donnerstag, 22. April 2010
Im Wind
Im Wind
ich schrei es in den Wind
dieses verzweifelte Nein
spüre, wie mein Herz zerreißt
stampfe mit dem Fuß auf
ich will das nicht
komm endlich zurück zu mir
meine Tränen stürzen wie Bäche
in die Gewißheit
schlagen in der Realität auf
mein Junge ist tot
Leere
Einsamkeit
Stille
und mein zerrissenes Herz
voller Liebe und Sehnsucht -
lächelt in den Wind
Du bist das Beste, mein Junge,
was mir je passiert ist -
auch heute im Wind
**********************UH
Foto: Himmelsbild an der Ostsee
Mittwoch, 21. April 2010
Fremde
Wir sind nicht von dieser
Welt, wir
die ein Kind verloren haben.
Wir haben sie geführt,
begleitet und jetzt mit ihnen
die andere Welt berührt,
in die wir jetzt gehören,
aber noch nicht gelangen
können.
Wie sollen wir leben,
hier, jetzt, heute- im
Diesseits,
wo wir doch mit einem Fuß
im Jenseits stehen-
mit dem Herzen sind wir
es sowieso.
Wir sind Fremde geworden
- in unserer Heimat,
fühlen uns oft fehl am Platz,
nicht dazu gehörig und
verstehen unsere
Muttersprache nicht mehr.
Denn die Sprache unseres Herzens
kommt aus einer anderen Welt.
Und wenn wir aussprächen,
was unser Herz fühlt,
verstünde uns die Welt
nicht mehr.
Es ist schwer zu Leben
als Wanderer
zwischen den Welten.
Mit Sehnsucht im Herzen,
die nach oben zieht
doch mit den Füßen
festgefroren in der Erde.
Doch wenn wir- im Zwischenraum-
einem begegnen
der auch auf dem Weg ist,
hierhin und dorthin,
sehen wir ein kleines
Verstehen
im Blick des anderen
und ein Hauch von Wärme
kommt zu uns.
Dann keimt die Ahnung,
dass noch mehr wandern
zwischen den Welten
und Verstehen möglich
sein könnte.
NN
Ein berührend schöner Text, liebe Anna Maria, für den ich Dir sehr danke.
Er soll einen guten Platz hier haben!
Die Rose
Die Rose hier, die gelbe,
gab gestern mir ein Knab;
heut trag ich sie, dieselbe,
hin auf sein frisches Grab.
Die Rose ist seit gestern
noch immer hold und schön,
so ganz wie ihre Schwestern
in Hag und auf den Höhn.
An ihren Blättern lehnen
noch lichte Tröpfchen - schau!
Nur sind es heute - Tränen,
und gestern war es Tau...
R.M. Rilke
Dienstag, 20. April 2010
Mein Sohn..
I
Mein Sohn, Fleisch meines Fleisches du und Herzblut meines Herzens,
Mein Vogel du des armen Hofs, du Blume meines Schmerzens.
Wohin bist du geflogen, Sohn, wohin bist du gegangen?
Jetzt ist das Vogelbauer leer, die Quelle ohne Wasser.
Wie konnten deine Augen sich nur schließen? Meine Tränen —
Siehst du sie nicht? Starr, wie du bist, vernimmst du nicht mein Stöhnen.
II
Gelocktes Haar, durch das ich mit den Fingern in der Nacht gestrichen,
wenn du schliefst, und ich, ich habe dich bewacht.
Brauen der Augen ihr, so schön gebogene und schmale.
Auf denen meine Blicke sich ausruhten alle Tage.
Die klaren Augen, die in sich des Morgenhimmels Ferne gespiegelt
ich gab acht auf sie, dass trübt sie keine Träne.
Im Wohlgeruch der Lippen, wenn du sangst, die Steine blühten,
Und Nachtigallen flogen auf, und dürre Bäume grünten.
III
An einem Maitag gingst du fort, ich habe dich verloren
An einem Frühlingstag im Mai, wo du wie neugeboren
Auf die Terrasse stiegst, mein Sohn, und ohne satt zu werden
Mit deinen Augen trankst das Licht, das Licht der ganzen Erde.
Und du erzähltest mir so viel, mehr als es Kiesel immer
Am Strande gibt, und männlich war und süß auch deine Stimme.
Du sagtest mir, mein Sohn, daß all dies Schöne auf uns komme,
Doch nun, da du erloschen bist, erlosch auch unsre Sonne.
IV
Du bist erloschen, du mein Stern, vergangen ist total
Die ganze Schöpfung, und pechschwarz glänzt jetzt der Sonnenball.
Die Leute stolpern über mich, es tritt ein ganzes Heer
mich nieder,
doch ich sehe nur dich, mein Blick läßt nicht von dir.
Ich habe mich erhoben, sieh: mich tragen meine Beine,
Ein heitres Licht hat mich, mein Held verjüngt mit seinem Scheine.
Jetzt, von den Fahnen eingehüllt, jetzt schlaf mein Kind, ich gehe
Zu deinen Brüdern, denn ich will mit deiner Stimme reden.
V
Gut warst du, süß, es warn in dir die besten Eigenarten,
Die Zärtlichkeit des Windes und der Veilchen unsres Gartens.
Du tratst leichtfüßig wie ein Reh auf unsre Schwelle, sieh: Sie leuchtet wie Gold!
Durch deine Jugend ward ich jung und konnte wieder lachen,
Und, meines Alters nicht gewahr, könnt ich den Tod verlachen.
Wie werde ich mich halten jetzt, auf wen mich stützen, gehen wohin?
Muss ich, einsamer Baum, im Schnee der Ebne stehen?
VI
Am Fenster standest du, mein Sohn, und deiner Schultern Breite
Verdeckten ganz das Fenster und das Meer mit seiner Weite.
Dein Schatten überflutete das Haus erzengelgleich,
An deinem Ohr der Abendstern, er schimmerte so bleich.
Und unser Fenster war die Tür zur ganzen Welt, sie ging Ins Paradies, mein Licht, dorthin, wo alle Sterne sind.
Und wie du dastandest und sahst der Sonne rotes Banner,
Warst du auf einmal Steuermann und Schiff war unsre Kammer.
An diesem Abend, mild und blau, fuhrst du mich — eja lessa! —
Mit deinem Segelschiff hinaus zum stillsten der Gewässer.
Das Schiff, es ist versunken, und zerbrochen ist der Mast,
Des Meeres Tiefe aber hat mich Einsame erfasst.
VII
Hätt eine neue Seele ich, den Born des neuen Lebens,
Ich hätte dich geweckt, damit du sehn kannst: nicht vergebens
Hast deinen Traum geträumt du, sieh: Er steht vor dir und lebt,
Er geht an deiner Seite, und die Straße, sie erbebt.
Es dröhnen alle Märkte und die Gassen, der Balkon,
Die Mädchen pflücken für dein Haar die Blumen, ach, mein Sohn.
Mit deinen beiden Händen, die ich tausendmal berührte,
Hab ich die Erde ganz umfasst, als ob sie mir gehörte.
VIII
Mein Sohn, was für ein Schicksal war dir in der Brust bereit,
Und was bereitet Kummer mir, dass alles in mir schreit.
Mein Süßer, du bist nicht verlorn, du lebst in meinem Blut,
Und in den Adern aller lebst du noch nach deinem Tod.
© Yannis Ritsos - Übertragen von © Heinz Gzechowski
Montag, 19. April 2010
Und ich weiß jetzt...
Sonntag, 18. April 2010
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe
Ausgesetzt
in einer Barke von Nacht
trieb ich
und trieb an ein Ufer.
An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlaß.
Nur auf Wunder.
Ich aß die grünenden Früchte der Sehnsucht,
trank von dem Wasser, das dürsten macht.
Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
fror ich mich durch die finsteren Jahre.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.
Mascha Kaléko
Foto: Connemara, 2006
Samstag, 17. April 2010
April
Die Welt riecht süß
nach Gestern.
Düfte sind dauerhaft.
Du öffnest das Fenster.
Alle Frühlinge
kommen herein mit diesem.
Frühling der mehr ist
als grüne Blätter.
Ein Kuß birgt alle Küsse.
Immer dieser glänzend glatte
Himmel über der Stadt,
in den die Straßen fließen.
Du weißt, der Winter
und der Schmerz
sind nichts, was umbringt.
Die Luft riecht heute süß
nach Gestern –
das süß nach Heute roch.
Hilde Domin
Foto: Hydra, April 2008
Freitag, 16. April 2010
Donnerstag, 15. April 2010
Aus einem April
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war, -
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
Mittwoch, 14. April 2010
Chips oder Reliquie
CHRUNCHIPS - Red Chili - haltbar bis 18.9.2000!
Es waren Eimears Lieblingschips und sie blieben im kleinen Haus liegen, als die beiden zurückgeflogen sind.. damals in diesem anderen Leben! Ich konnte sie nie wegwerfen - und legte sie hinter meine Pullover in meinen Schrank....
Keine Chips - sondern eine Reliqie!
Nicht müde werden
Without you
http://www.youtube.com/watch?v=1XPdVSD3o9w&feature=related
Für Andrea und Liz - im Gedenken an Lukas und für alle, die sehnsuchtsvoll sind!Dienstag, 13. April 2010
Rumlunger-Tag
Manchmal muß ich mich entfernen
von dem Lebenstrott,
der sagt, was man muß oder soll.
Ich lungere herum,
nehme mir die Freiheit und die Zeit,
um nur zu sein,
zu fühlen, zu denken, zu trauern,
mich zu spüren
in meinem Sehnen und Wünschen,
streune durch mein Ich,
spüre den Verlust meines Sohnes
mit jeder Faser meines Herzens,
meines Kopfes, meiner Seele hautnah
und durch und durch
bis in den tiefsten Abgrund,
hocke auf dem Teppich
meiner Möglichkeiten,
sitze da,
warte ab, was geschieht
mit mir, und wundere mich,
daß ich immer noch hoffe,
daß mein Teppich fliegen lernt.
Das nenn ich ungebrochene Sehnsucht,
MIT meiner unendlichen Trauer
doch irgendwann wieder glücklicher zu werden.
Rumlunger-Tag - tränenschwer
und hoffnungsvoll
******************UH
Foto: "Sommermorgen" Heidi Walsh
Montag, 12. April 2010
Resignation für Anfänger
Suche du nichts. Es gibt nichts zu finden.
Nichts zu ergründen. Finde dich ab.
Kommt ihre Zeit, dann blühen die Linden
über dem frisch geschaufelten Grab.
Kommt seine Zeit, dann schwindet das Dunkel,
Funkelt das wiedergeborene Licht.
Nichts ist zu Ende. Alles geht weiter.
Und du wirst heiter. Oder auch nicht.
Zwischen Vergehen und Wiederbeginnen
Liegt das Unmögliche. Und es geschieht.
Wie und Warum waren nie zu ersinnen.
Neu klingt dem Neuen das uralte Lied.
Geh nicht zu Grunde, den Sinn zu ergründen.
Suche du nicht. Dann magst du ihn finden
Mascha Kaléko
Das Leben wäre vielleicht einfacher...
wenn ich dich gar nicht getroffen hätte
Weniger Trauer jedes Mal
wenn wir uns trennen müssen
weniger Angst vor der nächsten
und übernächsten Trennung
Und auch nicht soviel
von dieser machtlosen Sehnsucht
wenn du nicht da bist
die nur das Unmögliche will
und das sofort
im nächsten Augenblick
und die dann
weil es nicht sein kann
betroffen ist
und schwer atmet
Das Leben wäre vielleicht
einfacher wenn ich dich
nicht getroffen hätte
Es wäre nur nicht mein Leben
Sonntag, 11. April 2010
Nothing Personal
Gestern haben wir nun endlich diesen Film gesehen und er hat uns tief bewegt und beseelt wieder entlassen. Ein kleines Meisterwerk, dass ich Euch noch einmal sehr ans Herz legen möchte. Es gibt nich viele dieser kleinen, besonderen Filme, die noch sehr lange nachhallen werden!
Hier eine sehr gute Filmrezension aus dem "Tagesspiegel", selbst schon ein literarisches Kleinod. Hört zum Lesen: http://www.youtube.com/watch?v=KKRTI6j1oqM&feature=related
Fremd bin ich eingezogen …
Irische Sehnsüchte: Urszula Antoniaks fulminantes Kinodebüt „Nothing Personal“ von Christina Tilman
Am Anfang steht ein Ende. Gierig wühlen die Nachbarn in den Kartons, die vor die Tür gestellt wurden. So viel Plunder, so viel Trödel – ist es das, was von einem Leben bleibt, ein paar Kisten voller wertloser Dinge? Eine leere Wohnung, in der die Sonne auf die Dielen fällt? Ein Ring, mit Mühe vom Finger gestreift?
Am Ende steht ein Anfang. Ein Fenster, ein Fensterladen, ganz leicht nur aufgestoßen, in einer Sommerurlaubswelt, weiße Gassen, in denen die Sonne steht. Das Licht ist draußen, drinnen im Haus ist’s dunkel, und eine junge Frau liegt sinnend, träumend, trauernd auf dem Bett. Ein Anfang? Ein Ende. Aber was für eins.Und was für ein Weg dazwischen. Ein Weg über einsame, neblige Landstraßen, über rostbraune Hügel voll Heidekraut, ein Weg durch Regen und Wind, und am Abend steht das blaue Zelt so einsam, so verloren da, am Strand, am Wegesrand. Ein Weg, der wegführt von den Menschen, bis am Ende das Ziel erreicht ist, ein leeres Haus, allein auf einer Landzunge. Und darin ein weißes Bett, unwiderstehlich der Drang, sich hineinzulegen, die Glätte zu fühlen, und am Ende ein Zeichen zu hinterlassen, ein einzelnes rotes Haar in all dem Weiß. Sinnlicher geht es kaum, fast unerträglich intensiv.
Es ist die Geschichte einer Wanderschaft, die die polnische Regisseurin Urszula Antoniak erzählt, in diesem Film, der mit niederländischer Crew in Irland gedreht ist. Einer Wanderschaft, die weit wegführt von aller Zivilisation, und dort, am Ende der Welt, den Inbegriff der Zivilisation wiederfindet, und den Glauben an die Menschheit dazu.
Mehr braucht es nicht als zwei Menschen und eine unendlich weite Landschaft, um diese Geschichte zu erzählen, die wie die Ursprungsgeschichte aller Beziehungen und allen Lebens erscheint, archaisch und elementar. Nicht umsonst ist „Nothing Personal“, der seine Premiere 2009 in Locarno erlebte, auf allen Festivals mit Preisen ausgezeichnet worden.Was zu einem Großteil der Hauptdarstellerin geschuldet sein dürfte. Lotte Verbeek, eine 27-jährige Niederländerin, die bislang hauptsächlich in Fernsehrollen aufgetaucht war, spielt diese Anne, die sich aus ihrer Wohnung in Amsterdam aufgemacht hat, quer durch die irische Wildnis, wie ein wildes Tier, so wild, wie Sandrine Bonnaire einst war, in Agnès Vardas „Sans toit ni loi“. Auch an die junge Tilda Swinton erinnert diese Lotte Verbeek, mit einer Unmenge leuchtend roten Haars, so leuchtend wie die Heide um sie herum, und einem Gesicht, das so durchscheinend wie verschlossen scheint. Bis da mal der Anflug eines Lächelns auftaucht, nur für eine Sekunde, und dann wieder verschwindet, wie ausgeknipst, ist es ein kleines Wunder. Und auch eine Verwunderung, wenn diese Schauspielerin dann während der Berlinale, wo sie als „European Shooting Star“ geehrt wurde, im Trubel des EsplanadeHotels sitzt, so ganz diesseitig, so beweglich wie neugierig, mitteilsam und lebendig, da ist nichts von jener auratischen Entrücktheit, die sie im Film auszeichnet. Sie will nichts mehr mit der Welt und ihren oft feindseligen Bewohnern zu tun haben, diese Aussteigerin Anne, die ihren Weg so radikal gewählt hat. Sie ist scheu geworden auf ihrer Wanderschaft, verschlossen, rau, unhöflich fast. Schon, dass das Presseheft ihr einen konkreten Namen gibt, scheint zu viel. Auf die Frage, wie man sie denn nennen soll, sagt sie im Film: ganz einfach „Du“.
Doch für ein Du braucht es ein Gegenüber: Martin (Stephen Rea), den Intellektuellen, der allein dort an der Küste lebt, mit seiner Musik und seinen Büchern. Sie haben einen einfachen Deal geschlossen, die Streunerin und der Hausbesitzer: Arbeit gegen Essen. Und bloß keine Fragen, nichts Persönliches, nothing personal.
Es ist die Geschichte einer langsamen Annäherung, einer Annäherung in Gesten, in Blicken, die da erzählt wird, als wär’s zum ersten Mal. Das Essen, dass er ihr auf die Bank vor die Tür stellt, weil sie nicht ins Haus kommen will: ein Liebesbeweis. Der Walkman, der eines Tages dabeiliegt, weil er sie einmal beim heimlichen Musikhören ertappt hat: ein zweiter. Sie haben sich eine Strafe gegeben: Wer die Regel bricht, muss ein Lied vorsingen. Gibt es etwas Persönlicheres? Und er singt: Irischen Folk. Und sie singt: Schubert. Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus …Irgendwann sagt sie: „So wie du möchte ich auch leben“. Allein in diesem wunderbaren Haus (gedreht wurde in „Illaunroe“ in Connemara, einem Haus, das einst Oscar Wilde gehörte). Allein und weit weg von allem. Doch das, womit er sie ködert, ist das Beste, was die Zivilisation zu bieten hat: Musik, Schuberts „Winterreise“, ein Haus voller Bücher, ein Rotweinglas auf blankgescheuertem Tisch. Schon mit der ersten Geste, mit der sie instinktiv die Tassen im Schrank zurechtrückt, ist klar: Hier ist ein Heim. Es ist nur konsequent, dass sich in diesem so verstörenden wie tröstenden Film am Ende der Kreis schließt, der Kreis des Lebens, das immer auch ein Abschiednehmen ist. Fast hätte es den Kunstgriff nicht gebraucht, mit dem Antoniak ihren Film kapitelweise rückwärts erzählt, von „Einsamkeit“ über das „Ende einer Beziehung“ und die „Heirat“ bis zum „Beginn einer Beziehung“. Dass eine Beziehung erst dort beginnt, wo die Neugierde aufeinander erwacht, und das gemeinsame Lachen aufkommt, und dass zwar jede Beziehung ein Ende hat, doch davor zumindest einen perfekten Tag erlebt hat, das ist das verführerische Versprechen, mit dem „Nothing Personal“ uns entlässt. Was wäre persönlicher?
http://www.youtube.com/watch?v=KKRTI6j1oqM&feature=related
"Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus".. Franz Schubert
Samstag, 10. April 2010
Jeder von uns...
Jeder von uns besitzt alles, was er braucht,
um sein tiefstes Wesen zu erforschen...
in der ganzen Menschheit gibt es niemanden,
der das für uns tun könnte.
Die Verantwortung und die Möglichkeit,
uns unser wahres Wesen bewusst zu machen und es
mit anderen zu teilen, liegt letztlich bei uns.
Roger Walsh und Dean Sharpio
Freitag, 9. April 2010
Tränen
Tränen
Sie löschen das Feuer
das in dir brennt
Auf Befehl
der bestürzenden Sekunde
rollen sie aus deinen Augen
den Wangenweg herab
Keiner kann sie aufhalten
Sie fragen dich nicht
um Erlaubnis
Verlässliche Salztropfen
deines inneren Meers
Rose Ausländer
Foto: Ausschnitt Skulptur im "Garten der Sternenkinder"
auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof
Donnerstag, 8. April 2010
Herzstein
Dienstag, 6. April 2010
Ihr Worte
(Eine wunderschöne Meditation!
In Memoriam Nelly Sachs
Ihr Worte, auf, mir nach!,
und sind wir auch schon weiter,
zu weit gegangen, geht's noch einmal
weiter, zu keinem Ende geht's.
Es hellt nicht auf.
Das Wort
wird doch nur
andre Worte nach sich ziehn,
Satz den Satz.
So möchte Welt,
endgültig,
sich aufdrängen,
schon gesagt sein.
Sagt sie nicht.
Worte, mir nach,
dass nicht endgültig wird
- nicht diese Wortbegier
und Spruch auf Widerspruch!
Lasst eine Weile jetzt
keins der Gefühle sprechen,
den Muskel Herz sich anders üben.
Lasst, sag ich, lasst.
Ins höchste Ohr nicht,
nichts, sag ich, geflüstert,
zum Tod fall dir nichts ein,
lass, und mir nach, nicht mild
noch bitterlich,
nicht trostreich,
ohne Trost
bezeichnend nicht,
so auch nicht zeichenlos -
Und nur nicht dies: das Bild
im Staubgespinst, leeres Geroll
von Silben, Sterbenswörter.
Kein Sterbenswort,
Ihr Worte!
Ingeborg Bachmann
Filmempfehlung
Nothing Personal
Darsteller:
Lotte Verbeek (Anne), Stephen Rea (Martin), Tom Charlfa, Fintan Halpenny, Ann Marie Horan, Sean McRonnel
Regie:
Urszula Antoniak
Drehbuch:
Urszula Antoniak
Die junge Holländerin Anne will ihr bisheriges Leben hinter sich lassen. Ausgerüstet mit einem Rucksack voller elementarer Dinge, wie Schlafsack und Zelt, macht sie sich auf den Weg nach Irland, wo sie in völliger Einsamkeit durch die Wildnis wandert. Eines Tages lernt sie einen etwas älteren Mann namens Martin kennen, der ihr Essen für Arbeit, ohne jeglichen persönlichen Kontakt und Fragen anbietet. Sie willigt ein und verbringt die nächste Zeit mit Martin in seinem abgelegenen Häuschen. Doch mit der Zeit kommen sich die beiden trotzdem näher, wenn auch langsam und fast nebenbei.
Lebendig ist...
Sich dem anderen schenkt
Das Bessere hingibt
Niemals rechnet
Lebendig ist, wer das Leben liebt
Seine Begräbnisse, seine Feste
Wer Märchen und Mythen
auf den ödesten Bergen findet
Lebendig ist, wer das Licht erwartet
in den Tagen des schweren Sturms
Wer die stillen Lieder
ohne Geschrei und Schüsse wählt
Sich dem Herbst hinwendet
und nicht aufhört zu lieben
Luigo Nono
Foto: Wien, November 2007
Sonntag, 4. April 2010
Ostererwachen
von Auferstehung träumt
träumen auch wir
von einem ewigen Leben.
Und wenn sich die Trauer
nach Hoffnungszeichen sehnt
wird der Himmel
lichtgefüllte Sternenblüten
auf die Ostergräber säen.
Und wenn sich der erste Schmetterling
auf seine engelhaften Flügel besinnt
stirbt auch der letzte Zweifel
dass unsere Toten
zeitlebens geborgen sind.
© Ute Leser
Samstag, 3. April 2010
Osterpredigt 2006 verwaiste Eltern
Freya von Stülpnagel
Markus 16, 1-8
„Ich fragte: wer wird mir den Stein wegwälzen
Von dem Grab meiner Hoffnung
Den Stein von meinem Herzen
Diesen schweren Stein?“
Der Anfang dieses Ostergedichtes von Lothar Zenetti entspricht der Aussage in dem von uns gerade gehörten Evangelium, wo die Frauen fragen: Wer könnte uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?
Die Frauen gingen zum Grab, um den Leichnam Jesu mit kostbaren Ölen zu salben, ihrem Freund einen letzten Liebesdienst zu erweisen, um ihm noch einmal nahe zu sein, und ihn noch einmal zärtlich berühren zu können.
„Wer wird uns den großen, schweren Stein wegwälzen,“ fragten sie sich, den die Totengräber vor das Grab Jesu gerollt hatten, der fest, schwer und unverrückbar erschien. Für die Frauen ist zunächst alles aus, denn tot ist ja tot. Wer wird uns den Stein wegwälzen, der die Lebenden von den Toten trennt? Wer wird uns den Stein von unserem Herzen nehmen, der so schwer auf uns liegt, unser Seelenstein, bedingt durch den Tod unseres Kindes, unseres Bruders, unserer Schwester, unseres Enkelkindes, der uns so scheinbar unverrückbar auf dem Herzen liegt?
Die Frauen, die am Ostermorgen auf dem Weg zum Grab waren, sind bedrückt, enttäuscht und niedergeschlagen, denn ihre ganzen Hoffnungen scheinen begraben worden zu sein, und dennoch machen sie sich auf den Weg, sie denken noch einmal an die Begegnungen mit Jesus zurück, an die beglückende Gemeinschaft mit ihm, an das, was er bewirkt hatte, Kranke hatte er geheilt, äußere Autorität und Normen in Frage gestellt, Traurige getröstet. Das alles war nun tot und begraben, sie waren wie gelähmt, wie in Trance machten sie sich auf den Weg, versuchten etwas zu tun, was doch vom Verstand her gar nicht realisierbar war. Denn wie sollten sie den Leichnam salben können, wenn doch der zentnerschwere Stein vor dem Grab lag? Vollkommen absurd, und dennoch gingen sie, machten sich auf den Weg. Hier fiel mir das Gedicht von Erich Fried ein.
Es ist Unsinn
Sagt die Vernunft
Es ist was es ist
Sagt die Liebe.
Es ist Unglück
Sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
Sagt die Angst
Es ist aussichtslos
Sagt die Einsicht
Es ist was es ist
Sagt die Liebe
Es ist lächerlich
Sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
Sagt die Vorsicht
Es ist Unmöglich
Sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
Sagt die Liebe
Soweit Erich Fried
Das Herz kennt Gründe, die dem Verstand verschlossen bleiben.
Ihr Überleben in dieser Katastrophe haben die Frauen gestaltet, indem sie etwas tun wollten. Wir alle kennen das: Direkt nach dem Tod unseres Kindes sind wir so beschäftigt mit äußeren Aktionen, Aussuchen der Grabstelle, Vorbereitung der Trauerfeier, Gespräch mit dem Beerdigungsinstitut, dass wir vor lauter Geschäftigkeit gar nicht zum Nachdenken kommen. Aus dem allerersten Schock heraus stürzen wir uns in Aktivitäten, wenn wir schon, wie die Frauen hier, nichts mehr für unsere Lebenden tun können, dann wollen wir wenigstens dem Toten einen letzten Liebesdienst erweisen.
Wir sind von dem Wunsch gefangen, den geliebten Menschen so wie früher noch einmal um uns zu haben, und uns übermannt eine tiefe Traurigkeit, dass das doch nicht mehr möglich ist. Die Realität und das Ausmaß des Verlustes erscheinen in den ersten Tagen danach nur ganz bruchstückhaft in unserer Wahrnehmung. Wir können es nicht glauben, wir wollen es nicht glauben. Und so organisieren wir trotz allem den Abschied.
Wir alle haben unseren persönlichen Karfreitag erlebt. Wer den Tod eines Kindes erlebt, erlebt die Hölle in seinem Leben, und kann sich zunächst ein Leben danach nicht vorstellen. Die Trauer hält gefangen, sie ist zunächst so abgrundtief, sodass unser Blick nach vorne verstellt ist und der Gedanke an eine Zukunft ins Leere läuft.
Wie kommen wir nun vom Karfreitag zum Osterfest?
Zu einem Glauben, der das Leben sieht, trotz der Gräber?
Eugen Drewermann sagt an einer Stelle, dass der Weg Jesu, all seine Worte des Trostes, Fußspuren eines Weges sind, auf dem er uns voraus gegangen ist. Niemals seither ist unser Leben nur ein Weg zum Grab, ein Weg ins Nirgendwo, sondern wir folgen fortan den Fußspuren einer unzerstörbaren Hoffnung.
Denn auch uns, als seelisch schwerst Verwundete, erscheint wie den Frauen, eines Tages, auch wenn wir es zunächst nicht glauben wollen und können, wieder die Sonne, wenn wir uns auf den Weg machen.
Und so finden die Frauen in dem Evangelium, gegen ihre Erwartung, den Stein bereits weggewälzt: „Erschreckt nicht,“ spricht der Engel sie an, „er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ Die Frauen können den Worten des Engels nur vertrauen, und dieses Vertrauen weitertragen, das Vertrauen, dass es nach dem Tod ein Leben gibt, in welchem der Tod nicht das letzte Wort hat. Ostern beschreibt in Sprachbildern, wie das aussieht, wenn Gott eingreift und dem Nein, dem Tod, sein Ja entgegenstellt, den menschlichen Grenzen seine schöpferische Liebe, dem Tod das Leben , dem Dunkel der Nacht die Sonne entgegenstellt. Der Tod verliert so seine Macht, und das Leben kann den Tod besiegen.
Gerade die Osterbotschaft kann für uns Verwaiste Eltern, Großeltern und Geschwister zur Grunderfahrung werden: da bleibt der unbeschreibliche Schmerz – ganz sicherlich! Doch das Leben erfährt durch den Osterglauben eine Zukunft, die weit über die Tiefen unserer Existenz, ja selbst den Tod und den Gräbern hinausreicht. Denn Ostern, das ist der große Widerspruch Gottes gegen den Tod in der Welt. Ostern ist Gottes Ja zum Leben. Der jetzige Papst sagte in einem Vortrag im Dezember 2003: „Das Kreuz Christi hat den Himmel aufgerissen, ist die Brücke, die Zeit und Ewigkeit ineinander fügt.“ Und damit das Leben hier und das Leben jenseits unserer begrenzten Sicht.
Unsere Zweifel und Ängste, und unsere Unsicherheiten bleiben. Und dennoch, wir alle haben nach dem Tod unseres Kindes Spuren der Hoffnung, des Lichtes und der Auferstehung erfahren. Wir werden immer an unsere Kinder denken, in diesem Leben Spuren von ihnen entdecken, und trotzdem eines Tages, was wir uns zunächst nicht vorstellen können, nicht ohne Hoffnung bleiben. Wir werden Spuren der Auferstehung in der Liebe und Nähe all derer spüren, die uns auf unserem schweren Weg begleiten, die uns an die Hand nehmen und uns nicht alleine lassen. In einem jeden Wort des Trostes und der Fürsorge – in den Erfahrungen anderer Menschen, die den Weg zurück ins Leben gefunden haben und davon erzählen- in dem Geschenk der Geduld und der Bereitschaft zuzuhören. Spuren der Auferstehung finden wir überall dort, wo der Glaube an Gott Grenzen sprengt und auch über Gräber hinweg noch seine Hoffnung erweist, und dem Leben eine Chance gibt, die weit über alle Todeserfahrung hinausweist.
Österliche Hoffnung, es ist schwer von ihr zu reden, gerade wenn der Tod des Kindes zeitlich noch ganz nahe ist, da ist uns der Karfreitag näher,
der mit dem Schrei Jesu am Kreuz auch unseren Ausdruck findet: „mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Die Osterbotschaft kann eigentlich nur Eingang in unser Herz finden und erlebbar werden durch die, die sich auf den Weg machen und darin den Weg der Hoffnung gehen. Dann gibt es eine Auferstehung und die Dunkelheit wird keine entscheidende Kraft mehr über unser Denken und Fühlen haben. Einmal wird der Karfreitag durchstanden werden um der Wahrheit und um der Hoffnung willen. Denn was ein Morgen ist, wird nur der wissen, der die Nacht durchlitten hat. dann werden wir uns trotz des Todes unseres Kindes eines Tages wieder freuen können, wieder Freude am Leben finden.
So geht uns dann selbst die Sonne auf, wie den drei Frauen auf dem Weg zum Grab, die Sonne als tröstliches Symbol für einen neuen Tag, für ein Leben nach dem Tod.
Und dann können wir vielleicht mit Lothar Zenetti den zweiten Teil seines Gedichtes zaghaft annehmen:
„Mir ist ein Stein vom Herz genommen:
Meine Hoffnung, die ich begrub, ist auferstanden.“
Amen
http://www.bic-media.com/dmrs/widget.do?skin=blue&isbn=9783466368532
Freitag, 2. April 2010
Haltet die Welt an
Heute abend ARD 20.15
"Haltet die Welt an"
Schicksal des ermordeten Felix Wille
Buch der Mutter des achtjährigen Opfers, Anja Wille, dient als Vorlage
Cuxhaven
Als der achtjährige Felix aus Neu Ebersdorf (Kreis Rotenburg/Wümme) am 30. Oktober 2004 nach einer Verabredung mit Freunden nicht nach Hause kam, begann für seine Mutter die Hölle. Anja Wille hoffte 70 Tage lang, dass ihr Sohn noch lebte - bis seine Leiche in der Geeste gefunden wurde. Der Schüler war, ebenso wie zuvor die achtjährige Levke aus Cuxhaven, vom Kindermörder Marc Hoffmann sexuell missbraucht und ermordet worden.
Anja Wille beschloss, ein Buch über ihr Schicksal und das ihres Sohnes zu schreiben, der Grundlage zu diesem Spielfilm ist.
Karfreitag
Im kahlen Holz die Amsel singt:
Des Frühlings Atem ängstlich schwingt,
Von Lust geschwellt,beschwert von Weh.
So schweigsam steht und klein im Gras
Das Krokusvolk,das Veilchennest,
Es duftet scheu und weiß nicht was,
Es duftet Tod und duftet Fest.
Baumknospen stehn von Tränen blind,
Der Himmel hängt so bang und nah,
und alle Gärten,Hügel sind
Gethsemane und Golgatha.
Hermann Hesse
An Maria
ich liebe
Dein Lächeln,
seit ich
meinen Sohn
verlor.
Den ich
in den Armen
hielt wie Du
den Deinen,
ihn schützend
vor den Gefahren
der Welt.
als Dein Sohn
diesen Armen
entwuchs?
Als er Dich auf
Deinen Platz
verwies,
um den seinen
einzunehmen?
Was fühltest Du,
als der Tod sich
ihm näherte?
Dein Sohn starb
für die Welt,
meiner starb
an ihr.
Hast auch Du
an Gott
gezweifelt,
als Du
den Leblosen
hieltest?
Konntest Du
den Sinn
seines Sterbens
schmerzlos
begreifen?
War Dir
seine Auferstehung
so sicher?
Sage mir:
Wann fandest Du
Deinen Frieden
wieder,
den ich spüre
wenn ich Dir
begegne?
Der bald
zweitausend Jahre
auf Dir ruht.
Bitte hilf,
daß ich ihn
finde!
Karfreitagmorgen
http://www.youtube.com/watch?v=AmcVsrlmQMA&feature=related
Heute will ein alter Mensch
wiederum zu Grabe sterben,
und der neue soll von ihm
nichts als nur den Willen erben,
nach dem endlichen Gelingen
immer tiefer hinzudringen.
Hilf zu solchem Ziel auch Du
mit dem eignen Stirb und Werde!
Lass uns einig unsre Erde
läutern, edlerm Stoffe zu!
Lass uns, liebes Lebensmein,
einer Sehnsucht Flügel sein!
Christian Morgenstern