"Und manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir beinahe daran sterben, erhebt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Gesicht und sieht uns strahlend an" Rainer Maria Rilke
Donnerstag, 30. April 2009
"Lullaby"
Dokumentation ZDF Doku Kanal am 1. Mai 9.00 - 10.00 Uhr
Mehr als 60 Kinder kamen während der letzten Intifada in Israel und den besetzten Gebieten ums Leben. Israelische und palästinensische Mütter berichten von ihrem Schicksal, vom Verlust ihrer Kinder und dem schrecklichen und verzweifelten Leben danach.
Aus den sehr persönlichen und ergreifenden Schilderungen der Ereignisse werden Gespräche über Mutterschaft, Verlust, Trauer und neue Schwangerschaften.
So dokumentiert der Film das Leben in der Krisenregion fernab der Nachrichtenbilder.
Ich sah diese Dokumentation durch Zufall - tief berührt!
Toskana
Dienstag, 28. April 2009
Leben lernen
Von der Sonne lernen, zu wärmen,
von den Wolken lernen leicht zu schweben,
von dem Wind lernen, Anstöße zu geben,
von den Vögeln lernen, Höhe zu gewinnen,
von den Bäumen lernen, standhaft zu sein
von den Büschen im Frühling Erneuerung lernen,
von den Blättern im Herbst das Fallenlassen lernen.
Vom Regen lernen, sich zu verströmen,
von der Erde lernen, mütterlich zu sein,
vom Mond lernen, sich zu verändern,
von den Sternen lernen, einer von vielen zu sein,
von den Jahreszeiten lernen,
dass das Leben immer von Neuem beginnt.
Danke, liebe Dorothea, für dieses schöne Gedicht!
Der Ölbaum
Montag, 27. April 2009
Zeit
Zeit,
wenn du die Wunden heilst
warum heilst du
die meinen nicht?
Oder wäre
deine Heilung
das Vergessen
der schönsten Augenblicke,
der Verlust des Wissens
von der Unvergänglichkeit
der Liebe?
Ist es so,
dann lass mich leiden
und nicht vergessen!
Tempo
Tempo,
se guarisci le ferite
perché hai dimenticato
le mie?
O sarebbe
la tua guarigione
l'oblio
degli attimi più belli,
la perdita del sapere
dell'immortalità
dell'amore?
Se fosse così,
fammi soffrire
e non dimenticare!
Text: Hans Winkler
Bild: Lisa Winkler
Wer mehr dieser schönen italienischen Poesie lesen möchte: http://www.poesie-italiane.de/index.html
Erinnerung
Habe ich vergessen,
dass ich Flügel habe,
dass die Erde
mich nicht bindet?
Ich will fliegen
über das Land,
die Seen, das Meer.
Habe ich vergessen,
dass ich eine
ewige Seele bin,
nicht nur
sterblicher Mensch?
Ich habe es
nicht vergessen.
Ich erinnere mich
und fange an
zu sein,
was ich bin.
Memoria
Ho dimenticato
che ho le ali,
che la terra
non mi lega?
Voglio volare
sulla campagna,
i laghi, il mare.
Ho dimenticato
che sono
un'anima eterna
non solo
uomo mortale?
Non l'ho
dimenticato.
Ricordo
e comincio
ad esser
quel che sono.
Wenn der Himmel sich öffnet
Warum einen Teil
verlangen,
wenn alles
möglich ist?
Warum die Ziele
begrenzen,
wenn es keine
Grenzen gibt?
Warum sich
an die Erde binden,
wenn der Himmel
sich öffnet?
Se il cielo si apre
Perché chiedere
una parte
se tutto
è possibile?
Perché limitare
le mete
se i confini
non esistono?
Perché legarsi
alla terra
se il cielo
si apre?
Text: Hans Winkler
Bild: Lisa Winkler
Meer - Il mare
Il cuore - das Herz
Mi hai detto
che le mie poesie
toccano il tuo cuore.
Che desidero di più?
Quello che senti
mi dà il coraggio
di dare il massimo
dal cuore,
non dall'intelletto.
Niente contro l'intelletto!
È l'esaminatore severo,
ma il cuore è
in verità il creatore.
Du hast gesagt,
dass meine Gedichte
dein Herz berühren.
Was will ich mehr?
Was du empfindest
macht mir Mut
das Beste zu geben,
aus dem Herzen,
nicht mit dem Verstand.
Nichts gegen den Verstand!
Er ist der strenge Prüfer,
aber das Herz ist
in Wahrheit der Schöpfer.
Hans Winkler
Bild: Lisa Winkler "Das Herz"
Italienurlaub
"Eine besondere Anziehungskraft hat immer Pisa
auf mich ausgeübt. Wenn ich mich gelegentlich
abgehetzt fühlte oder mich geärgert hattte, dachte
ich, wie schön es sein müßte, im stillen Pisa zu
leben, nachmittags am Lungarno zu schlendern
und auf den Fluß zu blicken, der ruhig und
still vorbeifließt"..
Fürst Bülow
So langsam stelle ich mich auf den Freitag beginnenden Toskana-Urlaub ein - und Pisa wird die Stadt sein, von der aus wir die Toskana erkunden.
Wenn es auch schwer fällt, mich hier aus dem Frühling zu lösen, so weiß ich doch, wie viel Schönheit uns in Italien erwartet! Ich werde - wie schon in Venedig - genügend Kirchen und Kapellen finden, um Kerzen anzuzünden. Ansonsten will ich es mit
Goethe halten, der schrieb:
"...Ich will, solange ich hier bin, die Augen auftun,
bescheiden sehen und erwarten,
was sich mir in der Seele bildet."
Sonntag, 26. April 2009
Ist es so?
Alles, was uns geschieht
und was uns zustößt,
hat einen Sinn;
doch es ist oft schwierig,
ihn zu erkennen.
Auch im Buch des Lebens
hat jedes Blatt zwei Seiten.
Die eine, obere
schreiben wir Menschen
mit unserem Planen,
Wünschen und Hoffen,
aber die andere füllt die Vorsehung
- und was sie anordnet,
ist selten unser Ziel gewesen.
Foto: Friedhof in Irland
Samstag, 25. April 2009
Einssein
Im Augenblick, in dem ich sterbe,
will ich versuchen, zu dir
so schnell ich kann zurückzukehren.
Ich verspreche, es dauert nicht lange.
Stimmt es nicht,
dass ich bereits jetzt bei dir bin,
dass ich jeden Augenblick sterbe?
Jeden Moment kehre ich zu dir zurück.
Schau nur hin
und fühle meine Anwesenheit.
Wenn du weinen möchtest,
so weine nur.
Und du sollst wissen,
ich weine mit dir.
Die Tränen, die du vergießt,
werden uns beide heilen.
Deine Tränen sind auch meine.
Die Erde, auf der ich heute morgen gehe,
transzendiert die Geschichte.
Frühling und Winter sind beide da in diesem Augenblick.
Das junge und das abgestorbene Blatt sind wirklich eins.
Meine Füße berührten Todlosigkeit,
und meine Füße gehören dir.
Geh jetzt mit mir.
Laß uns eintreten in die Dimension des Einsseins
und den Kirschbaum im Winter blühen sehen.
Warum sollten wir über den Tod sprechen?
Ich brauche nicht zu sterben,
um wieder mit dir zusammenzusein.
(Thich Nhat Hanh)
Into my arms
http://www.youtube.com/watch?v=FG0-cncMpt8
Nick Cave
I don't believe in an interventionist God
But I know, darling, that you do
But if I did I would kneel down and ask Him
Not to intervene when it came to you
Not to touch a hair on your head
To leave you as you are
And if He felt He had to direct you
Then direct you into my arms
Into my arms, O Lord
Into my arms, O Lord
Into my arms, O Lord
Into my arms
And I don't believe in the existence of angels
But looking at you I wonder if that's true
But if I did I would summon them together
And ask them to watch over you
To each burn a candle for you
To make bright and clear your path
And to walk, like Christ, in grace and love
And guide you into my arms
Into my arms, O Lord
Into my arms, O Lord
Into my arms, O Lord
Into my arms
And I believe in Love
And I know that you do too
And I believe in some kind of path
That we can walk down, me and you
So keep your candles burning
And make her journey bright and pure
That she will keep returning
Always and evermore
Into my arms, O Lord
Danke, liebe Danni für den Hinweis auf dieses Lied. Ich habe es vor Jahren sehr häufig gehört..Ein schöner, berührender Text.
Freitag, 24. April 2009
Dach der Hoffnung
Wenn die Tage ihr Licht verlieren
und die Trauer dich unter sich begräbt,
dann wünsche ich dir,
dass einer da ist, dem du
deine Dunkelheit sagen kannst,
der den Weg durch die vielen "Warum"
geduldig mit dir geht
und deine Angst nicht hinwegredet.
Ich wünsche dir einen Ort,
wo du weinen kannst
über Verlorenes,
ein verstehendes Herz,
dem du Zorn und Bitterkeit
nicht verschweigen musst,
der dich unter das Dach
seiner Hoffnung nimmt.
~ Antje S. Naegeli
Foto: Baumblüte (Birnbaum) im Garten, April 2009
Donnerstag, 23. April 2009
Songs
Bei der Durchsicht des blogs fiel mir auf, dass einige Titel von youtube gelöscht wurden (so das Lied von Eimear für Florian im Januar: Run by Leona Lewis)
Ich versuche, sie durch andere Anbieter zu ersetzen.. tut mir sehr leid. Mir bedeutet Musik so viel und ich teile sie gerne mit Euch/Ihnen! I'll do my very best!
Begegnung
Du glaubst nicht
an dieses Lebensspiel?
Noch daran
dass Sehnsucht
zu Sehnsucht rückt?
Hattest noch nie
dieses seltsame Gefühl
dass der Zufall dir
einen ganz bestimmten
Menschen schickt?
Den du wähnst
flüchtig zu kennen
doch erkennst ihn
augen-blicklich nicht.
Entdeckst nur
in seinen Augen
ein seltsam bekanntes Licht.
Hörst in seiner Sprache
vertraute Lieder.
Auch der offene Blick
scheint dir seelenverwandt.
Und für einen Moment
durchströmt dich
die leise Ahnung
als hättest du ihn
aus althergebrachten
Zeiten wiedererkannt.
Wenn es ein Leben vor
diesem Leben gibt
treffen sich zwei alte Seelen
vielleicht genauso wieder
und stehen sich
in diesem Dasein
still und staunend gegenüber.
Und bevor sie
gegenseitig
nach dem Namen fragen
der ihnen
unwesentlich erscheint
fühlen sie sich
in ihrem Fremdsein
schicksalhaft vereint.
© Ute Leser
Mittwoch, 22. April 2009
Das Jahr ist ein Kreis
Das Jahr ist ein Kreis. Der Winter geht in den Frühling über; aus dem Frühling geht der Sommer hervor, und im Herbst gelangt das Jahr zu seiner eigenen Vollendung. Der Kreislauf der Zeit wird niemals unterbrochen. Derselbe Rhythmus manifestiert sich im Tag: Auch er ist ein Kreis. Zuerst entsteigt der Finsternis der Nacht der neue Morgen, dann erstarkt er zum Mittag, senkt sich gen Abend und taucht zuletzt abermals in die Nacht ein. Da wir in der Zeit existieren, ist auch unser Leben ein Kreis. Wir gehen aus dem Unbekannten hervor. Wir erscheinen auf der Erde, leben auf ihr, beziehen unsere Nahrung von ihr und kehren zu guter Letzt zu ihr, ins Unbekannte zurück. Auch die Ozeane folgen diesem Rhythmus: Die Flut steigt und steigt, erreicht ihren Höhepunkt und wendet sich dann wieder zur Ebbe. Der ewige Wechsel der Gezeiten ähnelt dem Rhythmus unseres Atems: Auch er steigt in uns, bis wir vollkommen ausgefüllt sind, und fliesst dann wieder ab ins grosse Luftmeer.
Das Bild des Kreises verleiht dem Alterungsprozess eine neue, schöne Perspektive. Mit dem Älterwerden wirkt die Zeit auf unseren Körper, auf unsere Erfahrung und vor allen Dingen auf unsere Seele. Altern ist einerseits ein schmerzlicher Prozess. Wenn unser Körper altert, verlieren wir nach und nach die natürliche Spannkraft und Vitalität der Jugend. Wie eine unerbittliche Tide beginnt die Zeit, unmerklich erst, an der Membran unserer Kraft zu nagen. Sie wird ihr Erosionswerk immer weiter fortsetzen, bis unser Leben schliesslich vollkommen abgetragen ist.
John O’Donohue „Anam Cara“
Foto: Wien - Zentralfriedhof
Dienstag, 21. April 2009
Du weißt
Du weißt, dass hinter den Wäldern blau
die großen Berge sind.
Und heute nur ist der Himmel grau
und die Erde blind.
Du weißt, dass über den Wolken schwer
die schönen Sterne stehn,
und heute nur ist aus dem goldenen Heer
kein einziger zu sehn.
Und warum glaubst du dann nicht auch,
dass uns die Wolke Welt
nur heute als ein flücht'ger Hauch
die Ewigkeit verstellt?
Eugen Roth
Foto: Rickenbach im Schwarzwald.. dort verlebte ich meine ersten Kindheitsjahre.
Im Moment taucht der Ort, durch eine schöne Begegnung, wieder auf...
Montag, 20. April 2009
Vom Atmen unter Wasser 2
Für Euch, die Ihr den Film bei ARTE verpaßt habt - hier der link zu ARTE online.
Ein kleiner Textausschnitt - der mich besonders berührt hat:
ANNE (Mutter)
... Manchmal träum ich einen sehr
schönen Traum...Ich geh durch die
Straßen und zieh einen Koffer hinter
mir her. Immer wenn ich etwas sehe,
das mich an Sarah erinnert, pack ich
es in den Koffer. Eine Stimme, ein
Lachen, dieselbe Haarfarbe. Der Koffer
füllt sich, wird schwer. Ich bin
glücklich. Ich geb den vollen Koffer
am Friedhof ab. Und da steht sie am
Tor und wartet auf mich. Ich winke und
renne auf sie zu. Sie steht da und
lächelt. Dann wach ich auf. Ich...
Ich empfehle Euch diesen Film noch einmal sehr - und freue mich auf weitere feed-back.
"Vom Atmen unter Wasser" wird auch in Kürze als Buch erscheinen. Ich werde Euch darauf aufmerksam machen!
Sonntag, 19. April 2009
Gebannt starr' ich ...
Gebannt starr' ich auf ferne schwarze Wolken,
Und klagend schweift mein Herz
Im ruhelosen Wind dahin.
Wenn Du nicht sprichst, will ich mein Herz
In Schweigen hüllen und es dulden.
Stille will ich sein und harren
Wie die Nacht, so sternenwach, und,
Tief das Haupt gebeugt, geduldig warten.
Ganz sicher wird der Morgen tagen,
Das Dunkel wird in Nichts zergehen,
Und Deine Stimme strömt hernieder,
Wie goldne Quellen bricht sie aus dem Himmel.
Dann wachsen Flügel Deinen Worten,
Aus allen meinen Vogelnestern
Schwingt sich Dein Lied, und Deine
Melodien brechen in Blumen
Hervor aus allen meinen Waldesgründen
Rabindranath Tagore (1861-1941)
Samstag, 18. April 2009
Buchempfehlung 2
Das Leben der Toten
Von Ulrich Greiner © DIE ZEIT, 26.03.2009 Nr. 14
In seinen neuen Erzählungen führt uns Cees Nooteboom in die Gegenwart der Vergangenheit und überschreitet die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits
Der niederlaendische Schriftsteller Cees Nooteboom (geboren 1933) gilt als einer der wichtigsten zeitgenoessischen Schriftsteller
Wo eigentlich sind die Toten? All die Menschen, die wir gekannt, vielleicht geachtet, gar geliebt haben, wo sind sie hin? Kindern sagt man zuweilen, sie seien im Himmel. Keine schlechte Antwort. Der Himmel ist ein weites Feld und lässt vielen Vorstellungen Raum. Wo immer die Toten sein mögen, gänzlich verschwunden sind sie nicht. Sie leben fort in ihren Nachkommen, Taten, Gedanken und Zeugnissen. Gestorben sind sie immer, tot sind sie selten. Willkommen sind sie uns meist nicht, uns Lebenden, die wir mit Dringlichem beschäftigt sind. Wir wollen damit möglichst wenig zu tun haben. Aber die meisten von uns kennen den unerwünschten Augenblick der Verlangsamung und des Innehaltens. Ein plötzlicher Windhauch fasst uns von hinten an, ein Bild taucht auf. Was war das, wer war das? .....
Danke
Mir hat dieser Film den Spiegel vorgehalten - und mich tief bewegt zurückgelassen.
Vom Atmen unter Wasser
Eine Empfehlung an Euch:
ARTE
Wiederholungen: HEUTE 18.04.2009 um 15:40
"Ein Jahr nach dem grausamen Mord an seiner kleinen Schwester steht die Ehe von Simons Eltern vor dem Zusammenbruch. Um die Familie zu retten, unterbricht er sein Studium. Doch er muss begreifen, dass es nie mehr so werden kann, wie es einmal war ...
Schon als kleiner Junge heckte Simon Pläne aus, um seine Schwester Sarah loszuwerden, die als Nesthäkchen der Familie die gesamte Zuneigung und Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zog. 14 Jahre später werden diese kindlichen Wunschvorstellungen brutale Realität: Sarah wird auf dem Nachhauseweg von einer Party erdrosselt.
Nach dem gewaltsamen Tod des Mädchens droht der Familie ein Jahr später auch noch der Verlust der Mutter: Anne wird mit dem unerträglich lähmenden Schmerz nicht fertig und versucht kurz vor Sarahs erstem Todestag, ihrem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Immer größer wird der Kokon, den sie wie eine schützende Hülle um sich gesponnen hat und immer tiefer versinkt sie in dem Sumpf des Vergangenen, in der Zeit vor Sarahs Tod. Anne kann nicht in der Gegenwart leben, sie verhält sich zunehmend rücksichtsloser und bringt damit die bestehende Familie heftig ins Wanken.
Annes Mann Jo hat als engagierter Bewährungshelfer schon vielen Menschen geholfen, doch zu seiner eigenen Frau findet er keinen Zugang. Verzweifelt bittet er schließlich ihren gemeinsamen Sohn Simon, das Medizinstudium für ein Semester zu unterbrechen und übergangsweise wieder zu Hause einzuziehen.Simon, der sich in seiner Kindheit von seiner kleinen Schwester immer in den Schatten gestellt fühlte, fällt es zunächst schwer, seiner Mutter eine tragende Stütze zu sein. Er beobachtet, wie verschieden seine Eltern mit der Trauer umgehen, und muss miterleben, wie der Schmerz die Familie langsam aushöhlt. Es quält ihn, mit anzusehen, wie weit sich seine Eltern in diesem Jahr voneinander entfernt haben. Er sucht nach Wegen, seiner tief in ihren Kummer eingekapselten Mutter den Alltag wieder lebenswert zu machen und sich für den Zusammenhalt der gläsern gewordenen Familie einzusetzen."
Dieser Film ist der schonunsgloseste, realistischste Film zum Thema TRAUER, den ich bislang sah. Nicht nur die Protagonisten sind überzeugend in ihren Rollen - Trauer wird als das "gespielt" was sie ist - in all ihren Facetten... Ein beeindruckender Film, der noch lange nachhallt und für den ich sehr dankbar bin!
Freitag, 17. April 2009
Garten der Sternenkinder
Warum?
Mein Denken kreist um eine Frage.
Ich stell' sie mir an jedem Tage:
Warum?
Ich wünschte mir ein Baby sehr,
doch bleibt das Kinderbettchen leer.
Warum?
Ich muß zu einem Friedhof eilen,
will ich bei meinem Kind verweilen.
Warum?
Mein Kind sah nie das Sonnenlicht,
es hatte diese Chance nicht.
Warum?
Tausend Träume sind zerbrochen,
tiefe Trauer ausgebrochen,
statt dem erhofften Kinderglück
(Es zerbrach in tausend Stück).
Warum?
Ralf Korrek, 17.04.2006
Immer, wenn ich Florian besuche, besuche ich die "Sternenkinder" auf unserem Friedhof.Dieser Ort, der mich immer so traurig macht, hat die Sicht auf meine Trauer verändert! Er hat mich - neben aller Trauer - auch Dankbarkeit gelehrt!
Und auf einmal...
Und auf einmal steht es neben dir
Und auf einmal merkst du äußerlich:
Wieviel Kummer zu dir kam,
Wieviel Freundschaft leise von dir wich,
Alles Lachen von dir nahm.
Fragst verwundert in die Tage.
Doch die Tage hallen leer.
Dann verkümmert Deine Klage …
Du fragst niemanden mehr.
Lernst es endlich, dich zu fügen,
Von den Sorgen gezähmt.
Willst dich selber nicht belügen
Und erstickst, was dich grämt.
Sinnlos, arm erscheint das Leben dir,
Längst zu lang ausgedehnt. – – –
Und auf einmal – –: Steht es neben dir,
An dich angelehnt – –
Was?
Das, was du so lang ersehnt.
Joachim Ringelnatz
An einem Frühlingstag
An einem Frühlingstag
- vor hundert Jahren oder dem letzten
hast Du mir geschenkt
was ich fürs Leben brauche.
Den Platz in Deiner Seele
den besonderen.
Er ist mein Zuhause.
Mit Dir. Durch Dich. Für mich.
In dem das Lachen wohnt. Und Zärtlichkeit,
Geborgenheit.
Nun neuer Gast: die Traurigkeit.
Sie ist kein Gast! sie bleibt von Dir,
gehört zu meiner Seele.
Sie wohnt im Haus, das uns gehört.
In tausend leeren Zimmern.
Geh ich mit ihr durch unser Haus,
dann lebst Du hier noch immer.
Denn:
An einem Frühlingstag
-vor hundert Jahren oder dem letzten -
warst Du das Geschenk meines Lebens.
Du bist noch immer, was ich fürs Leben brauch'
so war Dein Tod nicht vergebens.
Alexa Jang
Bild: Monet - Frühlingszeit
Donnerstag, 16. April 2009
Dann...
Dann...
wenn dein Glück kein Glück mehr ist,
dann kann deine Lust noch Lust sein.
und deine Sehnsucht ist noch deine wirkliche Sehnsucht.
Auch die Liebe kann noch deine Liebe sein,
beinahe noch glückliche Liebe
und dein Verstehen kann wachsen.
Aber dann will auch deine Traurigkeit traurig sein
und deine Gedanken werden mehr und mehr deine Gedanken.
Du bist wieder Du und fast zu sehr bei dir.
Deine Würde ist deine Würde
Nur dein Glück ist kein Glück mehr.
(Erich Fried)
Foto: Frühling bei Florian
Mittwoch, 15. April 2009
Nicht vorüber
Dienstag, 14. April 2009
Wo fragte die Trauer
Montag, 13. April 2009
Time stands still
Stand still and gaze for minutes, hours, and years to him give place.
All other things shall change, but he remains the same,
Till heavens changed have their course and time hath lost his name.
Zeit steht still, schau ich in sein Gesicht,
Steh still und schau, Minute, Stund und Jahr, er schwindet nicht.
Wenn alles auch vergeht, bleibt er doch ewiglich,
Bis der Planeten Lauf sich kehrt und Zeit heißt nicht mehr Zeit.
(Ahttp://www.youtube.com/watch?v=eUwTdqPkluY
Samstag, 11. April 2009
Ostern
Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zur Ruh sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: wache auf!
Mit Erde sie ihn still bedecken,
Das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie in Träumen spricht,
Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
So weit ins Land man schauen mag,
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
Als wie ein Auferstehungstag.
Eichendorf
http://www.youtube.com/watch?v=mNt13Vw-K6Q
Gesegnete Ostern
ich wünsche Euch allen ein Osterfest, in dem der Geist der Osternacht Euch berührt und Euch Flügel gibt, die Eure Schritte in den Ostermorgen hinaus leichter machen.
Geister eurer Seelen, wirkende Wächter!
Eure Schwingen mögen bringen
Unserer Seelen bittende Liebe
Eurer Hut vertrauten Sphärenmenschen,
Dass mit Eurer Macht geeint
Unsere Bitte helfend strahle
Den Seelen, die sie lieben sucht.
http://www.youtube.com/watch?v=_2zc0wTORSI
Remembrance
Tears fall from my eyes
As softly the memories flow
With tears, salty on my tongue.
I miss you so much.
Tomorrow is frightening
Except for the thought
Of seeing you again,
Another time, another place.
I hear your voice;
In my dreams you come.
We talk and laugh
About silly, important things.
Each day without you is less:
Less bright, less full…less.
I feel your love with me,
Yet, I want you to hold.
Faith and hope ease the pain
For moments, sometimes days.
Still, I cry, but not for you,
For the loss I feel in me.
(Brenda Penepent)
Foto: Besuch heute bei Florian. Sein "little garden" ist österlich + feierlich.
Wir saßen Hand in Hand und ich liess die Tränen fließen. "I miss you so much, Flori".
Sehnsuchtstraum
deinem Himmelskind
ein Flügelkleid
aus Sehnsuchtsfäden
zu spinnen?
Jede geliebte Faser
seiner zarten Seele
in ein transparentes Tuch
aus Blütenstaub zu hüllen?
Selbst unser allerkleinster
Hoffnungsfaden
kann Wundersäume nähen.
Jede lebendige Erinnerung
erstarrte Welten bewegen.
Alle Zeichen der Liebe
die wir behutsam in die
Trauererde pflanzen
lassen träumend
manchmal Blütenengel
durch das gebrochene Licht
unserer Hoffnung tanzen.
©Ute Leser
Freitag, 10. April 2009
Tränendes Herz
Karfreitag
http://www.youtube.com/watch?v=_D4LtzZACek
Hiob 7, 16-21 und Responsorium Prolixum (Hiob19,25. 26; V. 27)
Parce mihi Domine: nihil enim sunt dies mei. Quid est homo, quia magnificas eum? aut quid apponis erga eum cor tuum? Visitas eum diluculo, et subito probas illum. Usquequo non parcis mihi, nec dimittis me, ut glutiam salivam meam? Peccavi, quid faciam tibi o custos hominum? Quare posuisti me contrarium tibi, et factus sum mihi-metipsi gravis? Cur non tollis peccatum meum, et quare non aufers iniquitatem meam? Ecce nunc in pulvere dormiam: et si mane me quaesieris, non subsistam.
Ich vergehe! Ich leb' ja nicht ewig. Laß ab von mir, denn meine Tage sind nur noch ein Hauch. Was ist der Mensch, daß du ihn groß achtest und dich um ihn bekümmerst? Jeden Morgen suchst du ihn heim und prüfst ihn alle Stunden. Warum blickst du nicht einmal von mir weg und läßt mir keinen Atemzug Ruhe? Hab ich gesündigt, was tue ich dir damit an, du Menschenhüter? Warum machst du mich zum Ziel deiner Anläufe, daß ich mir selbst eine Last bin? Und warum vergibst du mir meine Sünde nicht oder läßt meine Schuld hingehen? Denn nun werde ich mich in die Erde legen, und wenn du mich suchst, werde ich nicht mehr dasein.
Karfreitag - wieder einnmal "fügt" sich alles: Ich höre OFFICIUM von Jan Gabarek zum Frühstück, bleibe an einem Stück hängen: Parce mihi Domine - und fühle Trauer und Liebe.
Als ich den Text finde - weiß ich, dass dieses Stück Musik zum heutigen Tage GEHÖRT!
Hab Dank Florian!
Donnerstag, 9. April 2009
Zündender Dialog
Willst du sie hören
diese wahre Geschichte
die so wahrhaftig
wie jede dunkle Jahreszeit ist?
Und nicht den kleinsten Zweifel
am brennenden Sinn jeder Kerze lässt?
Zaghaft und unschlüssig
stand sie im nachtdunklen Raum
um ihre taghelle Bestimmung zu finden
als ein beherztes Streichholz kam
um sie zärtlich zu entzünden.
Brennend, fragte die stolze Kerze
soll ich an Kraft verlieren?
Mich als Trost für diese Welt
selbst verzehren?
Ja, flüsterte das Zündholz
es ist doch unser Auftrag
Licht in alle Dunkelheit zu tragen.
Willst du denn glanzlos sterben
ohne vorher geleuchtet zu haben?
Zünde ich dich nicht an
verfehle ich den Auftrag meines Lebens.
Und auch Du, meine strahlende Freundin
lebst unangezündet hier vergebens.
Nur, wer sich gänzlich hingibt
bekommt das Gegebene zurück.
Und nur, wer vollendet liebt
erfährt sein vollkommenes
Lebensglück.
Lass uns diesen Weg
gemeinsam gehen
der uns aufgetragen ist.
Ich entfache dein Feuer
und du entfaltest das Licht.
Die Kerze war
von soviel Weisheit
sichtlich angetan.
Und besann sich nur noch
einen winzigen Moment.
Senkte schließlich fest entschlossen
ihren feinen Docht
und flüsterte ganz leise:
Bitte, mein kleiner Freund
zünde mich an.
© Ute Leser
Mittwoch, 8. April 2009
Die Seele
Wenn Nacht begräbt des Staubes Schmerzen,
Wohin wird, ach die Seele fliehn?
Sie stirbt nicht - aus erloschnem Herzen
Muss sie zu anderen Reichen ziehn.
Wird sie entkörpert dann auf Sternen
Und Schritt um Schritt zum Himmel gehn?
Wird sie sogleich des Weltalls Fernen,
Ein lebend Aug´entschleiert sehn?
Unendlich, ewig, nie verwesend,
Allsehend aber unsichtbar,
Das Buch der Erd´und Himmel lesend,
Schaut sie im Geist, was ist und war;
Die schwächste Spur aus grauen Jahren;
Die im Gedächtnis dämmern mag,
Das Bild der Dinge, welche waren,
Steht wieder da wie heller Tag.
Zurück ins gärende Gewimmel
Des Chaos taucht sie, und hinauf
Bis zur Geburt der letzten Himmel
Sucht sie der Dinge grossen Lauf.
Durch künft´ges Werden und Verderben
Umspannt ihr Blick den Flug der Zeit,
Ob Sonn´erlischt und Welten sterben
Reglos in seiner Ewigkeit.
Hoch über Lieb´und Hass und Trauer
Lebt sie in reiner, tiefer Ruh´;
Äonen fliehn wie Jahresdauer,
Und Erdenjahre wie ein Nu.
Weit, weiter schwebet ohne Schwinge,
Ein ew´ger namenloser Geist,
durchs All und übers All der Dinge,
Und weiss nicht mehr, was Sterben heisst.
Lord Byron
Foto: Florians Zeichen: Engelwolke über unserem Garten
Dienstag, 7. April 2009
Spirit
Montag, 6. April 2009
Wachsen
Aus den Wurzeln
das Wachsende
zwischen Gestein und Grün
Auch Menschen wachsen
und spiegeln sich
in ihren Wünschen
Schwer tragen sie
ihre Verluste
Die Liebe
lassen sie wachsen
ein Vers
der nicht
untergehen soll
(Rose Ausländer)
Foto: "Herz-Stein". Dutzende habe ich inzwischen gefunden.. an allen Stränden, die ich besuche
Samstag, 4. April 2009
Der Erde Antlitz...
Der Erde Antlitz ist verwandelt, seit
Zuerst ich deiner Seele Tritt vernommen!
Ganz leise, leise bist du nah gekommen
Und stellt'st dich zwischen mich und alles Leid,
Du stellst dich zwischen mich auch und den Tod,
Da du den Tod durch Liebe überwunden!
In neuem Rhythmus ist mein Sein gebunden
Und selbst der Kelch der Schmerzen, den mir Gott
Zu kosten gab, mir süss und lieblich scheint,
Seit ich dich habe! Meine Heimat ist,
Mein Himmel, mein Geliebter, wo du bist,
Weil, bist du bei mir, nah und fern sich gleicht.
Und meine Lieder sind mir nur noch wert,
Weil stets dein Name darin wiederkehrt.
Elisabeth Barrett-Browning
Freitag, 3. April 2009
Frühling 3
Frühling 2
Nicht alle Schmerzen sind heilbar,
manche schleichen sich tiefer und tiefer ins Herz hinein
und während Tage und Jahre verstreichen
werden sie zu Stein
Du sprichst und lachst, als wenn nichts wäre
sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
bis in den Traum
Der Frühling kommt mit Wärme und Helle
die Welt wird ein Blütenmeer
aber in meinem Herzen ist eine Stelle
da blüht nichts mehr.
(Ricarda Huch)
Frühling 1
Donnerstag, 2. April 2009
In der Liebe bleiben
Mittwoch, 1. April 2009
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Zu Hause! Die Stille hier umschliesst mich wie eine zweite Haut und schenkt mir wieder das Gefühl, mitten in meinem Leben zu sein - in seinem lebendigen Zentrum. Ja, ich bin eine alternde Frau, eine trauernde Mutter. Doch in der Stille meiner eigenen Räume fühle ich es ganz deutlich: Ich brauche nichts als das. Entkleidet einen das Leben in seinem unerbittlichen Gang auch Schicht für Schicht, so wird das doch immer bleiben: der Strom des Blutes durch den Körper, der Lauf der Gedanken, die Schärfe der einfachen Wahrnehmungen.
Das ist es wohl, was "Mensch" sein bedeutet..