Dienstag, 30. Juni 2009

Buch des Abschieds 17



Noch einmal gehen die Gedanken zurück in das Schicksalsjahr 2000. Dann schließe ich den Kalender 2000, der täglich vor mir liegt - für ein Jahr.
Wieder ist ein heißer, schwüler Sommertag und das kleine Haus voller Blumen und Kerzen... nichts hat sich wirklich geändert in diesem Tagen - trotz 9 Jahren..
Morgen werden die selben Freunde kommen, die auch schon 2001 bei uns waren - der Baum ist kräftig geworden, damals haben wir ihn gemeinsam gepflanzt..Noch immer kommt Post von Menschen, die an uns denken - keine Rosen mehr von Eimear, die mir dennoch ganz besonders innig am Herzen liegt!

Und - morgen beginnt das Jahr Zehn!


Florian, mein freier Geist, my free spirit,

es ist der Vorabend Deines ersten Todestages und es hat sich über mich, über das Haus, über den Garten eine tiefe Ruhe, eine Schwere gelegt. Alles ist vorbereitet auf den Tag morgen, den Tag, an dem Du diese Welt verlassen hast.
Ich habe auf der Suche nach einem Gedicht für Hans-Jürgen morgen zu unserem Hochzeitstag eines gefunden, das ich Dir einmal in einem kleinen Gedichtband nach Irland schickte. Ich weiß nicht, ob Du es verstanden hast. Vielleicht war es damals auch nicht zu verstehen…und ich weiß heute nicht mehr, warum gerade dieses Gedicht mich so tief berührte. Ich widme es Euch beiden.

Ein neuer Weg zu Dir

Hast du noch Energie, auf mich zu warten?
Ich lebe am Rand meiner Möglichkeiten.
Ich will mich nicht zerbrechen,
um zu dir zu kommen,
weil ich dir ein Gegenüber sein will
und nicht ein Gebrochener.

Wenn du warten kannst, will ich dich
mit meiner größeren Freiheit beschenken.
Weil ich dich nicht mehr brauche,
werde ich dich ganz neu lieben können.
Weil ich von dir freiwachse,
kann ich mich bringen,
wenn ich komme.
Darum warte noch.

Halte aus,
daß wir getrennt sind.
Das Aushalten wird uns verbinden.

Vielleicht wird sogar der Moment kommen,
wo ich tief innen weiß
daß keines deiner Geschenke so kostbar war
wie die Not, die du mir gemacht hast.

Dann werde ich bei dir sein
wie nie zuvor.


Heute morgen, Florian wurden wir durch Klingeln geweckt und ich ging im Nachthemd vor die Tür – aus dem Schlaf gerissen, aus einem Traum, in dem Du bei mir warst, aber es war ein trauriger Traum. Blumen, zwei große Sträuße.. 21 rote Rosen von Eimear für Dich Und ein kleiner Brief:

From Eimear
I miss you Florian
I will always love you

und ein Strauß mit gelben Blumen von Breda und John mit den Worten:

From John and Breda
You’ll always be the son we never had.

Ich stand in der Küche, brach in Tränen aus und spürte ganz deutlich etwas von diesen Tagen im letzten Jahr – als Blumen kamen, Karten – als Du nicht mehr lebtest, aber noch nicht wieder zurückgekehrt warst zu uns..... Es war ein tiefes Grauen und eine schreckliche Panik, die plötzlich in mir war.....Es ist wahr, es ist alles Realität, ich bin nicht in einem nicht endenden Albtraum, nein, es ist wahr und morgen wirst Du ein Jahr tot sein. Morgen, mein Liebster, morgen!

Ich ging durch den Garten, es versprach ein heißer Sommertag zu werden, das Gras unter meinen Füßen fühlte sich schon ganz warm an, Dein kleiner Baum, der noch immer im Topf steht, dürstet danach, eingepflanzt zu werden, der Garten blüht so wunderschön, ein Rosengarten ist es in diesem Jahr – Du würdest ihn lieben! Ich sprach zu Dir und bat Dich um Stärke, ich bat Dich um Dein Mitleid, Deine Hilfe, Deine Nähe. Ich brauche sie mehr denn je in diesen Tagen, mein Sohn – mein Florian, mein freier Geist!

Gestern hatte ich das kleine Haus noch einmal sauber gemacht – es steht nun voller Blumen, Blumen, die wir morgen auf Dein Grab tragen werden – es soll sich in ein Blumenmeer verwandeln.... your little garden!

Wir werden morgen draußen sein, habe ich beschlossen – Du würdest es so wollen, dachte ich. Wir werden Decken in den Garten um Deinen Baum herum legen, dort die Musik hören, in den Himmel und die Bäume sehen, jeder alleine mit seinen Gedanken.
Ich war mir plötzlich so sicher, daß Du es so haben wolltest, daß Du mit uns in der Natur, in der Schönheit des Gartens sein möchtest, daß Du im sanften Wind sein wirst, der uns umgibt, im Wasser, auf das wir sehen werden, in der Luft, die wir atmen, in den Wolken über uns,
in der Erde, die wir berühren – Du bist da, Du bist unter uns – wir werden Dich spüren, ich weiß es, Florian, ich weiß es ganz sicher. Du läßt uns nicht im Stich, Engel, geliebter, geliebter Engel!

I carry you with me – a ghost inside
I carry you with me – so you are still alive
The bones we burried – they feed the tree
But every word you spoke is still in me.
And I will cry sometimes when the night is down
And I will raise my head up to the mountains
talk to you and I fly
Cause the spirit lives on
when the bodies die.

Deine Mom

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