Donnerstag, 14. Juni 2001
Florian, mein Liebster,
ich habe gerade mit Douglas in Irland telefoniert – Dein Freund Douggy, der sich immer zu freuen scheint, wenn er meine Stimme hört. Er wird Dich im August besuchen, er wird an Deinem Grab stehen, er wird dort um Dich weinen. Ihr wart eine Weile unzertrennlich: Du sagtest einmal, daß Eure Seelen verwandt seien, so nah konntet Ihr Euch sein. Douglas hat Dir über die schwere Anfangszeit in Camphill geholfen, er hat Dich zum Lachen gebracht.... später auch beinahe zum Weinen, denn Du warst sehr enttäuscht von ihm .... aber das ist jetzt vergessen, vergessen und vergeben. Er hat Dir das wundervollste Bild aus Holz geschnitzt,
ein wahres Kunstwerk – Dein Boot mit der Unterschrift....“Do not stand at my grave and weep...“ Diese Geste, diese Arbeit, die für Dich gemacht hat – wieviele Gedanken wird er in sie hineingearbeitet haben, Erinnerungen. Er hat alles gutgemacht damit!
Er wird Irland verlassen und mit seiner neuen Liebe nach Norwegen gehen – auf diesem Weg wird er ein paar Tage verweilen und ich freue mich schrecklich darauf, ihn zu sehen.
Ich habe ihn angerufen, um ihn zu bitten, am 1. Juli nach Dublin in den Grosvenor Square zu fahren und dort auf der Treppe einen Rosenstrauß für Dich niederzulegen. Er hat sofort zugesagt, „no problem, Gabi....“ Er war nie der Zuverlässigste, aber vielleicht hat sich auch dies geändert.... Let’s give him a chance....“
Ach, Florian, es ist wieder ein so schwerer Tag und meine Einbrüche werden immer tiefer, die Verzweiflung immer größer. Ich schreie wieder, ich schreie bis zur Erschöpfung....
Wenn ich dann mein Herz rasen höre und die Schmerzen spüre, dann spricht es mit Deiner Stimme: „Take care, Mom, it still is not your time.... I will tell you when, but not now...
I am around you just have to look and I don’t want you to be so upset. It hurts me, it makes me sad because than I feel guilty for my going. You know that I had no choice. Don’t make me feel guilty, Mom. I love you and send you peace.....“
Ich ging in den Garten und vor meinen Füßen lag sie, die kleine, wunderschöne graue Feder.
Auf dem Wasser schwamm eine andere – Ja, Florian, ich habe sie gesehen, ich habe es gespürt und ich habe den Frieden, den Du mir geschickt hast, aufgenommen:
Ich legte mich in die Sonne unter den Baum, ließ alle Pläne für heute sausen und widmete mich dem Buch, das ich lese – eine kleine spirituelle Entdeckungsreise: Das weiße Segel von Sergio Bambaren. Ich spürte wieder einmal so deutlich, welchen Reichtum mir die Öffnung meines Herzens und meiner Seele für Spiritualität gegeben hat – sie ist der wirkliche Reichtum dieser schweren Zeit, und nur durch diese schwere Zeit, kann ich sie empfangen. Dies ist ein Grund für Dankbarkeit, so paradox dies auch klingen mag.
Ich las über den Begriff: Zeit. Die Menschen sagen mir, daß die Zeit ein großer Heiler für meine Schmerzen sei. Ich denke heute, daß Zeit an sich kein Wert ist. Nur, wenn wir Frieden in uns gefunden und das Wesen unserer Sterblichkeit begriffen haben, wird Zeit zu einem stillen Begleiter, zu einem kostbaren Besitz, einer Erinnerung daran, jeden Moment unseres Lebens auszukosten, ohne ihn für selbstverständlich zu nehmen. Dann wird die Zeit unser bester Verbündeter.
Dies kann ich in mir spüren – dann spüren, wenn ich diesen Frieden spüre. Du bist zu meinem Lehrer geworden, Florian, Du lehrst mich Dinge, die meine Augen nie sehen konnten, meine Sinne nicht wahrnehmen, meine Ohren nicht hören. Dafür danke ich Dir.
Du hast mir eine neue Welt geöffnet - eine Welt, die wir nicht außerhalb sondern nur in uns finden. Dort liegt das eigentliche Paradies.
„Nur der ist groß, der die Stimme des Windes in ein Lied verwandelt, das durch seine Liebe noch süßer wird.“ (Khalil Gibran)
Ich beginne, diese wunderbaren Worte alle zu verstehen und ich finde Glück in ihnen.
Dies habe ich wohl dem Wachstum im tiefen, durchlebten Leid zu verdanken. Die äußere Welt kann uns nicht viel bieten, hat wenig Trost. Was Stütze und Hilfe ist, kommt aus uns, kommt über die erlebte Spiritualtität, das Wissen um Dinge, die jenseits dessen liegen, was erklärbar und sichtbar ist. Dies ist nicht wichtig, nicht für mich!
„Laßt die Winde des Himmels zwischen euch tanzen...
auch von Khalil Gibran. Er ist eine unerschöpfliche Quelle an Reichtum von Wissen und Klugheit. Ja, manchmal spüre ich diese Winde des Himmels und weiß um Deine Nähe und darum, daß Du mich behüten wirst, so lange ich diesen Erdenweg gehen muß.
Du wirst nicht von meiner Seite gehen und dann, wenn ich gehen darf und muß, dann wird es so sein, daß Du mir über die Regenbogenbrücke entgegenläufst und wir werden bis in alle Ewigkeit zusammen sein.
Deine Mom
Florian, mein Liebster,
ich habe gerade mit Douglas in Irland telefoniert – Dein Freund Douggy, der sich immer zu freuen scheint, wenn er meine Stimme hört. Er wird Dich im August besuchen, er wird an Deinem Grab stehen, er wird dort um Dich weinen. Ihr wart eine Weile unzertrennlich: Du sagtest einmal, daß Eure Seelen verwandt seien, so nah konntet Ihr Euch sein. Douglas hat Dir über die schwere Anfangszeit in Camphill geholfen, er hat Dich zum Lachen gebracht.... später auch beinahe zum Weinen, denn Du warst sehr enttäuscht von ihm .... aber das ist jetzt vergessen, vergessen und vergeben. Er hat Dir das wundervollste Bild aus Holz geschnitzt,
ein wahres Kunstwerk – Dein Boot mit der Unterschrift....“Do not stand at my grave and weep...“ Diese Geste, diese Arbeit, die für Dich gemacht hat – wieviele Gedanken wird er in sie hineingearbeitet haben, Erinnerungen. Er hat alles gutgemacht damit!
Er wird Irland verlassen und mit seiner neuen Liebe nach Norwegen gehen – auf diesem Weg wird er ein paar Tage verweilen und ich freue mich schrecklich darauf, ihn zu sehen.
Ich habe ihn angerufen, um ihn zu bitten, am 1. Juli nach Dublin in den Grosvenor Square zu fahren und dort auf der Treppe einen Rosenstrauß für Dich niederzulegen. Er hat sofort zugesagt, „no problem, Gabi....“ Er war nie der Zuverlässigste, aber vielleicht hat sich auch dies geändert.... Let’s give him a chance....“
Ach, Florian, es ist wieder ein so schwerer Tag und meine Einbrüche werden immer tiefer, die Verzweiflung immer größer. Ich schreie wieder, ich schreie bis zur Erschöpfung....
Wenn ich dann mein Herz rasen höre und die Schmerzen spüre, dann spricht es mit Deiner Stimme: „Take care, Mom, it still is not your time.... I will tell you when, but not now...
I am around you just have to look and I don’t want you to be so upset. It hurts me, it makes me sad because than I feel guilty for my going. You know that I had no choice. Don’t make me feel guilty, Mom. I love you and send you peace.....“
Ich ging in den Garten und vor meinen Füßen lag sie, die kleine, wunderschöne graue Feder.
Auf dem Wasser schwamm eine andere – Ja, Florian, ich habe sie gesehen, ich habe es gespürt und ich habe den Frieden, den Du mir geschickt hast, aufgenommen:
Ich legte mich in die Sonne unter den Baum, ließ alle Pläne für heute sausen und widmete mich dem Buch, das ich lese – eine kleine spirituelle Entdeckungsreise: Das weiße Segel von Sergio Bambaren. Ich spürte wieder einmal so deutlich, welchen Reichtum mir die Öffnung meines Herzens und meiner Seele für Spiritualität gegeben hat – sie ist der wirkliche Reichtum dieser schweren Zeit, und nur durch diese schwere Zeit, kann ich sie empfangen. Dies ist ein Grund für Dankbarkeit, so paradox dies auch klingen mag.
Ich las über den Begriff: Zeit. Die Menschen sagen mir, daß die Zeit ein großer Heiler für meine Schmerzen sei. Ich denke heute, daß Zeit an sich kein Wert ist. Nur, wenn wir Frieden in uns gefunden und das Wesen unserer Sterblichkeit begriffen haben, wird Zeit zu einem stillen Begleiter, zu einem kostbaren Besitz, einer Erinnerung daran, jeden Moment unseres Lebens auszukosten, ohne ihn für selbstverständlich zu nehmen. Dann wird die Zeit unser bester Verbündeter.
Dies kann ich in mir spüren – dann spüren, wenn ich diesen Frieden spüre. Du bist zu meinem Lehrer geworden, Florian, Du lehrst mich Dinge, die meine Augen nie sehen konnten, meine Sinne nicht wahrnehmen, meine Ohren nicht hören. Dafür danke ich Dir.
Du hast mir eine neue Welt geöffnet - eine Welt, die wir nicht außerhalb sondern nur in uns finden. Dort liegt das eigentliche Paradies.
„Nur der ist groß, der die Stimme des Windes in ein Lied verwandelt, das durch seine Liebe noch süßer wird.“ (Khalil Gibran)
Ich beginne, diese wunderbaren Worte alle zu verstehen und ich finde Glück in ihnen.
Dies habe ich wohl dem Wachstum im tiefen, durchlebten Leid zu verdanken. Die äußere Welt kann uns nicht viel bieten, hat wenig Trost. Was Stütze und Hilfe ist, kommt aus uns, kommt über die erlebte Spiritualtität, das Wissen um Dinge, die jenseits dessen liegen, was erklärbar und sichtbar ist. Dies ist nicht wichtig, nicht für mich!
„Laßt die Winde des Himmels zwischen euch tanzen...
auch von Khalil Gibran. Er ist eine unerschöpfliche Quelle an Reichtum von Wissen und Klugheit. Ja, manchmal spüre ich diese Winde des Himmels und weiß um Deine Nähe und darum, daß Du mich behüten wirst, so lange ich diesen Erdenweg gehen muß.
Du wirst nicht von meiner Seite gehen und dann, wenn ich gehen darf und muß, dann wird es so sein, daß Du mir über die Regenbogenbrücke entgegenläufst und wir werden bis in alle Ewigkeit zusammen sein.
Deine Mom
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