Sonntag, 21. April 2013

Frühlingstrauer


Frühling regt die sonn'gen Schwingen -
Winter bleibt's in meiner Brust!
Ach, in meine Seele dringen
Nicht die Klänge froher Lust!

Stand ein Stern am Himmelsbogen
Ueber meines Hauses Dach.
Doch nun ist er fortgezogen
Und ich seufz' ihm ewig nach.

Meiner Liebe Stern! verglommen
Ist dein stillbeglückend Licht,
Und des Frühlings Blumen frommen
Ohne deinen Glanz mir nicht!

Vöglein in den Blüthenhecken,
Sag', was singst so laut denn du?
Kannst ja doch mein Lieb nicht wecken,
Aus der tiefen Grabesruh'!

Schwing' dich über Thal und Hügel
Hin zu ihrer moos'gen Gruft,
Trag' ihr auf dem weichen Flügel
Meine Klage durch die Luft.

Sag' ihr, dass im weiten Raume
Der erwachten Frühlingswelt
Meines Lebens jungem Baume
Bald das letzte Blatt entfällt.

(Johann August Mettlerkamp 1810-1859,

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