Sonntag, 31. Juli 2011

On The Death Of The Beloved



— John O’Donohue

Though we need to weep your loss,
You dwell in that safe place in our hearts,
Where no storm or night or pain can reach you.

Your love was like the dawn
Brightening over our lives
Awakening beneath the dark
A further adventure of colour.

The sound of your voice
Found for us
A new music
That brightened everything.

Whatever you enfolded in your gaze
Quickened in the joy of its being;
You placed smiles like flowers
On the altar of the heart.
Your mind always sparkled
With wonder at things.

Though your days here were brief,
Your spirit was live, awake, complete.

We look towards each other no longer
From the old distance of our names;
Now you dwell inside the rhythm of breath,
As close to us as we are to ourselves.

Though we cannot see you with outward eyes,
We know our soul’s gaze is upon your face,
Smiling back at us from within everything
To which we bring our best refinement.

Let us not look for you only in memory,
Where we would grow lonely without you.
You would want us to find you in presence,
Beside us when beauty brightens,
When kindness glows
And music echoes eternal tones.

When orchids brighten the earth,
Darkest winter has turned to spring;
May this dark grief flower with hope
In every heart that loves you.

May you continue to inspire us:

To enter each day with a generous heart.
To serve the call of courage and love
Until we see your beautiful face again
In that land where there is no more separation,
Where all tears will be wiped from our mind,
And where we will never lose you again.

=
Danke, liebe Eva!

Foto: Irland 2010

Samstag, 30. Juli 2011

Leid und Freud


Wie Nacht und Tag
stehen Freud und Leid
nebeneinander
lösen sich ab
wie Töne im Lied
fließen ineinander über
berühren sich
überspringen sich
wie Steine im Spiel
bleiben im Wechsel
unverwechselbar
wie Tag und Nacht

Annemarie Schnitt

Freitag, 29. Juli 2011

Wenn ich leben will


wenn ich leben will
muß ich atmen -
atembare luft

wenn ich leben will
muß ich essen -
eßbares essen

wenn ich leben will
muß ich trinken -
trinkbares Wasser

wenn ich leben will
muß ich schlafen und wachen -
nicht nur schlafen

wenn ich leben will
muß ich mich selbst und andere lieben
und gegen Krieg sein

Erich Fried

Bild: Ch. Thomé

Warum


Nicht du um der Liebe willen
sondern um deinetwillen
die Liebe (und auch um meinetwillen)

Nicht
weil ich lieben muss
sondern weil ich dich
lieben muss

Vielleicht weil ich bin
wie ich bin
aber sicher
weil du
bist
wie du bist

Erich Fried

Donnerstag, 28. Juli 2011

Für Tote


gibt es keinen Platz mehr
auf dieser Erde
im Schatten unserer Tage
tanzen sie schwerelos
auf der Bühne der Erinnerung
den Tanz der Vollendung


Annemarie Schnitt

Ich möchte Euch auf eine Gedenkseite aufmerksam machen, die ich selbst besonders berührend finde:
http://www.winter-kind.de/

An die Einsamkeit

Sei du mein Trost, verschwiegene Traurigkeit!
Ich flieh' zu dir mit so viel Wunden,
Nie klag' ich Glücklichen mein Leid:
So schweigt ein Kranker bei Gesunden.

O Einsamkeit! Wie sanft erquickst du mich,
Wenn meine Kräfte früh ermatten!
Mit heißer Sehnsucht such' ich dich:
So sucht ein Wandrer, matt, den Schatten.

Hier weine ich. Wie schmähend ist der Blick,
Mit dem ich oft bedauert werde!
Jetzt, Tränen, hält euch nichts zurück
So senkt die Nacht Tau auf die Erde.

O daß dein Reiz, geliebte Einsamkeit!
Mir oft das Bild des Grabes brächte:
So lockt des Abends Dunkelheit
Zur tiefen Ruhe schöner Nächte.

Johann Timotheus Hermes, 1738-1821

Mittwoch, 27. Juli 2011

Schicksal



Wer es gebeugt
durchs Leben trägt
spürt mit jedem
ungetragenen Schritt
wie schwer es wiegt.
Wer seelenbetäubt
den lichtlosen Weg
der Trauer geht
hört mit jedem
gebrochenen Herzschlag
wie unerbittlich es schlägt.
Müssen wir Schicksal tragen
um ein tieferes Leben zu finden?
Müssen wir Leid erfahren
um aus höheren Quellen zu trinken?
Denn irgendwann
werden die Trostsuchenden
immer auch die Tröstenden sein.
Weil Schicksal allein
sich dem Schicksal
mit-teilen kann.


© Ute Leser

Danke, liebe Ute!

Dienstag, 26. Juli 2011

Ich finde mich in dir


Ich trage deine Gedanken in mir
und wiege sie sanft wie ein Kind.
Daraus wächst und entwickelt sich ein Wir,
das uns traumhaft und selig umspinnt.

Mit deinen Augen betrachte ich staunend das Meer,
mit deinen Ohren lausch ich dem Wind.
Und mit all meinen Sinnen spür ich so sehr,
dass ich ohne dich taub bin und blind.

Ich taste mich mit deinen Händen zum Licht.
Mit deinen Füßen gelingt es mir, Wege zu wagen.
Und im Spiegel erkenne ich, dass mein Gesicht
und das deine gemeinsame Züge tragen.

Elli Michler

Bild: Bernadino Luini

Der Tod...


Der Tod bedeutet Tilgung jeden Schmerzes,
und er ist die Grenze,
über die unsere Leiden nicht hinausgelangen;
er gibt uns wieder jenen Zustand der Ruhe zurück,
dem wir vor unserer Geburt angehörten.

Seneca

Ich weiß nicht ....


ICH WEISS NICHT, WIE ICH
vom heutigen Ufer
ans Ufer von morgen gelangen soll.

Der Fluß entführt inzwischen die Wirklichkeit dieses Abends
In Meere ohne Hoffnung.

Ich blicke nach Osten, nach Westen.
Ich blicke nach Süden und nach Norden...
Die ganze goldene Wahrheit,
die meine Seele umgab -
gleich einem vollendeten Himmel -
fällt, zerbrochen und falsch.

...Ich weiß nicht, wie ich
vom heutigen Ufer
ans Ufer von morgen gelangen soll.

Juan Ramón Jiménez

Montag, 25. Juli 2011

Irischer Segen


Von jedem Leid verschont zu bleiben
nein, das wünsche ich dir nicht.
Dass dein künftiger Weg nur Rosen für dich trage
nein, das wünsche ich dir nicht.
Dass du nie bittere Tränen weinen musst
und niemals Schmerz erfahren
nein, auch das wünsche ich dir nicht.
In Tränen kann das Herz geläutert,
im Leid geadelt werden.
Schmerz und Not nehmen es auf in eine besondere Gemeinschaft,
deren Lächeln dich heilen und segnen wird.

Danke für viel schöne Resonanz auf den gestrigen Beitrag. Danke für sehr liebe Post, die uns Mut macht,
den eingeschlagenen Weg weiterzugehen!

Sonntag, 24. Juli 2011

Norwegen trauert


Und mit ihnen ganz Europa!
Was für ein Grauen, was für ein unendliches Leid für diese Familien - unvorstellbar!

The woods are lovely, dark, and deep.
But I have promises to keep.
And miles to go before I sleep.
And miles to go before I sleep.

Robert Frost

Im Gedenken an die Toten der Loveparade 2010

http://www.youtube.com/watch?v=XGR0cWKZjfI



Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade nicht leben können:
die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen –
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen

Hilde Domin

Eine Stunde...



Eine Stunde ist nicht nur eine Stunde; sie ist ein mit Düften, mit Tönen, mit Plänen und Klimaten angefülltes Gefäß. Was wir die Wirklichkeit nennen, ist eine bestimmte Beziehung zwischen Empfindungen und Erinnerungen.

Marcel Proust. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Foto: Venedig 2008

Samstag, 23. Juli 2011

Ich denk' an dich...


Ich denk’ an dich, und meine Seele ruht
In dem Gedanken aus an dich,
Dem Schiffer gleich, der aus bewegter Flut
Zum stillen Hafen rettet sich.
Als wie am Tag ein wilder Vogel fliegt,
Waldaus, Waldein, nach seiner Lust,
Doch bei der Nacht ins weiche Nest sich schmiegt,
So schmieg’ ich mich an deine Brust.
Ich ruh’ in dir, in deiner Liebe ruht
Der Drang der Seele wild und scheu;
Unsicher ist des Lebensmeeres Flut,
Und du allein bist ewig treu.

Friedrich Rückert (1788-1866)

Foto: Wien, Zentralfriedhof 2007

Freitag, 22. Juli 2011

– Niemand war's. Das Wasser. –


– Niemand war's. Das Wasser. – Niemand?
Ist das Wasser denn niemand? – Es
ist niemand da. Die Blume ist es. Niemand ist da?
Aber ist die Blume niemand?
– Niemand ist da. Es war der Wind. – Niemand?
Ist der Wind denn niemand? – Es ist
niemand da. Illusion. – Niemand ist da?
Ist die Illusion denn niemand?


No era nadie. El agua. – ¿Nadie?...
– No era nadie. El agua. – ¿Nadie?
¿Que no es nadie el agua? – No
hay nadie. Es la flor. ¿No hay nadie?
Pero ¿no es nadie la flor?
– No hay nadie. Era el viento. – ¿Nadie?
¿No es el viento nadie? – No
hay nadie. Ilusión. – ¿No hay nadie?
Y no es nadie la ilusión?

Juan Ramón Jiménez
Übersetzung: Johannes Beilharz

Im Gedenken an Simeon und für Dich, liebe Kat, an diesem schweren Tag.
Meine Gedanken sind bei Dir.

http://www.simeon-stojanov.de/

Das Auge



Die Welt ist eine große Seele
Und jede Seele eine Welt;
Das Auge ist der lichte Spiegel,
Der beider Bild vereinigt hält.

Und wie sich dir in jedem Auge
Dein eignes Bild entgegenstellt,
So sieht auch jeder seine Seele,
Sei eignes Ich nur in der Welt.

Friedrich Emil Rittershaus, 1834-1897

Bild: Gerard ter Borch

Donnerstag, 21. Juli 2011

Trost

Siehst du ein Menschenkind in Thränen,
Verhaltnes Schluchzen in der Brust,
So wolle ja nicht, ja nicht wähnen,
Daß du mit Worten trösten mußt.

Vermeide es, ihn zu berathen;
Geh weiter, aber sende dann
Die Liebe, die in stillen Thaten
Ihm heimlich, heimlich helfen kann.

Berührt ein kalter Schall die Wunde,
So schmerzt er nur und heilt sie nicht;
Der Trost wohnt nicht im leeren Munde,
Er ist des Herzens tiefste Pflicht.

Vor einem Wort am rechten Orte
Kehrt wohl der Harm beruhigt um,
Doch wahrer Schmerz hat keine Worte,
Und auch der wahre Trost ist stumm.

Karl Friedrich May, 1842-1912

Mittwoch, 20. Juli 2011

Liebe ist Schicksal


Es wäre vernünftig,
nicht so oft
an dich zu denken,
aber du bist mir näher
als meine Vernunft.

Es wäre klug,
meine Hoffnungen
der Wirklichkeit anzupassen,
aber du bist mir näher
als meine Klugheit.

Liebe ist nicht vernünftig,
sie ist weise.
Liebe ist nicht klug,
sie ist Schicksal.

Hans Kruppa
Lieder des Herzens
Knaur

Donnerstag, 14. Juli 2011

Wenn Kinder vor den Eltern sterben




http://www.youtube.com/watch?v=gIpDi0Ebqxg
Youtube

Wenn Kinder vor den Eltern sterben
Film von Dora Heinze aus der Serie: Gott und die Welt

Die Trauer um das einzige Kind ist besonders tief und schmerzvoll. Vor allem, wenn man fühlt, dass durch die Kinder das eigene Leben Sinn und Fortführung bekommt. Gertrud (88) hat ihre Tochter und ihre Enkelin durch Krebs verloren. Wäre das nicht so, hätte sie vielleicht nicht in ein Altersheim gehen müssen. Mit den beiden war alles so lebendig. Durch Ausflüge, Gespräche und deren Wärme fühlte sie sich mittendrin. Die andere Tochter aus Amerika ruft jeden Tag an. Dafür macht sie sich schön, achtet auf sich, weil sie glaubt, dass ihre gestorbene Tochter ihr zuschaut.

Vor elf Jahren hat Gabriele (63) ihren einzigen damals 23-jährigen Sohn Florian durch plötzlichen Herztod verloren. Zunächst fühlte sie sich wie in einer Trauerendlosschleife, sagt sie - einsam, verlassen, mut- und kraftlos - wie in einem Eisblock gefangen. Mechanisch erfüllte Gabriele die Formalitäten des Alltags. Im Internet richtete sie eine Gedenkseite für Florian ein. Darin kommuniziert sie mit anderen Eltern, die ihr einziges Kind verloren haben. "Mit dem Tod des Kindes stirbt die eigene Zukunft - die "Unsterblichkeit" von Eltern, deren Leben in dem ihrer Kinder sich eines Tages fortsetzen wird". Gabriele widmet sich - nachdem sie sich aus dem Berufsleben zurückziehen wollte und mußte - dem Thema Trauer auf vielfältige, kreative Weise.

Nach dem Tod des Sohnes hat sich Michael (60) aus Bautzen wie verrückt in seine Arbeit als Richter gestürzt. Abends fiel er übermüdet ins Bett. Tag für Tag, auch am Wochenende. Seine Frau hat ihre Arbeit vernachlässigt, viel geschlafen und wenn er ins Bett ging, setzte sie sich vor den Computer, um sich mit anderen betroffenen Müttern auszutauschen. Sie haben lange nebeneinander hergelebt. Er sprach nicht mit ihr über den 26-jährigen Sohn Micha, der im Juni 2004 am Herzinfarkt starb. Michael vernachlässigte auch die jüngeren Geschwister, fühlte sich aus der Vaterrolle geworfen. Seine Frau nahm ihn zwei Jahre später zu einem Trauerseminar mit. Da ist etwas in ihm aufgebrochen. Jetzt hat er den Tod seines Sohnes akzeptiert. Die eigene Angst vorm Sterben hat er verloren, denn da, in einer anderen Welt, werden sie sich wieder begegnen. Seitdem hat er einen ganz neuen Freundeskreis gefunden. Mit anderen betroffenen Eltern verreist er und kann auch wieder lachen, ohne ein schlechtes Gewissen zu fühlen.

Die Liebe ist stärker

Die Liebe ist stärker
als die Traurigkeit,
die Nähe hebt
die Entfremdung auf,
die Wahrheit triumphiert
über die Verwirrung,
das seelische Licht
vertreibt die Dunkelheit.

Ich kann es nicht erklären
aber ich fühle es.
Es ist unglaublich,
aber es geschieht.

Hans Kruppa
Lieder des Herzens
Knaur

Mittwoch, 13. Juli 2011

Anam Cara


http://www.youtube.com/watch?v=k6byFgrBLqk&feature=related

a Anam Cara a'charaid!

Mystica von Anam Cara

AnamCara = Seelenfreund In der keltischen Überlieferung finden wie eine tiefe Einsicht in das Wesen der Liebe und der Freundschaft. Eine besonders schöne traditionelle Vorstellung ist in diesem Zusammenhang der Begriff der "Seelen-Liebe"; der alte gälische Ausdruck hierfür ist Anam Cara.

Anam bedeutet "Seele" und Cara "Freund". "Anam Cara war in der keltischen Welt also der Seelenfreund" In der frühen keltischen Kirche wurde jemand, der für einen als Lehrer, Gefährte oder spiritueller Mentor fungierte, Anam Cara genannt. Ursprünglich war der Anam Cara der Mitbruder, mit dem ein Mönch seine Zelle teilte, bei dem er die Beichte ablegte und mit dem er alles besprach, was ihn bewegte.

Dem Anam Cara konnte man sein Innerstes, seinem Geist und sein Herz offenbaren. Diese Freundschaft war ein inniger Akt der Anerkennung und der Zu-Wendung. Die Beziehung zum Anam Cara war eine Freundschaft, die sich über alle Grenzen der Konvention, Moral und begrifflichen Kategorien hinwegsetzte: Anam Cara, wurde auch gelebt zwischen Mann und Frau, in der höchsten spirituellen Form, zwischen Krieger und Kriegerin, Priester und Priesterin in unauflöslicher Form. Man war auf eine urtümliche und ewige Weise mit dem "Freund seiner Seele" verbunden.

Der keltische Begriff von der Seele war und ist durch keinerlei zeitliche oder räumliche Kategorie eingeschränkt. Es gibt keinen Käfig für die Seele. Die Seele ist ein göttliches Licht, das in uns und in unseren Adern hinein fliesst. Diese Kunst des Zugehörens erweckt und förderte eine innige, ganz besondere Freundschaft.

Der spätrömische Kirchenschriftsteller Johannes Cassianus bezeichnet dieses Freundschaftsband in seinen "Bekenntnissen" als unauflöslich": "Dieses, sage ich, wird durch keinerlei Zufälle zerbrochen, durch keinerlei zeitliche oder räumliche Trennung gelöst noch zunichte gemacht und dauert selbst über den Tod hinaus.“

Jeder von uns hätte einen Anam Cara, einen Seelenfreund, sehr nötig. Eine solche Liebe schenkt uns das Bewußtsein, verstanden zu werden und zwar so wie wir sind, ohne Masken oder Verstellungen. Die Liebe gewährt dem Verständnis zu erwachen, und Verständnis ist wertvoll. Wo wir uns verstanden wissen, da sind wir zu Hause. Verständnis fördert die Zugehörigkeit. Wenn wir uns wirklich verstanden fühlen, können wir unser Selbst bedenkenlos der Seele unseres Gegenüber anvertrauen.

Es gibt einen Vers von Pablo Neruda, der im Kern einer solchen Beziehung ruhende Erkenntnis sehr schön zum Ausdruck bringt: "Niemandem gleichst du, weil ich dich liebe." Diese Kunst des Liebens enthüllt die besondere, geheiligte Identität des Anderen.

Die Liebe ist das einzige Licht, das die geheime Signatur der Individualität und der Seele des Anderen lesen kann. In der Welt des Ursprungs ist niemand sehend außer der Liebe; nur sie kann Identität und Bestimmung erkennen. Die Liebe ist also alles andere als sentimental. Tatsächlich ist sie die realste und kreativste Form des menschlichen Daseins überhaupt. Die Liebe ist die Schwelle, an der die göttliche und die menschliche Gegenwart unaufhörlich ineinander ebben und fluten.

Auszug aus: Anam Cara, Das Buch der keltischen Weisheit Autor: John O'Donohue

Für Euch, meine SeelenfreundInnen mit Dank für Eure Begleitung in einer schweren Zeit.
Nun atme ich wieder durch ... und warte, welche Aufgaben das Leben für mich bereithält!
Ich weiß, dass sich der Weg unter unsere Füße legt, wenn wir geduldig sind und in uns hören!

Dienstag, 12. Juli 2011

Ich bin nicht ich


Ich bin nicht ich.

Ich bin jener,
der an meiner Seite geht, ohne dass ich ihn sehe;
den ich manchmal besuche,
und den ich manchmal vergesse.
Er, der schweigt, gelassen, wenn ich spreche,
er, der verzeiht, sanft, wenn ich hasse,
er, der wandelt, wo ich nicht bin,
er, der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.

Yo no soy yo.
Soy este
que va a mi lado sin yo verlo;
que, a veces, voy a ver,
y que, a veces, olvido.
El que calla, sereno, cuando hablo,
el que perdona, dulce, cuando odio,
el que pasea por donde no estoy,
el que quedará en pié cuando yo muera.

Juan Ramón Jiménez

Montag, 11. Juli 2011

An dich denken


An dich denken
so, wie jetzt:
dich weit weg
lächeln sehn
im Schlaf.
Die Hand durch die Nacht
in dein Haar schicken
und einen Kuß
wie eine Sternschnuppe
durch deinen Traum.
Die Ferne aufrollen
wie eine Schnur
an deren Ende
deine Wärme ist.

Jörn Pfennig, 1944
Danke, liebe Andrea!

Sonntag, 10. Juli 2011

Ein anderes Licht


Du rückt alles
In ein anderes Licht,
in dem ich
den wahren Wert
der Menschen und Dinge
in meinem Leben erkenne –
ein besonderes Licht,
in dem ich
den Menschen
durch die Masken
und den Dingen
auf den Grund blicke.

Und sonnenklar
Nehme ich das Wahre war.

Hans Kruppa
Lieder des Herzens
Knaur

Ich liege ....


Ich liege
mit der Mondsichel
im Atem
so lädt
der Himmel mich ein
die Nacht dröhnt
schwarz und ohne
Sterne
in meinem
Trauertraum

Rose Ausländer

Samstag, 9. Juli 2011

Uferlinien in unserem Leben



"...Zwischen den Gezeiten wirkt dieses zerklüftete Ufer verletzlich, als sei es in einer Pose erstarrt, aus der es sich nicht mehr zu lösen vermag.
Dies erinnert an Uferlinien in unserem Leben, wo alles ins Stocken gerät. In solchen Zeiten emotionaler Verzweiflung ist das Innere verletzt und zerrissen, die Seele nackt und preisgegeben. Der natürliche Rhythmus vermag nicht mehr zu fließen. Man muß sich zu jeder Gebärde, jedem Gedanken, zu jeder Handlung zwingen. Alles wird furchtbar schwierig. Dinge, die man zuvor ohne großes Nachdenken erledigt hätte, werden zu scheinbar unüberwindlichen Hindernissen.
Doch die Hoffnung flüstert einem zu dass die Flut immer wiederkehrt. Ganz allmählich vollzieht sich die Verwandlung. Wir waren preisgegeben und abgezehrt, erstarrt in den Klauen des Schmerzes; selbst der Boden unter unsern Füßen war nackt und zerklüftet.,
Und nun kommt alles wieder in Fluss. Wir gewinnen unsere Spontaneität zurück und unser Herz ist froh und erleichtert, wenn das Meer wieder zum Ufer zurückströmt und sich alles im spielerischen Tanz der jungen Wellen vereint....."
John O'Donohue

Freitag, 8. Juli 2011

Grief


Grief remains one of the few things that has the power to silence us. It is a whisper in the world and a clamour within. More than sex, more than faith, even more than its usher death, grief is unspoken, publicly ignored except for those moments at the funeral that are over too quickly, or the conversations among the cognoscenti, those of us who recognize in one another a kindred chasm deep in the centre of who we are.
Maybe we do not speak of it because death will mark all of us, sooner or later. Or maybe it is unspoken because grief is only the first part of it. After a time it becomes something less sharp but larger, too, a more enduring thing called loss.
Perhaps that is why this is the least explored passage: because it has no end. The world loves closure, loves a thing that can, as they say, be gotten through. This is why it comes as a great surprise to find that loss is forever, that two decades after the event there are those occasions when something in you cries out at the continual presence of an absence.
"An awful leisure "
Emily Dickinson once called what the living have after death...

The landscapes of all our lives become full of craters as the surface of the moon... And I write my obituaries carefully and think about how little the facts suffice, not only to describe the dead but to tell what they will mean to the living all the rest of our lives. We are defined by who we have lost.

[Anna Quindlen, "Life After Death"]

Donnerstag, 7. Juli 2011

Last Kiss

Das Begräbnis

7. Juli 2000

„Tomorrow is going to be the worst day in your life.“ – „Morgen wird der schrecklichste Tag deines Lebens sein....“ – der erste Gedanke nach dem Aufwachen und in wenigen Stunden würde ich würde Florian sehen! Ich würde aber auch all den Menschen begegnen, die kommen würden um Florian’s letzten Weg zu begleiten....Würden es viele sein? Ich wünschte es mir auf der einen Seite – ich wünschte es mir für Florian – ich hatte aber auch große Angst vor diesen Begegnungen – Menschen aus einem anderen Leben.... ich spürte es wohl bereits an diesem Tag... vielleicht damals zum ersten Mal!

Eine unendliche Stille lag über unserem Haus, über dem Garten, den ich –wie jeden morgen barfuß durchschritt, die Natur, die Bäume um Kraft für das Kommende bittend:
Es kündigte sich ein Sommertag an, nachdem die letzten Tage eher herbstlich gewesen waren.

Mein Sohn war zurück , mein Sonnenkind – und ich verspürte eine tiefe Ungeduld, zu ihm zu kommen, bei ihm zu sein – einen letzten, einen allerletzten Moment in diesem Leben!

„It’s going to be the worst day in your life....“ War dies nicht der Tag der fürchterlichen Nachricht gewesen? Ich nahm diesen Satz mit mir... in diesen 7. Juli 2000.

Meine Kollegin hatte mir Garderobe gebracht, alles, was sie an Schwarzem finden konnte... und doch entschied ich mich, ein einfaches, langes schwarzes Sommerkleid zu tragen, das ich oft anhatte – auch als Florian hier war – mein Lieblingskleid, eine Hülle, die mir für die nächsten Stunden Sicherheit geben sollte. Ich mußte eine Identität suchen, die in mir nicht mehr vorhanden war....
Während wir am Vortag auf Florian’s Rückkehr gewartet hatten, schrieben Hans-Jürgen und ich jeweils einen Brief an ihn, den wir ihm mitgeben würden auf seine letzten Reise. Ich weiß noch genau, daß ich diesen Brief kaum schreiben konnte, ich konnte ja nicht begreifen, was geschehen war, ich hatte also auch keine Worte, die ich an Florian richten wollte... es fiel mir so schwer und der Brief wurde holperig... erst gegen Schluß ahnte ich, was ich schreiben müsse... ich dankte ihm für unser gemeinsames Leben!

Bevor wir losfuhren, um Eimear abzuholen, ging ich noch einmal umher und suchte Geschenke für Florian: Ich schnitt ihm einen kleinen Rosenstrauß im Garten und Salbei und dann dachte ich an Eimear und schnitt auch für sie einen Rosenstrauß... Ich nahm den Pullover, den ich wenige Tage nach Florian‘ Abreise für ihn gekauft
hatte.. ich hatte ihm am Telefon schon davon erzählt. Nun sollte er ihn mitnehmen, nun sollte er ihn warm halten. Ich steckte Florian‘ Lieblingsschokolade ein, die noch von seinem Besuch übrig geblieben war, und ich griff nach einen kleinen Duftbeutel „Seabreeze“ steht darauf und ein Boot und eine Möwe sind dort abgebildet... Meeresluft....

Als wir den Friedhof betraten, stand vor der Kapelle ein junger Mann, ich kannte ihn nicht, er mußte einer von Florian’s Freunden sein. Traurig und verloren sah er zu uns herüber. Ich spürte Mitleid. Wir gingen zur Treppe an der Seitenfront der Kapelle, die in den Kellerraum führt, in dem wir Florian aufgebahrt wußten. Die graue Flügeltür war noch verschlossen.

Mir fiel auf, wie steil dieses Treppe war.

Es betraten immer mehr Menschen den Friedhof, ihre Gesichter waren voller Entsetzen, voller Trauer, sei weinten, sie waren blaß. Es kamen unsere Familien, unsere Freunde, Florian’s Freunde, waren da. KollegInnen, Nachbarn, Lehrer der Schule, in der Florian Abitur gemacht hat, Klassenkameraden....Der Strom der Menschen riß nicht ab...

Ich sah immer wieder nach Eimear. Sie war unruhig, rannte umher und sagte, sie wolle Florian nicht noch einmal sehen. Ihre Eltern waren bei ihr, ihre Schwester.
Ich sah das Ausmaß der Tragödie, in deren Mittelpunkt ich stand, in all diesen Gesichtern.
Ich war völlig abgeschnitten von meinen Gefühlen. Ich ließ mich umarmen und ich tröstete.
Ich trocknete Tränen und hatte selbst keine einzige. Ich sah Gesichter, die ich lange nicht gesehen hatte, ich freute mich über ihr Kommen... sie alle waren für meinen Sohn gekommen,  sie alle wollten Abschied nehmen – wie ich. Ich war gerührt und dankbar.

Dann öffnete sich die Tür – und ich zuckte zusammen vor Schreck und Angst. Zum ersten Mal hatte ich angst vor dem Moment, der mir nun bevorstand: mein Abschied von Florian.

Ich bat Breda, Eimears Mutter, mich zu begleiten. Sie hatte Florian nach seinem Gehen bereits gesehen, sie hatte ihn in Dublin im Krankenhaus identifiziert, lange bei ihm gesessen und die Totenwache gehalten. Sie hatte mir davon am Telefon erzählt. Sie hatte mir gesagt, wie friedvoll sein Gesicht war, daß er schlief, nur schlief! Sie war der Mensch, an dessen Hand ich diese steilen Treppen hinunterstieg....

Mit jeder Stufe dieser steil abfallenden Treppe näherte ich mich dem meerblauen Sarg, in dem Florian ruhte. Zunächst sah ich nur ein kleines Stück dieses Blau und eine weiße Decke und dann näherte ich mich meinem Sohn mit jedem Schritt. Jede Stufe dieser Treppe gab ein weiteres Stück Blick auf Florian frei.... ich erblickt seine Hände, die neben seinem Körper lagen, seine Arme, und dann gab der Blick sein Gesicht frei... sein blasses, ernstes Gesicht.

Ich dachte an Eimear’s Worte: „This is not Florian, this is just his body“...“Dies ist nicht Florian, dies ist lediglich sein Körper“... und ich lies Breda’s Hand los und näherte mich langsam meinem schlafenden Sohn. Mich ergriff eine tiefe, tiefe alles umhüllende Zärtlichkeit. Ich kniete neben ihm nieder, streichelte sein Haar, sein Gesicht... es war so schrecklich kalt, ich hatte den Impuls, ihn wärmen zu wollen, meinen Sohn, mein Kind und legt den Pullover über seine Brust. Sein Haar schien das einzig Lebendige zu sein sein Gesicht wirkte entspannt, einen leisen Zug von Trotz wollte ich um seinen Mund herum entdeckt haben. Seine Hände rührten mich so sehr... sie erschienen mir mit einem mal so klein, so zart. Ich berührte ihn, seinen Körper, ich legte meine Geschenke neben ihn.
Am Fuße des Sarges entdeckte ich den dunklen Teddy, den ich ihm damals mit nach Irland gegeben hatte, als er sein Land verließ. Er rührte mein Herz und für einen Moment drohte ich die Fassung zu verlieren... ein kleines Zeichen aus unserem Leben tauchte auf...Den Teddy hatte ich ihm mitgegeben, damit er ihn beschütze... Eimear hatte dafür gesorgt, daß er mit ihm auf diese letzte Reise ging, da er immer neben ihm in seinem Bett gelegen hatte... Und ich nahm diesen Teddy und legte ihn nah neben Florian’s Gesicht und bat ihn, ihm auf dieser Reise, die sie nun zusammen antreten würden, etwas Schönes zu erzählen....

Ich lief noch einmal durch die Menschen, die mir entgegenkamen hindurch, um Eimear  zu suchen und fand  sie war im Gespräch mit Florian’s Vater. Ich ging zu ihr und bat sie, mit mir zusammen noch einmal zu Florian zu gehen... Ich glaube, ich zog sie schließlich hinter mir her – erneut diese Treppen hinab und dann knieten wir beide neben ihm.

Eimear’s liebes junges Gesicht spiegelte in diesem Moment allen Schmerz, den sie durchlitt und es brach mir das Herz. Zugleich sah ich Freude in ihren Augen, als sie Florian’s Hände sah. In Irland waren sie zugedeckt gewesen und es hatte ihr so weh getan.. Florian’s Hände liebte sie ganz besonders. Sie schaute zu mir herüber uns sagte: „Gabi he has changed, he is home now!“ – „Gabi, er hat sich verändert: er ist jetzt zu Hause!“.... Ach Eimear, geliebtes Mädchen, was waren Worte wie diese für Geschenke... Ja, Florian war zu Hause, dies waren meine Gedanken und eine tiefe Dankbarkeit ging über zu Eimear, die mir Florian zurückgebracht hatte.

Ich nahm die Menschen nicht mehr wahr, die diese Treppe hinauf und hinabkamen...Ich hüllte mich ein in dieses letzte Bild....

Wir betraten die Kapelle, die ich von einem Begräbnis eines Mädchens aus Florian`s Schule bereits kannte... Sheila. Sie hatte sich nur eine Woche nach ihrem 16. Geburtstag das Leben genommen. Am 6. November 1992 hatte ich Florian zum Begräbnis begleitet. Eine Sekunde kamen die Bilder zurück, als ich diesen schönen, schlichten Raum betrat....doch vorn zwischen den vielen Blumen stand ein meerblauer Sarg, auf den ein silbernes Boot gezeichnet war und auf dem ein weiteres Boot stand, das noch heute auf seinem Grab steht. Es ist eines der vielen Boote, die unser Haus schon damals schmückten ... in Gedanken an Florian`s Metapher.
Ich hatte Hans-Jürgen wieder gefunden, wir setzten uns zusammen mit Eimear, die wir in unsere Mitte nahmen und Stephan, seinem Sohn in die erste Reihe. Ich hatte den Ablauf dieses Requiems an andere delegiert und ich war so dankbar und froh, denn zum ersten Mal an diesem Tag drohten meine Kräfte mich zu verlassen... ich spürte einen tiefen Wunsch, mich fallen zu lassen... ich spürte, daß nach diesem Abschied von Florian eine große Leere, ein riesiges Vacuum auf mich warteten und ich wollte mich dieser Leere hingeben.... und dann spürte ich Eimear’s Hand auf meiner und ich sah in ihr Gesicht und ich wußte, daß ich sie nicht im Stich lassen durfte... und ich sah auf diesen Sarg und ich wollte nicht mehr daran denken, daß dort Florian lag... nun konnte ich den Gedanken nicht mehr ertragen...

Die Kapelle füllte sich, ich warf einen Blick zurück und sah, daß die Menschen nach Stühlen suchten, daß sie sich in den Eingängen drängten.... Sie alle kamen für Florian .....und dann erklang Musik – die Musik, die ich für ihn ausgewählt hatte – Musik aus Irland und es wurde still und in Eimear`s Hand sah ich einen kleinen Bilderrahmen mit einem Foto von Florian und ihr – aufgenommen an ihrem 18ten Geburtstag. Sie und Florian stecken lachend ihre Köpfe zusammen... und meine Kehle war voller stummer Schreie, die Luft wurde eng und flimmerte vor meinen Augen... und wieder drang Eimear’s Stimme zu mir....“Gabi, he is looking down on us“.... „Gabi er schaut auf uns herunter...“

Everybody hurts sometime“ „Wenn du denkst, von diesem Leben genug zu haben, dann bleibe dran, laß dich nicht gehen, Jeder erleidet einmal Schmerz“.... The Corrs. Die CD ist ein Geschenk von Florian, das Lied wie ein Gruß von ihm aus einer anderen Welt.

http://www.youtube.com/watch?v=8r_ubcUd-gE

Ich sah Stephan bitterlich weinen neben Hans-Jürgen, ich sah seine Hand in der seines Vaters. Ja, wir mußten stark sein, stark für uns – und stark für die, die uns nun brauchten.

W. Mankiewicz, unser geistlicher Begleiter liest aus dem Ersten Brief von Paulus an die Korinther:

„Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser Weissagung ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindliche Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.....“
Dann tritt Jutta vor die versammelten Menschen und hält die Totenrede für Florian.

....."Wir nehmen Abschied von Florian in dem tröstlichen Wissen, daß sein lichter Geist bei und in den Menschen bleiben wird, die er berührte.
Florian hat inzwischen eine Erfahrung gemacht, die uns allen noch bevorsteht und die sich nicht vermitteln läßt - es geschehe denn durch die Offenbarung im Glauben, sagt Max Frisch in einer Totenrede.
Florian’s sterblicher Leib ist vor uns in einem meerblauen Sarg mit einem Schiff gebettet. Schiffe, Wasser - über Jahre eine Metapher für Lebensfluß, Bewegung in der Zeit, - für Florian und Gabi, seine Mum, in ihren Gesprächen, in ihren Briefen. Ihr schreibt Florian aus Camphill: „ Du hast mir den Kompaß mit auf meinen Weg gegeben und ich lernte hier, ihn zu nutzen:  In den Schiffen begleiten ihn auch immer wieder wichtige Menschen seines Lebens.
Zwischen Hans-Jürgen und Florian wird der Leuchtturm zu ihrem Symbol: der gab Orientierung. Und Zeichen, von denen Florian so manche aufnahm in sein Handeln oder sie in seinen persönlichen Ausdruck integrierte. Sichtbares Zeichen der Verbundenheit von beiden.
Ein weiteres Bild von Wasser und Lebensfluß, welches Florian, Gabi und Hans-Jürgen verband: das Florian immer den sicheren Hafen Köpenick anlaufen könne, wenn es zu stürmisch auf der See seines jungen Lebens werden sollte.
Florian Hafen der Kindheit war Egg, im Schwarzwald, bei seinem Großvater. Köpenick wurde zum verlässlichen Hafen für den jungen Mann.

Gabi und Eimear, Ihr habt in Verbundenheit Übereinstimmung gefunden, was Florian sich gewünscht hätte: hier zur letzten Ruhe gebettet zu werden, mitten in Berlin auf einem üppig-grünen alten Friedhof, wo auch seine jungen Freunde sein Grab gut erreichen können, wenn sie Zwiesprache mit Florian halten möchten.
Nicht gewünscht hätte sich Florian, daß hier, heute, ein Abriß über sein Leben erfolgt –
So wie es Florian ohnehin fremd war, im Mittelpunkt stehen zu wollen.


Deshalb werden seine drei engsten Berliner Freunde, Mirco, Boris und Mirjam aus Briefen, die er an Gabi schrieb, und in die Hans-Jürgen immer einbezogen war, vorlesen. Die Briefe kamen aus Irland, wo Florian seit September 1996 in der anthroposophischen Einrichtung Camphill mit „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ arbeitete - und – mit ihnen lebte. Diese dreijährige Erfahrung hat Florian noch einmal entscheidend geprägt: durch die Annahme dieser Herausforderung entwickelte er eine Ausstrahlung wie wenige seines Alters. Er erfuhr, wieviel Verantwortung man ihm zutraute, er sich auch zutrauen konnte und wollte.
 Die Spuren, die Florian dort hinterlassen hat, werden bleiben. Florian wurde sich seines Anteils daran mehr und mehr bewußt, und er zeigt ebenso Stolz wie auch Dankbarkeit .
Für diese Erfahrung. An Gabi schrieb er: „Du hast mich nicht nur Ideale gelehrt oder sie mir anerzogen, Du hast sie auch gelebt“.

Seine Briefe erzählen auch von seiner Liebe zu Irland, von seiner Lebenslust, von Freundschaft und von Spaß. – Und wenn es im Pub mal 4 Uhr früh wurde, gemolken wurde trotzdem um 7 Uhr.
Florian hat diese Zeit zu begrenzen vermocht, obwohl man ihn sehr gerne lange in Camphill gesehen hätte.
Er entschied sich, diese Erfahrung in ein Psychologiestudium zu integrieren. Und dies in Dublin. Und in Verbundenheit mit Dir, Eimear. Mit Dir plante Florian sein Leben dort.
Die Unterstützung und den Segen von Hans-Jürgen und Gabi war Euch so sicher wie auch die Liebe zu Euch als jungem Paar von Eimear`s Eltern....."

......


Ich sehe Florian’s Freunde dort stehen, hinter seinem Sarg, an einem erhöht liegenden Pult und ich höre Florian’s Worte, Florian’s Gedanken aus ihrem Mund.. ich kann zum ersten Mal in diesen Tagen weinen und die Tränen haben etwas Erlösendes... Erneut ertönt Musik:  Song for Ireland – ein Liebeslied an dieses Land, das wir immer wieder auch zusammen gehört haben. Ich spürte eine tiefe Liebe zu Irland. Ich zürnte nicht mit dem Land, in das Florian zum Sterben zurückgegangen war. Nein, ich würde diesem Land immer meine Achtung und meine Liebe zollen – ich würde es für Florian weiter lieben und besuchen!
Eimear hatte ich am Abend vorher gebeten, wenn sie die Kraft dazu hätte, etwas für Florian zu sagen. Sie hatte bei der Trauerfeier in Dublin Florian’s Gedicht, das Sonett XVIII von Shakespeare, mit dem er einst ihr Herz erobert hatte, vorgetragen und sie bat, es auch hier für ihn rezitieren zu dürfen. Ich erinnere diesen Moment als den ergreifendsten dieser Gedenkfeier: Eimear schritt an Florian’s Sarg vorbei nach vorn auf das Podium - begleitet von ihrer Schwester Helena – und sie sprach in ruhigen, festen Worten dieses wunderschöne Gedicht:

„Shall I compare Thee to a summer`s day
Thou art more lovely and more temperate“...

„Soll ich dich einem Sommertag vergleichen,
dich, der du milder bist und lieblicher“......

und

„ So long as men can breathe and eyes can see
so long lives this and this gives life to Thee“...

„Solange Menschen atmen, Augen sehn
so lang wird dies, und du, der darin lebt, bestehn“.....

Eimear’s Liebe zu Florian füllte den Raum, jeder konnte es spüren und ich sah in Gedanken Florian’s strahlendes Gesicht und seinen Stolz in den Augen... seine „kleine Prinzessin“ war weit über sich hinaus gewachsen!  Und dann sprach sie in irisch das Vaterunser für ihn Florian und endete in Irisch mit den Worten: Ich liebe dich! 
Sommer 2000
Es erklang das Stück Musik, das Eimear sich gewünscht hatte: My love is your love:

http://www.youtube.com/watch?v=WL9Q7oDL_f4&feature=related
"..Wenn morgen das Jüngste Gericht wäre und ich stünde ganz vorn und Gott würde mich fragen, was ich aus meinem Leben gemacht habe, würde ich sagen, ich habe es mir dir verbracht...“ „Meine Liebe ist deine Liebe – Sogar wenn die Ewigkeit anbräche, sogar  dann könnten die Sterne uns nicht halten“....“Wenn ich genau an diesem Tage sterben würde Weine nicht –weil ich nicht auf Erden bleibe... Und es ist egal, was die Menschen sagen. Ich werde oben im Himmel waren, auf den Tag des Jüngsten Gerichts....“

Es folgten eine Meditation und ein Gebet.

Gott, wir klagen dir unser Unglück
Wir haben Florian sehr geliebt
Wir können es nicht fassen,
das du ihn uns genommen hast
Wir bitten dich:
bleibe nicht stumm über unsere Klage,
gib uns den Mut zum Sein zurück,
der uns entgleiten will;
gib uns die Kraft, nicht zu rechten und zu fragen
sondern still zu sein.
Wir danken dir für die kurzen Jahre,
die erfüllt waren mit Leben
mit herrlichem, starkem, lebensfrohem Leben.
Wir danken dir für die Freude,
die wir daran gehabt haben,
für alle Spuren, die sein Leben gezogen hat
in der Seele derer, die ihm nah waren.
Wir bitten dich für ihn:
Laß ihn umfangen sein, jetzt im Tod
Von der Allmacht deiner Liebe, des ewigen Lebens
Amen

Enya und das wunderschöne Stück – „On your shore“, mein Abschiedslied für meinen Sohn:
http://www.youtube.com/watch?v=umN18Fu7y2s

„Wie seltsam mein Herz mir schlägt, mich selbst hier zu finden, an deinem Strand, wie seltsam ich mich fühle, längst habe ich meine Ruhe verloren....“ und „Kühle Wellen prallen zurück und driften hinfort mit Träumen von dir. Irgend etwas ist stärker .. Ich konnte dich nicht lange genug halten....“
beendeten das Requiem und die Sargträger nahmen den meerblauen Sarg hoch und wir schritten hinter ihnen aus der Kapelle und traten den letzten gemeinsamen Weg mit Florian an. Wir durchschritten hinter einem Wagen, der den Sarg trug, den von hohen wunderschönen alten Bäumen überschatteten breiten Mittelweg des Friedhofes. Er steigt immer mehr an und so wurde dieser letzte Weg sinnbildlich ein steiler,
beschwerlicher Weg hin zu dem Ort, den wir als Florian’s Ruhestätte gewählt hatten ein kühler Platz zwischen einer riesigen alten Eiche und einem Ahorn. Ihre hohen Äste wirkten wie die Kuppel einer grünen Kathedrale.

Unterwegs, als wir vom Hauptweg abbogen, sah ich zurück und ich war unendlich berührt von dieser nicht endendem Prozession von Menschen, die Florian’s Sarg folgten, es waren weit über einhundert!

Ich hatte darum gebeten, am Grab von Beileidsbezeugungen abzusehen, ich wollte diese letzten Minuten mit meinen eigenen Gedanken alleine sein unter den mir ganz nahen Menschen.  Wir standen im großen Kreis um das Grab, noch einmal ergriff der Geistliche das Wort  und segnete Florian.


Wir wollen lieben, weil kein Tod uns die Liebe nehmen kann,
die wir empfangen haben und neu geben können.
Denn nun blieben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei,
aber die Liebe ist die größte unter ihnen....“

Florian wurde in die Erde gelassen und somit versank das Leben, das ich ihm einst geschenkt hatte, für immer und ewig aus meinen Augen, aus meinem Blick... ein unvorstellbarer Gedanke und viel zu laut hallte der Aufprall der Erde, die ich in diese Grube warf, auf seinem Sarg wieder.. ich erschrak, es schmerzte so sehr .... nie wieder, nie wieder, mein Sohn.....

„Nichts wird jemals wieder so sein wie es war“.... stand auf der Schleife der Blumen, die Hans-Jürgen und ich ihm als letzten Gruß hinterlassen würden.....

Eimear nach der Beerdigung
Eimear hatte Erde aus Irland mitgebracht, die sie auf den Sarg fallen ließ und dann traten wir beiseite und der lange Strom der Menschen löste sich auf und jeder trat vor das offene Grab und warf Sand und Blumen hinab und mit ihnen sein Adieu an einen Freund, einen Sohn, einen jungen Menschen. Wir sahen in die Gesichter, auf die gebeugten Rücken derer, die den Schmerz zuließen. Wir standen und ich erklärte Eimear neben mir, in welcher Beziehung Florian oder Hans-Jürgen und ich zu all diesen Menschen standen.

Die Sonne schien auf uns herab, als wäre dies ein einfacher Sommertag... mich fröstelte, ich wünschte mich weg von hier, weg in die Stille; ich wünschte mich zurück in mein Leben; ich wünschte mir Florian zurück. Ich wünschte mir, aus diesem Film, in dem ich in diesen Stunden neben Florian mit Eimear und Hans-Jürgen die Hauptrolle spielte, heraustreten zu dürfen, den Regisseur zu bitten, die Rolle neu zu besetzen, meinen Sohn aufzuwecken und mit nach Hause zu nehmen...und ich befürchtete mehr und mehr, daß all dies kein Film sei und das Stück Leben, das nun vor mir lag, gerade erst begonnen hatte....

Heute bin ich 11 Jahre "weiter" - und an diesem Tag schmelzen die Jahre auf den Moment zusammen, den wir damals erlebte... als wäre er gerade geschehen.... Heute vor 11 Jahren und mein Jahr Zwölf hat begonnen! Ein neues Jahr in einer neuen Zeitrechnung!

Rest in Peace my son, my sun my beautiful son..

Mom

Mittwoch, 6. Juli 2011

The last crossing

http://www.youtube.com/watch?v=1H6-OrLpiPk&feature=related
"My youngest son came home today"  Mary Black



Gerade stand ich im kleinen Haus - noch immer brennt dort das Licht, noch immer verströmen die Blumen einen wunderbaren Duft - noch immer ist es dort still und feierlich: noch immer ist es Florians Haus! Noch... und dann wird es wieder Garten- und Gästehaus..


Heute vor 11 Jahren kam Florian zurück. Heute vor 11 Jahren war es der einzige Gedanke, den ich fassen konnte: Florian kommt nach Hause! Fast war ich "froh" - endlich! Ich hatte eine Woche lang alles vorbereitet für diese Rückkehr - für die Beerdigung am nächsten Tag.. Mein Sohn kam heim...nur diesen einen Gedanken konnte ich fassen.. nicht weiter denken - noch nicht weiterdenken!

Es waren keine zwei Wochen vergangen, seit wir ihn verabschiedet hatten und nun standen wir wieder am Flughafen... es war so grausam...Als ich fragte, wo die "Luftfracht" ankäme, versagten meine Beine.. und ich drohte ohnmächtig zu werden.. Es war dieses Wort.."Fracht".. Mein Sohn war zur "Fracht" geworden für die Fluggesellschaft!

Dann wurde die Landung bekannt gegeben und ich erinnere wie Eimear durch die Sperre rante, auf uns zu. Sie trug einen viel zu großen Pullover von Florian. Sie war so unglaublich schmal und klein und jung ... viel jünger als das letzte mal, als wir sie sahen. Sie brach in meinen Armen fast zusammen.. sie schluchzte und tröstete sie und wir hielten uns an einander fest..Nein, das war alles nicht wahr. Ich war in einem Traum - und ich würde aufwachen. Ganz sicher würde ich wach werden und dann würde Florian hinter ihr durch die Sperre kommen... Aber er kam nicht. Eimear Eltern und ihre Schwester kamen - Florian kam nicht!

Wir sahen den grauen Lieferwagen, der den Sarg aufgenommen hatte und uns ein Zeichen gab, ihm zu folgen. So hatten wir das mit dem Bestatter besprochen. Wir wollten diesen Weg begleiten; nicht hinter einem grauen Lieferwagen - es war so pietätlos, so grausam...und als wir in dem Krankenhaus, in dem Florian über Nacht "abgestellt" werden sollte, ankamen, lies man uns nicht einmal einen Moment mit seinem Sarg, der voller Blumenstäuße lag, allein.. Man riß ihn fort.. und er verschwand aus unserem Blick.

Nein, das war nicht mein Sohn in diesem häßlchen braunen Sarg.. Das konnte er nicht sein. Ich wollten einen meerblauen Sarg für ihn.. einen, der wie ein Boot sei - für seine letzte Reise...

Ich erinnere die Fahrt nach Hause nicht mehr.. Wir schwiegen, es war alles nicht real. Mir war, als habe ich mein Leben verlassen und befand mich in einem Leben, in dem ich - wie in einem Film - eine Rolle spielte. Abgeschnitten von mir selbst, von meinen Gefühlen.... Die"Erleichterung" über Florians Heimkehr, die ich noch vorher verspürt hatte, wich dem Entsetzen, dem Grauen...Ich war zu Stein geworden.

Nur an dem Gedanken "Florian ist zu Hause" konnte ich mich fest- und aufrecht halten, wie an einem unsichtbaren Faden, wissend, wie schnell er jederzeit reißen kann... Ich brauchte den Selbstbetrug um zu überleben. Ich hatte noch eine einzige, letzte Verabredung mit meinem Sohn... am nächsten Tag, an seinem offenen Sarg! Dafür mußte ich alle Kraft mobilisieren... Keinen Augenblick länger konnte ich denken und ich lies mich - wie in all den Tagen seit dem 1. Juli in die Nacht fallen....

Heute vor 11 Jahren ....

Trauerspuren


Und selbst
im gebrochenen Licht
verwaister Ruinen
fand ich noch ihre
ungelöschten Tränen.
Als sei die Zeit hier
versteinert stehen geblieben
als wollte sie die Schicksalsuhren
schweigend rückwärts lesen.
Hat Trauer überhaupt
ein Gefühl für Zeit?
Kann Zukunft Tränen aufheben?
Oder ist es allein
unser sehnsüchtiger Blick
in die Vergangenheit
der ein gegenwärtiges Gefühl
für unsterbliche Räume hat
und im Herzen
niemals aufhört
zu sein?

Ute Leser

Auch für diesen berührenden Text und das Foto herzlichen Dank, Ute!

Dienstag, 5. Juli 2011

Und manchmal


Wenn unsere Sehnsucht
lebendige Bilder
der Erinnerung malt
verschmelzen Zeit und Raum
zu einer geträumten Ewigkeit.
Und manchmal
wenn unser Gestern
kein Morgen mehr hat
nährt die Erinnerung
den Traum.


Ute Leser

Danke, liebe Ute!

Montag, 4. Juli 2011

Für Ulf


Auf Vogelschwingen fliege ich in längst vergangne Zeiten.
getragen voller Zärtlichkeit, enthüllend tiefe Weiten.
Manch Augenblicke stehen still im Lauschen schöner Träume,
verlierend finde ich mich dort weit über Zeit und Räume...


Für Ulf zu seinem Geburts-Tag und für Dich liebe Uschi, in großer Verbundenheit

Sonntag, 3. Juli 2011

Der Schauende


Ich sehe den Bäumen die Stürme an,
die aus laugewordenen Tagen
an meine ängstlichen Fenster schlagen,
und höre die Fernen Dinge sagen,
die ich nicht ohne Freund ertragen,
nicht ohne Schwester lieben kann.

Da geht der Sturm, ein Umgestalter,
geht durch den Wald und durch die Zeit,
und alles ist wie ohne Alter:
die Landschaft, wie ein Vers im Psalter,
ist Ernst und Wucht und Ewigkeit.

Wie ist das klein, womit wir ringen,
was mit uns ringt, wie ist das groß;
ließen wir, ähnlicher den Dingen,
uns so vom großen Sturm bezwingen, -
wir würden weit und namenlos.

Was wir besiegen, ist das Kleine,
und der Erfolg selbst macht uns klein.
Das Ewige und Ungemeine
will nicht von uns gebogen sein.
Das ist der Engel, der den Ringern
des Alten Testaments erschien:
wenn seiner Widersacher Sehnen
im Kampfe sich metallen dehnen,
fühlt er sie unter seinen Fingern
wie Saiten tiefer Melodien.

Wen dieser Engel überwand,
welcher so oft auf Kampf verzichtet,
der geht gerecht und aufgerichtet
und groß aus jener harten Hand,
die sich, wie formend, an ihn schmiegte.
Die Siege laden ihn nicht ein.
Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
von immer Größerem zu sein.


Rainer Maria Rilke, 21.1.1901, Berlin-Schmargendorf
Foto: Christiane Gérard / Föhr

Samstag, 2. Juli 2011

Danke!


Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarster Unterricht
an den Sterbebetten.

Nur einmal sterben sie für uns,
nie wieder.
Was wüssten wir je
ohne sie?

Hilde Domin

Dank Euch allen, die Ihr mich durch diese schweren Tage begleitet habt!
Danke für die Kerzen, die Briefe, danke für alles!

Nun hat das Jahr Zwölf begonnen
Und alles bleibt wie es ist
Und doch
Ist alles
Immer wieder anders

Gabriele
Mit Florian im Licht

Endgültige Reise


... Und ich werde gehen. Die Vögel werden weitersingen;
mein Garten verbleibt, mit seinem grünen Baum
und seinem weißen Brunnen.

Jeden Nachmittag ein blauer, gelassener Himmel;
jeden Nachmittag, wie heute, das Läuten
der Glocken im Glockenturm.

Die mich liebten werden sterben;
das Dorf wird sich in jedem Jahr erneuern;
und in jener Ecke meines blühenden und geweißelten Gartens
irrt nostalgisch mein Geist...

Und ich werde gehen; allein werde ich sein, ohne Heim, ohne
grünen Baum, ohne weißen Brunnen,
ohne blauen, gelassenen Himmel...
Die Vögel werden weitersingen.

Juan Ramón Jiménez

Good night sweet prince

http://www.youtube.com/watch?v=FDw3CyOmj20&feature=related

              
  Good night, sweet prince,
           and flights of angels sing Thee to Thy rest

     William Shakespeare


Dreams


Zu später Stunde nach einem schweren Tag:
"Dreams are really always a previous companionship
with the dead that rises up through our feeling -
coming from our need to be near them -
The moment of waking vonveys to us
a message from the dead,"

Rudolf Steiner

Vor einigen Tagen wurde ich wach mit dem Satz in meinem Kopf:

...."Meine Herzkammer spinnt goldene Fäden".... 

Was wollte Florian mir sagen?  Ich hatte ein geborgenes, liebevolles Gefühl in mir. Gibt es eine Sprache zwischen uns? 

Freitag, 1. Juli 2011

Im Gedenken...


 "Ich flog, natürlich, flog ich
Große Flügel verlieh mir das Glück,
Zuwenig Zeit hat das Leben gegeben,
Unterbrach diesen wundervollen Ritt ..."

71 Menschen fanden in der Nacht vom 1. auf 2. Juli 2003 den Tod im Himmel über Überlingen und Owingen am Bodensee, davon 49 Kinder!


Dascha Koslowa war eines der Mädchen, das bei diesem Absturz ums Leben kam  und dieses Gedicht  schrieb sie am 8. April 2002!  Es ist nun in ihren Grabstein graviert.

Auch Ihnen gilt heute mein Gedenken!

4017 Tage


4017 Tage
574 Wochen
134 Monate
11 Jahre

ohne Dich, Florian, und doch immer mit Dir!

In deiner Schläfe
Starb ein Paradies
(Else Lasker-Schüler)


Als du gingst
blieb ich zurück
wie die Schatten des Sommerhimmels.
Die goldenen Seen spiegeln mein Bild nicht mehr.

Die unendliche Welt
ist nur noch der Saum des Gewandes
das trauernd von meinen Schultern fällt.

Paula Ludwig

http://www.youtube.com/watch?v=oRdDnpkR3AQ&feature=relatedSong for Ireland
Kein Lied gehört so sehr zu Florian - und zu seinem Abschied - und zu meiner Trauer!