Donnerstag, 23. Mai 2019

Ich träume so leise von dir


Immer kommen am Morgen schmerzliche Farben,
Die sind wie deine Seele.
O, ich muß an dich denken,
Und überall blühen so traurige Augen.
Und ich habe dir doch von den großen Sternen erzählt,
Aber du hast zur Erde gesehn.
Nächte wachsen aus meinem Kopf,
Ich weiß nicht wo ich hin soll.
Ich träume so leise von dir,
Weiß hängt die Seide schon über meinen Augen
Warum hast du nicht um mich
Die Erde gelassen – sage?

Else Lasker-Schüler

Dienstag, 21. Mai 2019

Fundsache


                     🔆
Ein Ast
sandgeschliffen, 
dazu Federn, 
vom Wind getragen.
Matt schlägt die See an.
Das Glück,
so heisst es, 
ist eine Fundsache


Gunter Grass
Skulpur:  John Behan

Montag, 20. Mai 2019

Wildfire


Maienregen


Du hast deine warme Seele 
Um mein verwittertes Herz geschlungen, 
Und all seine dunklen Töne 
Sind wie ferne Donner verklungen.
Aber es kann nicht mehr jauchzen 
Mit seiner wilden Wunde, 
Und wunschlos in deinem Arme 
Liegt mein Mund auf deinem Munde.
Und ich höre dich leise weinen, 
Und es ist – die Nacht bewegt sich kaum – 
Als fiele ein Maienregen 
Auf meinen greisen Traum.

Else Lasker-Schüler


Sonntag, 19. Mai 2019

Calla Old School House



Nur noch 10 Tage, dann sind wir zurück im zweiten
Zuhause - in Connemara! 


Calla Old School House

Donnerstag, 16. Mai 2019

Am Rande der Nacht


Meine Stube und diese Weite,
wach über nachbetendem Land, -
ist Eines. Ich bin eine Saite,
über rauschende breite
Resonanzen gespannt.

Die Dinge sind Geigenleiber,
von murrendem Dunkel voll;
drin träumt das Weinen der Weiber,
drin rührt sich im Schlafe der Groll
ganzer Geschlechter.....
Ich soll
silbern erzittern: dann wird
Alles unter mir leben,
und was in den Dingen irrt,
wird nach dem Lichte streben,
das von meinem tanzenden Tone,
um welchen der Himmel wellt,
durch schmale, schmachtende Spalten
in die alten
Abgründe ohne
Ende fällt...

Rainer Maria Rilke

Dienstag, 14. Mai 2019

Das Spiel geht weiter



Das Spiel geht weiter
und nie ist es aus:
Aus Morgen wird Abend
ein Jahr flutet ins nächste
Leben folgt auf Leben
Tod auf Tod
ewig wölbt sich
über allem Wechsel
der Himmel als Konstante
aufzufangen das Fortfließende



Annemarie Schnitt

Montag, 13. Mai 2019

An Luna



Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer!
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um dein reizendes Gesicht;
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus tagverschloßnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich und nächt'ge Vögel auf.

Forschend übersieht dein Blick
Eine großgemeßne Weite.
Hebe mich an deine Seite!
Gib der Schwärmerei dies Glück!
Und in wollustvoller Ruh'
Säh der weitverschlagne Ritter
Durch das gläserne Gegitter
Seines Mädchens Nächten zu.

Des Beschauens holdes Glück
Mildert solcher Ferne Qualen;
Und ich sammle deine Strahlen,
Und ich schärfe meinen Blick.
Hell und heller wird es schon
Um die unverhüllten Glieder,
Und nun zieht sie mich hernieder,
Wie dich einst Endymion.

Johann Wolfang von Goethe
Bild: Chagall

Sonntag, 12. Mai 2019

Muttertag


 Eines der schönsten Dokumente, die Florian hinterlassen hat:  eine kleine Botschaft für all die Muttertage, die noch vor mir lagen und liegen...
Ich schaue mir den Zettel an und denke, wie fürsorglich dieses Kind war - ohne zu wissen...
Florian hat vorgesort....  dafür bin ich sehr dankbar heute bei aller Trauer! 




Thinking of you



Samstag, 11. Mai 2019

Nähe des Geliebten


Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh' ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O wärst du da!

Johann Wolfgang von Goethe

Freitag, 10. Mai 2019

irischer Segen




Mögen die, 
die auf dem Weg zum Himmel
vorausgegangen sind,
uns gute Wegweiser sein!

(irischer Segensspruch)

Dienstag, 7. Mai 2019

Auf-brechen


Auf-brechen
etwas in mir
bricht auf
löst sich
öffnet sich weit
und erwartend
dem Weg
den Begegnungen

Verwundgebrochenes
noch einmal ansehen
es durch-schauen
und im tröstenden Streicheln 
zarter Bejahung
vernarben lassen

Festen Schrittes neu aufbrechen
wie eine Knospe springt
und aus Narbengewebe
leuchtende Blüten treiben
hoffnungsgrüne Neuanfänge wagen
jeden Tag

Maria Sassine
Bild: Adolfe Couve 

Danke, liebe Esther 💓💓
 

Montag, 6. Mai 2019

Als ob der Himmel auf Erden wär


Leben - nicht einfach nur so
leben - mit allen Sinnen
ganzem Herzen
mit all der Liebe
die in mir ist

leben - als ob endlich Frieden
der Himmel auf Erden wär
als ob der Schöpfer des Lebens
mich meint


Gabriele Paydl

Sometimes It's Something...



Wenn ich singe
vertraue ich Tönen
die mich tragen hoch
 
über mich hinaus 


Annemarie Schnitt

HAIKU für Mateo


Ein Wort wie Ein-Klang,
Seelenwellen höre ich
von Dir, Mateo.

Rainer von Harnack für seinen Sohn Mateo 
zum Geburtstag

Donnerstag, 2. Mai 2019

Rosie





Ein schönes Lied! 
Es passt zu meiner heutigen, melancholischen Stimmung!
Der Frühling hat sich wieder verabschiedet...  


Rosie Lyrics

[Passenger]
Well Rosie, don’t be scared by the storm outside
We are safe and warm, we are home and dry
And though it rages on, there’s no need to cry
Oh Rosie don’t you worry, my dear
[Passenger]
For there are many things that I can not explain
Like the howling wind, like the pouring rain
Like the love for a child, like the pin prick of pain
Oh Rosie don’t you worry, my dear
[Passenger]
Well Rosie, don’t you think about the things that you can’t change
For the world is cruel and it’s violent and strange
But there is beauty too if you look the right way
Oh Rosie don’t you worry, my dear
Oh Rosie don’t you worry, my dear

Mittwoch, 1. Mai 2019

Zum Einschlafen zu sagen


Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüßte: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf dich gelegt;
und sie halten dich sanft und lassen dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.

Rainer Maria Rilke