Montag, 29. Oktober 2018

Wie gelingt dir

Wie gelingt dir

der Einblick  

der Durchblick



der
Überblick
der Weitblick
über die Dinge
des Daseins 



dass sich Licht legt
 

      
unter die Füße

Annemarie Schnitt

Autumn



O Autumn, laden with fruit, and stained
With the blood of the grape, pass not, but sit
Beneath my shady roof; there thou may'st rest,
And tune thy jolly voice to my fresh pipe;
And all the daughters of the year shall dance!


NN
Foto: Quelle: facebook 

Donnerstag, 25. Oktober 2018

To die - without the Dying


To die - without the Dying
And live - without the Life
This is the hardest Miracle
Propounded to Belief.


Zu sterben - ohne dass man stirbt
Und leben - ohne Leben,
Dies wird als schwerstes Wunderwerk
Dem Glauben aufgegeben.

Emily Dickinson
(aus: "Guten Morgen, Mitternacht")

Montag, 22. Oktober 2018

HAIKU zum 17.10.2018

 
 
HAIKU FÜR FLORIAN
IN IRLAND
17.10.2018
 
Das Meeresrauschen
sagt mir Geschichten von Dir.
Freude und Trauer. 
 
 
 
Rainer von Harnack
 

Danke von Herzen, lieber Freund! 

Sonntag, 21. Oktober 2018

Who has not found...



Who has not found the Heaven - below -
Will fail of it above
For Angels rent the House next our's,
Wherever we remove -


Wer nicht den Himmel unten fand,

Verfehlt auch ohn ihn -
Denn Engel wohnen nebenan,
Wohin wir immer ziehn 

Emily Dickinson
(aus: "Guten Morgen Mitternacht")

Dienstag, 9. Oktober 2018

Für Florian zum Geburtstag




"Das Leben des Menschen beginnt nicht im Mutterleib, ebenso wie es nicht im Grab endet. Dieses weite Firmament, das jetzt erfüllt ist vom Licht des Mondes und der Sterne, ist bevölkert von Geistern, die sich in Liebe umfangen, und von Seelen, die gegenseitigen Einverständnis verschmelzen..."

Aus:  "Gebrochene Flügel"
von Khailil Gibran



 Oktober 2018

Manchmal scheint die ganze Welt entvölkert zu sein
wenn ein einziger Mensch fehlt.

Alphonse de Lamartine

Florian zum 17.10.2018


⭐️
Wie geht es weiter
wenn nichts mehr kommt
wenn Stimmen verlöschen
wenn alles getan
wie geht es weiter
wenn vor dir nichts ist
als ein mühsames Bergauf
möcht sein
du gewinnst einen neuen Blick
du wirst hellhöriger
und statt der Füße
tragen dich Flügel

Annemarie Schnitt


⭐️

Liebster Sohn,
ich werde - zum ersten Mal -  in diesem Jahr nicht in Berlin sein. Ich werde nicht an Dein Grab gehen können und wir werden Deinen Geburtstag nicht im Kreise der Freunde begehen, die sich seit 17 (!) Jahren bei uns waren und den Tag zu einem so besonderen haben werden lassen:  zwischen großer Trauer und tiefer Dankbarkeit!

Wir werden in Kanada sein, wo meine Cousine schwer erkrankt ist.  Ich habe nicht gezögert, als ich dies erfuhr und sofort gebucht.  
Dass Dein Geburtstag in dieser Zeit lag, machte es nicht leicht, aber die Lebenden gehen vor!  Das, mein Sohn, weiß ich und das hättest Du mir auch gesagt! 

Du warst in Kanada - nach Deinem Abitur.  Es war unser Geschenk an Dich und Du hast die Tage dort sehr genossen und Du hast viel erlebt.  Du warst mit Barbara + Ricky golfen und sie waren begeistert, wie talentiert Du warst.
Du hättest den richtigen Sport für Irland gewählt...  Aber Du hast in Irland nie Golf gespielt.. Du hattest keine Zeit für all diese Dinge, die auf Dich warteten.

Wir werden uns ein kleines Ritual ausdenken und ich habe zwei "Schwimmblumen" mitgenommen und wir werden sie auf den See - an dem das neue Haus liegt, dass wir beide noch nicht kennen - setzen mit unseren Gedanken und unserer Liebe.

DU wirst bei uns sein, das wissen wir... denn Du bist überall, wo wir sind.

Ich liebe Dich, mein Sohn!
Happy Birthday in Heaven
Deine Mom 

                                                Kanada / Ontario  1995

Freitag, 5. Oktober 2018

Sei berührbar, statt belastbar



Wenn du an deinem Lebensabend auf dein vergangenes Leben zurückblickst, wünsche ich dir, dass du sagen kannst:

Ich war berührbar, statt belastbar.

Ich habe mitgefühlt, statt mich zu verschließen.

Ich war emotional, bin auf den Wellen meiner Gefühle gesurft, statt in jeder Situation sachlich, rational und nüchtern zu bleiben.

Ich habe mich dem Schmerz hingegeben, statt wie der sprichwörtliche Indianer keinen Schmerz zu kennen.

Ich habe geweint, statt immer meinen Mann zu stehen.

Ich bin da geblieben und habe mich nicht aus dem Kontakt geschlichen.

Ich war nah an meinem verletzlichen Kern, statt mir ein dickes Fell zuzulegen.

Ich habe auch in schwierigen Situationen mein authentisches Selbst gezeigt, statt mich hinter Masken und Rollen zu verstecken.

Ich habe mir und anderen gegenüber ehrlich geäußert, was zu viel für mich ist und was ich brauche, um gut leben und arbeiten zu können, statt meine Bedürfnisse unter den Teppich zu kehren.

Ich habe aufgehört, ständig über meine Grenzen zu gehen.

Ich habe mich meinem Inneren zugewendet und mir Ruhe gegönnt, statt ständig mein Äußerstes zu geben.

Ich habe achtsam ausgewählt, was mich nährt und mir tatsächlich guttut, statt auf allen Hochzeiten zu tanzen.

Ich war manchmal verloren und orientierungslos, statt zielorientiert mit Siebenmeilenstiefeln meine Selbstoptimierung voranzutreiben.

Ich habe mich manchmal an den kleinen Schritten erfreut, statt immer das Maximale herausholen zu wollen.

Ich habe rechtzeitig Pausen gemacht, statt mich über die letzten Reserven hinaus zu weiteren Hochleistungen zu pushen.

Ich bin manchmal für einige Zeit liegen geblieben, statt gleich aufzustehen, mein Krönchen zu richten und weiterzugehen.

Ich war manchmal schwach und hilfsbedürftig, statt immer stark und unabhängig zu sein.

Ich habe mir erlaubt Hilfe anzunehmen und nicht immer nur derjenige zu sein, der eine starke Schulter bietet.

Ich habe mich den tiefsten Tiefen und den höchsten Höhen meiner Gefühle hingegeben, statt immer die Kontrolle zu behalten.

Ich habe Verbundenheit mit mir selbst, mit anderen und mit der Natur, dem Kosmos erfahren, statt dem ständigen Geplapper meines Egos zu lauschen.

Ich habe unbeschreibliche Facetten und Farbnuancen entdeckt, wo andere nur Schwarz, Grau und Weiß sahen.

Ich habe meinen inneren Reichtum schätzen gelernt, wenn andere von nutzlosem Träumen und Trödeln sprachen.

Ich habe manchmal den Sprung gewagt, auch wenn ich nicht sicher wissen konnte, ob da ein Netz ist, das mich auffängt.

Ich habe mir erlaubt, weich und sensibel zu bleiben, statt hart und angepasst zu werden.

Ich habe gelernt, meine Feinfühligkeit zu schätzen und gut für mich zu sorgen, statt den Anforderungen und Wünschen anderer zu entsprechen.

Ich habe meine Sensibilität zunehmend als besondere Fähigkeit für mein Miteinander mit Menschen gesehen, nicht als Schwäche.

Ich habe meine Einzigartigkeit erkannt und mich nicht für mein Anderssein geschämt.

Ich bin mutig meinen Weg gegangen und habe damit den Weg für andere geebnet.

Ich war berührbar und berührte andere.

Bettina Gießler

Bild: Quint Buchholz

Dienstag, 2. Oktober 2018

Meine Lehrer


Wie die Bäume sich im Wind biegen und nicht brechen, 
wie das Wasser ohne Ausnahme bergabfließt,
wie die Möwe auf der Luft ruht –
je stärker der Sturm, desto besser gelingt es ihr –,
wie du nicht sprichst, auch wenn Worte dich drängen, 
wie Kiesel Wellen über sich hinwegehen lassen,
auch wenn sie mit jeder Welle etwas kleiner werden, 
wie ein Kreis keine Ecken hat, 
wie die Rehmutter trotz des Todes ihres Kitzes 
im letzten Winter, im Frühjahr wieder ein Junges gebiert, 
wie du den Ernst im Blick aushältst, 
wie der Tod unerkannt neben dem Leben steht, 
wie das Wasser bei null Grad friert,
wie es eine letzte Bahn und einen ersten Bus gibt,
wie eine Fähre zwei Landmassen verbindet, 
wie ein Schiff schwimmt, weil es Wasser verdrängt,
wie ein Wort eine ganze Welt für dich ist,
wie man wieder dort ankommt, wo man losgegangen ist,
wenn man weit genug auf der Welt geht,
wie die Beschreibung eines Erlebnisses
nicht das Erlebnis selbst ist, 
wie jedes Ende ein Anfang ist, 
wie durch Geduld eine neue Wirklichkeit entsteht,
wie jede Täuschung darauf wartet, 
aufgehoben zu werden,
wie Worte fühlbar sind, wenn sie gefühlt gesagt wurden,
wie das Universum mit etwa siebzig Kilometern 
in der Sekunde auseinanderstrebt,
wie es in jedem Buch eine letzte Seite gibt,
wie wir nicht lange ohne Wasser leben können
auch nicht ohne Wasser des Lebens, 
wie du unter, hinter und vor allem
lieben und geliebt werden willst,

das sind meine Lehrer, 
die ich mir von morgens bis abends
zu Herzen nehme, 
und in der Nacht, wenn ich schlafe, 
in meine Träume bitte.


Ulrich Schaffer
29. September 2018

Foto: Türklopfer: Geschenk von Florian zum Geburtstag 1999

Montag, 1. Oktober 2018

Auf der Durchreise..





Und dann gibt es diese 
ganz sanften 
stillen Tage

Da möchte etwas in mir  einfach atmen
Da darf es ganz leise werden in mir 
Gegenüber all dem Ungelösten 

Es ist ein hinein sinken 
in das Vertrauen

Sich Zeit nehmen für all das Erlebte
Und einfach lauschen 

"Vor lauter lauschen und staunen sei still
Du mein tieftiefes Leben"
Rilke

Manchmal gilt es in all die Fragen einzutauchen 
Und die Antwort vom Leben selbst gestalten zu lassen und in mir aufzuspüren
Meiner Wahrheit und somit meiner Spur folgend 

Ein- und ausatmen und manchmal die Richtung wechseln


🔆🔆🔆🔆

Zurück aus Irland!  Zurück aus Tagen voller Ruhe, dem Wind lauschend und den Wolken zuschauend;  zurück aus Tagen voller guter, bereichernder Begegnungen; zurück aus Tagen voller Musik und Kultur und Lebensfreude; zurück aus Tagen der Rückschau, der Besinnlichkeit und Wehmut!  

Ich habe wieder Tagebuch geschrieben und versuche, es baldmöglichst zu übertragen.