Samstag, 31. März 2012

Goodbye

Goodbye, goodbye, to one place or another,
to every mouth, to every sorrow,
to the insolent moon, to weeks
which wound in the days and disappeared,
goodbye to this voice and that one stained
with amaranth, and goodbye
to the usual bed and plate,
to the twilit setting of all goodbyes,
to the chair that is part of the same twilight,
to the way made by my shoes.


I spread myself, no question;
I turned over whole lives,
changed skin, lamps, and hates,
it was something I had to do,
not by law or whim,
more of a chain reaction;
each new journey enchained me;
I took pleasure in place, in all places.
And, newly arrived, I promptly said goodbye
with still newborn tenderness
as if the bread were to open and suddenly
flee from the world of the table.
So I left behind all languages,
repeated goodbyes like an old door,
changed cinemas, reasons, and tombs,
left everywhere for somewhere else;
I went on being, and being always
half undone with joy,
a bride(groom) among sadnesses,
never knowing how or when,
ready to return, never returning.
It’s well known that he who returns never left,
so I traced and retraced my life,
changing clothes and planets,
growing used to the company,
to the great whirl of exile,
to the great solitude of bells tolling.

~Pablo Neruda

Freitag, 30. März 2012

Florian-Tage


Gestern habe ich mit großem Schrecken festgestellt, dass in dem Karton, in dem Florians Babykleidung aufbewahrt wird, die Motten hausen!  Vieles konnte ich nicht retten - aber einige T-Shirts sind übrig geblieben... und ich verbinde sie mit Fotos und inneren Bildern meines kleinen Sohnes....
Es ist Frühling - und unsere Kinder fehlen!

Eine Klage

Schneller als der Lenz erwacht,
Schneller als der Jugend Pracht,
Schneller als die sel'ge Nacht,
Kamst und flohst du mich.
Wie im Herbst der Erde Schooß,
Wie die Nacht, die schlummerlos,
Wie das Herz, der Freude bloß,
Bin verlassen ich.

Die Schwalbe Lenz wird wieder nahn,
Die Eule Nacht kommt auch heran,
Doch der Jugend wilder Schwan
Floh mit dir, an Trug dir gleich.
[358] Bang ersehn' ich stets den Morgen,
Selbst der Schlaf zerrinnt in Sorgen,
Ach, vergebens möcht' ich borgen
Sonnig Laub von jedem Zweig.

Liljen sei'n der Braut geweiht,
Rosen habt der Frau bereit,
Veilchen für die todte Maid,
Und Vergißmeinnicht will ich.
Zollt sie ohne Thrän' und Klage
Meines Lebens Sarkophage,
Und in Furcht und Hoffnung schlage
Keines Freundes Herz für mich.

Shelley,Percy Bysse
Ausgewählte Dichtungen

Bild:  Alter Friedhof in Irland
David Knight
www.willowireland.com

Donnerstag, 29. März 2012

Happy Easter, Florian




Bevor wir nächste Woche nach Zypern fliegen, haben wir gestern Florians Grab österlich geschmückt... traurig schön sieht es aus!

****************

Ostererwachen

Und wenn die Zeit
von Auferstehung träumt
träumen auch wir
von einem ewigen Leben.
Und wenn sich die Trauer
nach Hoffnungszeichen sehnt
wird der Himmel
lichtgefüllte Sternenblüten
auf die Ostergräber säen.
Und wenn sich der erste Schmetterling
auf seine engelhaften Flügel besinnt
stirbt auch der letzte Zweifel
dass unsere Toten
zeitlebens geborgen sind.

© Ute Leser

Mittwoch, 28. März 2012

Der grüne Zweig

Der grüne Zweig
der Hoffnung birgt
die zarte Blüte im Gras
der Halm der übermütig winkt
die Hecke die zurückerwacht
die Luft im Frühlingstaumel
du glaubst es kaum
du wagst den Schritt hinaus
du schöpfst Vertrauen
im auferstandenen Raum


Annemarie Schnitt

Dienstag, 27. März 2012

Frühling




Nun ist er endlich kommen doch
in grünem Knospenschuh;
"Er kam, er kam ja immer noch",
die Bäume nicken sich's zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
nun treiben sie Schuß auf Schuß;
im Garten der alte Apfelbaum,
er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
und atmet noch nicht frei;
es bangt und sorgt: "Es ist erst März,
und März ist noch nicht Mai."

O schüttle ab den schweren Traum
und die lange Winterruh:
es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.

Theodor Fontane

Foto: Frühling auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof

Montag, 26. März 2012

Florians Cloths


F RIEDEN
L IEBE
O HNMACHT
R UHE
IMMER
A NWESEND
N ÄHE

Im Garten, in der Sonne hängen heute die ersten Kleidungsstücke von Florian zum Lüften -
auch das ist FRÜHLING!


Als dann der Frühling im Garten stand














Als dann der Frühling im Garten stand,
Das Herz, ein seltsam Sehnen empfand,
Und die Blumen und Kräuter und jeder Baum
wachten auf aus dem Wintertraum.

Schneeglöckchen und Veilchen hat über Nacht
der warme Regen ans Licht gebracht,
Aus Blüten und dunkler Erde ein Duft
durchzog wie ein sanftes Rufen die Luft.


Percy Bysshe Shelley
(1792-1832)

Sonntag, 25. März 2012

Sonett I Shakespeare













Wir wünschen Blüte der Vollkommenheit,
Auf daß der Schönheit Rose nie verdorrt,
Doch ist dem Tod die reife Frucht geweiht,
So pflanz' ein Erbe ihr Gedächtnis fort.
Du lebst nur dir, der Schönheit Selbstgenuß,
Schürst eignen Glanz, der dich verzehrend scheint,
Schaffst Hungersnot aus reichem Überfluß,
Grausam dir selbst gesinnt, dein eigner Feind.
Heut bist du noch der frische Schmuck der Welt,
Der einz'ge Herold für des Frühlings Reiz,
Doch wenn dein Schatz in einer Blüte fällt,
Wird zur Verschwendung, süßer Filz, dein Geiz.
Hab' Mitleid, birg nicht überreiche Gabe,
Der Welt Anrecht, in dir und in dem Grabe.

William Shakespeare

Übersetzer: Schlegel-Tieck und Max J. Wolff

Samstag, 24. März 2012

Kind

Irland 1997
Kind
im Orkan des Abschieds
stoßend mit der Zehen weißflammendem Gischt
gegen den brennenden Horizontenring
suchend den geheimen Ausweg des Todes.

Schon ohne Stimme - ausatmend Rauch -

Liegend wie das Meer
nur mit Tiefe darunter
reißend an der Vertauung
mit den Springwogen der Sehnsucht -

Kind
Kind
mit der Grablegung deines Hauptes
der Träume Samenkapsel
schwer geworden
in endlicher Ergebung
bereit anderes Land zu besäen.

Mit Augen
umgedreht zum Muttergrund -

Nelly Sachs

Freitag, 23. März 2012



Können Blumen schlafen? Ist der Mond ein Mann?
Bindet man im Hafen auch das Wasser an?

Fallen Sterne runter? Wem gehört der Wind?
Gehen Wellen unter? Warst du auch ein Kind?

Kann man Liebe malen? Gibt es bunten Schnee?
Wie erzählt man Zahlen? Warum tun Schmerzen weh?

Krieg' ich auch mal Sorgen? Guckt der liebe Gott?
Ist es weit bis morgen? Gibst du mir Kompott?

Weißt du kein Gedicht mehr? Werde ich bald groß?
Brauch ich dich dann nicht mehr?

Warum weinst du denn bloß?

Miriam Frances

**********
Eines meiner Lieblingsgedichte - und ich kann es - auch heute - nicht lesen, ohne zu weinen!
Foto: Florian 1981

Donnerstag, 22. März 2012

Schon ist mein Blick am Hügel...

Already my gaze is upon the hill, the sunny one,
at the end of the path which I've only just begun.
So we are grasped, by that which we could not grasp,
at such great distance, so fully manifest—

and it changes us, even when we do not reach it,
into something that, hardly sensing it, we already are;
a sign appears, echoing our own sign...
But what we sense is the falling winds.

Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,
dem Wege, den ich kaum begann, voran.
So faßt uns das, was wir nicht fassen konnten,
voller Erscheinung, aus der Ferne an —

und wandelt uns, auch wenn wirs nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;
ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen ...
Wir aber spüren nur den Gegenwind.

Rainer Maria Rilke

Foto: Es wird Frühling im Garten... Heute nacht habe ich die Nachtigall zum ersten mal gehört!

Mittwoch, 21. März 2012

Dunkelste Stunden


Das sind die Stunden, die wir nicht begreifen!
Sie beugen uns in Todestiefen nieder
Und löschen aus, was wir von Trost gewußt,
Sie reißen uns geheimgehaltene Lieder
Mit blutend wunden Wurzeln aus der Brust.

Und doch sind das die Stunden, deren Last
Uns Stille lehrt und innerlichste Rast
Und die zu Weisen uns und Dichtern reifen.

Hermann Hesse

Dienstag, 20. März 2012

da waren trümmer nicht noch scherben...

Da waren trümmer nicht noch scherben
Da war kein abgrund war kein grab
Da war kein sehnen war kein werben:
Wo eine stunde alles gab.

Von tausend blüten war ein quillen
Im purpurlicht der zauberei.
Des vogelsangs unbändig schrillen
Durchbrach des frühlings erster schrei.

Das war ein stürzen ohne zäume
Ein rasen das kein arm beengt –
Ein öffnen neuer duftiger räume
Ein rausch der alle sinne mengt.

Stefan George (1868-1933)

Montag, 19. März 2012

Wieder ein Morgen


Wieder ein Morgen
ohne Gespenster
im Tau funkelt der Regenbogen
als Zeichen der Versöhnung

Du darfst dich freuen
über den vollkommenen Bau der Rose
darfst dich im grünen Labyrinth
verlieren und wiederfinden
in klarerer Gestalt

Du darfst ein Mensch sein
arglos

Der Morgentraum erzählt dir
Märchen du darfst
die Dinge neu ordnen
Farben verteilen
und wieder
schön sagen

an diesem Morgen
du Schöpfer und Geschöpf

Rose Ausländer

Bild: Alexi Zaitsev

Sonntag, 18. März 2012



 

Florian in Irland 1997

Nun erklärt sich mir meine heutige Unruhe: Ich  hörte gerade von einer Freundin in Irland, dass dort heute
Muttertag
 ist.
Florian schrieb mir in jedem Jahr zu diesem Tag...

Ich lese - wieder einmal - in Florians Briefen ... Ein neuer Frühling ohne ihn und auch nach "so vielen" Jahren vermisse ich seine Nähe schmerzlich.


03.01.’98

Liebe Gabi!

Vor meinem Fenster tobt wieder einmal der Wind. Wie so häufig in den letzten zwei Wochen! Die kahlen Baumkronen tanzen in seinem Rhythmus. An den Bäumen und der Mauer vor dem Haus vorbei werden große, weiße Schneeflocken getrieben. Sie tanzen im selben Takt wie die Baumwipfel, nur daß sie wild durcheinander schweben. Einige dieser Flocken erinnern mich sehr an die Feder vom Anfang des „Forest Gump“-Films. Sie fallen runter, werden aber kurz vor dem Boden wieder vom Wind erfaßt und in die Höhe getrieben, wo sie wieder ein Teil des Ganzen werden und vom Wind weiter getrieben werden: zum nächsten Baum, der nächsten Mauer, dem nächsten Hof.... bis der Wind seine Krallen von ihr läßt und sie seicht auf den Boden schwebt.

Unbeeindruckt von diesem Schneeflockenschauspiel wanken die Bäume gleichmäßig von rechts nach links, wieder nach links und rechts usw.

Es ist schon interessant, wie zwei Machenschaften der Natur den selben Konditionen ausgesetzt sind, aber so unterschiedlich darauf reagieren! Die einen treiben ohne Halt und Ziel durch die Lüfte, bis sie ihr Ende auf der Erde finden; während gerade diese Erde für die anderen die Sicherheit und der Halt bedeutet. Verliert der Baum diesen Halt, stirbt er, da er seine Nahrung aus dem Boden bekommt.

Soviel zu diesem Schauspiel, das sich vor meinem Fenster abspielt! Eigentlich wollte ich anfangen, an F. zu schreiben, als ich bei diesem Wetter mehr das Bedürfnis hatte, Dir zu schreiben!

Dein Florian

Vorfrühling

Der Föhn schreit jede Nacht,
Sein feuchter Flügel flattert schwer.
Brachvögel taumeln durch die Luft.
Nun schläft nichts mehr,
Nun ist das ganze Land erwacht,
Der Frühling ruft.

Bleib still, bleib still, mein Herz!
Ob auch im Blute eng und schwer
Die Leidenschaft sich rührt
Und dich die alten Wege führt -
Nicht jugendwärts
Gehn deine Wege mehr.

Hermann Hesse
Bild: Alexi Zaitsev

Samstag, 17. März 2012

Der Schmetterling

Mir war ein Weh geschehen,
Und da ich durch die Felder ging,
Da sah ich einen Schmetterling,
Der war so weiß und dunkelrot,
Im blauen Winde wehen.

O du! In Kinderzeiten,
Da noch die Welt so morgenklar
Und noch so nah der Himmel war,
Da sah ich dich zum letztenmal
Die schönen Flügel breiten.

Du farbig weiches Wehen,
Das mir vom Paradiese kam,
Wie fremd muß ich und voller Scham
Vor deinem tiefen Gottesglanz
Mit spröden Augen stehen!

Feldeinwärts ward getrieben
Der weiß' und rote Schmetterling,
Und da ich träumend weiterging,
War mir vom Paradiese her
Ein stiller Glanz geblieben.

Hermann Hesse

Gestern sah ich meinen ersten Zitronenfalter - ein Frühlingsbote, der sehr willkommen ist!

Freitag, 16. März 2012

Nowhere to go...


 Musik aus Irland!  Immer wieder bin ich auf der Suche nach Musik aus Florians Land :)

Donnerstag, 15. März 2012

Musik



..."Musik beginnt nicht mit dem ersten Ton,
sondern mit der Stille davor
und sie endet auch nicht mit dem letzten Ton,
sondern mit dem Klang der Stille danach.“

Zitat von Giora Feidmann


Bild: E. Potthast

Mittwoch, 14. März 2012

Vorfrühling



Es läuft der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehn.

Er hat sich gewiegt,
Wo Weinen war,
Und hat sich geschmiegt
In zerrüttetes Haar.

Er schüttelte nieder
Akazienblüten
Und kühlte die Glieder,
Die atmend glühten.

Lippen im Lachen
Hat er berührt,
Die weichen und wachen
Fluren durchspürt.

Er glitt durch die Flöte
Als schluchzender Schrei,
An dämmernder Röte
Flog er vorbei.

Er flog mit Schweigen
Durch flüsternde Zimmer
Und löschte im Neigen
Der Ampel Schimmer.

Es läuft der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehn.

Durch die glatten
Kahlen Alleen
Treibt sein Wehn
Blasse Schatten

Und den Duft,
Den er gebracht,
Von wo er gekommen
Seit gestern nacht.

Hugo von Hofmannsthal, 1874-1929
Bild: Alfred Zoff

Dienstag, 13. März 2012

To where you are


Danke!

Vorfrühling



Wir standen heute still am Zaun von einem fremden Garten,
Sah`n hin und sah`n das Wintergras am Teich auf Sonne warten.
Im Wasser lag verjährtes Laub gleichwie auf Glas,
Am Ufer saß ein Büschel Veilchen jung erblüht im gelben Gras,
Und frisches Lilienkraut wuchs grün bei Tuffsteinblöcken,
Am Himmel oben gingen Wolken jugendlich in weißen Röcken.
Wie wenig Welt tut schon den Augen gut!
Nur ein paar Atemzüge lang hat`s Herz dort ausgeruht,
Nur ein paar Augenblicke tat es säumen...
Wir sind doch alle in den weiten Lebensräumen
Zaungäste nur bei Wünschen und bei Träumen.

Max Dauthendey, 1867-1918

Sonntag, 11. März 2012

Remember me when I am gone away


Remember me when I am gone away,
Gone far away into the silent land;
When you can no more hold me by the hand,
Nor I half turn to go yet turning stay.

Remember me when no more day by day
You tell me of our future that you planned:
Only remember me; you understand
It will be late to counsel then or pray.

Yet if you should forget me for a while
And afterwards remember, do not grieve:
For if the darkness and corruption leave
A vestige of the thoughts that once I had,
Better by far you should forget and smile
Than that you should remember and be sad.

Christina Georgina Rossetti

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen



Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

Rainer Maria Rilke
(aus: Das Buch vom Mönchischen Leben)

Samstag, 10. März 2012

Ship Song


Come sail your ships around me
And burn your bridges down.
We make a little history baby
Every time you come around.
Come loose your dogs upon me
And let your hair hang down.
You are a little mystery to me
Every time you come around.

We talk about it all night long
We define our moral ground.
But when I crawl into your arms
Everything comes tumbling down.

Come sail your ships around me
And burn your bridges down.
We make a little history baby
very time you come around.

Your face has fallen sad now
For you know the time is nigh
When I must remove your wings
And you, you must try to fly.



Mit diesem Lied möchte ich mich bei Florian für die "wunder"volle Begleitung während der Tage am Meer bedanken!

Freitag, 9. März 2012

Unruhig ist's in der Natur


Unruhig ist´s in der Natur,
Als wie in meinem Herzen;
Doch draußen ist’s der Frühling nur,
In mir sind’s andere Schmerzen.......

O Sonne, lade mich nicht ein,
Du meinest es so gut,
Allein du weckest nur die Pein,
Die mir im Herzen ruht.

Friedrich Rückert

Zurück vom Meer


Zurück
bleibt dir lange noch
im Gedächtnis das Meer
bleibt dir erhalten
im Spiel der Wolken hinter
gelb-verfänglichen Feldern
bleibt unverloren
hinter den Steinen der Stadt
bleibt dir gegenwärtig
im horizontarmen Alltag
als schäumender Impuls
aufzumischen den Boden
unter den Füßen

Annemarie Schnitt

Donnerstag, 8. März 2012

Goodbye Brother Sea



So we leave as we have come
goodbye Brother Sea
I take with me some of your shingle
some of your blue salt
some of your infinity
and some of your brightness
and of your unhappiness.
You were able to tell us many things
about your destiny as a sea
here we are with a bit more hope
here we are with a bit more wisdom
and we leave as we have come
goodbye Brother Sea

Nazim Hikmet

Meer



ich wollte dich beschreiben
doch da hatten
deine Wellen schon
meine Gedanken
hinter den Horizont getragen
ins erste Morgenlicht

so stehe ich hier
und schweige
umgeben vom Rauschen
und der Unendlichkeit
des Augenblicks

(c) Engelbert Schinkel

********

Abschied vom Meer! Noch einmal hat mich die Sonne geweckt und es zieht mich zum Strand.
"Wunder"voll waren diese stillen Tage. Spaziergänge, wurden zu "Seelenwanderungen", die Schreie der Möwen zu Musik und das Rauschen der Wellen beruhigend und inspirierend. Das Meer steht für die Weite, die Ewigkeit.  Noch immer werden sich die Wellen an diesem Strand brechen - wenn wir alle längst nicht mehr sind.. Das ist ein Trost für mich und  die Erinnerung hört auf, nur Sehnsucht zu sein und wird für einen Augenblick Befreiung.


Ich denke  hier oft an einen kleinen Text, den ich bei Florians Aufzeichnungen fand:

When one has once fully entered the realm of love,
the world - no matter how imperfect –
becomes rich and beautiful
for it consists solely of opportunities of love.

Sören Kierkegaard

Wenn man einmal ganz in das Reich der Liebe eingetreten ist,
wird die Welt - sei sie auch noch so unvollkommen –
reich und schön, denn sie besteht nur aus Gelegenheiten für die Liebe.

Ihn nehme ich  mit zurück in meinen Alltag!
Euch schicke ich eine Meeresbrise und danke für Euer Zuhören!


Heute auf meiner Wanderung....
Ja, sie sind niemals weit weg und es ist unsere Aufgabe, ihre Zeichen zu erkennen!

Mittwoch, 7. März 2012

Morgen am Meer


Leergeweht die Welt
von Wellen überspült
was gestern war
und heute wieder neu
gewagte Fußspuren
am Ufer zerfließender Zeit

Annemarie Schnitt

Am Meer



Diese Stille die sich füllt
mit Möwengeschrei
in der Frühe
die Morgensonne
die dich lautlos mitnimmt
in das Niemandsland
neuer Stunden

Annemarie Schnitt

..when youth is past..


To be happy in this world, especially when youth is past, it is necessary to feel oneself not merely an isolated individual whose day will soon be over, but part of the stream of life flowing on from the first germ to the remote and unknown future.


Bertrand Russell

Dienstag, 6. März 2012

Trail of Tears

„Wenn dich plötzlich das starke Gefühl erfasst, der, den du geliebt hast und liebst, sei dir nahe, er habe dir ein Zeichen gegeben, dann lass dich nicht irremachen: Nimm es an!
Ich bin überzeugt, dass es mehr Verbindungen gibt zwischen denen Drüben und uns Hier, als die meisten von uns heute meinen.“

Jörg Zink

Ích möchte heute ein Erlebnis erzählen, das mich noch immer bewegt:

Durch den Vorhang fiel Sonne als ich die Augen öffnete und es zog mich - nach einem kurzen Frühstück - an den Strand. Endlich wieder Sonne und der kalte Wind hat eine Gegenspielerin.
Ich war ein kurzes Stück am beinahe leeren Strand gegangen als vor meinen Füßen eine gelbe Rose lag.
Rosen am Strand, das habe ich noch nicht erlebt. Vielleicht eine Hochzeit, eine Braut, die ihr Bouquet hier hinter sich in die wartenden Freunde warf..  oder ein Zeichen von dir, Florian?  Rosen am Strand- das ist besonders...
Ich grübelte ein wenig und ging weiter..Es lagen in größeren Abständen weitere gelbe Rosen im Sand und ich sah aufs Meer, denn nun wurde mir bewußt, dass die Wellen diese Blumen angespült haben.


Ganz langsam begann ich zu ahnen und meine Schritte wurden langsamer und schwerer als ich im Sand diesen Kranz entdeckte,  zur Hälfte von Sand bedeckt.
.

Ich war erschüttert, kniete nieder und schrieb "Love" in den Sand - und ich schickte meine Liebe zu diesem unbekannten Menschen, der hier irgendwo auf See bestattet worden war.
Ich fühlte aber auch, dass dieses "Grab im Sand" wie eine Brücke wirkte, nicht nur zu Florian, sondern auch zu all den jungen Gestorbenen, die ich über Euch kennenlernen durfte. 
Zum ersten Mal, seit ich hier bin, liefen die Tränen und ich konnte und wollte sie nicht aufhalten. So viel Trauer, so viel Sehnsucht umfing mich in diesem Moment. Trauer um mein eigenes Schicksal, Trauer aber auch um all die Vorausgegangenen, die - wie dieser Mensch, dem diese Blumen galten, mir fremd und doch so nah waren.

Lange war ich unterwegs, überall am Strand lagen Blumen und immer mehr Menschen, die inzwischen spazieren gingen, blieben stehen, wie ich.
Ich hob einen schweren HERZ-Stein auf meinem Rückweg auf und legte ihn, als ich wieder an diesem "Grab" stand zu den Blumen und ergänzte meine Schrift mit R.I.P. und ich dachte, dass dieser Mensch, der nie einen Grabstein haben würde, nun - für ein paar Stunden - an diesem Ort ein Gedenken bekommen hat..


Heute Nacht werden die Wellen die Blumen wieder mitnehmen und hinaustragen und die Schrift wird gelöscht. Aber für ein paar Stunden haben Menschen an diesem Ort verweilt und vielleicht auch an ihre eigenen Toten gedacht. Das würde mich sehr freuen!

Nur eine schmale Wand..

Nur eine schmale Wand ist zwischen uns, -
durch Zufall; denn es könnte sein:
ein Rufen Deines oder meines Munds —
und sie bricht ein,
ganz ohne Lärm und Laut.
Aus Deinen Bildern ist sie aufgebaut.


Rainer Maria Rilke -
Das Buch vom mönchischen Leben (1899)


Hier am Meer erlebe ich diese "schmale Wand" so eindrücklich.
Auf einer meiner langen Strandwanderungen wurde ich plötzlich ängstlich und meine Fantasie machte sich selbständig .. "..Was wäre wenn"... "niemand weit und breit..." Ich hielt inne, wollte umkehren und zugleich wünschte ich mir so sehr, mutiger zu sein. Ich sprach mit Florian und erzählte ihm von diesen Gefühl, ..."aus dem Paradies geworfen" zu sein, keine Sicherheit mehr zu erleben, immer die Angst, von einem auf den anderen Moment könne alles verändert sein...
Dann sah ich neben mir in den Strandrosen dieses dort hängengebliebene rote Herz!
Es war unglaublich! Ich lachte laut und sah hoch zum Himmel!
Natürlich sind sie DA!

Montag, 5. März 2012

Sand and water


All alone I didn't like the feeling

All alone I sat and cried
All alone I had to find some meaning
In the center of the pain I felt inside

All alone I came into this world
All alone I will someday die
Solid stone is just sand and water, baby
Sand and water, and a million years gone by

I will see you in the light of a thousand suns
I will hear you in the sound of the waves
I will know you when I come, as we all will come
Through the doors beyond the grave

.......

Sonntag, 4. März 2012

Wanderfrauen


Jede allein draussen,
im Rücken die Kraft der Frauen, lächelnd,
wissend um die Verbindung zu allen anderen.

Vom Frühlingstisch der Sehnsucht aufbrechend,
gehen sie ihrer Wege,
Wanderinnen auf dem Weg in ihre Mitte,
begleitet von Sonne und Mond.

Bereit zu Aufbruch, zu Bewegung,
erfüllt der Blütenregen die Luft mit Freude.

Jung gehen sie Neuem entgegen,
neugierig auf sich selbst,
in jedem Schritt der Beginn einer Heimkehr.

Wüsten sind es, Oasen, Seen,
in denen eine ihrem Leben auf den Grund sieht.
Und immer ist der Weg unter ihren Füssen.

Cambra Maria Skadé

Danke, liebe Kathrin. Das paßt ganz wunderbar in diese stillen Tage!
Wie nah Florian am Meer doch ist.....

Samstag, 3. März 2012

Bei Nacht

Nachts, wenn das Meer mich wiegt
Und bleicher Sternenglanz
Auf seinen weiten Wellen liegt,
Dann löse ich mich ganz
Von allem Tun und aller Liebe los
Und stehe still und atme bloß
Allein, allein vom Meer gewiegt,
Das still und kalt mit tausend Lichtern liegt.
Dann muß ich meiner Freunde denken
Und meinen Blick in ihre Blicke senken,
Und frage jeden still allein:
"Bist du noch mein?
Ist dir mein Leid ein Leid, mein Tod ein Tod?"
Fühlst du von meiner Liebe, meiner Not
Nur einen Hauch, nur einen Widerhall?"
Und ruhig blickt und schweigt das Meer
Und lächelt: Nein.
Und nirgendwo kommt Gruß und Antwort her.

Hermann Hesse

Einsame Nacht

Die ihr meine Brüder seid,
Arme Menschen nah und ferne,
Die ihr im Bezirk der Sterne
Tröstung suchet eurem Leid,
Die ihr wortelos gefaltet
In die blaß gestirnte Nacht
Schmale Dulderhände haltet,
Die ihr leidet, die ihr wacht,
Arme, irrende Gemeinde,
Schiffer ohne Stern und Glück -
Fremde, dennoch mir vereinte,
Gebt mir meinen Gruß zurück!

Hermann Hesse

Freitag, 2. März 2012

Das Meer


Wieder bin ich
am Meer
und lausche
seinem verzauberten
Gesang.

Und die Wellen
sprechen mit mir
über die Unsterblichkeit
unserer Liebe.

NN

Seit einigen Stunden bin ich an der Ostsee... Eine Woche alleine mit mir, mit meinen Gedanken, mit meinen Erinnerungen, mit dieser Umgebung, die sofort mein Herz und meine Sinne weit öffnet und eine tiefe und innige Nähe zu Florian entstehen läßt.
Ich werde Euch Meeresgedichte schicken und vielleicht eine Briese Meeresluft, wenn Ihr die Augen schließt!