Dienstag, 29. Oktober 2013

Gedanken VI ewiges Leben




Der innigste Wunsch des Menschen ist der Wunsch nach ewigem Leben. Sind wir jedoch vom Körper befreit, werden wir nicht mehr zurückkommen wollen. Gibt es Kinder, die in die Gebärmutter zurückschlüpfen wollen , wenn sie geboren sind? Gibt es Menschen die gerne ins Gefängnis zurückwollen, wenn sie entlassen sind? Ebenso sollte der Mensch die künftige Befreiung von seinem Körper nicht fürchten, wenn er nicht allzusehr an diesen materiellen Leben hängt.

Lehren der Bahai

Montag, 28. Oktober 2013

Ich wandere auf einer ewigen Reise...





Ich wandere auf einer ewigen Reise…

Alles strebt ins Weite und Breite – und nichts zerfällt,
Und Sterben ist anders, als je einer gedacht, und glücklicher.

Ich vermache mich dem Erdboden, um aus dem Gras, das ich liebe, zu wachsen.
Wenn du mich wiederhaben willst, suche mich unter deinen Schuhsohlen…

Findest du mich nicht gleich, sei guten Mutes,
Verfehlst du mich an einem Ort, suche woanders,
Irgendwo bleibe ich stehen und warte auf dich…

Wald Whitman

Samstag, 26. Oktober 2013

Wir Nachdenklichen


Wir Nachdenklichen

die wir nicht Ruhe geben
bis  ein Sinn sich erschließt
im Chaos der Welt
bis die Leere sich füllt
die Einsamkeit sich auflöst
bis die  zerrissene Welt
sich entdeckt sich rundet
unter dem bunten Bogen
der Versöhnung   

Annemarie Schnitt 

Bild: E.A. Stanhope Forbes

Donnerstag, 24. Oktober 2013

Immer von neuem entsteht die Frage




Immer von neuem entsteht die Frage:
Was sollen wir tun?
Es gibt täuschende Tage,
Da scheinen wir in uns, gesichert, zu ruhn.
Wir kennen den Weg und wissen die Wahrheit. 
Und die Erde ist ein für allemal rund.
Doch hinter der scheinbar äussersten Klarheit
Gibt es noch einen dunkleren Grund.
Und Zweifel sind möglich und finden uns wieder,
Wenn wir endlich mit uns im reineren waren.
Und so kann es geschehn: unsre süssesten Lieder
Sind gepresst aus unseren bittersten Jahren.

Eva Strittmatter

Dienstag, 22. Oktober 2013

Wohin



Wohin  zieht dich der Fluss
der forteilenden Zeit 
wohin treibt dich der Wind
fort in die Ferne
wo hältst du an
auszumachen das Ziel
mitten im Heute

Annemarie Schnitt
Bild: Paul Henry

Montag, 21. Oktober 2013

Inschrift


Sag in was schneide ich
deinen Namen?
In den Himmel?
Der ist zu hoch In die Wolken?
Die sind zu flüchtig
In den Baum
der gefällt und verbrannt wird?
Ins Wasser
das alles fortschwemmt?
In die Erde
die man zertritt
und in der nur
die Toten liegen?
Sag
in was
schneide ich
deinen Namen?
In mich
und in mich
und immer tiefer
in mich

Erich Fried


Sonntag, 20. Oktober 2013

Für Lukas


An angel
in the book of life
wrote down an infant's birth
and mentioned as he
closed the book...
too beautiful  for earth.

For your birthday in heaven
Lukas! 
Und für Dich, liebe Andrea und alle, die heute an Lukas' Geburtstag an ihn 
denken - Deinen Engel!

Samstag, 19. Oktober 2013

Der Schmettrling


Mir war ein Weh geschehen,
Und da ich durch die Felder ging,
Da sah ich einen Schmetterling,
Der war so weiß und dunkelrot,
Im blauen Winde wehen.

Oh du! In Kinderzeiten,
Da noch die Welt so morgenklar
Und noch so nah der Himmel war,
Da sah ich dich zum letztenmal
Die schönen Flügel breiten.

Du farbig weiches Wehen,
Das mir vom Paradiese kam,
Wie fremd muß ich und voller Scham
Vor deinem tiefen Gottesglanz
Mit spröden Augen stehen!

Feldeinwärts ward getrieben
Der weiß’ und rote Schmetterling,
Und da ich träumend weiterging,
War mir vom Paradiese her
Ein stiller Glanz geblieben.

Hermann Hesse (*2.7.1877, ღ9.8.1962)

Freitag, 18. Oktober 2013

Engel des Lichts

Engel des Lichts
 Tanz für mich, Engel des Lichts,


Tanz für mich, Engel des Lichts
bei Vollmond im Schein kalter Kerzen.
Lasse dabei meine Seele vor Lust schmelzen
und nimm meine Liebe als ewiges Pfand der Verbundenheit auf.

Atme für mich, Engel des Lichts,
und bring Leben in meine Dunkelheit.
Ich will mit Dir weiteratmen...
Und wir werden beim Sonnenaufgang
tanzend, eng umschlungen


Riggs


Euch allen, die Ihr gestern geschrieben, an uns gedacht und vielleicht 
eine Kerze angezündet habt, von ganzem Herzen Dank!
Es war ein lichtvoller Tag:
Als ich bei Florian am Grab saß, riss der Himmel auf und ein Sonnenstrahl fiel auf seinen kleinen Garten und sein Bild schien zu leuchten. 

Und dann der Abend mit den Freunden! 
Ich bin noch immer sprachlos über diese tiefe der Begegnung an diesem Tag. 



Aus meinem Geburtstagsbrief an Florian: 
"....Dass wir heute, lieber Flori,  wieder hier mit unseren und Deinen Freunden Deinen Geburtstag begehen,  an Dich denken und Dich aufleben lassen in unseren Erinnerungen, das ist schon wirklich bemerkenswert und wundervoll.  Dass sich Deine Freunde und unsere in den Jahren nähergekommen sind, dass es keine Rolle mehr spielt, welches Alter wir heute haben, dass diese Grenzen zwischen uns längst überwunden wurden -  das alles hast Du eingefädelt und das ist eine Deiner größten und schönsten Hinterlassenschaften, neben Deiner Aufgabe als „Menschenfischer“, die mir noch immer liebe neue trauernde Menschen zuführt!



Wir alle haben ein Stück des Weges mit Dir bestritten und in allen unseren Leben hast Du Spuren hinterlassen, die unauslöschbar sind. Längst haben wir Deinen Tod ins Leben integriert und diese Tage sind deshalb so besonders wertvoll:  Innezuhalten im Alltag, der Stille zu lauschen, dem Flackern der Kerzen zuzusehen, die Musik zu hören und zu spüren –

und Dein Bild im Herzen aufleben zu lassen -  das ist heute Dein GEBURTSTAG!..."



Ende
"Auch wenn die lautlosen Tränen unseres Herzens nach und nach versiegen und wir uns mehr oder weniger wieder in unser Leben finden, bleibt in uns ein Ort, der dem Verschwundenen vorbehalten ist. Niemand sonst wird je den Schlüssel zur Tür dieses Ortes erhalten...."
John O‘Donohue