Sonntag, 30. November 2014

Zeit der Engel




Und ein Engel hielt sein Kleid
Sich im Schoß zu offnen Falten,
Mich darinnen zu erhalten
Aus der Hand der hohen Zeit. 
Und ein zweiter blies das Rohr
Einer silbergrauen Flöte,
Bis ihr Klang wie Abendröte
Sich zum Horn der Nacht verlor.
Und der dritte las im Buch
Jeder armen Menschenreise
saß vertieft und blickte weise
Zu des Himmels blauem Tuch.
Und ich sang mein Herz hinaus,
Vogelhaft auf Engelknien,
Ward ergriffen und verliehen
Deiner Tage Vogelhaus.

(aus: Ruth Schaumann: Die Tenne. Gedichte, 1931)

Samstag, 29. November 2014

Das Ankommen


  Das Ankommen 

 bei dir selbst

 nach allem Auf und Ab

 nach Zweifel und Fragen

 nach Dämmer  Dunkel 
 Tumult und Träumen

 Licht und Lachen
 nach
 Graben nach Grübeln

 das Ankommen
 bei dir selbst

 auf geheimen Fußspuren 

 des Friedens

Annemarie Schnitt

Wieder zu Hause, aber geschwächt und für die nächsten 2 Monate "einarmig". Alles ist sehr mühsam - aber ich hoffe, alles wird gut! Dank für die lieben Grüße und Genesungswünsche.

Sonntag, 16. November 2014

Samstag, 15. November 2014

Wie gelingt dir


Wie gelingt Dir
der Einblick  

der Durchblick


der Überblick
der Weitblick
über diei Dinge
des Daseins 


dass sich Licht legt 

      
unter die Füße


Annemarie Schnitt

Danke, liebe Manuela, für das Foto aus Irland

Freitag, 14. November 2014

Dream of Flying

Brian Crain-Dream of Flying 

Musik zum Innehalten - Musik, die in den November paßt!

Donnerstag, 13. November 2014

Letztes Lied



 Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben
Und heiter sein. In meinem jungen Herzen
Brannte das goldne Licht. Das hab ich Dir gegeben,
Und nun verlöschen meine Abendkerzen.

Das Fest ist aus, der Geigenton verklungen,
Gesprochen ist das allerletzte Wort.
Bald schweigt auch sie, die dieses Lied gesungen
Sing Du es weiter, Kind, denn ich muss fort.

Den Becher trank ich leer, in raschem Zug
Und weiß, wer davon kostete, muss sterben …
Du aber, Kind, sollst nur das Leuchten erben
Und all den Segen, den es in sich trug:

Mir war das Leben wie ein Wunderbaum,
von dem in Sommernächten Psalmen tönen.
– Nun sind die Tage wie geträumter Traum;
Und alle meine Nächte, alle – Tränen.

Ich war so froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.
In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit,
soll, was ich nicht gelebt, Erfüllung haben.

Ich werde still sein; doch mein Lied geht weiter.
Gib Du ihm deinen klaren, reinen Ton.
Du sei ein großer Mann, mein kleiner Sohn.
Ich bin so müde – aber Du sei heiter

 Mascha Kaléko


..... und dann kam es auch in ihrem Leben anders.... 

Dienstag, 11. November 2014

Du bahnst dir den Weg




Du bahnst dir den Weg
winterwärts durch buntes Laub
wagst Dich einzunisten
im Nebelhaus
anzuhalten zwischen den Zeiten
Dich anzufreunden
mit den Geistern der Dunkelheit
aufzulösen die Töne der Tristesse


Annemarie Schnitt 
Bild: Heinrich Vogler

Sonntag, 9. November 2014

9. November 1989


Mehr noch als in den vergangenen Jahren, hänge ich heute den Gedanken an jenen 9. November 1998 nach:  Ich war im Schwarzwald und begleitete das Sterben meine Vaters.  Florian war mit mir gekommen, einige Tage geblieben, um Abschied zu nehmen und fuhr dann zurück nach Berlin. Ich blieb. 


Die Tage um den 9. November erlebte ich in einer tiefen Stille, meist am Bett meines Vaters und täglich las ihm die Zeitungsberichte über das, was in der damaligen DDR geschah, vor. Alles wies darauf hin, dass etwas bevorstand, das unsere Vorstellungen  noch übertraf. Abends telefonierte ich mit meinen Berlinern.. 

Am 9. November war mein Vater nicht mehr ansprechbar und ich weiß nicht, ob er die wunderbare Nachricht noch gehört und mitnehmen konnte..  Sie hätte ihn glücklich gemacht! 

Am 11. November, dem Tag, als mein Vater starb, bekam ich von Florian einen Brief, der einen langen, ausführlichen Bericht über das, was in Berlin geschah, enthielt und der den Weg in eine der Tageszeitungen in Bad Säckingen fand.

Heute, 25 Jahre später, halte ich diesen Brief von Florian in Händen. Ein ganz besonderes Zeitdokument! 
Ich bin sicher, dass Florian heute Abend hier wäre und sich dieses "event" nicht entgehen lassen würde...
Ich werde - wenn die Ballons heute in den Himmel steigen - an alle die denken, die nicht mehr bei uns sind..So werden diese Ballons (auch) eine andere Bedeutung erhalten - sicherlich nicht nur für mich!!!


Samstag, 8. November 2014

In Erinnerung an Lukas



letzter montag im november

heut
hätt ich platz
in einer mittelgroßen
streichholzschachtel

mit angezogenen knien
den kopf auf einem
winzigen kissen
warm und dunkel

könnt ich den
winterschlaf antreten
bis tief in den märz
und heimlich wachsen


für dich, liebe andrea und für alle, die heute um LUKAS trauern. 
meine gedanken sind bei euch und begleiten diesen traurigen tag
in verbundenheit deine gabi

Mid November


für Andrea + Lukas


Freitag, 7. November 2014

Für Mateo


Ein jedes Band,
das noch so leise
die Geister aneinander reiht,
wirkt fort in seiner
stillen Weise
für unberechenbare Zeit....

NN

Für Dich, lieber Rainer, an diesem Tag
der Trauer und des Gedenkens an Deinen geliebten
MATEO

Meine Gedanken sind bei Dir!


Rainer für Mateo


 Lieber Rainer,
ich freue mich sehr, dass ich diesen berührenden Text, den Du nach Mateos Tod in einem kleinen Büchlein schriebst, lesen und zu seinem 15. Todestag hier weitergeben darf!
...."Ganz besonders erinnere ich mich an ein frühes Erlebnis mit Dir, lieber Mateo, und denke jedes Mal daran, wenn ich dort vorbeigehe. Du warst noch sehr klein, konntest kaum laufen, es war Sommer, heiß, aber schön, im flachen Wasser mit Dir zu sein. Um uns huschten viele kleine und größere Fische, und Du machtest mir unmissverständlich klar, dass Du so einen haben wolltest. Wie sollte ich das ohne Angel oder Netz anstellen? Na, man kann's ja mal versuchen. Also Brot in die linke Hand und die rechte lauernd im Wasser. Du schautest aufmerksam zu, so im Wasser sitzend. Ich musste die Fische mit ausgestreutem Brot in Deine Nähe dirigieren. Ja, und dann, ich wusste gar nicht, wie ich das gemacht hatte, war einer in meiner Hand! Ich konnte ihn Dir präsentieren, und Du wolltest ihn streicheln. Es schien ein richtig "auserwählter" Fisch zu sein, er ließ sich alles gefallen und wusste vielleicht, dass ihm nichts passieren und ich ihn nach einer Weile zu den anderen entlassen würde. Was ich so stark erinnere, war Deine grenzenlose, unbändige, mitreißende Freude. Und Du konntest Dich so freuen! Der Mund wurde immer breiter, Deine blauen Augen schienen zu leuchten, Dein helles Lachen war ansteckend, es vibrierte in Deinem kleinen Körper. Ich sehe Dich immer dort im Wasser und die Fische, von denen ich nie wieder einen fangen konnte, und meine Freude ist nun eine stille, immer wieder erinnerte Herzensfreude - mögest Du Deine Freude doch weiterhin irgendwo ausdrücken können!....."

Mittwoch, 5. November 2014

Memento


Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem Gleiches widerfuhr -
und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eignen Tod, den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der anderen muss man leben.
Mascha Kaléko


Danke, liebe Andrea, dass Du mich an dieses wunderbare Gedicht wieder erinnert hast!

 Ich möchte es allen widmen, die - gerade in diesen Novembertagen - um einen geliebten Menschen trauern!

Dienstag, 4. November 2014

Nebel hängt wie Rauch ums Haus



Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen,
ohne Not geht niemand aus,
alles fällt in Sinnen,
Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund
träumen Mensch und Erde.

Christian Morgenstern

Sonntag, 2. November 2014

Requiem Jon Leifs


 

Requiem
Jon Leifs

Übersetzung: 

Ein Löwenzahn schläft, ruhig im Feld.
Eine Maus unter dem Moos,
eine Möwe auf der Welle,
ein Schleier von dunklen Träumen,
über dem Hof eines müden Bauern,
zog die Nacht von der See….

Laß uns vergessen Weinen und Kummer,
es ist gut, nach Hause zu kommen.
Träume jetzt von einer lichten Stadt,
wo die Aufrichtigen leben.


Ein Löwenzahn schläft, ruhig im Feld.
Eine Maus unter dem Moos.
Schlaf jetzt, gesegnet und frohlockend,
Schlaf, ich liebe Dich.

Danke, liebe Irene!

Samstag, 1. November 2014

Brief Florian 1. November 1997




1. November 97

Liebe Gabi,

mittlerweile ist hier richtig Winter; die Luft ist klar und kalt und verbreitet den Geruch von verbranntem Torf. Es ist, im anthroposophischen Sinne, die Zeit des „In-Sich-Hineinkehrens“. Nachdem man im Sommer draußen in und mit der Natur gelebt hat, zieht man sich jetzt in sich zurück. Natürlich hat dieser Gedanke ganz reale und selbstverständliche Züge, trotzdem denke ich, es ist gut, sich diese Tatsache noch einmal klarzumachen. Hier liegt vielleicht auch die Antwort, warum gerade im November so viele Menschen sterben oder Selbstmord begehen. Durch Kälte und Regen wird man zurück in sich selber getrieben, trifft häufig Dinge, die schon längst vergessen und überwunden schienen.
Erinnerst Du Dich, als ich Dir über diese unglaubliche Energie erzählt habe, die mir die Sonne verlieh?! Dies war eine Zeit, in der ich jede Minute draußen verbringen wollte, wo ich voller Ehrgeiz und Energie war. Nun setzt der umgekehrte Prozeß ein und ich quäle mich mit Langeweile und Desinteresse.
Ich habe mir vorher nie große Gedanken über das Wetter und die Jahreszeiten gemacht, kann jetzt aber ihren Einfluß und ihre Bedeutung erkennen!
Ich denke, das Problem ist nicht die Phase an sich, sondern die Umstellung: Man muß seinen Tag, seine Freizeit und seine Interessen neu ordnen und organisieren. Dies im Frühling sehr viel leichter als im Herbst, da die Natur und das Draußensein weit mehr Alternativen und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten als das Zimmer. Weniger Ablenkung und Beschäftigungen wie Lesen & Schreiben geben einem mehr Zeit, über Zukunft, Vergangenheit, sich selbst und andere Menschen nachzudenken.
......

Euch wünsche ich ganz, ganz tolle Ferien in der Sonne + Wärme. Abstand tut immer gut, brauch‘ ich zur Zeit auch!

Alles alles Gute + Liebe und bis in zwei Wochen

Dein Sohn(emann)