Samstag, 19. November 2011

Wenn Kinder vor den Eltern sterben - nächste Sendetermine

Wenn Kinder vor den Eltern sterben - Nächste Sendetermine:

Hessischer Rundfunk
Mo. 21.11.
08:30-09:00 Uhr

Do. 24.11.
05:20-05:50 Uhr

Gedanken vor meinem Zypernurlaub



„Zu unseren wundervollsten Erinnerungen zählen die Erinnerungen an schöne Orte, an denen wir uns sofort heimisch fühlten. Warum? Weil wir uns in der Gegenwart des Schönen am lebendigsten fühlen, denn es kommt den Bedürfnissen unserer Seele entgegen.
Für eine Weile wird die Anstrengung des Kämpfens und Duldens gelindert und unsere Zerbrechlichkeit wird durch ein anderes Licht erhellt; ein Licht, in dem es uns gelingt, hinter dem Schauer der Erscheinungen einen flüchtigen Blick auf die verlässliche Form der Dinge zu werfen. Wenn wir Schönheit erfahren, geschieht beides im selben Akt: Wir erwachen und geben uns hin. Die Schönheit vermittelt ein Gefühl der Vollendung und Verlässlichkeit.“..

O’Donohue „Schönheit“



Diese Worte von O’Donohue berühren den Kern dessen, was ich nicht nur in Irland, sondern nun auch  an diesem Ort erlebe, und Ursache ist die Schönheit dieser Landschaft, des Strandes mit seinen vielfältigen Gesichtern, seinen Schätzen, die das Meer angespült und geformt hat; der Himmel, der in die See zu tauchen scheint. Keine Grenzen – unendliche Weite – und diese Weite überträgt sich auf die Seele.
Die Musik des Meeres, ich lausche ihr stundenlang - nichts lenkt ab… Der Schrei einer Möwe, nur er unterbricht diesen Gleichklang der ans Ufer schlagenden Wellen… Unendlichkeit!
Der Wind ordnet die Gedanken, nimmt Ängste und Zweifel. Der Alltag löst sich auf und nichts erscheint so schwer, dass ich es nicht tragen könnte…Ich fühle mich auf eine wundersame Weise getröstet, behütet und geborgen in einem großen Ganzen.
Ich erlebe eine Wahrhaftigkeit, wie ich sie so deutlich nur am Meer erleben kann und eine Nähe zu Florian, aber sie schmerzt nicht, sie beglückt und macht mich demütig und dankbar.

Ich bin überaus dankbar, diesen Ort auf Zypern gefunden zu haben!



Und die Kerzen werden auch auf Zypern in vielen Kapellen und Klöstern für unsere Vorausgegangenen brennen!

Freitag, 18. November 2011

Wunder..


Heute muß ich Euch eine "wunder"volle Begebenheit schildern, die mich noch immer tief bewegt:

Gestern erhielt ich eine mail aus Irland, von Astrid aus Camphill, bei und mit der Florian dort lebte während seines Camphill-Aufenthalts. Astrid ist die Schwester meines Mannes Hans-Jürgen und sie schrieb:

"...Meine Lieben, Heute sind Florian und ich beim 'evening with-for the dead' in Ballytobin um 7.45. - just to let you know. Much love Astrid..."

Der "Evening for and with the Dead" ist ein besonderer Abend im Camphill-Leben. Er ist den Vorausgegangenen gewidmet und er wird sehr eindrucksvoll begangen. 

Florian schrieb 1996 in einem seiner Briefe zu diesem Abend: "...Heute abend ist „Evening for the Dead“. Ein weiterer Anlass um an Opa zu denken. Nach einem „festive supper“ treffen sich alle in der Hall, um den Verstorbenen zu gedenken. Der Chor singt, die Eurythmy-group führt etwas auf und eine Person, hält eine Rede. Es ist schon erstaunlich, wieviele Menschen im November sterben, gestorben sind....."


Im November  2000 war der Abend Florian gewidmet und wir flogen nach Irland, um dabei zu sein.

Nun hatte sich Astrid also "mit Florian" auf den Weg zu diesem Abend in einem befreundeten Camphill-Platz gemacht. Sie genoß die Ruhe im Auto und obwohl sie es gar nicht wirklich wollte, machte sie das Radio an -
und hörte dieses Lied:  Das "Air von Bach" - das wir alle mit Florian verbinden.
 "Everyhing is going to be alright".. Wir hatten es zusammen im Auto gehört bei einem seiner Berlin-Besuche, beide waren wir berührt, denn es paßte zu uns, zu unserem Leben! Alles würde gut werden! Ich ging, kaum war Florian wieder in Irland, los, um die CD zu kaufen!  "Ach, Mom, du bist doch eine Liebe!"...

Das "Air"  begegnete uns in den Jahren nach Florians Tod immer wieder: In Dublin bei der Feier der Universität, in der Florian gedacht wurde; in  Pisa und in Venedig bei unseren Besuchen in Kirchen...
Und hier war es wieder:! Astrid hielt weinend an, um diesen Moment - dieses Wunder, wie sie es bezeichnet, die Nähe, die sie zu Florian spürte, aufzunehmen - und in den Abend zu tragen!

Sie sind niemals weit weg! Niemals!

Rilke: Now we wake up...



Now we wake up with our memory
and fix our gazes on that which was;
whispering sweetness, which once coursed through us,
sits silently beside us with loosened hair

― Rainer Maria Rilke, Uncollected Poems

Ein bißchen Winterschlaf

Ein bißchen Winterschlaf
braucht die Seele
die Schneedecke über dir
zu überdecken den Acker
mit seinen dunklen Furchen
schneeweiß zu umhüllen
das Geäst der Trauer der Sorge
heimzuholen das Geheimnis
hinter den Dingen
ein bisschen Winterschlaf
braucht die Seele
unter der weißen Decke
der Träume vom Gelingen
aufzulesen das Ungeschriebene
hinter dem Festgeschriebenen
Erstarrtes wieder aufzutauen
zu neuem Leben

Annemarie Schnitt

Donnerstag, 17. November 2011

In Memoriam Stefan

Sprechen zu dürfen
von dir
mit denen die dich kannten
dich liebten

Sprechen zu können
von dir
wie du warst
dich in Worten
wiedererleben
nur ein paar
Stunden lang

Und dann
einzuschlafen
vor dem nächsten                                   Stefan Bersch
Alleinsein                                               30.03.1968  - 17.11.2006
das doch unausweichlich wartet   

Gitta Deutsch


Für Dich, liebe Anna Maria, im Gedenken an Deinen geliebten Sohn Stefan, vorausgegangen vor 1.826 Tagen, 261 Wochen, 61 Monaten, 5 Jahren ! Meine Gedanken sind bei Dir und mit Dir!

Mittwoch, 16. November 2011

Beim Öffnen des Fensters


Beim Öffnen des Fensters
flog es mir zu
das lachende Herbstblatt
wie zum Gruß am Morgen
wie zur Zwiesprache
im Flüsterton von Farben
federleicht der Pinselstrich
des zärtlichen Zuspruchs
für den neuen Tag

Annemarie Schnitt

An die Wolken

Es jagen die Stürme
Am herbstlichen Himmel
Die fliehenden Wolken;
Es wehen die Blätter
Des Haines hernieder,
Es hüllt sich in Nebel
Das ferne Gebirg.

O jaget, ihr Wolken,
In stürmender Eile.
Ihr ziehet nach Süden,
Wo freundlich die Sonne
Den wehenden Schleier
Euch liebevoll schmücket
Mit goldenem Saum.

Mich trieben die Stürme
Des Schicksals nach Norden
Dort mangelt mir ewig
Die Sonne der Freude,
Und nimmer verkläret
Ihr Lächeln die Wolken
Des düsteren Sinnes.

Und darum geleit' ich
Mit Seufzern der Sehnsucht
Euch, luftige Bilder
Der wechselnden Laune
Des ewigen Himmels,
Und flüchtete gerne
Nach Süden mit Euch.

Charlotte von Ahlefeld  1781 † 1849

Dienstag, 15. November 2011

Geduld


Umstarrt vom Eis des Norden
In trüber Einsamkeit,
Ist mir ein Blümchen worden
Das duftend mich erfreut.

Im Taue bittrer Tränen
Entfaltete es sich,
Und heilte von dem Sehnen
Nach bessrer Zukunft mich.

Tief trag ich es verborgen
In der verschwiegnen Brust.
Da wandelt's meine Sorgen
In stiller Wehmuth Lust.

Um mein Geschick zu tragen
Gab mir's des Himmels Huld.
Wie heißt es? wirst Du fragen.
Das Blümchen heißt - Geduld.

Charlotte von Ahlefeld 1781; † 1849

Montag, 14. November 2011

Wo die Nebel brüten im Tal


Wo die Nebel brüten im Tal
unterm Herbstlaub
schwermütig lag ich...

Dein Antlitz ist ein Kornfeld
auf dem die Sonne liegt
und die Ähren schwer sind...

Wo dein Fuß über die Erde sprang,
holen die Lerchen ihren Jubel.
Dein Blut ist wie Wein von fernen Inseln,
die ruhelos wandern in blauen Wellen.

Wie der Frühling
geht deine Stimme über die Hügel
rührend an schlafenden Klängen.

Hoch schlägt es aus Tälern!
Ich möcht dir eine Blume schenken,
die immer duftet.

Paula Dehmel, 1862 - 1918

Sonntag, 13. November 2011

Ein Sommer für Wenke


Wenn Kinder zuhause sterben dürfen
Film von Max Kronawitter

Sendeanstalt und Sendedatum: Sonntag, 13. November 2011, 17.30 Uhr im Ersten

Ihren Gehirntumor nennt Wenke spöttisch "Hugo". Trotz schlechter Prognose lässt sich die 13-Jährige monatelang nicht entmutigen. Voller Lebenslust will sie mit ihrer Familie so normal weiterleben wie möglich. Und so beschließt sie: "In die Klinik geh ich nicht mehr."
Als es ihr schlechter geht, wird sie von der Initiative HOMe (Hospiz ohne Mauern) unterstützt.
Die Mitarbeiter der Initiative wollen die notwendige Palliativbetreuung zu den Kindern und ihren Familien bringen und nicht umgekehrt.
Sie versuchen, die Versorgung des schwerkranken und sterbenden Kindes und seiner Familie im vertrauten häuslichen Umfeld zu ermöglichen.

Ein halbes Jahr lang hat der Filmemacher Max Kronawitter Wenke und ihre Familie mit der Kamera begleitet.
Entstanden ist eine eindringliche Dokumentation, die zeigt, dass auch dort, wo der Tod seinen Schatten voraus wirft, sehr viel Leben möglich ist.

http://www.daserste.de/gottunddiewelt/beitrag_dyn~uid,w8zupv8ulonexvmy~cm.asp

Leider habe ich von dem Beitrag zu spät gehört. Er wird aber sicher in der Mediathek anschließend zu finden sein!

Sieh jene Kraniche..



Sieh jene Kraniche in großem Bogen!
Die Wolken, welche ihnen beigegeben
Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen
Aus einem Leben in ein andres Leben


aus: die Liebenden von Berthold Brecht

Samstag, 12. November 2011

On your grave


Heute, liebster Florian, haben wir Deinem "little garden" eine grüne Winterdecke aus Moos gegeben.

Ich denke dabei an das Bild von Barry Maguire aus Irland:


Sleep in Peace, beloved son!



Irish Blessing


May the blessing of light be upon you,
Light on the outside, Light on the inside.
With God's sunlight shining on you,
May your heart glow with warmth,
Like a turf fire that welcomes friends and strangers alike.
May the light of the Lord shine from your eyes,
Like a candle in the window,
Welcoming the weary traveller.
(Irish Blessing)

Freitag, 11. November 2011

Danke!


„Dies ist ein schöner Augenblick, denn es ist ein Augenblick des Dankes, und ich kenne kein glücklicheres Gefühl als das der Dankbarkeit.

Erfreulicher Weise ist Dankbarkeit eine Eigenschaft und Gabe, die man sich zuschreiben und derer man sich rühmen darf, ohne hoffärtig zu erscheinen, und dass vielleicht am meisten sie mir geholfen hat, meines Lebens froh zu sein.
Niemand ist dankbarer als ein Leidender, ja, man könnte sagen, dass Dankbarkeit der Leidensfähigkeit entstammt, und dass sich die Fähigkeit zu ihr danach bemisst, wie tief einer gelitten hat….“

Zitat aus „Lob der Dankbarkeit“ von Thomas Mann

Ich möchte mich heute bei Euch/Ihnen von Herzen für die  berührend schönen Kommentare und mails bedanken, die ich fast täglich noch immer erhalte nach der Sendung! 
(Ich kann es bei einigen von Ihnen nicht persönlich tun, weil ich keine mail-Adressen habe) - deshalb  hier mein tief empfundenes Dankeschön!

Seien Sie behütet und beschützt!
Ihre Gabriele

Für meinen Vater

"Wir haben Leid und Krankheit erlebt, wir haben Freunde durch den Tod verloren, und der Tod hat bei uns nicht nur von außen ans Fenster geklopft, er hat auch in uns innen Arbeit getan und Fortschritte gemacht..

Das Leben , das einst so selbstverständlich war, ist zu einem kostbaren, immer bedrohten Gut geworden, der selbstverständliche Besitz hat sich in eine Leihgabe von ungewisser Beständigkeit verwandelt.
Aber die Leihgabe mit unbestimmter Kündigungsfrist hat ihren Wert keineswegs verloren,die Gefährdung hat ihn eher noch erhöht. Wir lieben das Leben nach wie vor und wollen ihm treu bleiben, unter anderem um der Liebe und Freundschaft willen..
-------
Die Dahingegangenen bleiben mit dem Wesentlichen, womit sie auf uns gewirkt haben,mit uns lebendig, solange wir selber leben. Manchmal können wir sogar besser mit ihnen sprechen, uns besser mit ihnen beraten und uns Rat von ihnen holen als von den Lebenden."

Hermann Hesse



Für Dich, mein lieber Vater und für Florian! Dies Lied hast Du in Deinen letzten Tagen oft gehört. Einige Jahre später spielten wir es für Deinen geliebten Enkel zu seinem Requiem. Das Leben ist nicht fair!

Heute ist der Todestag meines Vaters. Er starb am 11.11.1989 - viel zu früh. Ich durfte sein Sterben begleiten und diesen langsamen Abschied habe ich so gegenteilig erlebt, wie den plötzlichen Tod meines Sohnes! Es war alles gesagt, alles besprochen, alles verziehen - meinen Vater konnte ich loslassen. +
Florian nicht!

Donnerstag, 10. November 2011

Jörg Zink - Es gibt ein Gesetz im Leben

Es gibt ein Gesetz im Leben,
dass, wenn sich eine Tür schließt,
eine andere sich auftut.
Wenn aber die Türen,
durch die wir im Leben gegangen sind,
sich schließen, eine nach der anderen,
dann lösen sich die Wände vor unseren Augen auf,
und die Welt wird groß.
Das Licht einer anderen Wirklichkeit liegt über ihr,
und unser Weg fängt noch einmal an.

Jörg Zink

Mittwoch, 9. November 2011

Gründe


Weil das alles nicht hilft Sie tun ja doch was sie wollen
Weil ich mir nicht nochmals die Finger verbrennen will
Weil man nur lachen wird; Auf dich haben sie gewartet
Und warum immer ich? Keiner wird es mir danken
Weil da niemand mehr durchsieht sondern höchstens noch mehr kaputt geht
Weil jedes Schlechte vielleicht auch sein Gutes hat
Weil es Sache des Standpunktes ist und überhaupt wem soll man glauben?
Weil auch bei den anderen nur mit Wasser gekocht wird
Weil ich das lieber Berufeneren überlasse
Weil man nie weiss wie einem das schaden kann
Weil sich die Mühe nicht lohnt weil sie alle das gar nicht wert sind

Das sind Todesursachen zu schreiben auf unsere Gräber
die nicht mehr gegraben werden wenn das die Ursachen sind

Erich Fried

Irischer Segen


Mein Wunsch für Dich ist,
dass du mutig weitergehst,
wenn der hohe Gipfel unerreichbar scheint
und selbst das Licht der Hoffnung schwindet.



(Irischer Segen)

Dienstag, 8. November 2011

Für Lukas

 In die Erinnerung
der Erde
lässt weit der Himmel
seine Sonnen glühn
hell
wird mein Atem
über dem alten Lied
das ich
der Finsternis
zu Füssen
lege


Helle Trede:


Herausgelöst
aus der Furcht
würden wir
im Tod verwandelt
das Licht bewohnen
und
aus den Todesnächten
fällt ein Blühen
Über die Welt


Eure Anzeige heute: 

LUKAS LANSINK
20-10-1987 - 08-11-2008

"I wish non of this had happened"
"So do all who live to see such times.
But that is not for them to decide.
All we have to decide is what to do with the time that is given to us"
(Lord of the rings)

We missen je ....du fehlst

Rob, Andrea en Christoph

***************

Liebe Andrea, diese schönen Texte hast Du mir einmal geschickt. Heute, an diesem traurigen Tag und im Gedenken an Lukas widme ich sie Euch und allen, die mit Dir um Lukas trauern und weinen.
Alles kreuzt sich, Deine Trauer mit meiner Trauer, Deine Sehnsucht mit meiner Sehnsucht und in allem kommen wir zum gleichen Schluss: Wir werden immer trauernde Mütter sein und bleiben! Es werden bessere Tage kommen, wir werden das Lachen wiederfinden, die Dankbarkeit, dass wir Mütter solch liebenswerter Söhne sein konnten, aber es wird auch die Bitterkeit bleiben, dass wir sie verloren haben. Unsere Umwelt wird unseren Schmerz vergessen, glauben, dass wir ”überstanden” haben und nur wir wissen, dass uns dieses Schicksal nie loslassen wird.

Für meinen Vater ...

"Wir haben Leid und Krankheit erlebt, wir haben Freunde durch den Tod verloren, und der Tod hat bei uns nicht nur von außen ans Fenster geklopft, er hat auch in uns innen Arbeit getan und Fortschritte gemacht..
Das Leben , das einst so selbstverständlich war, ist zu einem kostbaren, immer Bedrohten Gut geworden, der selbstverständliche Besitz hat sich in eine Leihgabe von ungewisser Beständigkeit verwandelt.
Aber die Leihgabe mit unbestimmter Kündigungsfrist hat ihren Wert keineswegs verloren,die Gefährdung hat ihn eher noch erhöht. Wir lieben das Leben nach wie vor und wollen ihm treu bleiben, unter anderem um der Liebe und Freundschaft willen , die wie ein Wein von guter Herkunft mit den Jahren an Gehalt und Wert nicht abnimmt sondern wächst.
-
Die Dahingegangenen bleiben mit dem Wesentlichen, womit sie auf uns gewirkt haben,mit uns lebendig, solange wir selber leben. Manchmal können wir sogar besser mit ihnen sprechen, uns besser mit ihnen beraten und uns Rat von ihnen holen als von den Lebenden . "

Hermann Hesse

Heute ist der Todestag meines Vaters. Er starb am 11.11.1989 - viel zu früh. Ich durfte sein Sterben begleiten und diesen langsame Abschied  habe ich so gegenteilig erlebt, wie den plötzlichen meines Sohnes! Es war alles gesagt, alles besprochen, alles verziehen - meinen Vater konnte ich loslassen. Florian nicht!

Montag, 7. November 2011

Gedenken an Mateo


Unter den Sternen,
unter einem Feigenbaum,
liegt deine Asche.
Inmitten der Sterne
ist dein Geist,
mit den Wolken tanzend
in der Unendlichkeit,
befreit vom Lebensschmerz.
Ohne dich ist das Leben trauriger,
doch mit dir ist der Himmel
herrlicher geworden.
Du bist nun ein Teil des Geheimnisses
unserer Existenz
und weißt all die Antworten
auf jene unlösbaren Fragen.
Deinen Kern fühlen wir,
wir lieben dich.
Unter den Sternen,
unter einem Feigenbaum,
sitzen wir mit.
Wir finden deinen Frieden
und fühlen, du wirst für immer
nah sein.
Wir tragen dich in unseren Herzen,
in unseren Seelen,
bis auch wir inmitten der Sterne sind,
das Geheimnis wissend,
geboren worden zu sein,
gelebt zu haben und zu sterben.
Unter den Sternen,
unter einem Feigenbaum,
lebt ein Engel....

Für Mateo 4.5.1981 - 7.11.1996
von Amanda Goddard von Harnack
übersetzt aus dem Spanischen von  Rainer von Harnack

Lieber Rainer, als ich diese Zeilen 2004 in einem Rundbrief der Verwaisten Eltern las, war ich tief berührt und verspürte den großen Wunsch, Amanda und Dir begegnen zu dürfen. Jahre später saßen wir auf Mallorca zusammen - heute sind wir Freunde.
Meine Gedanken sind bei Euch, bei Dir, der Du heute ganz besonders um Deinen geliebten ersten Sohn trauerst. Fühl Dich umarmt in Verbundenheit!

Sonntag, 6. November 2011

Lied des Regens


Lied des Regens

Ich bin die silbernen Fäden, welche die Götter zur Erde senden;
die Natur fängt sie auf und schmückt sich mit ihnen.

Ich bin die kostbaren Perlen aus der Krone der Astarte;
die Tochter des Morgens raubte sie mir heimlich,
um die Felder zu zieren.

Ich weine, und es lächeln die Hügel, ich falle hinab,
und die Blumen richten sich auf.
Feld und Wolke sind Liebende, und ich bin ihr Bote,
bald lindere ich den Durst des einen, bald heile ich die Krankheit des anderen.

Die Stimme des Donners und das Schwert des Blitzes künden mein Kommen an,
aber am Ende meiner Reise erstrahlt am Himmel der Regenbogen.

So ist das irdische Leben; unter den Füßen der Materie beginnt es seinen Lauf,
und in den sanften Händen des Todes endet es.

Aus dem Herzen des Sees steige ich auf,
schwebe auf den Flügeln der Luft, bis ich meinen Garten entdecke,
dann falle ich herab, küsse die Lippen der Blüten
und umarme die Zweige.

Mit meinen Fingerspitzen klopfe ich sanft an die Fensterscheiben;
einfühlsame Geister lauschen vergnügt dieser geheimnisvollen Musik.

Ich vertreibe die warme Luft, der ich mein Leben verdanke, wie eine Frau,
die den Mann beherrscht, durch die Kraft, die sie von ihm empfing.

Ich bin ein Seufzer des Meeres, eine Träne des Himmels,
ein Lächeln des Feldes, ebenso wie die Liebe,
die ein Seufzer aus dem Meer der Gefühle ist,
eine Träne vom Himmel der Gedanken
und ein Lächeln vom Felde der Seele.

Khalil Gibran

Samstag, 5. November 2011

aus: Portugiesische Sonette

 XXII.

Wenn schweigend, Angesicht in Angesicht,
sich unsrer Seelen ragende Gestalten
so nahe stehn, daß, nicht mehr zu verhalten,
ihr Feuerschein aus ihren Flügeln bricht:

was tut uns diese Erde dann noch Banges?
Und stiegst du lieber durch die Engel? Kaum;-
sie schütteten uns Sterne des Gesanges
in unsres Schweigens lieben tiefen Raum.

Nein, laß uns besser auf der Erde bleiben,
wo alles Trübe, was die andern treiben,
die Reinen einzeln zueinander hebt.

Da ist gerade Platz zum Stehn und Lieben
für einen Tag, von Dunkelheit umschwebt
und von der Todesstunde rund umschrieben.

Elisabeth Barrett-Browning (1806-1861)
Portugiesische Sonette
Übersetzung von Rainer Maria Rilke

Freitag, 4. November 2011

Nichts war umsonst


Wenn wir einmal gehen müssen - was bleibt?
Ist es die Liebe,
die wir in andere Herzen gelegt haben;
ist es die Hoffnung,
die wir anderen Menschen geschenkt haben;
ist es der Glaube,
der uns auf ein Wiedersehen hoffen lässt;
ist es der Trost,
den wir verbreitet haben;
ist es der Gedanke an unsere Arme,
die uns beschützt haben;
sind es die schönen Worte,
die wir gesprochen haben?
Das alles bleibt - nichts war umsonst.

Hildegard Peresson

Mittwoch, 2. November 2011

Du musst das Leben nicht verstehen


Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen
von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.
Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke

Für Simeon



Die Birke die liebe
trägt Trauer
nackt unbehütet
Ich kann
nichts für sie tun

Halte still
Birke Schwesterherz
nur eine Weile
Wir werden
wieder Frühlingslieder
singen
Alte und neue

Anne Steinwart

...Und für Dich, liebe Kat, die Du Deinen Sohn unter den Zweigen einer Birke in Mutter Erde gebettet hast. Ich bin in Gedanken bei Dir - besonders heute an seinem Geburtstag, aber auch dann, wenn die Sonne ihr Licht im Fenster bricht und Regenbogen auf den Tisch zaubert, wenn Wind durch den Garten fegt, wenn junge Augen aufleuchten....

Dienstag, 1. November 2011

Wenn Kinder vor den Eltern sterben - Wiederholung -


ARD Mediathek:
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/2833732_gott-und-die-welt

Wenn Kinder vor den Eltern sterben

Film von Dora Heinze aus der Serie: Gott und die Welt

Die Trauer um das einzige Kind ist besonders tief und schmerzvoll. Vor allem, wenn man fühlt, dass durch die Kinder das eigene Leben Sinn und Fortführung bekommt......
(Text s. blog)

Wiederholungen:

MDR

Donnerstag, 3. November 22.35
Sonntag, 6. November 8.00

Hessischer Rundfunk
19.11.2011 / 16:30  unter Horizonte

Bild: Montserrat Gudiol

Wenn die Vögel singen..

Wenn die Vögel singen, rufen sie dabei die Blumen des Feldes oder sprechen sie mit den Bäumen,
oder ist ihr Gesang nur ein Widerhall dessen, was das Bächlein murmelt?
Der Mensch mit all seiner Klugheit kann nicht verstehen,
was die Vögel sagen oder was der Bach vor sich hinmurmelt oder was die Wellen flüstern,
wenn sie langsam und sanft den Strand berühren.

Der Mensch in all seiner Klugheit kann nicht verstehen,
was der Regen spricht, wenn er auf die Blätter in den Bäumen fällt oder wenn er aufs Fensterbrett tropft.
Er weiß nicht, was der flüchtige Wind den Blüten zu erzählen hat.

Aber das Herz des Menschen ist imstande,
die Bedeutung dieser Stimmen zu fühlen und zu begreifen.
Oftmals bedient sich die ewige Wahrheit einer geheimnisvollen Sprache.
Seele und Natur unterhalten sich miteinander, während der Mensch abseits steht, sprachlos und verwirrt.
Und hat der Mensch nicht Tränen vergossen über diese Stimmen?
Sind seine Tränen nicht ein beredtes Zeugnis seines Verstehens?

Khalil Gibran