Montag, 25. August 2014

Mit Purpurflügeln


Mit Purpurflügeln
streift der Sommer
mein Herz

Ich liege auf einer Insel
die keinen Namen hat
in einem namenlosen Meer

Fische besuchen mich
und sprechen Gedichte
Ich bemühe mich
sie zu erlernen

Ein Delfin bringt mir
Grüße von Freunden
Sie laden mich ein
allein ich
kann nicht schwimmen

  Rose Ausländer 


Meine Insel hat einen Namen und ich verabschiede mich jetzt für ein Weilchen
dorthin. Habt Dank an dieser Stelle für Eure treuen Besuche, für Euer stilles Lesen und ab und zu für ein kleines Feedback. 
Ich bleibe motiviert, den blog fortzusetzen - aber jetzt brauche ich eine
PAUSE

 

Sonntag, 24. August 2014

Wenn einer fortgeht



Wenn einer fortgeht, muß er den Hut
mit den Muscheln, die er sommerüber
gesammelt hat, ins Meer werfen
und fahren mit wehendem Haar,
er muß den Tisch, den er seiner Liebe
deckte, ins Meer stürzen,
er muß den Rest des Weins,
der im Glas blieb, ins Meer schütten,
er muß den Fischen sein Brot geben
und einen Tropfen Blut ins Meer mischen,
er muß sein Messer gut in die Wellen treiben
und seinen Schuh versenken,
Herz, Anker und Kreuz,
und fahren mit wehendem Haar!
Dann wird er wiederkommen.
Wann?
Frag nicht.

  Ingeborg Bachmann 

Bild : Christiane Bäcker

Samstag, 23. August 2014

Brief Florian 11.4.1997





 Auszug aus einem Brief von Florian aus Camphill vom 11. April 1997

......"Wer bin ich? Ich bin eben nicht nur Dein Sohn, sondern muß/will auch von anderen lernen. Ich habe hier so viele verschiedene Menschen um mich herum, daß ich über diese Situation echt dankbar sein kann. Ich denke, viele Dinge, die Du mir über die Jahre mit auf den Weg gegeben hast, kann ich nun zum ersten Mal anwenden, das Resultat sehen. Du kannst mir mehr oder weniger nur Theorie und Beispiele auf den Weg geben. Das Prüfen auf Richtigkeit und Funktionalität muß ich jetzt selber tun. Dafür brauche ich eben Deine Hilfe nicht. Aber ich brauche noch immer Dich!!! Werde Dich immer brauchen, auch als Berater. Nur hier habe ich die Sicherheit von Camphill, die ich im späteren Leben nicht mehr haben werde. Ich kann hier Fehler machen, ohne an ihrem Ergebnis unterzugehen. Ich denke, als „Entwicklungshilfe“ ist dies hier der ideale Platz. Man erlebt täglich alle Facetten des Lebens, mit immer anderem Ausgang.

Douglas sagt immer, wäre das Leben einfach, so wäre es doch langweilig. Im Grunde bin ich über jedes Problem froh, da man hier immer die Chance einer Lösung hat, der andere nie wegrennen, sich verstecken kann. Man wird mit den Dingen des Lebens konfrontiert.

Meine momentane Distanz hat mit dem momentanen Problem zu tun, ist aber eben nur momentan.

Jette habe ich einmal geschrieben, daß ich hier im „Paradies auf Zeit“ wäre. Ich denke, genau dies ist mein Gefühl. Ich will den Moment genießen, voll auskosten und unter ihm leiden, da ich weiß daß er nicht für die Ewigkeit sein wird. Es ist ein Leben  in Sicherheit, in „falscher Sicherheit“. In einem Netz von Verantwortungen und Aufgaben kann man nicht verloren gehen. Doch jede Spinne muß einmal ihr Netz verlassen, ein neues bauen.  Dies bedarf großer Fähigkeiten und genügend Zeit. Ich bin von einem (zu Hause) ins andere Netz gesprungen (Camphill). Aber eines Tages muß ich mein eigenes bauen. Dafür muß man sich aber vorbereiten.

Meine Zukunft ist noch zu verschwommen um zu planen. Deswegen lebe ich im Nun.
Trotz aller Distanz, Gabi, brauche ich Dich, vielleicht mehr (da anders) als je zuvor.

In Deinem letzten Brief hast Du mich zitiert, daß ich Dir gerne einiges zurückgeben würde. Du meintest, besser früher als zu spät. Aber bevor man geben kann muß man erst einmal haben. Ich bin dabei, mir etwas zu erarbeiten, bin aber gerade erst am Anfang.

Laß uns die momentane Krise bitte so meistern, wie alle anderen zuvor. Wir sind stark genug!!

Bis dahin, sei fest gedrückt              

Dein Sohn Florian

P.S. Ich freue mich schon sehr auf euch. Es wird ganz toll werden!!!!


Es sind diese Briefe, die ich heute mit unendlicher Liebe, mit Dankbarkeit und auch mit stolz lese - aber auch mit unendlicher Traurigkeit und Wehmut:  Wir haben uns auseinandergesetzt, wir haben Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gelebt - und damit Vertrauen.  Florian fehlt mir an manchen Tagen so sehr, dass ich den Verlust körperlich spüre... das Abgetrenntsein, die Amputation des Kindes!  Heute ist so ein Tag... vielleicht, weil Irland näher kommt - und ich mich so sehr auf "Flori-Land" freue. 

Freitag, 22. August 2014

Deinen Briefumschlag


Deinen Briefumschlag
mit den zwei gelben und roten Marken
habe ich eingepflanzt
in den Blumentopf
ich will ihn
täglich begießen
dann wachsen mir
deine Briefe
schöne
und traurige Briefe
und Briefe
die nach dir riechen
ich hätte das
früher tun sollen
nicht erst
so spät im Jahr

  Erich Fried 

Bild:  Umschlag von Florian (Adresse stimmt übrigens nicht mehr :)

Donnerstag, 21. August 2014

Down by the Salley Gardens


     Maura O'Connell with Karen Matheson - Down by the Salley Gardens (1998)    

Irland, Flori-Land rückt näher....

 

Mittwoch, 20. August 2014

Karte III


Diese Karte fand ich ca. 1 Jahr nach Florians Tod - und sie gab mir ein Rätsel auf,
das ich bis heute nicht gelöst habe...

Dienstag, 19. August 2014

You're On My Mind



  Passenger - You're On My Mind

 .... am Strand - im Sand ..... in Irland  :)

Montag, 18. August 2014

Meer


Wenn man ans Meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten Grashalmen
soll man den Faden verlieren

und den Salzschaum
und das scharfe Zischen des Windes einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen

Wenn man den Sand sägen hört
und das Schlurfen der kleinen Steine
in langen Wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer 


Erich Fried 

Nur noch 9 Tage bis es "nach Hause in Irland" geht ...

Sonntag, 17. August 2014

Lilium Rubellum

ISBN 978-3-89502-378-1


Noch einmal der Hinweis auf:

Lilium Rubellum

Kathrin Schadt

Wer ein Kind verliert, wird Einsamkeit neu kennenlernen. Weil niemand gerne über dieses Kind spricht. Keiner stellt sich freiwillig diesem Schmerz. In einer Gesellschaft, die von ewiger Jugend träumt und in der Krankheit und Tod als mit allen Mitteln zu vermeidendes Unglück gelten, ist das Sterben von Kindern bis heute ein Tabu. »Lilium Rubellum« begleitet eine Frau auf diesem Weg: Eine ungewollte Schwangerschaft. Die Diagnose, nicht mit dem Leben vereinbar. Der Abschied. In dem auf Tatsachen basierenden Roman, der allen Genrezuweisungen entkommt, hat die Autorin eine enorme lyrische Kraft gebündelt. Diese vereint sie geschickt mit Informationen und Erfahrungen, die sie die letzten Jahre durch Betreuung betroffener Eltern und Interviews mit Fachpersonal gesammelt hat. Die zentrale Frage nach dem Wert des Lebens in unserer Zeit, wird hier radikal vor Augen geführt.

AUSZUG AUS DEM BUCH
»Begleiten wir deinen einzigen Morgen durch die Nacht hindurch. Durch die Jalousien das Licht, das der Tag mit sich bringt. Zwischen gestern und heute, jeder Handgriff schon jetzt ein vermisstes Gefühl. Zwischen Anfang und Ende, wenn die Welt ein paar Stunden farblos bleibt. Irgendwo da dazwischen, wenn die Ruhe im Raum anwächst, als würdest du jedes Geräusch mit dir nehmen. Wächst die Stille um alles was bei uns zurückbleibt. Machst du deine Augen ein letztes Mal auf. Weit auf. Sind nur noch du und ich. Und dein Blick tief in meinem, als versenktest du einen Anker in mir. Atmest du aus, nicht wieder ein. Und meine Arme das Boot, in dem du dem Morgen entgegen treibst.«

Samstag, 16. August 2014

Der Brief

 

Ein Fetzen Weh, vom Wind daher gefegt,
Das war er nun.
Ich hab ihn still ins heil’ge Buch gelegt,
Zu ruhn - zu ruhn- - - - - -
Und die vergilbten Blätter schlossen ihn
So linde ein,
Die Totenhülle, weißer denn Jasmin,
Der braune Schrein.
So fern der Unrast, die da draußen tost,
Hat er geruht.
Und war der Klage voll und gab mir Trost -
Er war so gut - - - - -

Gertrud Kolmar
(aus G.K.: Gedichte, 1917)

Donnerstag, 14. August 2014

In einem sehr realen Sinn...



In einem sehr realen Sinne ist alles Leben verbunden. Alle Menschen gehören unvermeidlich einem Netzwerk an, dessen Elemente allesamt zueinander in einer Wechselbeziehung stehen und in einem einzigen Gewand des Schicksals verknüpft sind. Was auch immer einen bestimmten Menschen direkt betrifft, betrifft indirekt alle seine Mitmenschen. Ich kann niemals das sein, was ich sein sollte, bis du das bist, was du sein solltest, und du kannst niemals das sein, was du sein solltest, bis ich bin, was ich sein sollte. Das ist das Charakteristikum der Realität.

Dr. Martin Luther King, Jr. (1929-1968)

Mittwoch, 13. August 2014

Heute bei Florian


"Wenn du an mich denkst,
erinnere dich an die Stunde,
in welcher du mich am liebsten hattest."

Rainer Maria Rilke 1875-1926


Ich habe von dir geträumt Florian, vorletzte und letzte Nacht.. leichte, schöne Träume - als wärst du da ...

Dienstag, 12. August 2014

Unter die Haut


Tim Bendzko & Cassandra Steen „Unter die Haut“ (Live)
 .... einfach schön!

In meinem Herzen


In meinem Herzen
Strahlt die Kraft der Sonne

In meiner Seele
Wirkt die Wärme der Welt

Ich will atmen
Die Kraft der Sonne

Ich will fühlen 
Die Wärme der Welt.

Sonnenkraft erfüllt mich
Wärme der Welt durchdringt mich.

Rudolf Steiner


Ein schöner Text von Steiner, der einem allerdings - was die "Wärme der Welt" betrifft - im Moment ein wenig im Halse stecken bleibt...  Es ist eher kalt geworden...

Montag, 11. August 2014

Zwischen Ebbe und Flut




Zwischen Ebbe und Flut
die Jahre im Auf und Ab
die Tage und Stunden
im Steigen im Fallen
Schübe nach vorn
und Schübe zurück
die Flut die Springflut
die Sturmflut die Ebbe
du verharrst
du gehst suchend durch Sand
du setzt neu dein Boot aus
ins ansteigende Meer
hisst die Segel im Wind
machst klar Schiff
weiterzukommenan ersehnte Küsten

Annemarie Schnitt

Samstag, 9. August 2014

Aufbruch ins Gestern


Wie elektrisiert stehst du
unter dem Himmel der Kindkeit
unter runden Toren
unter Palmen und Bambus
flussauf- flussabwärts
ziehen Kähne dahin
aus dem Gestern ins Heute

findest unter Bananenstauden
Scherben von Krügen
aus Töpferhand
du sammelst sie ein
trägst sie beimwärts
als Bruchstucke einer
heilen Erinnerung


Annemarie Schnitt



Freitag, 8. August 2014

Blüten-Träume




Blüten-Träume
gerade träumt ich den Stiefmütterchentraum
schon überfällt mich der Duft des Flieders
ich tanz durch den Tag mit den Tulpen
vertreibe Trübes mit Tausendschön
der Rosenstock reißt mich hoch ins Staunen
und zurück in zündendes Erinnern
Blüte um Blüte wie gebanntes Glück
Beim roten Mohn halt ich an mitten im Feld
auch die Herbstzeitlose wird wieder blühen
mich begleiten durch Wiesen
im Weitergehen

Annemarie Schnitt

Donnerstag, 7. August 2014

Der verlorene Stern


1. September 2014 
Der Stern Esmeralda ist verschwunden. Ihre beiden besten Freunde Schnuppe und Blinker begeben sich zusammen mit Herrn Vollmond, Frau Sonnenschein und Herrn Himmelzelt auf die Suche nach ihr. Ist Esmeralda vielleicht schon von den Schwarzen Löchern entführt worden oder werden ihre Freunde sie finden?

Kathrin ist die Mutter von Lilli, einem Sternenkind.  Beide lernte ich während Kathrins Schwangerschaft mit Lilli kennen - und ihr Schicksal hat mich nie mehr los gelassen.
Heute habe ich eine Art Patenschaft für Lillis Grab im "Garten der Sternenkinder", seit Kathrin in Barcelona lebt.

Ich habe Euch bereits das zweite Buch von Kathrin hier im Blog ans Herz gelegt, das

im Oktober erscheinen wird:


Lilium Rubellum
 
Wer ein Kind verliert, wird Einsamkeit neu kennenlernen. Weil niemand gerne über dieses Kind spricht. Keiner stellt sich freiwillig diesem Schmerz. In einer Gesellschaft,die von ewiger Jugend träumt und in der Krankheit und Tod als mit allen Mitteln zuvermeidendes Unglück gelten, ist das Sterben von Kindern bis heute ein Tabu. »LiliumRubellum« begleitet eine Frau auf diesem Weg: Eine ungewollte Schwangerschaft. Die

Diagnose, nicht mit dem Leben vereinbar. Der Abschied. In dem auf Tatsachen basierendenRoman, der allen Genrezuweisungen entkommt, hat die Autorin eine enormelyrische Kraft gebündelt. Diese vereint sie geschickt mit Informationen und Erfahrungen,die sie die letzten Jahre durch Betreuung betroffener Eltern und Interviews mit Fachpersonal gesammelt hat. Die zentrale Frage nach dem Wert des Lebens in unserer

Zeit, wird hier radikal vor Augen geführt.

Dienstag, 5. August 2014

Montag, 4. August 2014

Junilied


Meine Hand streicht übers Korn;
Silberblondes Rauschen weht:
Läute, läute, liebe Glocke,
Die in meinem Herzen geht.
Jauchze jedem frohen Tag
Wie der Vogelruf im Ried,
Decke alle heißen Tränen
Zu mit einem dunklen Lied.
All mein Tun in schönstem Klang,
Der sich liebem Freunde bringt -
Läute, läute, goldne Glocke,
Die mit meinem Leben schwingt!

Gertrud Kolmar
(aus: G.K.: In memoriam 1918, Zyklus I. In: G.K.: Frühe Gedichte 1917-1922,
hrsg. von Johanna Woltmann-Zeitler, 1980)

Foto: BIrgit Botschen-Mehler

Samstag, 2. August 2014

Sonnet 18 Shakespeare


Für uns ist es "Florians Sonnet" - Es stand am Beginn seiner Liebe zu Eimear

Soll ich vergleichen einem Sommertage
Dich der du lieblicher und milder bist?
Des Maien teure Knospen drehn im Schlage
des Sturms und allzukurz ist Sommers Frist.


Des Himmels Aug scheint manchmal bis zum brennen ·
Trägt goldne Farbe die sich oft verliert ·
Jed Schön will sich vom Schönen manchmal trennen
Durch Zufall oder Wechsels Lauf entziert.

Doch soll dein ewiger Sommer nie ermatten:
Dein Schönes sei vor dem Verlust gefeit.
Nie prahle Tod · du gingst in seinem Schatten..
In ewigen Reimen ragst du in die Zeit.

Solang als Menschen atmen · Augen sehn
Wird dies und du der darin lebt bestehn.


William Shakespeare
Sonett 18
 

Freitag, 1. August 2014

Die Sinnende



Wenn ich tot bin, wird mein Name schweben
Eine kleine Weile ob der Welt.
Wenn ich tot bin, mag es mich noch geben
Irgendwo an Zäunen hinterm Feld.
Doch ich werde bald verlorengehn,
Wie das Wasser fließt aus narbigem Krug,
Wie geheim verwirkte Gabe der Feen
Und ein Wölkchen Rauch am rasenden Zug.
Wenn ich tot bin, sinken Herz und Lende,
Weicht, was mich gehalten und bewegt,
Und allein die offnen, stillen Hände
Sind, ein Fremdes, neben mich gelegt.
Und um meine Stirn wirds sein
Wie vor Tag, wenn ein Höhlenmund Sterne fängt
Und aus Lichtgewölbs Schattenstein
Graues Tuch die riesigen Falten hängt.
Wenn ich sterbe, will ich einmal rasten,
Mein Gesicht nach innen drehn
Und es schließen wie den Bilderkasten,
Wenn das Kind zuviel gesehn,
Und dann schlafen gut und dicht,
Da ich zittrig noch hingestellt,
Was ich war: ein wächsernes Licht
Für das Wachen zur zweiten Welt.

Gertrud Kolmar
(aus G.K.: Die Frau und die Tiere, 1938)
Bild: Mauritio Motariello