Montag, 28. Februar 2011

Thornton Wilder II

That’s what it was like to be alive. To move about in a cloud of ignorance; to go up and down trampling on the feelings of those...of those about you. To spend and waste time as though you had a million years. To be always at the mercy of one self-centered passion, or another. Now you know- that’s the happy existence you wanted to go back to. Ignorance and blindness.

Thornton Wilder

Sonntag, 27. Februar 2011

Alles geben die Götter...


Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.


Goethe

Foto: Grabmal auf dem Stahnsdorfer Friedhof

Samstag, 26. Februar 2011

Jeder von uns..

Jeder von uns besitzt alles, was er braucht,
um sein tiefstes Wesen zu erforschen...
in der ganzen Menschheit gibt es niemanden,
der das für uns tun könnte.
Die Verantwortung und die Möglichkeit,
uns unser wahres Wesen bewusst zu machen und es
mit anderen zu teilen, liegt letztlich bei uns.

Roger Walsh und Dean Sharpio

Freitag, 25. Februar 2011

Nichts trennt uns mehr


Ich kehre zurück an die Orte, wo wir uns begegnet sind, und du bist wieder da.
Ich gehe die Wege, die du gegangen bist, du gehst wieder mit mir.
Ich freue mich an dem, was dich weiterhin erfreut hätte, ich sehe dich mitlächeln.
Ich gehe den Spuren nach, die du hinterlassen hast, und begegne dir wieder.
Nichts kann uns trennen, wenn uns so viel verbindet.


Klaus Huber

Donnerstag, 24. Februar 2011

Abendmeditation


http://www.youtube.com/watch?v=i5uTRXm9hZY&feature=related

Eine wunderschöne Meditation zum Thema "Freund" (irisch: Anam Cara)...
Lehnt Euch zurück und hört und lest!

Einen friedvollen, gesegneten Abend.
Gabriele

Was ich mir wünsche


Was ich mir wünsche:

dass der Himmel aufreißt

dass die Nachtschatten

der Kriege schwinden

dass das Morgenlicht

Menschen zur Weitsicht weckt
dass die Mauern
der Unvernunft brechen

dass ein Tag heraufzieht

ohne tödliches Treiben

dass ein Neues wächst

unter der nimmermüden Sonne

Annemarie Schnitt
Foto: Stefanie Rabenschlag

Mittwoch, 23. Februar 2011

Thornton Wilder I


"We ourselves shall be loved for awhile and forgotten. But the love will have been enough; all those impulses of love return to the love that made them. Even memory is not necessary for love. There is a land of the living and a land of the dead and the bridge is love, the only survival, the only meaning."

Thornton Wilder
(The Bridge of San Luis Rey)

Dienstag, 22. Februar 2011

Es löscht das Meer die Sonne aus

Es löscht das Meer die Sonne aus,
Kühlendes Mondlicht ist erwacht,
Der gold'ne Adler läßt sein Haus
Müde dem Silberschwan der Nacht.
Flüsternd am Kahne glitzt der Brandung Lauf,
Leise der Wind die Saiten rührt,
Die Liebe zieht ihr Segel auf,
Sehnsucht das Ruder sicher führt.

Nun ruh' an meinem Herzen still,
Sicher auf schwanker Wellen Flur,
Ein Schlummerlied dir singen will
Rauschend die wogende Natur.
Küssend der Welle Nacken streift der Wind,
Liebchen, so laß die Wange mir,
Und träume, daß dein Schifflein lind
Ich durch das ganze Leben führ'.

Wie wiegt sich sanft der leichte Kahn,
Liebchen, mit deiner süßen Last,
Als Muschel zieht er seine Bahn,
Die einer Perle Kleinod faßt.
Ach, daß mein Arm die traute Schale war',
Die dich umschloße allezeit!
Mit meinem Ruder spielt das Meer,
Liebchen, mein Arm ist dir bereit.

(Silcher)

Montag, 21. Februar 2011

Wie ich dich liebe?

Wie ich dich liebe? Lass mich zählen wie.
Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit,
als meine Seele blindlings reicht, wenn sie
ihr Dasein abfühlt und die Ewigkeit.

Ich liebe dich bis zu dem stillsten Stand,
den jeder Tag erreicht im Lampenschein
oder in Sonne. Frei, im Recht, und rein
wie jene, die vom Ruhm sich abgewandt.

Mit aller Leidenschaft der Leidenszeit
und mit der Kindheit Kraft, die fort war, seit
ich meine Heiligen nicht mehr geliebt.

Mit allem Lächeln, aller Tränennot
und allem Atem. Und wenn Gott es giebt,
will ich dich besser lieben nach dem Tod.

Elizabeth Barrett Browning (1806-1861)
Aus dem Englischen von Rainer Maria Rilke

Bild: Marc Chagall

How do I love thee?


How do I love thee? Let me count the ways.
I love thee to the depth and breadth and height
My soul can reach, when feeling out of sight
For the ends of being and ideal grace.
I love thee to the level of every day’s
Most quiet need, by sun and candle-light.
I love thee freely, as men strive for right;
I love thee purely, as they turn from praise.
I love thee with the passion put to use
In my old griefs, and with my childhood’s faith.
I love thee with a love I seemed to lose
With my lost saints. I love thee with the breath,
Smiles, tears, of all my life; and, if God choose,
I shall but love thee better after death.

Sonnets from the Portuguese 43
 Elizabeth Barrett Browning

Bild: Marc Chagall

Sonntag, 20. Februar 2011

John O'Donohue aus Benedictus


Für einen Vater oder eine Mutter beim Tod eines Kindes

Niemand weiß um das Erstaunen,
das dein Kind in dir weckte:
Dein Herz eine vollkommene Wiege,
seine Gegenwart zu fassen.
Innen und Außen wurden eins,
während neue Wellen von Liebe
deine Seele immer weiter überraschten.

Jetzt sitzt du beraubt
in einem Alptraum,
deine Augen blind
vom Anblick eines Grabes,
das keine Vater, keine Mutter jemals sehen dürfte.

Du wirst diese Abwesenheit
tragen wie ein geheimes Zeichen
und dich unentwegt fragen, warum
solch eine junge Seele
so früh heimgeführt wurde.

Lass die stummen Tränen fließen,
und wenn deine Augen sich klären,
wirst du vielleicht erkennen,
dass dein ewiges Kind zum unsichtbaren Engel wurde.
Der Vater und Mutter deines Herzens ist
und den Mond überredet, über das Meer der Tränen
ein neues Geschenk zu schicken.

John O´Donohue: Benedictus, das Buch der irischen Segenswünsche

Bild: Barry Maguire

Samstag, 19. Februar 2011

Wunderwolken


Weiß auf Blau ziehn sie dahin -
Wellenschaum im Himmel oben -
Weiß-geflaggte Segelschiffchen,
Die wild durcheinander toben.

Zwischen weißen Trennungsstrichen -
Die Flugzeuge in das Blau geschrieben -
Sieht man Wattebällchen schweben,
Vom Winde hin und her getrieben.

Da sind Gesichter und Gestalten
Im weichen Wallen am Himmelszelt,
Von unsichtbarer Hand gehalten
Eine ganze Wunderwelt.

Am Rand der Himmelsformation
Ein weises Wölklein steht allein,
Doch wie die andern in der Masse
Wird Regen es so bald schon sein.

Wer Fantasie jedoch noch hat,
hat Besondres drin gesehn
Und die Erinnerung an die Wolke
Wird niemals mehr für ihn vergehn.

© Christiane El-Nahry

Für Florian S., der am 15.2.2009 bei einem Autounfall in Mexiko sein Leben verlort und Dich, liebe Susanne im Gedenken an Deinen Florian.

Dein Name bleibt

Mit dem Herzen schrieb ich in den Sand
Dein Name bleibt
Auch wenn die Winde
Tausend Tänze tanzen
Und wilder Wirbel zu zerstören droht
Was in mir nicht zerstörbar ist
Dein Name bleibt
Auch wenn’s im
Muschelgang des Herzens
flüsternd raunt
„Warum?“
auch wenn das Silberrad des Lebens
wie unbefragt und selbstverständlich
weiterläuft – Roulette des Seins?
Du lebst in meinen Träumen fort
Ganz wie ein Blütenbaum
voll duftender Erinnerungen
denn Du warst gestern
Du wirst morgen sein
Dein Name bleibt
Und Atemwunde
Weil ich in mir dich nicht vergessen kann.




(D. Cremer)

Freitag, 18. Februar 2011

Zärtlich blickte er....


„Zärtlich blickte er in das strömende Wasser, in das durchsichtige Grün, in die kristallenen Linien seiner geheimnisreichen Zeichnung. Lichte Perlen sah er aus der Tiefe steigen, stille Luftblasen auf dem Spiegel schwimmen, Himmelsbläue darin abgebildet. Mit tausend Augen blickte der Fluß ihn an, mit grünen, mit weißen, mit kristallnen, mit himmelblauen. Wie liebte er dies Wasser, wie entzückte es ihn, wie war er ihm dankbar! Im Herzen hörte er die Stimme sprechen, die neu erwachte, und sie sagte zu ihm: Liebe dies Wasser! Bleibe bei ihm! Lerne von ihm! Oh ja, er wollte von ihm lernen, er wollte ihm zuhören. Wer dies Wasser und seine Geheimnisse verstünde, so schien ihm, der würde auch viel anderes verstehen, viele Geheimnisse, alle Geheimnisse.

Von den Geheimnissen des Flusses aber sah er heute nur eines, das ergriff seine Seele. Er sah: dies Wasser lief und lief, immerzu lief es, und war doch immer da, war immer- zu allezeit dasselbe und doch jeden Augenblick neu! Oh, wer dies faßte, dies verstünde! Er verstand und faßte es nicht, fühlte nur Ahnung sich regen, ferne Erinnerung, göttliche Stimmen...“

Hermann Hesse

Mittwoch, 16. Februar 2011

Schlaflied für die Sehnsucht


O lege, Geliebter,
den Kopf in die Hände
und höre, ich sing’ dir ein Lied.
Ich sing’ dir von Weh
und von Tod und vom Ende,
ich sing’ dir vom Glücke, das schied.

Komm, schließe die Augen,
ich will dich dann wiegen,
wir träumen dann beide vom Glück.
Wir träumen dann beide die goldensten Lügen,
wir träumen uns weit, weit zurück.

Und sieh nur, Geliebter,
im Traume da kehren
wieder die Tage voll Licht.
Vergessen die Stunden, die wehen und leeren
von Trauer und Leid und Verzicht.

Doch dann – das Erwachen,
Geliebter, ist Grauen –
ach, alles ist leerer als je –
Oh, könnten die Träume
mein Glück wieder bauen,
verjagen mein wild-heißes Weh!

Selma Meerbaum-Eisinger

http://www.selma.tv/de/interpreten/?detailpage=5

Dienstag, 15. Februar 2011

Schwester Birke


Schwester Birke,
ich lege meine Wange
an deinen lichten Stamm.
Haut an Haut
spüre ich deinen Atem.
Wir flüstern Klagelieder
und bitten
den grünen Engel
die Menschen heimzuführen
ins Staunen........

A.S. Naegele

Für Dich, lieber Peter zum Geburtstag und für Euch, liebe Irene, die Ihr um Euren Sohn weint

Anemonentraum


Frühlingsschatten
grüner Kastanienäste
huschen über ein
blaues Anemonenbeet.
Erwartungsvolles
Spähen durch schwarze
Staubgefäßwimpern
nach Bienenbesuch.

© Inge Hornisch

Montag, 14. Februar 2011

aus: Die Lilie im Tal


Es gibt Menschen, die wir in der Erde begraben, doch denen,
die uns besonders lieb sind, dient unser Herz als Leichentuch.
Die Erinnerung an sie vermischt sich täglich mit seinen Schlägen,
wir denken mit jedem Atemzug an sie, sie sind nach dem gütigen
Gesetz einer der Liebe eigentümlichen Seelenwanderung
in uns eingegangen. Eine Seele wohnt in meiner Seele.
Wenn durch mich eine gute Tat vollbracht oder ein schönes Wort
gesprochen wird, dann spricht und handelt diese Seele. Alles
Gute in mir entströmt ihrem Grab, wie der Duft, der die
Atmosphäre erfüllt, einer Lilie entströmt.

Honore de Balzac, aus: Die Lilie im Tal

Sonntag, 13. Februar 2011

König von Deutschland


Der "König von Deutschland" liegt jetzt in Berlin begraben. Rio Reisers Leichnam wurde auf den Alten St. Matthäus Friedhof in Schöneberg umgebettet. Zuvor lag das Grab auf seinem Hof im nordfriesischen Fresenhagen. Doch sein Bruder musste das Anwesen verkaufen.

Foto: das Grab in Fresenhagen

Die Liebe hemmet nichts

Die Liebe hemmet nichts;
sie kennt nicht Tür noch Riegel,
Und dringt durch alles sich;
Sie ist ohn Anbeginn,
Schlug ewig ihre Flügel,
Und schlägt sie ewiglich.

Matthias Claudius

Samstag, 12. Februar 2011

Schmerz ist berechtigt...


Schmerz ist berechtigt,
man soll stark werden, ihn zu tragen,
aber man soll ihn sich nicht ausreden lassen...
Derjenige, der hier als Hinterbliebener ist,
hat mit Bezug auf Kinder,
die ihm hinweggestorben sind,
seien es seine eigenen oder solche,
die er sonst geliebt hat...
einen gewissen Mitgefühlsschmerz. -
Kinder bleiben eigentlich bei uns,
und dadurch,
dass wir mit ihnen verbunden waren,
bleiben sie uns so nahe,
übertragen sie ihren Schmerz auf unsere Seelen,
und wir fühlen ihren Schmerz,
dass sie noch gerne da wären.
Dadurch wird ihnen der Schmerz leichter,
dass wir ihn mittragen.
Eigentlich fühlt das Kind in uns.
Es ist gut,
wenn es mit uns fühlen kann,
dadurch wird ihm sein Schmerz erleichtert.


Rudolf Steiner
Der Tod als Lebenswandlung
Nürnberg, 10. Februar 1918

Foto: Stefanie Rabenschlag
http://mitbergblick.blogspot.com/
Ein bemerkenswerter blog!

Freitag, 11. Februar 2011

Spätnachmittag

Lange Schatten fallen auf den hellen Weg
und die Sonne schickt noch letzte Abschiedswärme
und das dünne Zwitschern eines Vogels ist, als ob es lärme
und als stehl’ es etwas von der Stille weg.
Menschen auf zehn Schritt Entfernung
sind wie aus ganz andern Welten
und fast möchte man die welken Blätter schelten,
daß sie rascheln und die letzten Sonnenstrahlen stören.
Und man möchte nur die Veilchen wachsen hören.

Selma Meerbaum-Eisinger
16.4.1940

http://www.selma.tv/de/interpreten/?detailpage=2







 

 

Donnerstag, 10. Februar 2011

Das Glück

Schlafen möcht’ ich,
Der Wind wiegt mich ein,
Und die Sehnsucht singt mich zur Ruh’.
Weinen möcht’ ich.
Schon die Blumen allein
Flüstern Tränen mir zu.

Sieh die Blätter:
Sie blinken im Wind
Und gaukeln Träume mir vor.
Ja und später –
Lacht wo ein Kind,
Und irgendwo hofft ein Tor.

Sehnsucht hab’ ich
Wohl nach dem Glück?
Nach dem Glück.
Fragen möcht’ ich:
Kommt es zurück?
Nie zurück.

Selma Meerbaum-Eisinger
18.8.1941

http://www.selma.tv/de/interpreten/?detailpage=1

Mittwoch, 9. Februar 2011

Schick mir keinen Engel...


Schick mir keinen Engel
der alle Dunkelheit bannt
aber einen
der mir
ein Licht anzündet

Schick mir keinen Engel
der alle Antworten kennt
aber einen
der mit mir
die Fragen aushält

Schick mir keinen Engel
der allen Schmerz wegzaubert
aber einen
der mit mir
Leiden aushält

Schick mir keinen Engel
der mich über die Schwelle trägt
aber einen
der in dunkler Stunde
noch flüstert
Fürchte dich nicht

Elisabeth Bernet

Bild: Marc Chagall

Dienstag, 8. Februar 2011

Rudolf Steiner


…..Dass es eine verborgene Gemeinschaft der Menschen gibt,
dass es etwas gibt, was von Seele zu Seele wirkt,
auch wenn kein Äußerliches Wirken durch sprachliche oder materielle Mittel da ist,
davon ist derjenige überzeugt,
der etwas weiß von der geistigen Welt hinter der sinnlichen Welt.
Geheime geistige Wirkungen gehen und strömen
von Seele zu Seele.
Dasjenige, was einer denkt und fühlt,
auch wenn es innerhalb der Seele beschlossen bleibt,
ist nicht bedeutungs – und wertlos für den anderen Menschen,
auf den sich die Gedanken und Gefühle beziehen……..

Aus: Die Erkenntnis des Übersinnlichen in unserer Zeit
von Rudolf Steiner

Montag, 7. Februar 2011

Wo ich gehe - Du!

Wo ich gehe - Du !
Wo ich stehe - Du !
Nur Du, wieder Du, immer Du !
Du, Du, Du !
Ergeht's mir gut - Du!
Wenn's weht mir tut - Du!
Du, Du, Du!
Himmel - Du, Erde - Du,
Oben - Du, unten - Du,
Wohin ich mich wende, an jedem Ende
Nur Du, wieder Du, immer Du!
Du, Du, Du!

Martin Buber

Danke Uwe für diese Fotoanimation.
Ein happy-end gibt es nur im Kino!

Sonntag, 6. Februar 2011

Wenn ich mein eigenes Kind wäre...


... dann würde ich mir jeden Morgen sagen:

Geh, wohin dein Herz gehen möchte,
folge deinen Gefühlen,
lese, was dich fasziniert,
esse, wonach dir gelüstet,
arbeite das, was dich anzieht.
Lehne ab, was du nicht magst,
steh auf und gehe, wenn du dich unwohl fühlst.
Sag laut "Nein" - wenn du Ungerechtigkeit verspürst.

Geh den Weg, der dir Freude bereitet,
wo du Liebe spürst und Raum für Entwicklung
und du Kraft gewinnst.
Verlasse Weg und Weggefährten,
wenn sie dir Energie nehmen.
Wer gut zu dir ist, hört dir zu, gibt dir Energie,
erfüllt dich mit Freude und Extase!
Hör nicht auf die, die sagen,
beim nächsten Mal wird es nicht besser.
Doch es wird! Und du lernst dazu!

Lebe - liebe dich - du bist wunderbar und einzigartig!

Anja Kolberg

http://www.frauencoaching.de/archives/cat_anjakolberg.html

Niemand soll mich weinen sehn

Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue
Blumen , deren Augen stehn,
Meinen gleich, im Taue.

Sollt´ ich vor den Leuten weinen,
Die, ich weiß nicht, wie sie´s meinen,
Wenn sie mir zu trauern scheinen?

Zu den Blumen will ich gehn,
Denen ich vertraue:
Niemand soll mich weinen sehn,
Als in Feld und Aue.

Blumen schweigen still bescheiden,
Wollen trösten nicht mein Leiden,
Noch an meinem Weh sich weiden.

Niemand soll mich weinen sehn
Als in Feld und Aue
Blumen, deren Augen stehn,
Meinen gleich, im Taue.

Friedrich Rückert

Samstag, 5. Februar 2011

Ich fiel mir aus der Hand


Ich fiel mir aus der Hand
Ich flügelschlagend
fiel auf den Kies
die Flügel schlagend

Mit ausgebreiteten Flügeln
ich bewahre mich nicht
mit ausgebreiteten Flügeln
verlass ich's

Hilde Domin

Freitag, 4. Februar 2011

Duineser Elegien



Erste Elegie

Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.
Und so verhalt ich mich denn und verschlucke den Lockruf
dunkelen Schluchzens. Ach, wen vermögen
wir denn zu brauchen? Engel nicht, Menschen nicht,
und die findigen Tiere merken es schon,
daß wir nicht sehr verläßlich zu Haus sind
in der gedeuteten Welt. Es bleibt uns vielleicht
irgend ein Baum an dem Abhang, daß wir ihn täglich
wiedersähen; es bleibt uns die Straße von gestern
und das verzogene Treusein einer Gewohnheit,
der es bei uns gefiel, und so blieb sie und ging nicht.
O und die Nacht, die Nacht, wenn der Wind voller Weltraum
uns am Angesicht zehrt , wem bliebe sie nicht, die ersehnte,
sanft enttäuschende, welche dem einzelnen Herzen
mühsam bevorsteht. Ist sie den Liebenden leichter?
Ach, sie verdecken sich nur mit einander ihr Los.
Weißt du's noch nicht? Wirf aus den Armen die Leere
zu den Räumen hinzu, die wir atmen; vielleicht daß die Vögel
die erweiterte Luft fühlen mit innigerm Flug.
Ja, die Frühlinge brauchten dich wohl. Es muteten manche
Sterne dir zu, daß du sie spürtest. Es hob
sich eine Woge heran im Vergangenen, oder
da du vorüberkamst am geöffneten Fenster,
gab eine Geige sich hin. Das alles war Auftrag.
Aber bewältigtest du's? Warst du nicht immer
noch von Erwartung zerstreut, als kündigte alles
eine Geliebte dir an? (Wo willst du sie bergen,
da doch die großen fremden Gedanken bei dir
aus und ein gehn und öfters bleiben bei Nacht.)
Sehnt es dich aber, so singe die Liebenden; lange
noch nicht unsterblich genug ist ihr berühmtes Gefühl.
Jene, du neidest sie fast, Verlassenen, die du
so viel liebender fandst als die Gestillten. Beginn
immer von neuem die nie zu erreichende Preisung;
denk: es erhält sich der Held, selbst der Untergang war ihm
nur ein Vorwand, zu sein: seine letzte Geburt.
Aber die Liebenden nimmt die erschöpfte Natur
in sich zurück, als wären nicht zweimal die Kräfte,
dieses zu leisten. Hast du der Gaspara Stampa
denn genügend gedacht, daß irgend ein Mädchen,
dem der Geliebte entging, am gesteigerten Beispiel
dieser Liebenden fühlt: daß ich würde wie sie?
Sollen nicht endlich uns diese ältesten Schmerzen
fruchtbarer werden? Ist es nicht Zeit, daß wir liebend
uns vom Geliebten befrein und es bebend bestehn:
wie der Pfeil die Sehne besteht, um gesammelt im Absprung
mehr zu sein als er selbst. Denn Bleiben ist nirgends.

Stimmen, Stimmen. Höre, mein Herz, wie sonst nur
Heilige hörten: daß sie der riesige Ruf
aufhob vom Boden; sie aber knieten,
Unmögliche, weiter und achtetens nicht:
So waren sie hörend. Nicht, daß du Gottes ertrügest
die Stimme, bei weitem. Aber das Wehende höre,
die ununterbrochene Nachricht, die aus Stille sich bildet.
Es rauscht jetzt von jenen jungen Toten zu dir.
Wo immer du eintratst, redete nicht in Kirchen
zu Rom und Neapel ruhig ihr Schicksal dich an?
Oder es trug eine Inschrift sich erhaben dir auf,
wie neulich die Tafel in Santa Maria Formosa.
Was sie mir wollen? leise soll ich des Unrechts
Anschein abtun, der ihrer Geister
reine Bewegung manchmal ein wenig behindert.

Rainer Maria Rilke

aus: Duineser Elegien



aus: Erste Elegie
......
Freilich ist es seltsam, die Erde nicht mehr zu bewohnen,
kaum erlernte Gebräuche nicht mehr zu üben,
Rosen, und andern eigens versprechenden Dingen
nicht die Bedeutung menschlicher Zukunft zu geben;
das, was man war in unendlich ängstlichen Händen,
nicht mehr zu sein, und selbst den eigenen Namen
wegzulassen wie ein zerbrochenes Spielzeug.
Seltsam, die Wünsche nicht weiterzuwünschen. Seltsam,
alles, was sich bezog, so lose im Raume
flattern zu sehen. Und das Totsein ist mühsam
und voller Nachholn, daß man allmählich ein wenig
Ewigkeit spürt. Aber Lebendige machen
alle den Fehler, daß sie zu stark unterscheiden.
Engel (sagt man) wüßten oft nicht, ob sie unter
Lebenden gehn oder Toten. Die ewige Strömung
reißt durch beide Bereiche alle Alter
immer mit sich und übertönt sie in beiden.

Schließlich brauchen sie uns nicht mehr, die Früheentrückten,
man entwöhnt sich des Irdischen sanft, wie man den Brüsten
milde der Mutter entwächst. Aber wir, die so große
Geheimnisse brauchen, denen aus Trauer so oft
seliger Fortschritt entspringt : könnten wir sein ohne sie?
Ist die Sage umsonst, daß einst in der Klage um Linos
wagende erste Musik dürre Erstarrung durchdrang;
daß erst im erschrockenen Raum, dem ein beinah göttlicher Jüngling
plötzlich für immer enttrat, das Leere in jene
Schwingung geriet, die uns jetzt hinreißt und tröstet und hilft.

Rainer Marie Rilke

Für Gunnar


"By offering myself to the path of my grief, I am making the statement that I want to lay claim to this new absence of the lost one."


www.winter-kind.de

Wundervoll, Olivia!

Donnerstag, 3. Februar 2011

Diese roten Tulpen


Diese roten Tulpen
haben mich wieder
aufblühen lassen,
haben mich den
schrecklichen Winter
vergessen lassen,
haben mir Hoffnung geschenkt.

Annegret Kronenberg

Mittwoch, 2. Februar 2011

Für Gunnar + Olivia


Du warst nur kurze Tage mein Gefährte,
Doch ist mein Wesen so von dir durchstrahlt,
Und so dein Bild in meinem Tun gemalt,
Als ob ein Leben deine Nähe währte.
So kann, ins Glas gesprüht, ein Tropfen Wein
Des Wassers Nüchternheit in sich verschlingen
Und es mit Süße, Farbe, Duft durchdringen,
Daß keins vom andern je mehr zu entzwein.
So schwingen Sterne sich und aber Sterne
Um eine Sonne, die sich nie enthüllt,
Mit ihrer Kraft und ihrem Licht sie füllt,
Und sie regiert aus unermeßner Ferne.

Ricarda Huch

Liebe Olivia, meine Gedanken sind bei Dir heute! Ich wünsche Dir Kraft und Mut für diesen schweren Tag... "Heute vor einem Jahr..."

Olivias Seite für Gunnar (in Kürze online)
www.winter-kind.de

Dienstag, 1. Februar 2011

Verbindung...


...."Aber wirklich, ebenso wie wir mit Wärme und Kälte, mit dem, was unsere Nahrung wird, mit der Luft der Umgebung in Verbindung stehen, so stehen wir ... vor allen Dingen mit demjenigen in Verbindung, was von Seiten der vor uns verstorbenen Toten kommt. Und man kann wirklich sagen: Des Menschen Wirken für seine Mitmenschen hört nicht auf, wenn er durch die Pforte des Todes geht, und durch seinen Ätherleib, mit dem er selber in Verbindung bleibt, schickt er seine Imaginationen in diejenigen hinein, mit denen er in Verbindung gestanden hat. Eigentlich ist diese Welt, auf die wir da hindeuten, für unser menschliches Leben, wenn sie auch aus guten Gründen unbemerkt bleibt für das alltägliche Leben, eine viel realere als diejenige, die wir gewöhnlich die reale nennen.."

Rudolf Steiner: Die Verbindung zwischen Lebenden und Toten,
Bern, 9. November 1916