Freitag, 31. Juli 2009

Der Tod


…der Tod ist die uns abgekehrte, von uns unbeschienene Seite des Lebens: wir müssen versuchen, das größeste Bewußtsein unseres Daseins zu leisten, das in beiden unabgegrenzten Bereichen zu Hause ist, aus beiden unerschöpflich genährt…Die wahre Lebensgestalt reicht durch beide Gebiete, das Blut des größesten Kreislaufs treibt durch beide: es gibt weder ein Diesseits noch ein Jenseits, sondern nur die große Einheit...


R.M.Rilke


Foto: Sandra Schmechel
www.sandraschmechel.de

Donnerstag, 30. Juli 2009

Das Unglück von Überlingen



"...Ich fiel von der Mondsichel
von deren schmalem Zipfel,
dann flog ich furchtbar lange
und erreichte den Himmel."

Tagebucheintrag der 14jährigen
Soja Fedotowa Sergeewna*20.8.1988 1.7.2002
Aus Tagebuchnotizen vor der Reise in Richtung Spanien

******

Nicht rückgängig zu machen und vergessen nicht möglich
Mit Eisen auf Stein sind gezeichnet die Worte
Und du hörst eine Mutter untröstlich weinen
Um den Sohn: er ist nicht mehr zu umarmen...

Nicht rückgängig zu machen, doch Gedächtnis noch frisch
Die Träne rollt wieder die Wange hinab
Das, was war, wiederkehren möchte ich
Und die Zeit soll laufen zurück

Nicht rückgängig zu machen und vergessen nicht möglich,
dem Tode trotzen die Worte wieder
der Gedanke an jemanden wühlt das Herz auf
dort; wo die Wunde gerade vernarbt...

vom 29.05.02
Jelena Jewgenjewna Neljubina
*27.4.1987 † 1.7.2002
Eines ihrer letzten Gedichte

******

"Ich flog, natürlich, flog ich
Große Flügel verlieh mir das Glück,
Zuwenig Zeit hat das Leben gegeben,
Unterbrach diesen wundervollen Ritt ..."

Dascha Koslowa am 8.April 2002,
nun in Ihren Grabstein graviert.

*****

Vielleicht habt Ihr gestern den Film "Flug in die Nacht" gesehen...
Der Himmel ist weit, am 1. Juli 2002 aber nicht weit genug. Kurz vor Mitternacht passiert über dem Bodensee das Unfassbare, zwei Flugzeuge kollidieren. 71 Menschen sterben, mehr als die Hälfte Kinder. Wen trifft die Schuld? Allein den diensthabenden Lotsen der Flugsicherung? - Der SWR-Fernsehfilm "Flug in die Nacht - Das Unglück von Überlingen" verarbeitet die Katastrophe zu einem eindringlichen Drama über persönliche Verantwortung, die Suche nach Erklärungen und dem Wunsch nach Vergebung.
Für mich hat dieser Film besondere Bedeutung. Nicht nur das Entsetzen über dieses Unglück - das Datum - es ist der 1. Juli - der Todestag von Florian - zwei Jahre später.
In der Nacht rief mich eine Freundin von Florian an, vor deren Augen sich dieses Grauen abspielte: Katharina lebte in einem Camphill bei Überlingen und in diese Idylle stürzten die Trümmer und die Menschen fielen in jener Nacht vom Himmel.. Unfassbar, unmittelbar Zeuge zu werden von dieser Katastrophe..
Allen Hinterbliebenen und auch Katha gelten heute meine Gedanken!


WIR ER-INNERN

Ihre Körper sind alle gefunden worden,

aber die vielen Helfer sind hilflos geblieben

und die Retter

konnten niemand mehr retten.


Nur noch bergen konnten sie,

und wir sind aus der Geborgenheit

unserer schönen Landschaft gerissen worden

und sahen

den blutenden Himmel

und hörten

die schmerzenden Einschläge

und spürten

das zerstückelnde Zerstören.


Verstört waren wir,

entsetzt, erschüttert,

aber selbst glückhaft

davongekommen.


Dann lernten wir, woher sie kamen:

Piloten aus Kanada,

Großbritannien und Russland.

Kinder aus Baschkirien.


Zwei Vätern

konnte ich für eine Nacht

Obdach bieten.


Jetzt will ich die Seelen ihrer Töchter

in meinem Herzen aufnehmen,


denn manche sagen,

die Seelen bleiben hier.


Wir werden die Seelen alle finden-


In den Wäldern

Zwischen den Feldblumen

In den Gärten

Unter den Bäumen

Über dem See


Wir werden sie alle heimholen

und

ganz

behutsam

gut

zu

ihnen

sein.


Gisela Munz-Schmidt

Mittwoch, 29. Juli 2009

Wer Schmetterlinge lachen hört

Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.

Der wird zur Pflanze, wenn er will,
zum Tier, zum Narr, zum Weisen,
und kann in einer Stunde
durchs ganze Weltall reisen.


Er weiß, dass er nichts weiß,
wie alle andern auch nichts wissen,
nur weiß er was die anderen
und er noch lernen müssen.


Wer in sich fremde Ufer spürt,
und Mut hat sich zu recken,
der wird allmählich ungestört,
von Furcht sich selbst entdecken.


Abwärts zu den Gipfeln
seiner selbst blickt er hinauf,
den Kampf mit seiner Unterwelt,
nimmt er gelassen auf.


Wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß wie Wolken schmecken,
der wird im Mondschein,
ungestört von Furcht,
die Nacht entdecken.


Der mit sich selbst in Frieden lebt,
der wird genauso sterben,
und ist selbst dann lebendiger,
als alle seine Erben.


Novalis

Dienstag, 28. Juli 2009

Traurigkeit

Die mir noch gestern glühten,
Sind heut dem Tod geweiht,
Blüten fallen um Blüten
Vom Baum der Traurigkeit.

Ich seh sie fallen, fallen
Wie Schnee auf meinen Pfad,
Die Schritte nicht mehr hallen,
Das lange Schweigen naht.


Der Himmel hat nicht Sterne,
Das Herz nicht Liebe mehr,
Es schweigt die graue Ferne,
Die Welt ward alt und leer.


Wer kann sein Herz behüten
In dieser bösen Zeit?
Es fallen Blüten um Blüten
Vom Baum der Traurigkeit.

Hermann Hesse
Das Leben hält viele unterschiedliche Abschiede für uns bereit. Auch den von unseren "Alten", die sich - wie meine Schwiegermutter - Schritt für Schritt aus dem Leben entfernen. Diesen Prozess zu erleben und zu begleiten ist oft schmerzlich - und traurig!

Montag, 27. Juli 2009

Ausgesetzt



In einer Barke von Nacht
Trieb ich
Und trieb an ein Ufer.
An Wolken lehnte ich gegen den Regen.
An Sandhügel gegen den wütenden Wind.
Auf nichts war Verlass.
Nur auf Wunder.
Ich aß die grünenden Früchte der Sehnsucht,
Trank von dem Wasser, das dürsten macht.
Ein Fremdling, stumm vor unerschlossenen Zonen,
Fror ich mich durch die finsteren Jahre.
Zur Heimat erkor ich mir die Liebe.

Mascha Kaléko
Skulptur: John Behan

Sonntag, 26. Juli 2009

Denkmal der Liebe

In Berlin, direkt an der Matthäuskirche, die einst zu unserem Friedhof, dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof, gehörte, ist seit 2002 ein "Denkmal der Liebe".



Ein Radiosender (Radio Paradiso), den ich damals auf dem Weg zu meiner Arbeitstelle hörte, forderte Berliner Paare auf, ihrer Liebe ein Denkmal zu setzen. Man rief im Sender an und schilderte, weshalb gerade die eigene Liebe es verdiene, dort für die Ewigkeit einen Gedenkstein zu erhalten.
Ich zögerte nicht. Florian war vor zwei Jahren gestorben - und Hans-Jürgen war mir wie eine "feste Burg", die mir Schutz gab, er war der Mensch, die nie aufhörte, an mich zu glauben, auch dann nicht, als ich selbst die Hoffnung auf ein lebbares Leben aufgegeben hatte..
Er blieb an meiner Seite, unverbrüchlich und stark seine Liebe! "In guten und in schlechten Zeiten" - so hatten wir es uns versprochen - am 1. Juli 1994!


Aus über 1000 Paaren, die sich für das Denkmal bewarben, wurden wir (mit 150 anderen Paaren) "erwählt".


Ich war sehr lange nicht mehr dort... und war sehr berührt, als ich es nun einmal wieder besuchte!

Heute, im JAHR ZEHN in Florians ewiger Abwesenheit, weiß ich mit Sicherheit, dass gerade unsere Liebe diesen Platz auf dem Denkmal verdient hat!

Regenbogen

Allein
die Sehnsucht
dass du viel mehr
als Regenbogen bist
lässt uns über
Hoffnungsbrücken gehen.
Allein der Wundertraum
dass dein Leuchten
nicht weniger
als Friedenszeichen ist
lässt uns
selbst hoffnungslose
Wolkenbrüche überleben.

Ute

Gestern, als eine Trauerwelle mich ergriff und hinwegzutragen drohte, schickte mir Florian diesen Regenbogen - direkt über unserer Straße!
Und Du Ute hast mir dies wunderschöne Gedicht geschickt! Danke!
Dies sind magische Augenblicke in der Trauer und sie öffnen das verschlossene und traurige Herz erneut dem LEBEN!

Samstag, 25. Juli 2009

Am Herdfeuer der Seele

http://www.norlandwind.eu/nwsounds/FannanDub.mp3
...Trauer ist die Erfahrung, sich im leergewordenen Raum wiederzufinden, allein und mit bloßliegenden wunden Gefühlsbahnen...In dieser Zeit wird von uns verlangt, gegen den Gezeitenstrom unseres Lebens anzuschwimmen....Unsere Seele kreist
friedlos um diesen inneren Tempel, in dem jetzt nichts mehr verbleibt als das traurige Echo des Verlustes....“


...Von ihrer Seite aus halten unsere Freunde (Kinder) in der unsichtbaren Welt uns in der Umarmung ihrer neuen lichten Zugehörigkeit, auch ohne daß wir es merken. Wir sind stets in der schützenden Geborgenheit ihrer heimlichen Umarmung aufgehoben..


....Die Segnungen, nach denen wir uns sehen, sind an keinem anderen Ort und in keinem anderen Menschen zu finden. Nur unser Selbst kann sie uns gewähren. Sie sind am Herdfeuer unserer Seele zu Hause...
John O'Donohue
Echo der Seele
Foto: Irland 2007 Connemara

Echo der Seele

http://www.youtube.com/watch?v=6eS4sKdi9cg&feature=related

...Das Universum lädt uns förmlich von Natur aus dazu ein, uns auf die Reise zu begeben und es zu entdecken. Die Erde will, dass unser Geist aufmerksam zuhört und wachsam um sich blickt, damit wir ihre Geheimnisse erkennen und sie benennen können. Wir sind die Echo-Spiegel der kontemplativen Natur. Es ist eine unserer heiligsten Pflichten, offen zu sein für die feinen Stimmen des Universums, die in unserer Sehnsucht zum Leben erweckt werden. Aristoteles sagte, der Grund dafür, dass wir überhaupt etwas erkennen können, sei die - innige und exakte - formale Affinität, die zwischen uns und der Natur besteht.

....Es ist eine verlassene Erkenntnis, dass einzig das Leiden uns bestimmte Dinge lehren kann. Leiden.... hat teil am Wesen des Unendlichen.....Das Licht, das der Schmerz hinterlässt, ist ein kostbares Licht...

aus: Echo der Seele
John O'Donohue

An manchen Tagen ist die Sehnsucht oder das Heimweh nach Irland riesengroß! Dann bin ich froh und dankbar, dass Florian uns so viel an "Irland" hinterlassen hat - z.B. die Musik!

Freitag, 24. Juli 2009

In Memoriam

http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/religionen/875708/

Interview zum Thema "Warum Totengedächtnisanzeigen immer beliebter werden" (2008)
Wie Ihr seht, ordne und sortiere ich und finde immer wieder Dinge, die ich gerne festhalten und mit Euch teilen möchte - oder Euch mitteilen möchte :)

Wenn Du über Dein Kind nachdenkst



Wenn Du über Dein Kind nachdenkst,
bleibe nicht bei den einzelnen Erinnerungen stehen.
Frage Dich vielmehr, was es Dir
mit seinem Leben eigentlich vermitteln wollte,
was die Botschaft ist, die es Dir sagen möchte.
Welche Spur hat es in diese Welt eingegraben?
Dabei ist es völlig gleichgültig, wie alt Dein Kind war,
als es gegangen ist, ob es vielleicht schon im Mutterleib gestorben ist.
Es geht nicht darum, das Kind loszulassen,
welche Mutter, welcher Vater könnte sei geliebtes Kind loslassen!?
Es geht darum herauszufinden, was die Botschaft dieses Kindes für Dich war,
wie hat es Dich verändert,
wie viel Liebe ist in Dir gewachsen,
was hat also Dein Kind aus Dir herausgeliebt?
Wie viel neue Liebe ist in Dir gewachsen.
Dein Suchen wird Dir helfen,
die Spur Deines Kindes in Dich aufzunehmen
und weiter zu tragen.
Anselm Grün

Foto: Florian an seinem 8. Geburtstag

Donnerstag, 23. Juli 2009

Ich denke dein



Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
in Quellen malt.
Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
der Staub sich hebt;
in tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
der Wandrer bebt.
Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
die Welle steigt.
Im stillen Haine geh ich oft zu lauschen,
wenn alles schweigt.
Ich bin bei Dir, Du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne -
oh wärst du da!

Johann Wolfgang von Goethe

Unerkannt


Wünschte könnte
unerkannt
dort Engel sein
wo vom Leben
soviel abgebrochen ist.
Bruchstückweise
wunderleise
zusammenfügen
wo tausend
Trauersplitter
sichtbar sind.

Könnten
meine Arme
für einen kurzen
Flügelschlag nur
deinen Schmerz umfassen.
Meine Träume
deine Schwere
durch Hoffnungshöhen
schweben lassen.
Engelsschatten
ich für dich
und irgendwann
vielleicht auch
du für mich.


Könnten
deine Schultern
sich für einen
Augenblick nur
an meine lehnen.
Mein Herz
als Wunderkelch
für deine Tränen dienen.
Engelsschatten
ich für dich
und irgendwann
vielleicht auch
du für mich.


Könnten meine
Hoffnungshöhen
deine Seelentiefen nur
für einen Lichtmoment
durch alle Schatten tragen
die sich so schicksalhaft
in deine Lebensspur
gegraben haben.
Schattenlicht
ich für dich
und irgendwann
vielleicht auch
du für mich.

Alles Abgebrochene
bruchstückweise
wunderleise
zusammenfügen.
Schritt für Schritt.
Glaub mir
meine Freundin
irgendwann nimmt
jeder von uns
die Trauersplitter
des anderen
unerkannt mit.

Ute

Danke von ganzem Herzen, liebe Ute!

Montag, 20. Juli 2009

Footprints in the sand

http://www.youtube.com/watch?v=_0Muph2Gswk

You walked with me,
Footprints in the sand,
And helped me understand,
Where I'm going,

You walked with me,
When I was all alone,
With so much unknown,
Along the way,
Then I heard you say,

I promise you,
I'm always there,
When your heart is filled with sorrow,
And despair, I'll carry you
When you need a friend
You'll find my footprints in the sand

I see my life flash across the sky,
So many times have I been so afraid.
And just when I, I thought I lost my way,
You gave me strength to carry on,
That's when I heard you say,

I promise you
I'm always there
When your heart is filled
With sorrow and despair
Oh, I'll carry you
When you need a friend
You'll find my footprints in the sand.

When I'm with you,
Well I know you've been there,
And I can feel you when you say,

I promise you
I'm always there
When your heart is filled
With sadness and despair
I'll carry you when you need a friend
You'll find my footprints in the sand.

When your heart is full with
Sadness and despair,
I'll carry you when you need a friend
You'll find my footprints in the sand.

Song bei Leona Lewis

Angelehnt ist dies Lied wohl an Margret Fishback Powers
Spuren im Sand

Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn: „Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?“
Da antwortete er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“

Ich werde nun zwei Tage an der Ostsee sein - und Spuren im Sand suchen...
Bis Donnerstag

Erwachen aus der Verzweiflung



Aus Leidestrunkenheit
empor getaumelt seh ich
durch Tränen zitternd die erneute Welt.
Schon duftet Sommer an den Wäldern hin –
Abende voll grünem Schmelz, Sternhimmel du,
schon nah dem hohem Sommergewölk!

Freunde lebt ihr noch? Wein, glühst du noch?
Bist du noch mein, verzauberte Welt,
die ich durch Tränen nur und von Ferne
wandeln sehe, wo lang ich nur Leere sah?
Hebt noch einmal der alte Reigen an,
zieht den Gestorbenen noch einmal der süße
Sommerzauber zurück?

Noch misstraut dem Wunder die Seele,
noch ist Sommer und Wald nicht wieder mein.
Aber heiliger glühen und klarer die Sterne,
schweigend horche ich hinan: Ihr Weltgeläut,
das so lang mir geschwiegen,
tönt mir ehern das Lied meines Schicksals,
und mein Herz tönt zagenden Widerhall.

Hermann Hesse

Es ist gut, immer wieder aus der Verzweiflung zu erwachen... um immer wieder in Verzweiflung zu stürzen. Dies ist wohl das Los der Trauernden!

Sonntag, 19. Juli 2009

The Promise

http://www.youtube.com/watch?v=MvC77iWO648

If you wait for me
Then I’ll come for you
Although I’ve travelled far
I always hold a place for you
In my heart.
If you think of me
If you miss me once in a while
Then I’ll return to you
I’ll return and fill that space in your heart.

Remembering your touch
Your kiss
Your warm embrace
I’ll find my way back to you
If you’ll be waiting.
If you dream of me
Like I dream of you
In a place that’s warm and dark
In a place where I can feel
The beating of your heart.
Remembering your touch
Your kiss
Your warm embrace
I’ll find my way back to you
If you’ll be waiting.

I’ve longed for you
And I have desired
To see your face, your smile
To be with you wherever you are
Remembering your touch
Your kiss
Your warm embrace
I’ll find my way back to you
If you’ll be waiting.
Please say you’ll be waiting
Together again
It would feel so good to be in your arms
Where all my journeys end
If you make a promise
If it’s one that you can keep
I vow to come to you
And say you’ll hold a place for me
In your heart.

(Tracy Chapman/ New Beginning Album)

Dieses Lied läßt mich heute weinen. Ich denke immer wieder an Florians Versprechen, zurückzukommen.. Er konnte es nicht halten. Ich glaube manchmal, ich werde den Rest meines Lebens darauf warten, dass er wiederkommt!

Samstag, 18. Juli 2009

Sehnsucht nach Irland




"Kommt nach Irland, ihr Alle die ihr ein gesundes Herz habt, das von den Schlägen des Geschickes wund ward; kommt her, hier könnt ihr es pflegen und heilen."
Jokob Venedey
Aus dem Wissen, dass wir in einigen Wochen an diesem Strand sein werden, ziehe ich die Kraft, die mir das Leben derzeit entzieht!


Erleuchtung



Erst im Unfassbaren
liegt für mich
der wahre Wunsch
nach Verstehen.
Hinter jeder
verschlossener Tür
der Traum
aufgebrochene
Räume zu sehen.

Die Illusion
dass auch im Schatten
noch Licht existiert
hat meine Sehnsucht
immer wieder
in die Ungewissheit
anderer Welten geführt.

Vielleicht
sind die Blinden
diesem Ziel
viel näher als wir.
Weil sie allein
aus ihrer tiefen
Dunkelheit heraus
den inneren Weg
der Erleuchtung
finden.

©Ute Leser

Donnerstag, 16. Juli 2009

Schmetterlingsbaum



Wissende Menschen schenkten
einen Buddleia
einen Sommerflieder
einen Schmetterlingsbaum

"Pflanzt ihn nicht aufs Grab
pflanzt ihn in den Garten
in dem euer Sohn einst spielte und mit der Schaukel
in den Himmel flog".

Jetzt sitze ich
alternde Frau
in dem Garten
in dem unser Sohn einst spielte
und mit der Schaukel
in den Himmel flog
beim Buddleia
in der Natur
von der wir ein Teil sind

Ich rede mit ihm
und schicke Grüße
mit jedem Schmetterling
der in den Himmel fliegt
und sage:
warte wir kommen auch

Ilse Karsch

Trauermeer



Trauer ist wie das Meer,
meterhohe Wellen
im Aufruhr des Sturms
strudelnd mit Sog in die Tiefe

Trauer ist wie das Meer
silberglänzende Stille
zartes Kräuseln an der Oberfläche
und in der Tiefe eine eigene Welt

Trauer ist wie das Meer
hinterm Horizont geht es weiter
die Wellen kommen immer wieder
an den Strand meines Herzens

Trauer ist wie das Meer
Steine und Muscheln
Strandfunde im Alltag
Erinnerungsschätze

Trauer ist wie das Meer
seltenste Perlenfunde
mit atemberaubendem Erinnerungslüster
so unendlich kostbar

****UH

Danke, liebe Uschi, für dies schöne Gedicht!

Foto: Strand von Castlegregory, Dingle, Irland

Halt Suchen



Du magst suchen
Und suchen.
Letzte Antwort
auf die Frage
nach dem Leid
wirst du nicht finden
in dieser Welt.

Doch suche
dies Geheimnis zu ergründen,
woran es liegt,
dass Menschen versteinern
unter ihrer Leidenslast,
verhärten und verbittern,
und anderen
wird das Schmerz durchpflügte Herz
zum Acker.
Die Tränensaat geht auf
zu Güte, Verstehen und Erbarmen.

Leid kann zerstören,
aber wo du dich vertrauend beugst
dem Unfassbaren,
ist diese Macht ihm schon genommen.
Lehne dich nicht auf,
so trägt dich jeder Schmerz
zu neuen Ufern.

Du hast mein Dunkel geteilt
von Sabine Nägeli


Bild: Edward Hopper

Mittwoch, 15. Juli 2009

Interview



http://deutsche-welle.de/popups/popup_single_mediaplayer/0,,3718134_start_0_end_0_type_audio_struct_3067,00.html?mytitle=Web%2Bcemeteries%2B-%2Bremembering%2Byour%2Bloved%2Bones%2Bonline%2B

Dieses Interview mit der "Deutschen Welle" (in englisch) fand ich gerade in einer mail von Eimear... Es geht um Trauer im Internet... also um das, was wir hier mit einander teilen!

Es wurde im Oktober 2008, also kurz vor Florians Geburtstag aufgenommen.

Still-Leben

Manchmal bedarf es keiner Worte.

Foto: gestern hier im Garten...

Tief in uns drin



Niemand kennt das Schicksal eines Menschen. Warum ist er diesen Weg gegangen, zum Licht, durch Nacht wie schwarzer Samt.
Woher kommen wir, wo gehen wir hin?
Gib es denn etwas, was wir von uns nicht wissen? Spüren wir manchmal mehr, geheimnisvoll und schwer, mehr als unsere Augen sehen?
Woher kommen wir, wo gehen wir hin?
Warum erleben wir nur Träume, Stimmen, fremd im Wind und spüren zart den Schlag der Zeit, Mal Ebbe und dann wieder Flut?
Woher kommen wir, wo gehen wir hin?
Wir fühlen doch die andere Welt, die unser Blick nicht sehen kann. Das Fremde lacht vertraut, als kennen wir uns schon. Liegt an diesem Ende vielleicht der Beginn?

Foto: Tom Burke "Leben + Tod"

Montag, 13. Juli 2009

Wenn wir genau hinsehen



Wenn wir genau hinsehen,
Gehen Lichtlinien
Durch die Finsterniss
Und das Schweigen
Unseres Lebens.
Und gelegentlich
Sammelt sich das Licht
Zu kleinen Lichtpfützen,
Auf denen es möglich ist,
Zu segeln,
In das alltäglich Leben hinein,
Oder aus ihm fort
In die Welten,
Die es noch zu entdecken gibt.

(U. Schaffer)

Sonntag, 12. Juli 2009

Grenzenlos



Mallorca Juli 2009

GRENZENLOS

Und wenn die
Macht der Liebe
selbst den Tod
noch überbrückt
dann muss es also
eine grenzenlose
Seelenkraft geben
die alle Horizonte
schmelzen lässt.

Haben auch Tote
Sehnsuchtsträume?
Sehnen auch sie sich
nach dem unsterblichen
Gefühl der Liebe?
Und können sie uns
aus ihrem Jenseitswesen
lebendige Zeichen geben?
Vielleicht müssen wir
ihre stille Botschaft
ganz anders lesen.
Und offen für die
sprechenden Bilder
ihres Schweigens sein.

Ute

Foto: Engelwolke über unserem Fluß

Samstag, 11. Juli 2009

Dialog



Beschreibe mir
ein lebendiges
Bild von dir
bat das Leben
den Tod.
Um Hand in Hand
an deiner Seite
zu gehen
muss ich
deinen Schatten
leibhaftig sehen.
Leibhaftig ?
entgegnete der Tod …
ich wandle doch
neben dir.
Und war
schon immer
Teil deines Seins.
Um meinen lebendigen
Schatten wahrzunehmen
musst du nur eins
mit mir werden
und deine Hand
in meine legen.

© Ute Leser

Danke, liebe Ute!

Freitag, 10. Juli 2009

Wir leben, sterben und erwachen



„Ich bin gespannt, wie die Wirklichkeit aussehen wird, in die ich hinaustrete. Was dann dort mein Anfang sein wird. ...Was ich verstehen kann, das ist: Wir kommen irgendwo her. Wir gehen irgendwohin. Wir kommen zur Welt.
Wir leben, sterben und erwachen. Was wir den Tod nennen, ist die Rückseite einer ganz anderen Art von Leben, und wir werden beim Überschritt dort hinüber mit einer uns hier nicht vorstellbaren Klarheit uns selbst und die größere Welt zu Gesicht bekommen. Nicht das Leben währt, bis der Tod es
beendet, sondern wir sind in der Hand des Todes, bis wir frei werden und ins Leben treten, hinüber in ein von Gottes Geist erfülltes Dasein. Ohne Raum und Zeit. Das uns vorzustellen sind uns freilich die Mittel nicht gegeben"......

Jörg Zink

Donnerstag, 9. Juli 2009

Sommer



Die Sonne scheint für Dich - Deinethalben
und wenn sie müde wird, fängt der Mond an und dann werden die Sterne angezündet.
Lerne von der Lilie und lerne von dem Vogel, Deinen Lehrern.
Zu sein heißt, für heute da sein. Das ist Freude.
Lilie und Vogel sind unsere Lehrer der Freude.

Sören Kierkegaard

Für Lukas im Licht und Andrea im Hier! Danke für die schöne Taube.

Mittwoch, 8. Juli 2009

Gestern vor 9 Jahren...



Gestern vor 9 Jahren fiel ich aus der Zeit und es begann eine neue Zeitrechnung..
Gestern vor 9 Jahren war der Tag, an dem wir Florian Mutter Erde übergaben.
Gestern vor 9 Jahren war der Tag, an dem ich meinen einzigen Sohn zum letzten Mal sah und küßte.
Gestern vor 9 Jahren war der Tag, der an dem wir mit zahllosen Menschen einem Requiem beiwohnten, das Florian galt und in dem ich saß und nicht verstand..
Gestern vor 9 Jahren ...
Und heute?


Lücken
aufgerissen
keiner kann sie füllen

keiner fühlt
meinen Schmerz

Momente
in denen
nur Wesentliches zählt

so vieles
wird nebensächlich

ich erlebe noch einmal

vergangene Tage
gemeinsame Stunden
den Blick deiner Augen
den Klang deines Lachens
die Großzügigkeit deines Herzens

mir bleibt

Erinnerung

Augenblicke
Momentaufnahmen
scheinbar nebensächlich
kaum der Rede wert
werden bedeutungsvoll

graben sich
tief in mein Gedächtnis ein

Bilder
längst vergessen geglaubt
werden neu lebendig
und erzählen mir
von dir

(Petra Würth)

Dienstag, 7. Juli 2009

Aus Liebe zu dir..



"Aus Liebe zu Dir will ich weiterleben.
Ob Du verstehst, wie ich es meine?
Ich habe heute einen Spaziergang in den Gärten hinter unserem Grundstück gemacht. Es war so schön in der Natur, und ich habe alles ganz intensiv für Dich angeschaut. Bei diesem Schauen und Empfinden wurde mir mit einem Male klar, dass ich nun ganz von innen her bereit bin, meine mir zumessene Lebenszeit weiterzuleben, auch für Dich. Ich wollte ja immer schön für Dich sein und heute habe ich gedacht: "Ja, ich möchte noch schöner für Dich werden, wachsen und reifen und noch viele von meinen Mängeln und Fehlern ablegen...:" Vielleicht dass ich eines Tages, wenn wir einander wieder begegnen, für Dich dann noch "schöner" bin. Du verstehst, wie ich das meine. Mein Weiterlebenwollen soll auch ein Dank sein für all das, was Du in mich gelegt hast und das sich noch entfalten möchte. Ja Lieber, ich habe das Gefühl, dafür lohnt es sich, noch ein wenig hier zu bleiben..."

Aus Liebe will ich weiterleben
Mit meinen Ohren will ich für Dich hören,
mit meinen Augen will ich für Dich sehen,
mit meinen Händen will ich für Dich tasten,
mit meiner Zunge, die soll schmecken
all die Süße, all das Herbe,
erleben möcht' ich
die ganze Vielfalt dieser Schöpfung.
Aus Liebe will ich weiterleben,
Aus Liebe will ich für uns hoffen,
Aus Liebe will ich auch den Schmerz ertragen"...... (Anne Philipp „Nur einen Seufzer lang“)

The garden of love



Ich ging in den Garten der Liebe
Und sah, was ich niemals geschaut:
Eine Kirche war, wo im Grünen
Als Kind ich einst spielte, gebaut.

Und die Pforten waren verschlossen,
und Du sollst nicht stand über der Tür;
So wandte ich mich zum Garten
Und suchte nach Blumen wie früh’r.

Statt Blumen fand ich dort Gräber
Und Grabsteine um sie herum
Gingen Priester in Scharen in schwarzen Talaren,
Die spießten mit Stangen mein Glück und verlangen.

(William Blake, 1794)

The Garden of Love

I went to the garden of love,
And saw what I never had seen:
A chapel was built in the midst,
Where I used to play on the green.

And the gates of this chapel were shut,
And Thou shalt not writ over the door;
So I turned to the garden of love
That so many sweet flowers bore,

And I saw it was filled with graves,
And tomb-stones where flowers should be –
And priests in black gowns wwere walking their rounds,
And binding with briars my joys and desires

Montag, 6. Juli 2009

...nur wo du bist, entsteht ein Ort



Mir scheint, das Angesicht der Welt verging
in einem andern. Deiner Seele Schritt
war leise neben mir, o leis, und glitt
leis zwischen mich und das was niederhing

in meinen Tod. Auf einmal fing -
- da ich schon sinkend war - mich Liebe auf,
und ein ganz neuer Rhythmus stieg hinauf
mit mir ins Leben. Den ich einst empfing,

den Taufkelch voller Leid, ich trink ihn gern
und preis ihn, Süßer, süß, bist du nur nah.
Die Namen: Heimat, Himmel schwanden fern,

nur wo du bist, entsteht ein Ort. Und da:
dies Saitenspiel (die Engel wissen wie
geliebt) hat nur in dir noch Melodie.

Elisabeth Barrett-Browning
(Protugisische Sonette)

Geduld



Und ich möchte Dich so gut ich kann bitten, Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Deinem Herzen, und zu verstehen; die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben, und die Bücher, die in fremden Sprachen geschrieben sind. Forsche jetzt nicht nach den Antworten, die dir nicht gegeben werden können, weil du sie nicht leben könntest, und es handelt sich darum, alles zu leben, vielleicht lebst du dann allmählich - ohne es zu merken in die Antworten hinein.

Reiner Maria Rilke

Sonntag, 5. Juli 2009

Sprechen zu dürfen...



Sprechen zu dürfen
von dir
mit denen die dich kannten
dich liebten
Sprechen zu können
von dir
wie du warst
dich in Worten
wiedererleben
nur ein paar
Stunden lang
Und dann
einschlafen
vor dem nächsten
Alleinsein
das doch
unausweichbar
wartet

(Gitta Deutsch)

Samstag, 4. Juli 2009

Du bist gestorben


Du bist gestorben
Alles was ich war
Und gewesen sein sollte
War dahin
In den Strahlen des Mondes

Du hattest mein Abbild
Mitgenommen
In Deinen Tod
Als Erinnerung
Im letzten Brechen Deiner Augen

Doch Dein Atem
Ist fruchtbar geworden
Nach Deinem Tode
Zum ewigen Leben
Im bleibenden Wort

Aus Liebe

K.U. Götz

Freitag, 3. Juli 2009

Nichts war umsonst




Wenn wir einmal gehen müssen - was bleibt?
Ist es die Liebe,
die wir in andere Herzen gelegt haben;
ist es die Hoffnung,
die wir anderen Menschen geschenkt haben;
ist es der Glaube,
der uns auf ein Wiedersehen hoffen lässt;
ist es der Trost,
den wir verbreitet haben;
ist es der Gedanke an unsere Arme,
die uns beschützt haben;
sind es die schönen Worte,
die wir gesprochen haben?
Das alles bleibt - nichts war umsonst.

Hildegard Peresson

Donnerstag, 2. Juli 2009

Tagore II


Ich muss Abschied nehmen.
Sagt mir Lebewohl, meine Brüder!
Ich verneige mich vor euch allen,
ich nehme Abschied von euch.
Die Schlüssel von meiner Tür gebe ich zurück,
nichts will ich mehr aus meinem Haus.
Ich bitte nur um eure letzten lieben Worte.
Lange waren wir Nachbarn,
aber ich empfing mehr,
als ich geben konnte.
Nun hat sich der Tag geneigt.
Die Lampe, die meinen Winkel erhellte, verlöscht.
Der Ruf ist ergangen.
Ich bin zum Aufbruch bereit.

Rabindranath T a g o r e

Ein neues Jahr...


"Nun liegt der schwere Tag hinter dir" - sagen die Menschen und wissen nicht, dass der schwere Tag doch nur der Beginn des veränderten, des schweren Lebens war und so fühle ich mich in "den Tagen danach" so, als würde nun alles von vorn beginnen und ich spüre heute ganz deutlich und schmerzhaft, dass sich die Tage nun weiter anhäufen an denen Florian fehlt.
Es hat in meiner Zeitrechnung zugleich ein neues Jahr begonnen: Das Jahr Zehn!
Ich bin leer, erschöpft, müde. Es tat gut, Florian in das Zentrum meines Denkens und Tuns zu holen - nun sind meine Hände leer, die Kerzen heruntergebrannt, die Blumen beginnen zu welken und ich weiß, dass da ein Alltag auf mich wartet, dem ich mich heute noch entziehe.

Traumland

die Gedanken sind geflogen
Silbervogel ins Land der Träume

Sonne geht auf in meiner Seele
helles Licht der Illusion

immer wieder wach' ich auf
schenk' den Traum an die Erinnerung

doch ein kleiner Teil von mir
wird im Traumland ewig bleiben

Wenn ich meine Gedanken auf Reisen schicke,
dann kann ich in andere Rollen schlüpfen,
dann kann ich an anderen Orten sein.
Diese Orte müssen nicht reell existieren.
Und doch sind sie ein Teil von mir.
So sein zu dürfen, nenne ich Freiheit.

Von ganzem Herzen Dank allen, die an uns gedacht haben, dir mir ihre Gedanken, Worte, Musik, Anteilnahme und Liebe schickten. Ohne Euch wäre dieser Tag um so vieles einsamer!
Danke von Herzen!
Gabriele
mit Florian im Licht

There is no one like you

http://www.youtube.com/watch?v=W9wZN442e4k&feature=related


Deine Stimme ist hörbar,
wenn ich sie laut
nachspreche:
erinnerte Sätze,
die uns gehören.

Seit der letzten Umarmung
nimmt die Entfernung
täglich zu.

Auch im Traum
bist du jetzt nicht einzuholen.

Vergiss nicht, wie kurz
der Abschied war
und dass ein Wind
genügt:

Ich werde dich sofort
erkennen.

Richard Exner


Mittwoch, 1. Juli 2009

Only a heartbeat from you...



Danke, lieber Uwe!

Stairway to Heaven


http://www.youtube.com/watch?v=o3Ki9rBuVXQ


Ich erinnere mich, ich möchte und muss mich erinnern und ich möchte Euch erzählen von dem letzten Tag, den Florian hier bei uns auf Erden verbringen durfte.

Es gibt zwei traurige Schauplätze an diesem Tag: Dublin und Berlin.

Dublin 1. Juli 2000

Der 1. Juli 2000 war ein Sonntag. Nach der Rückkehr aus Berlin am Montag, waren Eimear und Florian bis Mittwoch bei Eimears Eltern. Dann zog es sie zurück nach Dublin in ihr Zuhause.

Gegen 18.00 Uhr am 1. Juli 2000, saßen Florian und Eimear beim Abendessen. Sie hatten einen ruhigen Sonntag verbracht. Eimear hatte sich nachmittags mit jemandem aus ihrer Klasse getroffen (widerwillig, wie sie sagte, Florian hatte sie ermutigt, die Verabredung einzuhalten). Florian blieb zu Hause und war ganz dankbar, die Wohnung und die Ruhe für sich und sein Lernen zu haben. Eimear hatte ihn gebeten, sie um 15.00 Uhr auf ihrem handy anzurufen und sie "loszueisen" von dem Termin, was er dann tat. Florian holte sie in der Rathmines Road vom Bus ab. Eimear liebte es, wenn sie Florian bereits vom Bus aus anrufen konnte und er ihr entgegen kam. Nachts tat er dies grundsätzlich. Tags dann, wenn sie ihn darum ausdrücklich darum bat.

Die Koffer aus Berlin waren gerade erst ausgepackt und es lag überall Wäsche herum, als Eimear die Wohnung verließ. Als sie zurück kam liefen unten im Haus die (Gemeinschafts-)Waschmaschine und der Trockner und alles war aufgeräumt ... Eimear liebte Florian's Ordnung sehr...Florian nahm ihre Unordnung liebevoll hin.

Sie bestellten sich Pizza und aßen sie - auf Eimear’s Wunsch - mit Stäbchen... Eimear ließ keine Gelegenheit aus, mit Stäbchen essen zu lernen. Florian beherrschte es wohl bereit perfekt. Im Radio liefen die Nachrichten, sodass sie sich zeitlich später orientieren konnte....

Florian stand nach dem Essen auf, um die restliche Wäsche von der Maschine in den Trockner zu werfen. Er rannte die Treppen in den Keller und kam gleich wieder zurück, weil er den "coin" vergessen hatte. Er nahm ihn, drehte sich in der Tür noch einmal um und lachte Eimear zu. Dann lief er erneut in den Keller. Eimer wartete auf sein Zurückkommen.... Sie hörte plötzlich einen dumpfen Schlag, ein Geräusch des Sturzes und rannte aus der Wohnung. Florian lag auf dem Treppenabsatz, ausgestreckt, den Kopf zur Wand gedreht..
Eimear erkannte sofort, dass etwas Schreckliches geschah, sie schrie um Hilfe, verständigte
einen Rettungsdienst und sie begann, Florian zu beatmen. Sein Sterben hatte begonnen......und sie ahnte es und sie konnte es nicht aufhalten. Sie kniete bei ihm, sagte ihm, dass sie ihn liebe, dass wir alle ihn lieben... und sie musste zusehen, wie er diese Welt für immer verließ. Florian starb in Eimear’s Armen zwischen 18.25 und 18.45 Uhr.

Sterben.....
Augenblick, in dem Himmel und Ede, Diesseits und Jenseits,
sichtbare und unsichtbare Welt sich berühren...
Augenblick, in dem Dunkelheit und Licht, Ende und Neubeginn,
Zeit und Ewigkeit sich still begegnen...
Augenblick, in dem nur noch die Liebe zählt.


Nichts und niemand hätte ihn retten können - sein irdischer Weg hat hier geendet: Auf einem weichen, roten Teppich im Treppenhaus seiner Dubliner Wohnung. Tausende Male habe ich dieses Bild im Kopf gemalt und ich werde es immer erinnern..... wieder und wieder....



Berlin, 1. Juli 2000

Es ist unser Hochzeitstag, unser siebter und ein sonniger, warmer Julitag. Nach dem Frühstück schlägt Hans-Jürgen vor, am Fluss entlang zu „walken“, wie wir es regelmäßig an den Wochenenden tun. Heute ist es anders: Ich fühle mich nicht gut, ich bin bedrückt, mein Herz schmerzt, es macht mir fast angst und ich laufe langsam....ich bin beunruhigt.
Dieser Druck bleibt, ich kann ihn nicht einordnen in diesen Tag, der doch unser Glückstag ist:
Ich liebe Hans-Jürgen, unser Leben ist so gut und so schön geworden.... Ich kann das Glück nicht spüren, ich vermisse es.
Ich möchte mit Florian sprechen, ihn anrufen, gehe diesem Impuls nicht nach... morgen ist
doch Sonntag und sonntags ruft er an! Wir haben, seit er zurück in Irland ist, nur einmal ganz kurz gesprochen. Mittwoch hat er mich im Büro angerufen, er war soeben in die Wohnung zurückgekehrt und fand dort die Post von College: seine Noten – und sie sind phantastisch.
Er möchte sie mir nur kurz mitteilen, Sonntag sprechen wir weiter....
Ich freue mich schrecklich über den Anruf und sage zu ihm: „I’m so proud of you, I am
so proud, Florian!” …. Das waren die letzten Worte, die ich zu meinem Sohn sprach!

Nachmittags sind wir im Garten, es ist heiß geworden, Hans-Jürgen liegt im Schatten unter den großen Bäumen, mich treibt eine schreckliche Unruhe. Wir wollen abends Essen gehen und... zum ersten Mal einen Sparziergang durch die Glaskuppel des Reichstages machen...
Gegen 18.00 Uhr stelle ich mir einen Stuhl auf die Terrasse am Haus... In mir ist eine große Traurigkeit, unerklärbar, schmerzend. Ich sitze dort auf diesem Stuhl mit Blick über den Garten, auf den Fluss. Ich habe keine Tränen, sehne mich danach, weinen zu können, ich bin desorientiert, weiß nicht, warum ich das Glück des Tages nicht spüre...
Hans-Jürgen reißt mich aus meinen Gedanken, wir brechen auf und ich erzähle ihm auf dem Weg von meinen Gefühlen, von meinem Wunsch, weinen zu können......

Als wir gegen 24 Uhr zurück kommen sind 16 Nachrichten auf dem Anrufbeantworter – ein fürchterliches Signal, dass etwas geschehen ist.... Die Anrufe sind aus Irland – wir werden dringendst gebeten, anzurufen.... Hans-Jürgen nimmt die schreckliche, unser Leben für immer verändernde Nachricht von seiner Schwester entgegen. Und dann muss er sie an mich weitergeben............. Nachts gegen 2 Uhr kommen zwei Polizisten. Wie gut, dass sie es nicht waren, die mir von Florians Tod berichten mußten.

Und nichts wurde jemals wieder wie es war!

Die Worte, die ich von Gabriela, die mit Florian in Camphill gearbeitet hat, in einem
Brief – kurz nachdem sie die Nachricht ebenfalls empfangen hatte, geschickt bekam sind für mich so wahr und tröstlich und ich lese sie immer neu und halte mich an ihnen fest, in diesen Tagen ganz besonders...

Wir brauchen diejenigen, die wir lieben, als unsere Spiegel.
Ihre Gedanken und ihre Wahrnehmungen, sind Teil dessen, was wir lieben.
Wenn wir unsere Geliebten verlieren, verlieren wir nichts von dem, was uns mit ihnen verbunden hat.
Wir müssen jetzt nur genauer hinhören, um das, was sie uns sagen wollen, zu hören.
Diese Verbindung, der Kontakt zu ihnen kann als eine Erinnerung zu uns kommen;
Sie könnte eine Intuition sein, die wir plötzlich haben.
Sie könnte zu uns kommen, durch Freunde oder durch Fremde, die so zu uns sprechen, wie es der verlorene geliebte Mensch getan hat.
Während wir unsere Herzen der immer weiter bestehenden Beziehung zu denen, die weitergingen, öffnen, werden wir Hilfe verspüren an vielen Punkten unseres Lebens,
und uns beschützt fühlen auf vielfältige Art.
Unsere Lieben lieben uns weiter, so wie wir sie!
Wenn wir unsere Herzen und unsere Seele ihrer immerwährenden Liebe öffnen,
werden wir beschenkt mit dem Gefühl ihrer Anwesenheit.



Jetzt gehe ich zurück in den Garten. Später werden unsere und Florians Freunde zu einer Gendenkstunde kommen.
Ich danke Euch dafür, dass ich Euch diese traurige Geschichte erzählen durfte, dass Ihr mir zugehört habt, ich danke Euch für viele Post und vor allem danke Euch ich Euch für Euer Mitgefühl - aufrichtig und liebevoll!

Gabriele
mit Florian im Licht

Foto: Blumen auf dem Treppenabsatz, auf dem Florian gestorben ist

Your love is my love (for Eimear)


Gabi just wanted to let you know that my thoughts are with you today.
Love Eimear

http://www.youtube.com/watch?v=7FzrfSsDqQE

If tomorrow is a judgement day
And I'm standin' on the front line
And the Lord ask me what I did with my life
I will say I spent it with you
....
If I should die this very day
Don't cry, cause on earth we wasn't meant to stay
And no matter what people say
I'll be waiting for you after judgement day

'Cause your love is my love
and my love is your love
It would take an eternity to break us
....


Dies ist Eimears song for Florian und heute widme ich ihn ihr, seiner irischen Prinzessin, deren große Liebe über Florians Tod hinaus besteht und deren Gedanken heute bei ihm, bei uns sein werden. Ich hoffe heute mehr denn je, sie im August in Irland in die Arme schließen sie dürfen... Miss you Eimear und danke für Eine kleine Botschaft!

Wenn morgen der Jüngste Tag ist (Sing Mami),
und ich an der Frontlinie stehe
und Gott fragt mich, was ich aus meinem Leben gemacht habe,
werde ich sagen, ich habe es mit dir verbracht.

......

Wenn ich noch heute sterben sollte,
weine nicht, weil wir nicht bestimmt waren auf Erden zu bleiben.
Und egal was die Leute sagen,
ich werde auf dich warten nach dem Jüngsten Tag.

Weil, deine Liebe ist meine Liebe
und meine Liebe ist deine Liebe.
Es wird eine Ewigkeit brauchen uns auseinander zu brechen.
Und die Ketten von Amistad können uns nicht halten.

In Memoriam Florian



On your shore

Strange how
my heart beats
To find myself upon your shore.
Strange how
I still feel
My loss of comfort gone before.

Cool waves wash over
and drift away with dreams of youth
so time is stolen
I cannot hold you long enough.

And so this is where I should be now
Days and nights falling by

Days and nights falling by me.
I know of a dream I should be holding
days and nights falling by
Days and nights falling by me.

Soft blue horizons
reach far into my childhood days
as you are rising
to bring me my forgotten ways

Strange how I falter
to find I'm standing in deep water
Strange how my heart beats
to find I'm standing on your shore


An deinem Ufer

Seltsam,
wie mein Herz schlägt
um mich an deinem Ufer wiederzufinden.
Seltsam,
wie ich immer noch den Verlust meines Trostes,
der mich vorher verlassen hat, spüre.

Kühle Wellen überspülen und treiben die Träume der Jugend fort,
so wird die Zeit fortgenommen/gestolen.
Ich konnte dich nicht lange genug halten.

Und deshalb ist es hier, wo ich jetzt sein sollte.
Tage und Nächte brechen herein.

Tage und Nächte brechen über mich herein.
Ich weiß von einem Traum, den ich festhalten sollte.
Tage und Nächte brechen herein.
Tage und Nächte brechen über mich herein.

Sanfte blaue Horizonte
reichen weit bis in meine Kindertage hinein
während du dich erhebst
um mir meine vergessenen Gewohnheiten zurückzubringen/wiederzubringen.

Seltsam,
wie ich strauchle um dann zu bemerken,
dass ich im tiefen Wasser stehe.
Seltsam,
wie mein Herz schlägt um dann zu bemerken, dass ich an deinem Ufer stehe

An deinem Ufer

Seltsam,
wie mein Herz schlägt
um mich an deinem Ufer wiederzufinden.
Seltsam,
wie ich immer noch den Verlust meines Trostes,
der mich vorher verlassen hat, spüre.

Kühle Wellen überspülen und treiben die Träume der Jugend fort,
so wird die Zeit fortgenommen/gestolen.
Ich kann dich nicht lange genug halten.

Und deshalb ist es hier, wo ich jetzt sein sollte.
Tage und Nächte brechen herein.

Tage und Nächte brechen über mich herein.
Ich weiß von einem Traum, den ich festhalten sollte.
Tage und Nächte brechen herein.
Tage und Nächte brechen über mich herein.

Sanfte blaue Horizonte
reichen weit bis in meine Kindertage hinein
während du dich erhebst
um mir meine vergessenen Gewohnheiten zurückzubringen/wiederzubringen.

Seltsam,
wie ich strauchle um dann zu bemerken,
dass ich im tiefen Wasser stehe.
Seltsam,
wie mein Herz schlägt um dann zu bemerken, dass ich an deinem Ufer stehe

http://www.youtube.com/watch?v=n08JRxVLKLE&feature=related