Dienstag, 31. Januar 2012

Wunder heute

Wunder heute
wo sind heute die Blinden die sehen
wo sind heute die Lahmen die gehen
wo sind heute die Aussätzigen
die rein werden
wo sind heute die Tauben die hören
wo sind heute die Toten die aufstehen
plötzlich fängt einer an
deutlicher zu sehen
plötzlich fängt einer an
aus dem Trott zu gehen
plötzlich fängt einer an sich zu häuten
plötzlich fängt einer an hinzuhören
plötzlich fängt einer an aufzustehen
um neu zu verstehen
und jedesmal
ist ein Wunder geschehen

Annemarie Schnitt

Bild: Elihu Vedder

Montag, 30. Januar 2012

Morgenländisches Liebeslied

Drei Tropfen Herzblut weinte ich um dich.
Von ihrer Röte tranken alle Rosen.
Siehst du den Wind ein Rosenblatt liebkosen,
Rot wie mein Blut: Denke du an mich.

Ich war ein Kind, dem alle Wolken sangen,
Sie wiegten sich in meinem jungen Traum.
Mein waren Stern und See und lichter Baum
In Waldesfrühe schlank und taubehangen.

Nachts bot der Mond mir seinen Silberball.
Die Blumen baten; Nimm von unsern Düften.
Mir wob der Frühling Träume aus Kristall
Und hängte mir sein Blühen um die Hüften.

Das alles warf ich fort , wie Kinder tun
Mit ihren müdgespielten Kieselsteinen,
Um einen Pulsschlag in dir auszuruh'n
Und dann mein leztes Herzblut zu verweinen.

Mascha Kalèko

Bild: James Christiansen

Sonntag, 29. Januar 2012

Gedenkseite für Florian

Startseite

….“Und die Seelen, die gemeinsame Leiden geeint haben, vermag nichts mehr zu trennen - weder die Seligkeit der Freude noch ihr Rausch. Die Bande, welche die Traurigkeit zwischen zwei Seelen knüpft, sind stärker als die Bande der Glückseligkeit. Und die Liebe, die mit Tränen besiegelt wird, bleibt ewig rein und schön..“.

(Khalil Gibran)


Liebe LeserInnen,
ich sitze - mit Kat, der Mutter von Simeon - an der Überarbeitung und Neugestaltung der Gedenkseite für Florian.... Ich konnte die Seite, wie sie jetzt ist, (technisch) nie selbst gestalten und war  oft sehr unzufrieden. Jetzt wird sie - durch Kat -  in eine äußere Form gebracht, die mich sehr anrührt;  inhaltlich bleibt sie (mit leichten Änderungen) bestehen, um die Authentizität zu wahren.  Hier nur ein kleiner Eindruck, damit Ihr nicht erschreckt, wenn es soweit ist!
Gabriele

Folgeseiten

Samstag, 28. Januar 2012

"...Immer dort wo Kinder sterben
werden Stein und Stern
und so viele Träume heimatlos"..

Nelly Sachs

Freitag, 27. Januar 2012

Walk With Me


Come, walk with me, my friend,
I'll hold your hand.
This journey is not one to understand.
There is no sorting out
Chaff from the wheat.
We have to take the bitter with the sweet.

Come, walk with me,
Along the trail of tears.
We'll share our heartbreak, and our hopes and fears.
This trail is not designed
To walk alone.
But we will make discoveries of our own.

Come, walk with me, my friend,
We'll share the load
Up every hill and down the rugged road.
No map to show the route
Or tell how far.
No compass points the way, or guiding star.

Come, walk with me,
And I will walk with you.
Perhaps we two will find a better view.
Perhaps the trail,
Though thorny on the feet,
Will widen for two sorrowed hearts to meet.

Come, walk with me
Through brambled vine and thorn.
Step over stones that leave hearts ripped and torn.
The walk is never easy,
That is true.
But you will walk with me, and I with you.

By Gwen Flowers
Bild: Duy Huynh

Donnerstag, 26. Januar 2012

Ich finde mich in dir


Ich finde mich in dir
Ich trage deine Gedanken in mir
und wiege sie sanft wie ein Kind.
Daraus wächst und entwickelt sich unser Wir,
das uns traumhaft und selig umspinnt.

Mit deinen Augen betrachte ich staunend das Meer,
mit deinen Ohren lausch` ich dem Wind.
Und mit all meinen Sinnen spür ich so sehr,
dass ich ohne dich taub bin und blind.

Ich taste mich mit deinen Händen zum Licht.
Mit deinen Füssen gelingt es mir, Wege zu wagen.
Und im Spiegel erkenne ich, dass mein Gesicht
und das deine gemeinsame Züge tragen.

Elli Michler
 
Für Dich, liebe Gudrun, am Tag der Geburt Deiner Julia - in großer Verbundenheit und mit Dir traurig
Und für Dich, liebe Kathrin, die auch Du heute Geburtstag hast - und Deine Schwester, Deine zweite Hälfte, so sehr vermissen wirst...

Tribute to the Innocent


Tribute to the Innocent was written and performed in honor of the lives taken on July 22, 2011 in Norway. We hope many people will find some comfort through this song



Noch einmal in anderer Version mit Text!

Mittwoch, 25. Januar 2012

Was soll ich sagen?



Was soll ich sagen, wenn dieses wirre Herz flattert?
Dich will es, Dich will es.
Was soll ich sagen, wenn es gegen meine Brust schlägt?
Dich will es, Dich will es.
Was soll ich sagen, wenn mein Herz, blutend durch Deine
Liebe, sich immer nur nach Dir sehnt?
Dich will es, Dich will es.
Von morgens bis abends flüstere ich ihm zu, wie ungerecht das war,
aber noch bevor die Geschichte zuende ist...
Dich will es, Dich will es.
Eines Nachts, als es seine Liebe herausschrie,
riss ich es aus meiner Brust und trat es mit Füßen.
Unter mir sagte es leise...
Dich will es, Dich will es.
Du, der Grund für diese Qual,
Du, der dieses wirre Herz
Gefangen genommen hat,
sag mir, was soll ich meinem Herzen sagen,
dass in seinem Schmerz verlassen wurde?

Nima Juschidsch / IRAN

Tränen auf See


An diesem Donnerstag wird im WDR in der Sendereihe "Menschen hautnah" um 22:30 Uhr ein Film
"Tränen auf See" über die Segelreise der Gruppe Trauernder ausgestrahlt.

Fast wirkt es wie ein ganz normaler Segelurlaub, den die kleine Gruppe von sechs Frauen und Männern gemeinsam in Kroatien unternimmt. Das glasklare, blaue Meer lädt zum Schwimmen und Schnorcheln ein, an Deck lassen sie sich von der Sonne wärmen und auf hoher See sich den Wind um die Ohren wehen. Es wird viel gelacht und genossen. Aber diese Fröhlichkeit wird immer wieder durchbrochen von dem Gefühl, das jeder von ihnen in sich trägt. Sie alle haben einen oder sogar mehrere geliebte Menschen verloren: Kirsten Siebert innerhalb von fünf Jahren Mann, Mutter und Vater. Auch Kerstin Flügge trauert um ihre Mutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hatte.

http://www.wdr.de/tv/menschenhautnah/

Dienstag, 24. Januar 2012

Everything carries me to you....

Brachzeit

Vom Winter lernen
der Stille zu vertrauen
der Sprengkraft des Unsichtbaren
und dem Sammeln in den Kammern
während der Brachzeit
Vom Winter wieder lernen
sich überschneien zu lassen
ohne Furcht

Eveline Hasler

Montag, 23. Januar 2012

Die Birke

Die Birke die liebe
trägt Trauer
nackt unbehütet
Ich kann
nichts für sie tun

Halte still
Birke Schwesterherz
nur eine Weile
Wir werden
wieder Frühlingslieder
singen
Alte und neue

Anne Steinwart

Sonntag, 22. Januar 2012

Letztes Lied


Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben
Und heiter sein. In meinem jungen Herzen
Brannte das goldne Licht. Das hab ich Dir gegeben,
Und nun verlöschen meine Abendkerzen.

Das Fest ist aus, der Geigenton verklungen,
Gesprochen ist das allerletzte Wort.
Bald schweigt auch sie, die dieses Lied gesungen.
Sing Du es weiter, Kind, denn ich muss fort.

Den Becher trank ich leer, in raschem Zug
Und weiß, wer davon kostete, muss sterben …
Du aber, Kind, sollst nur das Leuchten erben
Und all den Segen, den es in sich trug:

Mir war das Leben wie ein Wunderbaum,
von dem in Sommernächten Psalmen tönen.
– Nun sind die Tage wie ein geträumter Traum;
Und alle meine Nächte, alle – Tränen.

Ich war so froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.
In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit,
soll, was ich nicht gelebt, Erfüllung haben.

Ich werde still sein, doch mein Lied geht weiter.
Gib Du ihm deinen klaren, reinen Ton.
Du sei ein großer Mann, mein kleiner Sohn.
Ich bin so müde – aber Du sei heiter.

Mascha Kaléko

Bild: Michal Swider

Samstag, 21. Januar 2012

Für Lilli



20.01.2009 - lilli esmeralda niebla lion

UEBER DIE WEIDE

gewiss wird sie da sein,
sie, die wir auf erden beweinten,
kommt ueber die weide
lachend und ohne pein.
knietief in blumen, klein,
kommt sie ueber die weide,
wandelt zwischen uns beiden. -
in ihrem weisen geleite
werden WIR kinder sein.
sie, die ueber die weide kommt -
da sein wird sie - gewiss.

(ida gerhardt (abgeandert))
Von Kathrin für Lilli

In Gedanken bei Dir, liebe Kathrin und bei Lilli im Licht + bei Florian

Fotos: Skulptur im Garten der Sternenkinder auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof

Freitag, 20. Januar 2012

Tage die bleiben....


Der Tod gehört zum Leben. Nur wenn wir ihn als Tatsache akzeptieren, ist es uns möglich, ein sinnvolles und erfülltes Leben zu führen. Der Tod begrenzt das Leben. Nur durch den Tod wird die Lebenszeit, die uns zur Verfügung steht, zu etwas Kostbarem. Mein Ziel ist es, den Tod zurück ins Alltagsleben zu holen.

Ein Schlüsselthema heißt: sich Zeit nehmen für den Abschied.


Welche Chance im richtigen Umgang mit Trauer stecken kann, das ererzählt ein berührender Film, den ich Ihnen heute empfehlen möchte: In „Tage die bleiben“ wird humorvoll, aber trotzdem mit Gefühl darstellt, wie verschieden die einzelnen Mitglieder einer Familie mit dem Verlust der Ehefrau und Mutter umgehen, nachdem diese durch einen Autounfall aus dem Leben gerissen wurde.

Zum ersten Mal sind der untreue Ehemann, sein entfremdeter Sohn und seine pubertierende Tochter nun gezwungen, gemeinsam als Familie zu handeln. Während jeder für sich mit seinen eigenen Gefühlen kämpft, schaffen sie es nicht, gemeinsam ihre Trauer zuzulassen. Beim Organisieren der Beerdigung geraten alle drei an ihre Grenzen, Lügen werden aufgedeckt, es kommt zu Aussprachen und letztendlich ist es genau das, was sie als Familie wieder zueinanderfinden lässt.

Naher fremder Mensch

Naher
fremder Mensch
Ich kenne nicht deine Geschichte
weiß nichts von deinen Sehnsüchten
spüre nur
du suchst
meine Nähe
Naher
fremder
Mensch
du trittst hervor
gehst auf mich zu
Zurückhaltung und Neugier
verpasste Gelegenheit
geglückte Begegnung
Spannungsbogen zwischen Menschen

Margot Bickel

Schönheit



Gesichtszüge, welche die Geheimnisse unserer Seele enthüllen,
verleihen dem Gesicht Schönheit und Anmut,
selbst wenn diese seelischen Geheimnisse schmerzlich und leidvoll sind.
Gesichter hingegen, die - Masken gleich - verschweigen, was in ihrem Innern vorgeht,
entbehren jeglicher Schönheit, selbst wenn ihre äußeren Formen vollkommen symmetrisch und harmonisch sind.

Khalil Gibran

Donnerstag, 19. Januar 2012

Wir werden uns wiederfinden


Wir werden uns wiederfinden
im See
du als Wasser
ich als Lotusblume.
Du wirst mich tragen
ich werde dich trinken.
Wir werden uns angehören
vor allen Augen.
Sogar die Sterne
werden sich wundern:
hier haben sich zwei
zurückverwandelt
in ihren Traum
der sie erwählte.

Rose Ausländer


Mittwoch, 18. Januar 2012

Dank!


Danke, liebe Kathrin. Das hat mich sehr gerührt!

schritte ins licht

komm

wir gehen in die zukunft

ein schritt noch
und wir betreten

das neuland heute
das leben lockt

begegnungen warten
helles und dunkles

liegt vor uns
wie du das neue empfängst

ist bedeutsam
angst ist keine gute ratgeberin
lass dich

von der hoffnung leiten
und vom vertrauen

höre auf dein herz
achte auf deine träume


Almut Hahneberg

Foto: Lichtspiele auf unserer Treppe

Dienstag, 17. Januar 2012

Motto



Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge
und keine Heimat haben in der Zeit.
Und das sind Wünsche: leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.

Und das ist Leben. Bis aus einem Gestern
die einsamste Stunde steigt,
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,
dem Ewigen entgegenschweigt.

Rainer Maria Rilke
Aus: Frühe Gedichte

Montag, 16. Januar 2012

Zeigt mir ...


Zeigt mir in der weiten Welt den Mann, der die Wolken
besser kennt und mehr lieb hat als ich!
Sie haben die Formen von seligen Inseln
und segnenden Engeln.
Sie schweben zwischen Gottes Himmel und
der armen Erde als schöne Gleichnisse aller Menschen Sehnsucht,
beiden angehörig - Träume der Erde, in welchen sie ihre
befleckte Seele an den reinen Himmel schmiegt.
Sie sind das ewige Sinnbild allen Wanderns,
allen Suchens, Verlangens und Heimbegehrens.
Uns so, wie sie zwischen Erde und Himmel
zag und sehnend und trotzig hängen,
so hängen zag und sehnend und trotzig
die Seelen der Menschen
zwischen Zeit und Ewigkeit.

Hermann Hesse

Sonntag, 15. Januar 2012

Träume


Träume, die in deinen Tiefen wallen,
aus dem Dunkel lass sie alle los.
Wie Fontänen sind sie, und sie fallen
lichter und in Liederintervallen
ihren Schalen wieder in den Schoß.

Und ich weiß jetzt: wie die Kinder werde.
Alle Angst ist nur ein Anbeginn;
aber ohne Ende ist die Erde,
und das Bangen ist nur die Gebärde,
und die Sehnsucht ist ihr Sinn -


Aus: Frühe Gedichte
Rainer Maria Rilke

Samstag, 14. Januar 2012

Don't give up the fight ...


Always, oh please don't give up the fight
For no reason, but your own
I never said a fight would be easy
Because it won't
I will remember you, and all that we have been through
There is no angel, that can be more angel than you
I see you every night when your star is shining bright
And I smile and I cry, I wish you where here, with me

Well, I am so proud to be your father
I am so proud to be your mum
And I am so proud to be your brother
So maybe is been your son, always

And please don't give up the fight
For no reason, but your own
I never said a fight would be easy
Because it won't

I will come look for you
When this life is through
With this body
Before now I still need to live
For we are not alone
And you are not alone
We're at home, loving and waiting
And so afraid

Well I am so proud to be your father
I am so proud to be your mum,
And I'll always be proud to be your brother
So may this be your song
Please don't give up the fight for no reason

Racoon - songtext

Danke, liebe Andrea!  Es ist Samstag...

Nie noch war ein Januar

Nie noch war ein Januar
So gelind,
Und so gar im Februar
Frühlingswind,
Wie in diesem Jahr
Wunderbar
Beide Monde sind.

Nie doch war im Januar
Sturm und Wind,
Nie im Jahr der Februar
Ungelind,
Wie auf immerdar
Mir dies Paar
Unglücksmonde sind.

Auf der Bahr im Januar
Lag mein Kind;
Bringst du dar, o Februar,
Kranzgewind?
Deine Tage klar
Nehmen wahr
Augen tränenblind.

Friedrich Rückert

Freitag, 13. Januar 2012

Auf seinen Wangen ...

Seine Hände blieben wie blinde
Vögel, die, um Sonne betrogen,
wenn die andern über die Wogen
zu den währenden Lenzen zogen,
in der leeren, entlaubten Linde
wehren müssen dem Winterwinde.

Auf seinen Wangen war die Scham
der Bräute, die über der Seele Schrecken
dunkle Purpurdecken
breiten dem Bräutigam.

Und in den Augen lag
Glanz von dem ersten Tag, -
aber weit über allem war
ragend das tragende Flügelpaar...


Aus: Frühe Gedichte (Engellieder)
Rainer Maria Rilke

Donnerstag, 12. Januar 2012

Etwas in mir

Etwas in mir
ist jung geblieben
bewegt sich auf
leichten Füßen
streckt sich zur Sonne
schwimmt gegen den Strom
hält mir die Stange
beim Sprung über die Zeit




Annemarie Schnitt

Mittwoch, 11. Januar 2012

Für Anna



Anna-Katherina Öynhausen
* 21. April 1981 + 11. Januar 2001


Wenn ich im Glanz der Sonne
dein Lachen nicht sehe

Wenn ich im Gesang der Vögel
deine Stimme nicht höre

Wenn ich im fallenden Regen
deine Tränen nicht sehe

Wenn ich in fremden Gesichtern
deines nicht suche

Dann, erst dann, bist du wirklich
gestorben

Helga Hochmann


Im Gedenken an Anna und in Gedanken an Euch, liebe Jutta!

2012 - Year of Power

Dienstag, 10. Januar 2012

Arbeit wartet auf mich...


Arbeit wartet auf mich
die ich immer verschiebe
Nur der Flug
berechtigt mein Herz
zu schlagen
Nur der Gedanke der Ewigkeit
unterstützt meinen Atem
Nur die Liebe
erlaubt mir
ein Mensch zu sein


Rose Ausländer

Bild: Standbild aus "Nothing Personal" meinem Lieblingsfilm der letzten Jahre!

Montag, 9. Januar 2012

Der Tod als Lebenswandlung

Schmerz ist berechtigt,
man soll stark werden, ihn zu tragen,
aber man soll ihn sich nicht ausreden lassen...
Derjenige, der hier als Hinterbliebener ist,
hat mit Bezug auf Kinder,
die ihm hinweggestorben sind,
seien es seine eigenen oder solche,
die er sonst geliebt hat...
einen gewissen Mitgefühlsschmerz. -
Kinder bleiben eigentlich bei uns,
und dadurch,
dass wir mit ihnen verbunden waren,
bleiben sie uns so nahe,
übertragen sie ihren Schmerz auf unsere Seelen,
und wir fühlen ihren Schmerz,
dass sie noch gerne da wären.
Dadurch wird ihnen der Schmerz leichter,
dass wir ihn mittragen.
Eigentlich fühlt das Kind in uns.
Es ist gut,
wenn es mit uns fühlen kann,
dadurch wird ihm sein Schmerz erleichtert.



Rudolf Steiner
Der Tod als Lebenswandlung
Nürnberg, 10. Februar 1918

Bild: Stefanie Rabenschlag
http://mitbergblick.blogspot.com/
Eine sehr schöner blog!

Sonntag, 8. Januar 2012

Paulo Coelho Auszüge

..."Sie hatte herausgefunden, daß es zwei Dinge gibt, die einen Menschen daran hindern, seine Träume zu verwirklichen: der Glaube, sie seien ohnehin unerfüllbar, oder wenn diese durch eine unerwartete Drehung des Schicksalsrades plötzlich doch erfüllbar werden. In solchen Augenblicken bekommt man Angst vor einem Weg, von dem man nicht weiß, wohin er führt, vor einem Leben voller unbekannter Herausforderungen, davor, daß vertraute Dinge für immer verschwinden könnten..."

- Paulo Coelho, Der Dämon und Fräulein Prym


...."Making a decision was only the beginning of things. When someone makes a decision, he is really diving into a strong current that will carry him to places he had never dreamed of when he first made the decision...."
(Die Entscheidungen waren nur der Anfang von etwas. Wenn man einen Entschluß gefaßt hatte, dann tauchte man damit in eine gewaltige Strömung, die einen mit sich riß, zu einem Ort, den man sich bei dem Entschluß niemals hätte träumen lassen.)

- Paulo Coelho, The Alchimist (Der Alchimist)


...."Weil er an Wunder glaubt, geschehen auch Wunder. Weil er sich sicher ist, daß seine Gedanken sein Leben verändern können, verändert sich sein Leben. Weil er sicher ist, daß er der Liebe begegnen wird, begegnet ihm diese Liebe auch..."
- Paulo Coelho, Handbuch des Kriegers des Lichts


...."Wir gehen dem Tod entgegen, ohne zu wissen, wann unsere Zeit gekommen ist. Deshalb sollten wir bewußt leben, für jede Minute dankbar sein, aber auch dem Tod dankbar sein, denn er bringt uns dazu, über die Bedeutung einer Entscheidung nachzudenken, ob wir sie nun treffen oder nicht.
Mit anderen Worten, es gilt, alles zu unterlassen, was uns zu lebenden Toten macht, und alles auf die Dinge zu setzten, von denen wir immer träumten, und alles für sie zu riskieren...."

- Paulo Coelho, Sei wie ein Fluß, der still die Nacht durchströmt,

Samstag, 7. Januar 2012

Für Klaus und Christine

Jeder Tag
mit seinen Herausforderungen,
seinen Aufgaben und Pflichten
liegt vor dir wie ein Berg,
den du mit Mühe
erklimmen und überwinden musst.
Aber versäume nicht,
auf dem Gipfel auszuruhen,
um die Aussicht auf die Schönheit
der Welt in dich aufzunehmen
und darin den Lohn aller Mühe
auszukosten.
Genieße auch die Ruhe
am Abend im Tal,
und freue dich an dem,
was du an diesem Tag bewältigt hast
und was dir dabei gelungen ist.

Christa Spilling-Nöker


Wie viele Tage/Wochen/Monate und Jahre  Du nun schon ohne Deinen Klaus leben mußt, liebe Christine. Wie viele Berge Du in dieser Zeit erklommen hast. Wie oft Du im Meer der Tränen schwimmst.. Nie hast Du Klaus' Nähe verloren!  Ich hoffe, auch heute schickt er Dir ein kleines Zeichen seiner Anwesenheit
 Ich denke an Dich! 
Deine Gabi

Donnerstag, 5. Januar 2012

Für Luu



....."Die Toten sind ja fortwährend da…. Wir sind nicht von ihnen getrennt durch unsere Realität, wir sind von ihnen nur getrennt durch den Bewußtseinszustand. Wir sind nicht anders von den Toten getrennt, als wir im Schlafe getrennt sind von den Dingen um uns herum: Wir schlafen in einem Raume, und wir sehen nicht Stühle,… die in dem Raume sind, trotzdem sie da sind. Wir schlafen im sogenannten Wachzustande mit Bezug auf Gefühl und Willen mitten unter den sogenannten Toten… geradeso wie wir die physischen Gegenstände nicht wahrnehmen, die um uns herum sind, wenn wir schlafen. Wir leben also nicht getrennt von der Welt, in der die Kräfte der Toten walten; wir sind mit den Toten in einer gemeinsamen Welt...."

Rudolf Steiner in: "Erdensterben und Weltenleben"

Dass dieser Gedanke Dich an Luu's Geburtstag begleite, das wünsche ich Dir, liebe Birgit und allen, die mit Dir unendlich traurig sind. Es ist sein 20ster Geburtstag und wenn Engel im Himmel feiern, dann sitzt er heute in ihrer Mitte. Ich wünschte so sehr, es wäre so!
Hier brennt die Kerze für Luu!

Mittwoch, 4. Januar 2012

Fußspuren


Fußspuren
die verwehen im Schnee der Zeit
Endlosspuren der Menschheit
Schneespuren
Spuren ins Ungewisse
nie endender Versuch
auf festen Sohlen
Schritte zu wagen
über den Schnee hinaus

Annemarie Schnitt

Foto: Strandgut, Ostsee 2009

Dienstag, 3. Januar 2012

Ich danke....


Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben.
Sie haben meine Phantasie beflügelt.

Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten.
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.

Ich danke allen, die mich belogen haben.
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.

Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben.
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.

Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben.
Sie haben meinen Trotz geschürt.

Ich danke allen, die mich verlassen haben.
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.

Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben.
Sie haben mich erwachsen werden lassen.

Ich danke allen, die mich verletzt haben.
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.

Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben.
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.

Ich danke allen, die mich verwirrt haben.
Sie haben mir meinen Standpunkt klar gemacht.

Vor allem aber danke ich all denen,
die mich lieben, so wie ich bin.
Sie geben mir die Kraft zum Leben!
Danke.

Paulo Coelho

Montag, 2. Januar 2012

Wintergarten


Deinen Briefumschlag
mit den zwei gelben und roten Marken
habe ich eingepflanzt
in den Blumentopf

Ich will ihn
täglich begießen
dann wachsen mir
deine Briefe

Schöne
und traurige Briefe
und Briefe
die nach dir riechen

Ich hätte das
früher tun sollen
nicht erst
so spät im Jahr

Erich Fried

Sonntag, 1. Januar 2012

Das perfekte Herz


Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe.
Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt.
Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten.
Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter über sein schönes Herz.

Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines."
Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an.
Es schlug kräftig, aber es war voller Narben. Es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren.
Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken....
Genau gesagt, an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten.
Die Leute starrten ihn an: wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie?

Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."

"Ja", sagte der alte Mann, deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt eben manchmal auch ein Risiko einzugehen.
Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich auch für diese Menschen empfinde.
Nun siehst du was wirkliche andere Schönheit ist ?

Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen.
Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus.
Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an.
Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde in des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.

Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.

photo: davedurhams/ fb
story adapaptation based on paulo coehlo