Dienstag, 29. Dezember 2020

Tage zum Anhalten


Tage zum Anhalten
zum Verweilen  im Zauber
befreiender Gedanken
Weihnachten
der Traum von einem Leben
ohne Argwohn und Weh
ohne Krieg und Zerstörung
Weihnachten
der Lichtblick  die Hoffnung
auf Veränderung und
Neuwerdung der Welt

Annemarie Schnitt

Die Frage bleibt



Halte dich still, halte dich stumm,
Nur nicht fragen, warum? warum?
Nur nicht bittere Fragen tauschen,
Antwort ist doch nur wie Meeresrauschen.
Wies dich auch aufzuhorchen treibt,
Das Dunkel, das Rätsel, die Frage bleibt.
 
Theodor Fontane

 

Stufen


Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden …
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und
gesunde!
 
 
HERMANN HESSE


 💛💛💛💛

 Ich wünsche Euch einen gesunden, zuversichtlichtlichen Jahreswechsel und hoffen wir alle auf ein besseres Jahr 2021!

Bleibt gesund!

Alles Beste

Gabriele 

 

 

 



Mittwoch, 23. Dezember 2020

Do not stand at my grave and weep


Do not stand at my grave and weep
I am not there. I do not sleep.
I am a thousand winds that blow.
I am the diamond glints on snow.
I am the sunlight on ripened grain.
I am the gentle autumn rain.
When you awaken in the morning's hush
I am the swift uplifting rush
Of quiet birds in circled flight.
I am the soft stars that shine at night.
Do not stand at my grave and cry;
I am not there. I did not die.
🌟🌟
 
🌟
 
Danke, liebe Gabi Becker 
Leitung SHG "Trotz-dem Leben Augsburg" 



Sonntag, 20. Dezember 2020

Brachzeit



Vom Winter lernen
der Stille zu vertrauen
der Sprengkraft des Unsichtbaren
und dem Sammeln in den Kammern
während der Brachzeit
Vom Winter wieder lernen
sich überschneien zu lassen
ohne Furcht
 
-Eveline Hasler
 
Einen gesunden 4. Advent 🌲🌟🌟

 

Fortschritt


 
Und wieder rauscht mein tiefes Leben lauter,
als ob es jetzt in breitern Ufern ginge.
Immer verwandter werden mir die Dinge
und alle Bilder immer angeschauter.
Dem Namenlosen fühl ich mich vertrauter:
Mit meinen Sinnen, wie mit Vögeln,
reiche ich in die windigen Himmel aus der Eiche,
und in den abgebrochnen Tag der Teiche
sinkt,wie auf Fischen stehend, mein Gefühl.
 
Rainer Maria Rilke

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Eifriger Frost

 

 
Für Florian:

Meine Sonne
ist scheinen gegangen
in deinem Himmel
Mir bleibt
der Mond den ruf ich
aus allen Wolken
Er will mich trösten
Sein Licht sei wärmer
und heller
Nicht gelb verfärbt
dass man nur noch denkt
ans Erkalten
Sonne komm wieder!
Der Mond ist zu hell und
zu heiß für mich!
 
Erich Fried

 

Winternacht

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und es war einmal eine Flocke,
die fiel dazu wie im Traum ...

Die fiel dazu wie im Traum ...
Die sank so leis hernieder
wie ein Stück Engleingefieder
aus dem silbernen Sternenraum.

Es war einmal eine Glocke,
die machte baum, baum ...
Und es war einmal eine Flocke,
so leis als wie im Traum ...

So leis als wie im Traum ...
Und als vieltausend gefallen leis,
da war die ganze Erde weiß
als wie vom Engleinflaum.

Da war die ganze Erde weiß
als wie vom Engleinflaum.


 Christian Morgenstern

Sonntag, 13. Dezember 2020

Candle 🕯 Lightning Day 2020

 

Am weltweiten Candle Lighting Day, dem zweiten Sonntag im Dezember -  gedenken Familien jährlich ihrer vorausgegangenen Kinder, Kinder ihrer Geschwister, Großeltern ihrer Enkelkinder,  indem sie um 19.00 Uhr eine Kerze ans Fenster stellen. Möge ihr Licht nie erlöschen!

 



 Meine Kerze brennt für  Florian - aber auch für alle die Kinder, die wie er in diesen vorweihnachtlichen Tagen so ganz besonders fehlen!

 

                       Möge ihr Licht für immer hell leuchten 🌟🌟🌟🌟




Samstag, 12. Dezember 2020

Es gibt so wunderweiße Nächte

 


Es gibt so wunderweisse Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
 
 
Rainer Maria Rilke, 1875-1926

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Dezember

 



⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐

dezember

und immer der wunsch
die dunkelsten tage
zu überstehen

wo ist
ein wort das licht
sein könnte
und bei mir bleibt

⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐


Dienstag, 8. Dezember 2020

Das Jahr ist ein Kreis


²Das Jahr ist ein Kreis. Der Winter geht in den Frühling über; aus dem Frühling geht der Sommer hervor, und im Herbst gelangt das Jahr zu seiner eigenen Vollendung. Der Kreislauf der Zeit wird niemals unterbrochen. Derselbe Rhythmus manifestiert sich im Tag: Auch er ist ein Kreis. Zuerst entsteigt der Finsternis der Nacht der neue Morgen, dann erstarkt er zum Mittag, senkt sich gen Abend und taucht zuletzt abermals in die Nacht ein. Da wir in der Zeit existieren, ist auch unser Leben ein Kreis. Wir gehen aus dem Unbekannten hervor. Wir erscheinen auf der Erde, leben auf ihr, beziehen unsere Nahrung von ihr und kehren zu guter Letzt zu ihr, ins Unbekannte zurück. Auch die Ozeane folgen diesem Rhythmus: Die Flut steigt und steigt, erreicht ihren Höhepunkt und wendet sich dann wieder zur Ebbe. Der ewige Wechsel der Gezeiten ähnelt dem Rhythmus unseres Atems: Auch er steigt in uns, bis wir vollkommen ausgefüllt sind, und fließt dann wieder ab ins große Luftmeer. Das Bild des Kreises verleiht dem Alterungsprozess eine neue, schöne Perspektive. Mit dem Älterwerden wirkt die Zeit auf unseren Körper, auf unsere Erfahrung und vor allen Dingen auf unsere Seele. Altern ist einerseits ein schmerzlicher Prozess. Wenn unser Körper altert,verlieren wir nach und nach die natürliche Spannkraft und Vitalität der Jugend. Wie eine unerbittliche Tide beginnt die Zeit, unmerklich erst, an der Membran unserer Kraft zu nagen. Sie wird ihr Erosionswerk immer weiter fortsetzen, bis unser Leben schließlich vollkommen abgetragen ist."

 John O’Donohue „Anam Cara“