Donnerstag, 31. Dezember 2009

Ein neues Buch, ein neues Jahr

Ein neues Buch, ein neues Jahr
Was werden die Tage bringen?!
Wird's werden, wie es immer war,
Halb scheitern, halb gelingen?

Ich möchte leben, bis all dies Glühn
Rücklässt einen leuchtenden Funken.
Und nicht vergeht, wie die Flamm' im Kamin,
Die eben zu Asche gesunken.

Theodor Fontane

Ich wünsche Euch ein Neues Jahr voller Inspiration, Harmonie, Hoffnung, voller guter Begegnungen und allem voran Gesundheit! Mögen Engel Eure Wege leiten und begleiten!

Ich sitze an meinen "Gedanken im Jahr Zehn" und werde sie, sobald sie zu Papier gebracht sind, an Euch weitergeben!

Von Herzen alles Gute und Kraft und Mut!
Gabriele

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Seneca (Trostschrift - Auszüge)



Auszüge aus Trostschrift an Marcia
Von Seneca

„In der Ewigkeit können sie sich frei auf unendlichen Gebieten bewegen; kein Meer hindert sie, keiner Bergeshöhe, kein tiefeingeschnittenes Tal, nicht die Sandbänke unserer Furten. Überall sind ebene Pfade, leicht gehen sie in einander über und führen von einem Stern zum anderen....“

***
„Das größte Glück ist, gar nicht geboren zu werden; das zweitgrößte, davon bin ich überzeugt, ist, bald sterben zu dürfen und wieder in den Zustand zurückzukehren, in dem man sich vor der Geburt befand...“


***

„Überdies ist der Weg zu den Himmlischen für die Seelen leichter, die sich zeitig von der Berührung mit menschlichen Dingen frei gemacht haben; sie haben noch nicht so viel Masse und Bodensatz. Ehe sie sich allzu tief in das Irdische einlebten, werden sie frei du können nun leichter zu ihrem Ursprung zurückkehren und, was ihnen vom Schmutz der Erde anklebt, geschwinder abstreifen. Nie ist großen Geistern ein langes Verweilen im Körper erwünscht; sie wünschen lebhaft, herauszukommen, auszubrechen; sie ertragen das Eingeschlossensein ungern, sie, die sich lieber aufwärts schwingen und von der Höhe auf das Treiben der Menschen herabschauen.
Was die höchste Stufe seiner Entwicklung erreicht hat, neigt sich rasch dem Ende zu.
Die vollkommene Tugend entzieht sich der Welt und was früher gereift ist, wartet nicht, bis die Nacht hereinbricht. Je heller ein Feuer aufflammt, desto früher erlischt es....“

***

„Bekennst du aber, du habest durch ihn (deinen Sohn) große Freude gehabt, so mußt du dankbar sein für das, was dir vergönnt war, nicht klagen über das, was jetzt aufgehört hat.
„Aber dieser Gewinn hätte länger und größer sein können!“ Doch ist es besser, als wenn du ihn gar nicht gehabt hättest; wenn man die Wahl hat, ob man kurze Zeit glücklich sein wolle oder gar nicht, so nimmt man doch lieber ein bald aufhörendes Glück als gar keines....“

***

„Bedenke auch, dass es kein Beweis von Größe ist, im Glück sich stark zu erweisen, wenn im Leben alles günstig verläuft. Des Steuermanns Kunst erprobt sich nicht bei ruhigem Meer und bei günstigem Wind: etwas Widrigen muß sich zeigen, dann erst kann der Mut sich bewähren. Laß dich nicht niederbeugen, stehe fest; welche Last dir auch von oben auferlegt werden mag, trage sie nur; nur der erste Ansturm ist schreckhaft. Nichts ärgert das Geschick mehr als Gleichmut!“

***


„Wieder und wieder muß unser Herz daran erinnert werden, daß alles, woran es hängt, von uns gehen wird, ja, daß es schon im Begriff ist, von uns zu gehen. Was das Geschick gegeben hat, besitze man mit dem Gedanken, man könne es jeden Augenblick verlieren.
Schöpft in vollen Zügen Freude aus dem Verkehr mit euren Kindern, solange ihr könnt und lasset andererseits eure Kinder sich eurer Liebe erfreuen; ergreifet jede Freude ohne Aufschub, ihr wisset nicht, ob die kommende Nacht – doch ich habe zuviel gesagt – ob die nächste Stunde eurer ist. Eilen muß man, im Rücken droht der Tod. Plötzlich zerstreut sich das Gefolge, plötzlich wird zum Aufbruch geblasen, und das bisherige Zusammenleben hört auf. Das ganze Leben ist ein allgemeinen Raub du eine beständige Flucht.
Und ihr Unglücklichen versteht nicht, auf der Flucht zu leben! Du trauerst darüber, daß dein Sohn starb: die Stunde, da er geboren wurde, ist schuld daran; bei seiner Geburt ward ihm der Tod bestimmt. Unter dieser Bedingung ward er dir gegeben; diesem Los ging er von Geburt an entgegen.
Wir stehen unter der harten, unbeugsamen Herrschaft des Schicksals und müssen nach dessen Willkür geduldig Verschuldetes und Unverschuldetes hinnehmen..... Das Schicksal ist eine launische, zügellose Herrin, die sich um ihre Sklaven nicht kümmert und die Strafen und Belohnungen am unrechten Orte austeilt“....

***

„Jedem wird das gehalten, was ihm versprochen worden ist; das Geschick geht seinen streng vorgezeichneten Weg; es fügt zu dem Festgesetzten nichts hinzu und nimmt auch nichts
davon hinweg; alles Wünschen und Streben bist vergeblich...“

***

„Betrachte den Kreislauf der Dinge, die immer wiederkehren, und du wirst erkennen, daß nichts in dieser Welt restlos vergeht, sondern dass alles im Wechsel schwindet und wieder wächst....“

***

„Was liegt denn daran, wie bald du von hier weggehst, von wo du doch eines Tages weggehen mußt. Nicht lange zu leben sei unser Bestreben, sondern unser Leben zu erfüllen. Um lange zu leben, dazu brauchen wir die Hilfe des Schicksals, unser Leben zu erfüllen, ist Sache unseres Willens. Das Leben ist lang, wenn es erfüllt ist. Es wird erfüllt, wenn die Seele sich ihr Gut geschaffen und die Herrschaft über sich selbst gewonnen hat. Was haben für jenen seine in Untätigkeit verbrachten achtzig Jahre für einen Sinn? Er hat nicht wahrhaft gelebt, sondern sich nur im Leben aufgehalten; er ist nicht spät, sondern andauernd gestorben...Wir wollen uns, Lucilius, darum bemühen, daß unser Leben wie eine Kostbarkeit nicht viel Raum einnehme, doch viel wiege....“

***

„Halte niemals jemanden für glücklich, der vom Glück abhängt! Auf Zerbrechliches stützt sich der, welcher an dem Freude hat, was von außen kommt. Die Freude wird verschwinden, wie sie gekommen ist. Doch was aus dem Innern kommt, ist zuverlässig und sicher, es bereichert sich noch und begleitet uns bis ans Lebensende“....

Dienstag, 29. Dezember 2009

Shakespeare Sonett


William Shakespeare
Sonette

Bedenke ich, wie alles hier im Leben
Bedenke ich, wie alles hier im Leben
Nur kurze Weile im Zenite kreist,
Wie in der Sterne unerforschtem Weben
Nur Schatten diese große Bühne weist;
Seh' ich der Pflanze gleich den Mensch erstehn,
Genährt vom gleichen Himmel und zerstört,
Im Vollbesitz der Jugendkraft vergehn,
Bis alles der Vergessenheit gehört;
Dann bei der Ahnung der Vergänglichkeit
Erscheinst du mir in jugendlicher Pracht,
Mit dem Verfall seh' ich im Kampf die Zeit,
Die deinen Tag versenkt in düstre Nacht.
Doch biet' ich Trotz ihr, ganz in Liebe dein,
Was sie dir nimmt, will ich dir neu verleihn.


When I consider every thing that grows
When I consider every thing that grows
Holds in perfection but a little moment,
That this huge stage presenteth nought but shows
Whereon the stars in secret influence comment;
When I perceive that men as plants increase,
Cheered and checked even by the self-same sky,
Vaunt in their youthful sap, at height decrease,
And wear their brave state out of memory;
Then the conceit of this inconstant stay
Sets you most rich in youth before my sight,
Where wasteful Time debateth with decay
To change your day of youth to sullied night,
And all in war with Time for love of you,
As he takes from you, I engraft you new.

Sonntag, 27. Dezember 2009

Wir sterben mit den Sterbenden


Wir sterben mit den Sterbenden
Sieh, sie scheiden, und wir gehen mit ihnen.
Wir werden mit den Toten geboren:
Sieh, sie kehren wieder und führen uns mit.

TS Elliot

Foto: Der Himmel über uns am 2. Feiertag

Samstag, 26. Dezember 2009

Weihnacht


Das ist die Nacht, in der wir Heimweh haben,
nach langen Tagen einer längst versunkenen Zeit,
nach Menschen, die uns Schönes gaben,
nach Stätten, die uns unermesslich weit.

Das ist die Nacht, in der wir Rückschau halten,
und unseren Weg betrachten wie ein Bild,
und stumm die Hände über Gräber falten,
von Freunden, die den Lauf erfüllt.
Das ist die Nacht der großen Einsamkeit,
da jeder still wird unter seinem Leid,
Die Nacht, die alles Leid und Glück der Welt
Noch schicksalslos in ihren Händen hält.

Freitag, 25. Dezember 2009

Komm, Trost der Welt

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
Wie steigst du von den Bergen sacht,
Die Lüfte alle schlafen,
Ein Schiffer nur noch, wandermüd,
Singt übers Meer sein Abendlied
Zu Gottes Lob im Hafen.

Die Jahre wie die Wolken gehn
Und lassen mich hier einsam stehn,
Die Welt hat mich vergessen,
Da tratst du wunderbar zu mir,
Wenn ich beim Waldesrauschen hier
Gedankenvoll gesessen.

O Trost der Welt, du stille Nacht!
Der Tag hat mich so müd gemacht,
Das weite Meer schon dunkelt,
Lass ausruhn mich von Lust und Not,
Bis dass das ewige Morgenrot
Den stillen Wald durchfunkelt.

Joseph von Eichendorff

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Lob der Dankbarkeit


http://www.youtube.com/watch?v=eAN4b1ftJaI
Moya Brennan: Gabriels message
24.12.2009

Liebe FreundInnen, liebe LeserInnen meines blogs,
ich möchte die Stunden der Ruhe und Besinnlichkeit heute nutzen um mich zu bedanken.
Ich sage Dank allen, die still hier verweilen, Dank denen, die mich mit ihren Wortgeschenken bereichert und beglückt haben und Dank denen, die mein Leben mit dem großen Verlust oft schon seit vielen Jahren begleiten und auch in diesem Jahr eine Stütze waren. Habt von Herzen Dank.
Ich weiß nicht, wie mein Leben ohne diese Aufgabe hier - und ohne das wärmende feed-back, das Ihr mir immer wieder gebt, wäre... um vieles ärmer, dessen bin ich mir sehr bewußt.
Ich lasse Thomas Mann für mich sprechen:
„Dies ist ein schöner Augenblick, denn es ist ein Augenblick des Dankes, und ich kenne kein glücklicheres Gefühl als das der Dankbarkeit.
Erfreulicher Weise ist Dankbarkeit eine Eigenschaft und Gabe, die man sich zuschreiben und derer man sich rühmen darf, ohne hoffärtig zu erscheinen, und dass vielleicht am meisten sie mir geholfen hat, meines Lebens froh zu sein.
Niemand ist dankbarer als ein Leidender, ja, man könnte sagen, dass Dankbarkeit der Leidensfähigkeit entstammt, und dass sich die Fähigkeit zu ihr danach bemisst, wie tief einer gelitten hat….“

Zitat aus „Lob der Dankbarkeit“
Mit großer Dankbarkeit im Herzen wünsche ich Euch allen ein gesegnetes Weihnachten und Friede in Euren Herzen und Engel an Eurer Seite.

Eure Gabriele

Eine Weihnachtsgeschichte


"Ich möchte gerne etwas von dir geschenkt bekommen, was es im Himmel nicht gibt."

Liebe Freunde,

diese Weihnachtsgeschichte und ihre Botschaft möchte ich an Euch am Vorabend des Weihnachtsfestes weiterleiten und lade Euch ein sie in die Tat umzusetzen.

„Die drei Versprechen“

Ein kleiner Junge war über Weihnachten auf Besuch bei seinem Großvater.
Der Großvater war Holzschnitzer und gerade dabei eine neue Krippe zu schnitzen.
Der Junge setzte sich zu ihm und schaute dem Großvater ein wenig bei der Arbeit zu.
Daneben auf dem Tisch standen schon eine Reihe von fertigen Figuren, die Hirten, die drei Könige, Maria und Josef.

Der Junge war schon ein wenig müde und so stützte er die Hände auf den Tisch, legte seinen Kopf hinein und schaute die Figuren an.
Auf einmal war ihm so, als wollten die Figuren lebendig werden. Ja, tatsächlich. Sie begannen sich zu bewegen und er konnte sogar mit ihnen reden. Es war ihm als sei er auf einmal mitten unten ihnen - nicht mehr groß und die Figuren klein, sondern die Figuren waren groß und lebendig so wie er.
Und da konnte er nicht anders: Er ließ sich anstecken von den Hirten, die da zur Krippe liefen und er rannte mit ihnen über die Felder bis hin nach Bethlehem, bis hin zum Stall. Denn er wollte auch das Jesuskind selber sehen.
Und wie er in den Stall trat, da lag es tatsächlich, in einer Krippe. Es lächelte und schaute ihn ganz freundlich an. Und auch er musste es anschauen und ihre Blicke trafen sich.Da wurde der Junge auf einmal traurig und Tränen kamen ihm in die Augen.
Das Jesuskind frage ihn sofort: " Warum weinst Du denn?" Und er antwortete:" Weil ich Dir doch nichts mitgebracht habe wie all die anderen hier."
Das Jesuskind schaute ihn weiter an und sagte ganz ruhig: "Aber ich möchte tatsächlich etwas von Dir haben!
"Da wurde der Junge vor Freude ganz rot im Gesicht und sagte gleich: "Du kannst alles von mir haben, was du willst. Wirklich alles! "Aber das Jesuskind sagte: "Alles brauche ich nicht. Nur drei Dinge möchte ich von Dir haben.
"Da fiel der Junge ihm schon ins Wort und schlug ihm vor: " Meinen neuen Mantel kannst Du haben oder meine elektrische Eisenbahn - oder das neue Buch mit den vielen Bildern..."Aber das Jesuskind schüttelte den Kopf: " Nein, nein, das alles haben wir doch auch im Himmel, sogar noch viel schöner. Ich möchte gerne etwas von Dir geschenkt bekommen, was es im Himmel nicht gibt.
"Da bekam der Junge plötzlich wieder Angst, denn er hatte ja nun bestimmt nichts, was es im Himmel nicht schon geben würde. Und während er überlegte, sagte das Jesuskind:
"Das Erste, was ich mir als Geschenk von Dir wünsche, ist dein letzter Schulaufsatz.
"Da wurde der Junge sehr verlegen. Das Jesuskind hatte ihm diesen Wunsch ganz leise zugeflüstert, dass es die anderen nicht hören konnten. Und auch er beugte jetzt den Kopf ganz nahe zu ihm hin und flüsterte ähnlich leise: " Christkind", kam es stotternd heraus, " da steht aber doch darunter: ungenügend."
"Ja", sagte da das Christkind. " Eben, gerade deshalb möchte ich es von Dir haben."
Und noch während der Junge fragte: " Warum denn?" wurde ihm selbst die Antwort plötzlich klar: ungenügend! Das ist etwas, was es im Himmel nicht gibt!
Und er hörte das Jesuskind weitersagen:" Immer sollst Du mir das geben, was in Deinem Leben ungenügend ist. Versprichst Du es mir? " Und der Junge machte es ihm zum Versprechen.
" Nun kommt mein zweiter Wunsch", sagte das Jesuskind, " ich hätte gerne Deine Tasse!"Und wieder wurde es dem Jungen etwas unangenehm. Er schaute ganz hilflos hin und sagte: „Christkind, aber die habe ich doch heute morgen fallen lassen!" Ja", sagte da das Christkind wieder. "
Das ist das Zweite: ich möchte immer in Deinem Leben all das von Dir haben, was Du zerbrochen hast. Versprichst Du mir, mir immer alles Zerbrochene zu geben?"
Und der Junge antwortete: "Ja!"
" Aber ich habe noch einen dritten Wunsch", fing das Christkind noch einmal an. " Ich möchte noch die Antwort haben, die Du Deiner Mutter gegeben hast, als sie dich gefragt hat, wie denn die Tasse kaputt gegangen ist!"
Da senkte der Junge langsam den Kopf, er legte ihn auf den Rand der Krippe und begann leise zu weinen. Denn er hatte seine Mutter angelogen. Und unter Tränen brachte er mühsam hervor: "Ich - ich habe doch die Tasse selber umgestoßen und habe sie zu Boden fallen lassen. "Und im mitfühlenden Ton sagte das Jesuskind zu ihm:
" Du sollst mir immer, dein ganzes Leben lang, jede Lüge bringen; jeden Trotz und alles, wofür Du Dich schämst. Versprichst Du mir auch das?"
Das tröstete den Jungen und er gab ihm auch dieses Versprechen.
Da wischte er sich die Tränen von den Augen um das Jesuskind wieder richtig anschauen zu können - und da lag es plötzlich wieder reglos vor ihm in seiner Krippe. Und wie er weiter schaute, da waren all die Krippenfiguren wieder kleine reglose Holzfiguren geworden. Es war ihm, als wäre er wie aus einem Traum aufgewacht. Aber die drei Versprechen, die er gegeben hatte, hat er nie mehr vergessen und sich bis heute daran gehalten.

Legt also alles, was in Eurem Leben ungenügend ist,
was in Eurem Leben zerbrochen ist und
alles, wofür Ihr Euch schämt in die „Krippe“.
Lasst es los und vertraut darauf, dass -
wenn Ihr es nicht mehr festhaltet –
daraus etwas Gutes entstehen kann.

Klang der Erinnerung


Ach Baum, ich mag
es dir kaum sagen
und doch sollst
du es wissen.
Dass deine
ungebrochenen
Wunderstrahlen
auch Trauertränen
fließen lassen.
In jeder deiner
brennenden Kerzen
wohnt ein
erloschenes Licht.
Aus jedem deiner
sprechenden Zweige
klingt ein verstummtes
Kinderlachen.
Ist es der Klang
unserer Erinnerung
der dir diese
unbeirrbare
Leuchtkraft gibt?
Oder ein Lied
der Sehnsucht
das die Melodie
des Friedens
anstimmt?

©Ute Leser
Ein schöneres Wort-Geschenk hättest Du uns sehnsuchtvollen Eltern in diesen Tagen nicht machen können, liebe Ute und ich teile es gerne. Von Herzen Dank!

Dienstag, 22. Dezember 2009

Stars and Midnight Blue


http://www.youtube.com/watch?v=mWHYjdxYb94&feature=related

Memories we share together,
moments no one else can know
I will keep them close to me,
never let them go

Once you filled my hands with roses
then you gave your heart to me
When a kiss had followed,
this love was meant to be

Time goes by, and the snow is drifting
slowly in the sky cold, cold night
as you lie beside me,
I can hear your heartbeat

You have lost yourself in dreaming,
I have lost myself in you.
Now we lie beneath the sky,
stars, and midnight blue,
stars, and midnight blue

Ein wunderschönes Lied von Enya - allen gewidmet, die sich nach Harmonie und Ruhe sehnen!

Montag, 21. Dezember 2009

Meine Weihnacht mit dir



Einschlafen wollte ich
nicht mehr denken
nicht mehr trauern
nur in den Schlaf fallen
den kleinen Bruder des Todes
sterben für ein paar Stunden

und da sah ich dich
du lachtest mich an
du strahlst voller Lebensfreude
legst den Kopf schräg
so typisch
wie du mir so oft zugezwinkert hast
wie Verschworene
mitten in unserem Leben

du und ich
ein Blick - ein Verstehen
ein Lächeln mitten ins Herz
wir beide Verbündete
solange du lebtest -
und auch jetzt
ein Zeichen von dir
Sekunden des Glücks

das grauenhafte Nie-mehr -
es ist kein absolutes Nie-mehr
Momente des Glücks mit dir
auch jetzt möglich
durch dich, mein Engel -
meine Weihnacht ....

**********UH

Sonntag, 20. Dezember 2009

Wo wohnt das Licht


in das wir gehen
wenn unser Sein
hier vollendet ist?
Und wo der Raum
der uns umfängt
wenn sich die Zeit
in Ewigkeit auflöst?

Vielleicht heißt Jenseits
nicht mehr als nur
ein Licht im Licht?
Ein Raum im Raum?
Ein Sein im Sein
das im Hinübergehen
grenzenlos mit dem
Universum verschmilzt?

Also muss unser Leben
doch viel mehr sein
als nur ein Augenblick.
Bedeutet Tod
nicht weniger
als dass ein neuer
Raum aufbricht.


© Ute Leser Text und Foto

Samstag, 19. Dezember 2009

Rückschau


winterabends blättere ich
in meinem Leben,
suche Reisig von Erinnerungen
für das Feuer daheim.
Doch am Ende liegt im Korb
nur ein schwerer Stein,
Fundstück des Schicksals.

Tag ohne dich
Nacht ohne dich
Frühling ohne dich
Sommer ohne dich
Herbst ohne dich
Winter ohne dich,
wieder ein Jahr ohne dich.

Freude, das scheue Tier,
hat sich in meinen Garten verirrt.

Leise die Tür öffnen,
eine Schale mit Milch
hinstellen und es wird bleiben.

Doch da ist es wieder auf und davon
Geduld, Geduld,
es kommt schon wieder.

Bleib zu Hause warnt der Schmerz
doch die Seele will vergessen,
das Leben ruft sie vor die Tür,
ist feiern denn vermessen?

Doch da prahlen diese Menschen
so laut mit ihrem Sohn,
ich flieh schnell nach Hause,
ist das der Leichtsinn Lohn?

Margarete Clasen

Der Stern heute



Er ist nicht erloschen
er steht noch über uns

hell in den Nächten
holt aus dem Nachtschlaf
aus dem Tag-Getümmel

durchbricht lautlos

den Lärm der Welt

drängt dich weiter
auf der Suche nach Licht

der Stern heute
ein zündender Gedanke
der dich weckt
zum Weitergehen
der dich trägt über Wüsten
verbrannter Hoffnung
der dich treibt
nach Leben zu tasten
auf Feldern der Finsternis

Annemarie Schnitt

Freitag, 18. Dezember 2009

Mein stilles Lied

Mein Herz ist eine traurige Zeit,
Die tonlos tickt.

meine Mutter hatte goldene Flügel,
Die keine Welt fanden.

Horcht, mich sucht meine Mutter,
Lichte sind ihre Finger und ihre Fuße wandernde Träume.

Und süße Wetter mit blauen Wehen
Wärmen meine Schlummer

Immer in den Nächten,
Deren Tage meiner Mutter Krone tragen.

Und ich trinke aus dem Monde stillen Wein,
Wenn die Nacht einsam kommt.

meine Lieder trugen des Sommers Bläue
Und kehrten düster heim.

Verhöhntet habt ihr mir meine Lippe
Und redet mit ihr.

Doch ich griff nach euren Händen,
Denn meine Liebe ist ein Kind und wollte spielen.

Einen nahm ich von euch und den zweiten
Und küßte ihn,

Aber meine Blicke bleiben rückwärts gerichtet
Meiner Seele zu.

Arm bin ich geworden
An eurer bettlenden Wohltat.

Und wußte nichts von Kranksein,
Und bin krank von euch,

Und nichts ist diebischer als Kränke,
Sie bricht dem Leben die Füße,

Stiehlt dem Grabweg das Licht,
Und verleumdet den Tod.

Aber mein Auge
Ist der Gipfel der Zeit,

Sein Leuchten küßt
Gottes Saum.

Und ich will euch noch mehr sagen,
Bevor es finster wird zwischen uns.

Bist du der Jüngste von euch,
So solltest du mein Ältestes wissen.

Auf deiner Seele werden es fortan
Alle Welten spielen.

Und die Nacht wird es wehklagen
Dem Tag.

Ich bin der Hieroglyph,
Der unter der Schöpfung steht.

Und ich artete mich nach euch,
Der Sehnsucht nach dem Menschen wegen.

Ich riß die ewigen Blicke von meinen Augen,
Das siegende Licht von meinen Lippen -

Weißt du einen schweren Gefangenen,
Einen böseren Zauberer, denn ich.

Und meine Arme, die sich heben wollen,
Sinken...

Else Lasker-Schüler

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Alles still!



Alles still! Es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur,
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.

Alles still! Vergeblich lauschet
Man der Krähe heisrem Schrei.
Keiner Fichte Wipfel rauschet,
Und kein Bächlein summt vorbei.

Alles still! Die Dorfeshütten
Sind wie Gräber anzusehn,
Die, von Schnee bedeckt, inmitten
Eines weiten Friedhofs stehn.

Alles still! Nichts hör ich klopfen
Als mein Herze durch die Nacht -
Heiße Tränen niedertropfen
Auf die kalte Winterpracht.

Theodor Fontane

Während ich dieses Gedicht lese -für das ich Dir, liebe Chris - sehr danke, höre ich (wie so oft in diesen Tagen) das "Sabat Mater" und ich weiß, dass so viele Trauernde diese Weihnachtstage kaum (er)tragen und eher "Karwoche" in unseren Seelen herrscht!
http://www.youtube.com/watch?v=1W5A-cEG4OQ

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Für die, die sich in diesen Tagen einsam fühlen



Du bist einsam
und meinst, dass niemand dich versteht
und es keinen Sinn hat zu sprechen,
weil dein Schicksal einmalig ist.
Das ist es auch.
Ein Leben wie deines hat keiner zu leben.
Niemand fühlt deine Schmerzen wie du.
Und wenn du kämpfst,
dann so, wie nur du es tust.
Niemand wartet wie du.
Und keiner trägt so
die Sehnsucht in sich wie du.
Und doch bist du damit nicht allein,
weil deine Angst verwandt ist
mit der Angst vieler.
Und deine Sehnsucht mündet
in die Sehnsucht von Millionen.
Deine Schmerzen
sind ein Teil der Schmerzen,
die wie ein manchmal stiller
und manchmal lauter Schrei
die Welt umkreisen.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Candle Lightning Day


Gott, sammle meine Tränen
in deinen Krug;
ich bin sicher,
du zählst sie alle!

Psalm 56, 9b

http://www.youtube.com/watch?v=N1TDZWr_j_I

Danke, liebe Anna-Maria für dies berührend schöne Lied.

Foto: Gedenkfeier auf unserem Friedhof - Abschluß. Die Eltern nahmen die für ihr Kind mitgebrachte Kerze und gemeinsam trugen wir die Lichter über den Friedhof zu den Gräbern unseren Kinder.

Eine lange Version des Liedes und ein sehr berührendes Video:
http://www.youtube.com/watch?v=IrMAX7Ex0tU&feature=related

Demut



Eine gefühlte Seelenhaltung?
Ein haltloses Gefühl?
Ein ohnmächtiges Spiel
zwischen weltlicher und
himmlischer Macht?
Ein Wissen um etwas
das größer scheint als
nur ein geflügeltes Wort?
Zwei flügellose Silben
die unser Bewusstsein
schon längst verloren hat?

Demut heißt für mich auch:
sich dem zu beugen
was wir als Schicksal
unabwendbar durchleben.
Annehmen, was uns
vielleicht genommen ist.
Und: klein zu werden
vor einer großen Macht,
die nicht mit weltlichen
Maßstäben misst.

Demut
ein Wort das sich
nur noch zögernd
in das Bewusstsein
zwischen Himmel
und Erde fügt.
Und dennoch eines
das sich gefügig
in die Hand
des Schicksals legt.


©Ute Leser (Text und Bild)

Montag, 14. Dezember 2009

Das Wissen der Engel



Nun lasst mein Wissen Euch entdecken,
Die ihr des Todes Macht erfuhrt,
Sein ernster Blick soll Euch nicht erschrecken,
Denn auch das Sterben ist Geburt.
Gequält von Eures Schmerzens Wunde
Wähnt Ihr vollendete eine Bahn,
Schon aber hat zur selben Stunde
Ein neues Tor sich aufgetan.
Aus Eurer dunklen Sterbenszelle
Führt Euch der Sturm zum Himmel hin,
Ihr nennt es Tod, ich nenn es: Schwelle,
Ihr nennt es Ende, ich: Beginn.
Er geht dahin, das Licht zu grüßen,
Den Ihr der Nacht verfallen glaubt
Mit Blumen unter seinen Füssen
Und Glorie über seinem Haupt.

(Henry von Heiseler)

Foto: Gedenkfeier gestern auf dem St. Matthäus-Kirchhof in Berlin
Weiter Fotos: http://picasaweb.google.de/Strasse235/CandleLightningDay09#

Sonntag, 13. Dezember 2009

Candle Lightning Day - Gedenktag für alle verstorbenen Kinder



Appell der verwaisten Eltern

Geht behutsam mit uns um, denn wir sind schutzlos.
Die Wunde ist noch offen und weiteren Verletzungen preisgegeben.
Wir haben so wenig Kraft, um Widerstand zu leisten.
Gestattet uns unsren Weg, der lang sein kann.
Drängt uns nicht, so zu sein wie früher,
wir können es nicht.
Denkt daran, dass wir in Wandlung begriffen sind.
Laßt euch sagen, dass wir uns selbst fremd sind. Habt Geduld.
Wir wissen, dass wir Bitteres in eure Zufriedenheit streuen;
dass euer Lachen ersterben kann, wir ihr unser Erschrecken seht;
dass wir euch mit Leid konfrontieren, das ihr vermeiden möchtet.
Wir müssen die Frage nach dem Sinn unseres Lebens stellen.
Wir haben die Sicherheit verloren, in der ihr noch lebt.
Ihr haltet uns entgegen: Auch wir haben Kummer.
Doch wenn wir euch fragen, ob ihr unser Schicksal tragen möchtet, erschreckt ihr.
Aber verzeiht:
Unser Leid ist so übermächtig, dass wir oft vergessen, dass es viele Arten von Schmerz gibt.
Ihr wisst vielleicht nicht, wie schwer wir unsere Gedanken sammeln können.
Unsere Kinder begleiten uns.
Vieles was wir hören, müssen wir auf sie beziehen. Wir hören euch zu, aber unsere Gedanken schweifen ab.
Nehmt es an, wenn wir unseren Kindern und unserer Trauer zu sprechen beginnen,
Wir tun nur das, was in uns drängt.
Wenn wir eure Abwehr sehen, fühlen wir uns unverstanden und einsam.
Lasst unsere Kinder bedeutend werden für euch.
Teilt mit uns den Glauben an sie.
Noch mehr als früher sind sie ein Teil von uns.
Mag sein, dass wir sie vollendeter machen, als sie waren.
Aber Fehler zuzugestehen fällt uns schwer.
Zerstört nicht unser Bild. Glaubt uns: Wir brauchen es so.
Versucht, euch in ins hineinzufühlen. Glaubt daran, dass unsere Belastbarkeit wächst.
Glaubt daran, dass wir eines Tages mit neuem Selbstverständnis leben werden.
Euer Zutrauen stärkt uns auf diesem Weg.
Wenn wir es geschafft haben, unser Schicksal anzunehmen, werden wir euch freier begegnen.
Jetzt aber zwingt uns nicht mit Wort und Blick, unser Unglück zu leugnen.
Wir brauchen eure Annahme.
Vergeßt nicht, wir müssen so vieles von neuem lernen.
Unsere Trauer hat unser Sehen und Fühlen verändert.
Bleibt an unserer Seite. Lernt von uns.
Für euer eigenes Leben.

Samstag, 12. Dezember 2009

Die Stille



Hörst du Geliebte, ich hebe die Hände -
hörst du: es rauscht...
Welche Gebärde der Einsamen fände
sich nicht von vielen Dingen belauscht?
Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider
und auch das ist Geräusch bis zu dir.
Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder......
... aber warum bist du nicht hier.

Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung
bleibt in der seidenen Stille sichtbar;
unvernichtbar drückt die geringste Erregung
in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein.
Auf meinen Atemzügen heben und senken
die Sterne sich.
Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke,
und ich erkenne die Handgelenke
entfernter Engel.
Nur die ich denke: Dich
seh ich nicht.

Rainer Maria Rilke

Freitag, 11. Dezember 2009

Wenn die Nacht begräbt des Staubes Schmerzen



Wenn Nacht begräbt des Staubes Schmerzen,
Wohin wird, ach die Seele fliehn?
Sie stirbt nicht - aus erloschnem Herzen
Muss sie zu anderen Reichen ziehn.
Wird sie entkörpert dann auf Sternen
Und Schritt um Schritt zum Himmel gehn?
Wird sie sogleich des Weltalls Fernen,
Ein lebend Aug´entschleiert sehn?
Unendlich, ewig, nie verwesend,
Allsehend aber unsichtbar,
Das Buch der Erd´und Himmel lesend,
Schaut sie im Geist, was ist und war;
Die schwächste Spur aus grauen Jahren;
Die im Gedächtnis dämmern mag,
Das Bild der Dinge, welche waren,
Steht wieder da wie heller Tag.
Zurück ins gärende Gewimmel
Des Chaos taucht sie, und hinauf
Bis zur Geburt der letzten Himmel
Sucht sie der Dinge grossen Lauf.
Durch künft´ges Werden und Verderben
Umspannt ihr Blick den Flug der Zeit,
Ob Sonn´erlischt und Welten sterben
Reglos in seiner Ewigkeit.
Hoch über Lieb´und Hass und Trauer
Lebt sie in reiner, tiefer Ruh´;
Äonen fliehn wie Jahresdauer,
Und Erdenjahre wie ein Nu.
Weit, weiter schwebet ohne Schwinge,
Ein ew´ger namenloser Geist,
durchs All und übers All der Dinge,
Und weiss nicht mehr, was Sterben heisst.

George Gordon Byron

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Die Krone des Lebens



ist nicht aus Lorbeer gebunden.
Und trägt keinen weltlichen Glanz.
Wer sie in einer heilen Welt sucht
wird sie nirgendwo finden.
Doch wer ihr mitten
im Leid begegnet
begleitet sie durch ein
trostgefülltes Land.

Die gebrochenen Zweige
stehen für ihre Seelenwunden.
Das Dornengeflecht für
entwurzelte Träume.
Wer sich traut ihren
Trauerschmerz zu teilen
wird sich selbst in ihm
getröstet fühlen.
Wer sich traut mitzuleiden
wird keine verwaisten
Wege mehr gehen.

Die Krone, die ich meine
trägt schwer an sich selbst.
Und hat doch eine ungebrochene Kraft
die Tränen dieser Welt aufzufangen.
Weil jeder ihrer
wundgeformten Zweige
Teil unseres eigenen
Seelenschmerzes ist.

© Text und Bild Ute Leser

Von ganzem Herzen Dank, liebe Ute, für diese wundervolle Krone, die Du mir in diesem Fall verliehen hast. Sie berührt und ehrt mich sehr! Danke!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

The Garden of Love



I went to the Garden of Love,
And saw what I never had seen;
A Chapel was built in the midst,
Where I used to play on the green.

And the gates of this Chapel were shut
And "Thou shalt not," writ over the door;
So I turned to the Garden of Love
That so many sweet flowers bore.

And I saw it was filled with graves,
And tombstones where flowers should be;
And priests in black gowns
were walking their rounds,
And binding with briars
my joys and desires

William Blake


Der Garten der Liebe

Ich begab mich zum Garten der Liebe
und sah, was noch nie ich gesehn:
Eine Kirche erricht' in der Mitte,
wo ich pflegte spielen zu gehn.

Und die Pforte der Kirch' war verschlossen
und "Du Sollst Nicht" graviert überm Tor:
So ging ich zum Garten der Liebe,
wo Blumen blühten zuvor.

Und ich sah ihn gefüllt mit Gräbern
und statt Blumen Grabsteine nur,
wo schwarze Pastoren,
dem Rundgang verschworen,
mit Dornzweigen fangen
mein Lust und Verlangen.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Wandel der Jahreszeiten

Immer ein Stück
sich selbst voraus sein
auf den Wegen voran
Wandlungen begegnen
wie Freunden
Veränderungen begrüßen
wie den Wandel der Jahreszeiten
dem Rhythmus
dem Kreis nachspüren
dem Lauf der Flüsse ins Meer

Annemarie Schnitt

Nachthimmel und Sternenfall



Der Himmel, groß, voll herrlicher Verhaltung,
ein Vorrat Raum, ein Übermaß von Welt.
Und wir, zu ferne für die Angestaltung,
zu nahe für die Abkehr hingestellt.

Da fällt ein Stern! Und unser Wunsch an ihn,
bestürzten Aufblicks, dringend angeschlossen:
Was ist begonnen, und was ist verflossen?
Was ist verschuldet? Und was ist verziehn?

Nicht um-stoßen, was steht!
Aber das Stehende stehender,
aber das Wehende wehender
zuzugeben, - gedreht

zu der Mitte des Schauenden,
der im Schauen preist,
daß es sich am Vertrauenden
jener Schwere entreißt,

drin die Dinge, verlorener
und gebundener, fliehn -,
bis sie, durch uns, geborener,
sich in die Spannung beziehn.

Da schwang die Schaukel durch den Schmerz -, doch siehe,
der Schatten wars des Baums, an dem sie hängt.

Ob ich nun vorwärtsschwinge oder fliehe,
vom Schwunge in den Gegenschwung gedrängt,
das alles ist noch nicht einmal der Baum.
Mag ich nun steiler schwingen oder schräger,
ich fühle nur die Schaukel; meinen Träger
gewahr ich kaum.

So laß uns herrlich einen Baum vermuten,
der sich aus Riesenwurzeln aufwärtsstammt,
durch den unendlich Wind und Vögel fluten
und unter dem, in reinen Hirtenamt,
die Hirten sannen und die Herden ruhten.
Und daß durch ihn die starken Sterne blitzen,
macht ihn zur Maske einer ganzen Nacht.
Wer reicht aus ihm bis zu den Göttersitzen,
da uns sein Wesen schon nachdenklich macht?

Rainer Maria Rilke

Montag, 7. Dezember 2009

Abschied


für J.

Weit am Himmel blüht
traurig der letzte Schein
dein Lebenslied
verglüht - singt
mir so fern

Dein Engel geleitet dich
an seiner Hand -
zu deinem Himmelsstern
zum Heimatland

Schau ich zum Himmel auf
unendlich weit -
leuchtet dein Stern mir auf
tief in der Ewigkeit

Flüstert mir Frieden zu
heilt allen Schmerz
Tränen kommen zur Ruh'
trostvoll das schwere Herz.

© Rosemarie Brunetti

Bild: Sandro Botticelli

Sonntag, 6. Dezember 2009

Der Schutzengel



Du bist der Vogel, dessen Flügel kamen,
wenn ich erwachte in der Nacht und rief.
Nur mit den Armen rief ich, denn dein Namen
ist wie ein Abgrund, tausend Nächte tief.
Du bist der Schatten, drin ich still entschlief,
und jeden Traum ersinnt in mir dein Samen, -
du bist das Bild, ich aber bin der Rahmen,
der dich ergänzt in glänzendem Relief.

Wie nenn ich dich? Sieh, meine Lippen lahmen.
Du bist der Anfang, der sich groß ergießt,
ich bin das langsame und bange Amen,
das deine Schönheit scheu beschließt.

Du hast mich oft aus dunklem Ruhn gerissen,
wenn mir das Schlafen wie ein Grab erschien
und wie Verlorengehen und Entfliehn, -
da hobst du mich aus Herzensfinsternissen
und wolltest mich auf allen Türmen hissen
wie Scharlachfahnen und wie Draperien.

Du: der von Wundern redet wie vom Wissen
und von den Menschen wie von Melodien
und von den Rosen: von Ereignissen,
die flammend sich in deinem Blick vollziehn, -
du Seliger, wann nennst du einmal Ihn,
aus dessen siebentem und letztem Tage
noch immer Glanz auf deinem Flügelschlage
verloren liegt.
Befiehlst du, daß ich frage

Rainer Maria Rilke

Samstag, 5. Dezember 2009

Weißt du, ich will mich schleichen


Weißt du, ich will mich schleichen
leise aus lautem Kreis,
wenn ich erst die bleichen
Sterne über den Eichen
blühen weiß.

Wege will ich erkiesen,
die selten wer betritt
in blassen Abendwiesen -
und keinen Traum, als diesen:
Du gehst mit.


Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)

Freitag, 4. Dezember 2009

Ausblick

Zuletzt
wirst du auferstehen
aus der Klage.
Verwehen
wird dein banges Fragen
wie ein Nichts.

Zuletzt
wirst du erkennen,
daß deine Grenzen
Brücken waren
auf dem Weg
zu ihm
dass du niemals
tiefer umarmt warst
als im Leid.

Sabine Naegeli

Donnerstag, 3. Dezember 2009



'Our lives
are like the course of the sun.
At the darkest moment
there is the promise
of daylight.'

Mittwoch, 2. Dezember 2009

Don't think of them as gone away


Don't think of them as gone away,
their journey has just begun.
Life holds so many facets,
this earth is only one.
Just think of them as resting
from the sorrows and the tears,
in a place of warmth and comfort,
where there are no days and years.
Think of how they must be wishing
that we could know, today,
how nothing but our sadness
can really pass away.
And think of them as living
in the hearts of those they touched
for nothing loved is ever lost
and they were loved so much.

Ellen Brenneman

Foto: Florians Platz im Haus erhält adventlichen Schmuck

Dienstag, 1. Dezember 2009

Heimwehreich


Es gibt so Schönes in der Welt,
Daran du nie dich satt erquickst
Und das dir immer Treue hält
Und das du immer neu erblickst:
Der Blick von einer Alpe Grat,
Am grünen Meer ein stiller Pfad,
Ein Bach, der über Felsen springt,
Ein Vogel, der im Dunkel singt,
Ein Kind, das noch im Traume lacht,
Ein Sterneglanz der Winternacht,
Ein Abendrot im klaren See
Bekränzt von Alm und Firneschnee,
Ein Lied am Straßenzaun erlauscht,
Ein Gruß mit Wanderern getauscht,
Ein Denken an die Kinderzeit,
Ein immer waches, zartes Leid,
Das nächtelang mit feinem Schmerz
Dir weitet das verengte Herz
Und über Sternen schön und bleich
Dir baut ein fernes Heimwehreich.

(Hermann Hesse)

Foto: Barcelona "Sagrada Familia"

Montag, 30. November 2009

Andenken



Wenn der Abend so wunderbar blau und dunkel
In den Bäumen hängt,
Der runde Mond fern und golden über der Erde schwebt,
Bist du mir nah.

Deine schmalen Hände behüten mit inniger Sorgfalt
Die Reliquien unserer Liebe,
Zarte Gebilde süßer Erinnerungen.

Leise öffnet sich das Fenster.
Meine Augen folgen den Sternen,
Aber unfaßbar ist alle Ewigkeit,
Angefüllt mit Schauer und den Fragen nach Verstorbenen.
Dem stillen Weinen ungeborener Kindlein.

Von Unendlichkeit verwirrt,
Sinke ich an das braune Kreuz des Fensters.
Leise bete ich deinen Namen.

Ich weiß dich im einsamen Zimmer,
Träumend bei einer Kerze.
Um deinen Mund ein todnahes Lächeln.

Francisca Stoecklin

Danke liebe Chris für diesen schönen Text und das Bild.
Von Herzen alles Liebe für Dich!

Mittwoch, 25. November 2009

Novembergedanken


Ob auch Bäume Trauer tragen
wenn die Zeit stillsteht?
Ob auch sie Wundgefühle haben
wenn der Schicksalssturm
ihre sterbenden Blätter
ins Irgendwo trägt?
Mit jedem entlaubten Zweig
wächst ihre gefühlte Einsamkeit.
Mit jedem fallenden Blatt
fällt auch ein Stück lebendiger Zeit.
Und dennoch scheinen
ihre unbeirrbaren Wurzeln
von einer Kraft getragen
die Sehnsucht heißt.
Und Jahr für Jahr neue
Hoffnungsknospen treibt.


© Ute Leser

Über das "Stark-Sein"


Viele Menschen sind überzeugt davon
dass Stark- und Tapfer-Sein bedeutet
an "etwas anderes" zu denken
nicht über Trauer zu sprechen

Aber wir wissen
dass wirklich Stark- und Tapfer-Sein bedeutet
an das Geschehene zu denken
über das Gewesene zu sprechen
bis unsere Trauer beginnt
erträglich zu werden.

Das ist wirkliche Stärke
das ist wirklicher Mut
Und nur so wird
Stark- und Tapfer-Sein
uns zur Heilung tragen

Sascha Wagner

Montag, 23. November 2009

Nur wenige Menschen...



Nur wenige Menschen sind wirklich lebendig
Und die, die es sind, sterben nie.
Es zählt nicht, dass sie nicht mehr da sind.
Niemand, den man wirklich liebt, ist jemals fort. ..

Ernest Hemmingway
Foto: Irland 1999

Winterblatt


Wie jedes Jahr
um diese Zeit
bist du bereit
zu gehen.
Todsicher
dass Sterben
nur Übergang ist.
Der ewige Schlaf
versicherst du
sei nicht mehr
als eine andere Form
von Leben
und Tod nichts anderes
als ein Wandern
von Licht zu Licht.

©Ute Leser
Foto: Ute Leser

Sonntag, 22. November 2009

Ich trage allein



Ich klage still,
Weil ich nicht will,
Daß man mich höre klagen;
Ich trag allein,
Die Last ist mein,
Kein andrer soll sie tragen.

Ich habe bis auf diesen Tag
Soviel getragen Schmerz und Pein;
Ich hoffe, was da kommen mag,
Es wird nun auch zu tragen sein.

Friedrich Rückert

Der Trauertag



Der Trauertag
mittendrin
zwischen den hellen
den Tagen des Glücks
der dunkle Tag
an dem kein Gedanke gedeiht
kein Lachen gelingt
keine Frage sich klärt
ein Tag der dich einfängt
in sein dichtes Netz
in das Dunkel der Trauer

Annemarie Schnitt

Foto: Gestern bei Florian

Samstag, 21. November 2009

Weil du nicht da bist


Weil du nicht da bist, sitze ich und schreibe
All meine Einsamkeit auf dies Papier.
Ein Fliederzweig schlägt an die Fensterscheibe.
Die Maiennacht ruft laut, doch nicht nach mir.

Weil du nicht da bist, ist der Bäume Blühen,
der Rosen Duft vergebliches Bemühen.
Der Nachtigallen Liebesmelodie
Nur in Musik gesetzte Ironie.

Weil du nicht da bist, flücht ich mich ins Dunkel.
Aus fremden Augen starrt die Stadt mich an
Mit grellem Licht und lärmendem Gefunkel,
dem ich nicht folgen, nicht entgehen kann.

Hier unterm Dach sitz ich beim Lampenschirm;
Den Herbst im Herzen, Winter im Gemüt.
November singt in mir sein graues Lied.
„Weil du nicht da bist“ flüstert es im Zimmer.

„Weil du nicht da bist“ rufen Wand und Schränke,
verstaubte Noten über dem Klavier.
Und wenn ich endlich nicht mehr an dich denke,
die Dinge um mich reden nur von dir.

Weil du nicht da bist, blättre ich in Briefen
Und weck vergilbte Träume, die schon schliefen.
Mein Lachen, Liebster, ist dir nachgereist.
Weil du nicht da bist, ist mein Herz verwaist.

Mascha Kaléko

Freitag, 20. November 2009

Rosen-Geheimnis

In der Tiefe der Blume
Mysterium
ihrer Liebe
und ihres Todes,
ihres Bebens über den Dornen

Langsames Erbühen,
Erkenntnis
einer verborgenen Mitte,
Weg der Spirale
immer im scheinbaren Kreis.

Am Ende der Schlüssel
voll Rosenfarbe
und Duft
zur Entfaltung der Blätter
und leisem Vergehen.

Hella Shama

Mittwoch, 18. November 2009

Anwesenheiten


Beinahe unhörbar der Tritt
kommen die Toten in unsere Träume,
gehüllt in die Tücher
des nicht mehr Gesagten.

Hände aus weißer Kühle
legen sich über die flatternden Ängste
und sehr ferne wissende Augen
schauen wie Mondgestirn.
Alle vergossenen Tränen
tragen das Siegel
immerwährender Verwandlung.

Sie wohnen im Nachtlaub
und in den Zyklen der Schattenworte,
das lastende Schweigen
wirken sie wieder hell.
Ihre geahnte Anwesenheit
ist das Raunen von unvergänglichem Meer
der Muschel in unseren Händen.

Hella Shama

Die Gedichte von Hella Shama schickte mir vor vielen Jahren eine verwaiste Mutter, die als Krankenschwester arbeitete. Hella Shama lag auf ihrer Station - tot krank und gab ihr diese Gedichte für mich, für meine Sammlung, für meine Gedenkseite.
Ich habe den Kontakt zu der verwaisten Mutter verloren und ich weiß nicht um das Schicksal der Frau, die diese wundervollen Zeilen schrieb. Ich bin ihr dankbar. Wo immer beide sein mögen - ich denke an sie, wenn ich die Zeilen lese!

Dienstag, 17. November 2009

Der November

Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor...
Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben.
Die Wälder weinten. Und die Farben starben.
Nun sind die Tage grau wie nie zuvor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Der Friedhof öffnete sein dunkles Tor.
Die letzten Kränze werden feilgeboten.
Die Lebenden besuchen ihre Toten.
In der Kapelle klagt ein Männerchor.

Was man besaß, weiß man, wenn man's verlor.
Der Winter sitzt schon auf den kahlen Zweigen.
Es regnet, Freunde. Und der Rest ist Schweigen.
Wer noch nicht starb, dem steht es noch bevor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Erich Kästner
Foto: mein ganz persönliche "Klagemauer" an Florians Grab

Montag, 16. November 2009

The Rose

http://www.youtube.com/watch?v=r4pTei8ZN1k&feature=rec-LGOUT-exp_fresh+div-HM
Some say love it is a river
that drowns the tender reed
some say love it is a razor
that leaves your soul to bleed

Some say love it is a hunger
an endless aching need
I say love it is a flower
and you its only seed

It's the heart afraid of breaking
that never learns to dance
it's the dream afraid of waking
that never takes the chance

It's the one who won't be taken
who can not seem to give
and the soul afraid of dying
that never learns to live

When the night has been too lonely
and the road has been too long
and you think that love is only
for the lucky and the strong


Just remember in the winter
far beneath the bitter snow
lies the seed that with the sun's love
in the spring becomes the rose

Übersetzung

Die Rose
Manche sagen, Liebe ist ein Fluss,
der das zarte Schilf überschwemmt.
Manche sagen, Liebe ist eine Klinge,
die deine Seele bluten lässt.
Manche sagen, Liebe ist ein Hunger,
ein schmerzliches Bedürfnis.
Ich sag, Liebe ist eine Blume
und du ihr einziger Same.
Es ist das Herz, das Angst hat zu brechen,
das niemals tanzen lernt .
Es ist der Traum, der Angst hat vorm Erwachen,
der niemals die Chance ergreift.
Es ist der, der nie genommen wird,
der niemals zu geben vermag,
und die Seele, die Angst hat zu Sterben,
die niemals zu leben lernt.
Wenn die Nacht zu einsam gewesen ist,
und der Weg viel zu lang war
glaubst du, dass Liebe nur für
die Glücklichen und Starken sein kann.
Erinnere Dich nur daran , im tiefesten Winter,
weit unter dem kaltem Schnee liegt der Same,
der mit der Liebe der Sonne im Frühling zur Rose wird


Danke, liebe Carmen!

Das Sterben


Vielleicht ist es
kein Weggehen
sondern Zurückgehen?

Sind wir nicht unterwegs
mit ungenauem Ziel
und unbekannter Ankunftszeit
mit Heimweh im Gepäck?

Wohin denn
sollten wir gehen
wenn nicht
nach Hause zurück?

Anne Steinwart

Sonntag, 15. November 2009

Tot sind sie, doch fern sind sie nie

http://www.youtube.com/watch?v=nXNeGw-TSws

Lausch’ öfter den Dingen auf,
nicht nur den Wesen,
Des Feuers Stimme spricht
hör hin auf des Wassers Stimme,
Hör was dir sagt im Wind
des Strauches Jammerklagen,
das ist der Atem der Ahnen.
Tot sind sie, doch fern sind sie nie,
sie sind im sich lichtenden Schatten,
Und im sich verdichtenden Schatten.
Die Toten sind nicht begraben,
Sie sind im Baum, der rauscht.
Sie sind im Holz, das ächzt,
Sie sind im Wasser, das fliesst,
Sie sind in der Hütte, sie sind im Getümmel,
Die Toten sind nicht tot.

Birago Diop
(senegalesischer Dichter)

Sehr ergriffen habe ich die Trauerfeier für Robert Enke verfolgt und meine Gedanken sind bei seiner unglaublich mutigen, liebenden Frau. Vor ihr verneige ich mich heute und ihr gilt meine tiefe Anteilnahme. Wir, die wir Wissende sind, erahnen den Weg, der ihr bevorsteht!



Samstag, 14. November 2009

Mit all meiner Liebe



Auf Flügeln der Morgenröte will ich dich tragen
ich werd bei dir sein auch an finsteren Tagen
ein wärmender Mantel will ich dir sein
sanft hüllt meine Liebe dich ein
und führt dein Weg dich durch steiniges Land
ich halte dich fest in meiner Hand
auch stürmische Meere erschrecken dich nicht
ich bin dein Segel im Sonnenlicht
und findest du nachts nicht Rast noch Ruh
mein Stern am Himmel funkelt dir zu
wenn Zweifel und Angst deine Seele beschwert
dann hab ich längst schon dein Rufen gehört
ich werde über und unter dir schweben
ich bin die Kraft in deinem Leben
so lange noch Himmel und Erden bestehen
werd ich nicht von deiner Seite gehen
zu jeder Stund und zu allen Zeiten
wird dies Vermächtnis dich begleiten.

Monika A.E. Klemmstein