Sonntag, 7. September 2008

Das Meer ist meine Seele


Ich bin ein Boot
ohne Wind
Du warst der Wind
Ob ich in deine Richtung wollte?
Wer fragt nach Richtung,
wenn er so einen Wind hat

Olav H Hauge


Das Meer ist meine Seele

Diesen Titel trägt auch ein Text von Heinrich Heine, den ich an der Ostsee in einem kleinen Buch fand – und dieser Text animierte mich dazu, meine eigenen Empfindungen und Gedanken der Tage am Meer festzuhalten.

Was ist es, das meinem Herzen so wohl tut, sobald meine Füße den Stand betreten, meine Augen sich der Weite bemächtigen. Der Horizont, an dem Meer und Himmel sich kaum unterscheiden lassen, manchmal durch eine dunkle Linie getrennt, vermitteln ein Gefühl von unendlicher Weite, von Endlosigkeit, nichts, was den Blick beengt, begrenzt.

Dein Herz, so wild es sonst gebrannt,
Wird wieder still, wird wieder Kind
Und ruht wie Sonne, Meer und Wind
In Gottes Hand

schreibt Hesse und diese Zeilen berühren mich sehr. Am Meer ist mir, als würde der Wind meine Gedanken ordnen, Ängste und Zweifel mit sich nehmen. Die Weite, sie rückt die Dinge in eine andere Relation. Mir wird bewusst, welch winziges Sandkorn der Einzelne im Weltall ist – und ich werde ruhig die Seele entspannt sich. Das Universum entfaltet sich seiner Bestimmung gemäß und tröstet mich- in meinem kleinen großen Schmerz um mein „Sternenstäubchen“. Die Erinnerung hört auf, nur Sehnsucht zu sein und wird für einen Augenblick Befreiung. Nicht der Schmerz, nicht die Sehnsucht sind im Vordergrund sondern die Liebe, die unendlich, nie endende Liebe – weit und tief wie das Meer!
Die Seele und der Körper schöpfen Kraft. Am Stand zu laufen, zu sitzen, zu schauen, zu träumen, die gedankenvolle eigene Welt in mir zu spüren, die sanfte, Energie spendende Musik der Wellen, wenn diese am Ufer nagen und zugleich Mitgeführtes zurück lassen streichelt die kreisenden Gedanken und lässt mich erschauern beim Ahnen der Tiefe und Weite die ich nicht zu fassen vermag.
Es ähnelt dem Denken, das ich im Zusammenhang mit dem Tod habe: Da ist das Erlösende des odes auf der einen Seite des Hoffens und andererseits das unwissende Zweifeln und die Angst, dass der Glaube im Nichts stranden könnte.

Das Meer – es steht für das Beständige, das Bleibende. Das Wissen, zurückkommen zu können – und etwas wieder zu finden, unverändert, unverlierbar. Die Küsten haben unterschiedliche Gesichter – aber das Gefühl das mich dort ergreift, ist ein ähnliches. Ich fühle mich befreit von großer Last!

Spaziergänge am Meer sind eine Freude. Die auslaufenden Wellen über die Füße springen zu lassen, den Blick nach unten gerichtet auf Millionen von Steinchen und Muscheln, sie in ihren mannigfaltigen Formen und Farbenwundern zu entdecken, zu sammeln. Steine, die die Form von Herzen haben – sie sind die Grußboten von Florian, Hühnergötter, die ich später auf Ketten reihe. Steine, die Buchstaben tragen. Sie alle werden angespült und wieder abgeholt und es ist dieser einzigartige Moment, in dem man findet - der wieder vergeht.

Als das Meer mir eine kleine nasse Feder in die Hände spülte, war sie grau, dünn und vom salzigen Wasser durchtränkt.
Sie erinnerte mich an Tage, an denen ich ebenso traurig ausgesehen haben mochte, wenn Tränen mein Gesicht bedeckten.
Ich nahm sie mit nach Hause, säuberte das kleine Kunstwerk und legte es auf meinen Schreibtisch.
Mit jeder Stunde wurde die Feder heller, bis sie strahlend weiß, leicht und glänzend vor mir lag.
An manchen grauen Tagen lege ich sie mir in die Hand und beginne wieder zu
lächeln




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